Nächstenliebe - Ein wunderschönes Thema, bei dem aber gleichzeitig mitschwingt: Muss ich jetzt eigentlich als Christ/als Christin jeden Menschen lieben? Muss ich also auch diesen total blöden Nachbarn, der immer falsch parkt, irgendwie lieben? Ist das jetzt eine Verpflichtung? Ich finde das immer ganz spannend, wenn man sich die Texte in der Bibel durchliest zur Nächstenliebe. Da gibt es einen ganz prominenten, der mir sehr am Herzen liegt. Da steht:
Liebe Gott von ganzem Herzen mit all deiner Kraft und all deinem Verstand und deinen Nächsten, wie dich selbst.
(ich ergänze: der ganze Passus lautet: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deiner ganzen Vernunft. Das ist das wichtigste und erste Gebot. Das Zweite ist ihm gleich: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. An diesen beiden Geboten hängen das ganze Gesetz und die Propheten.“)
Und ein kleiner Satz wird da immer total gerne überlesen. Das ist der Satz „wie dich selbst”. Wir können eigentlich nur anderen Menschen freundlich und gut begegnen, wenn wir auch im Reinen mit uns selber sind, wenn wir im Reinen mit Gott sind und wenn wir im Reinen mit uns selber sind. Diese Perspektive braucht es, damit wir einander freundlich begegnen können.
Und das heißt jetzt eben nicht, dass ich meinen Nachbarn, der immer falsch parkt, lieben muss von ganzem Herzen, so wie ich meine Freundin liebe oder wie sich Partner lieben, sondern dass ich Menschen so wahrnehme, dass auch sie geliebte Kinder Gottes sind. Dass man sich im gegenseitigen Respekt begegnet und zwar in dem Wissen, dass jeder Mensch es verdient hat, so wahrgenommen zu werden.
Von daher „Liebe deinen Nächsten, wie dich selbst” klingt erstmal schön - mag vielleicht auch eine Verpflichtung sein - geht aber nie ohne diese beiden Perspektiven: Ohne Gott und, dass ich mich auch selber lieben und annehmen kann.