Kalihan schrieb:
Diese Einstellung halte ich für Drückebergerei. Ein wach geführtes Eheleben birgt so viele Chancen für Entwicklung. Eben durch die Nähe und das Spiegeln und den Energieausgleich von männlich und weiblich... In diesen Texten werden immer wieder falsche Schlüsse gezogen. Sollte ich Brachmachary werden, damit ich es besonders angenehm und friedlich habe? Weil ich mich dann nicht mehr mit meiner Umgebung auseinandersetzen muss? Weil ich Eigenbrötler sein darf, und keiner meine Macken spiegelt? Ist der spirituelle Weg nicht grundsätzlich ein verantwortungsvoller? Eben durch die Macht, die mit der Energieerhöhung möglich wird? Warum also die Verantwortung für ein Familienleben ablehnen? Auf mich wirken die Argumente wieder mal recht egoistisch... Übrigens ist es möglich sich im Ehekleben Raum für Ruhe Versenkung zu schaffen. Das ist eine Frage der inneren Gestimmtheit.
Kali
Es spricht ja im Prinzip nichts dagegen, eine Familie zu gründen und Kinder zu haben. Das hat Swami Sivananda an anderer Stelle ja auch gesagt. Das entscheidende ist nicht, ob man als Sanyassin (Mönch) lebt oder ob man eine Familie hat, sondern wie man sein Sexualleben gestaltet. Man kann ja auch das Brahmacharya in der Ehe praktizieren. Dann schläft man halt nur miteinander, wenn man Kinder zeugen möchte. So kann man beides miteinander verbinden. Und ich kann mir vorstellen, dass aus einer solchen Ehe wunderbare Kinder hervorgehen können.
Darum kann ich mir beide Fälle sehr gut vorstellen. Einerseits den Weg des Sanyassin. Der muss sich auch nicht zwangsläufig in die Wälder, in eine Höhle im Himalaya oder in ein Kloster zurückziehen, sondern der kann durchaus im ganz normalen Leben stehen, seinem Beruf nachgehen und ganz normal leben. Vielleicht ist es sinnvoll, wenn er sich eine Zeit lang zurückzieht. Gerade von solchen Menschen, die mitten im Leben stehen, kann eine ungeheure Faszination ausgehen, die andere mitreisst, weil sie irgendwann so berauscht vor Glück sind, dass ihnen die Seligkeit gewissermaßen aus den Augen schaut.
Und der zweite Fall ist eben der oben beschriebene Fall des Ehemanns, der trotz Ehe das Brahmacharya praktiziert. Und du fragst mich, wo da die Sexualität bleibt? Die Sexualität interessiert dich irgendwann nicht mehr. Man wächst darüber hinaus. Es ist wie bei einem Raucher, der das Rauchen aufgegeben hat. Irgendwann erkennt er, dass das Leben ohne Rauchen eigentlich viel schöner ist, obwohl da immer wieder die Verlockung besteht. Aber bleibt er konsequent beim Nein, dann kann ihm die Zigarette nichts anhaben. Greift er aber doch zum Glimmstengel, dann besteht die Gefahr, dass er wieder zum Raucher wird. Nur beim Sex sind die Unterschiede noch krasser. Es ist ein Unterschied wie Himmel und Hölle.