Trixi Maus
Sehr aktives Mitglied
- Registriert
- 23. Oktober 2005
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Hallo ihr lieben, die ihr euch mit Familienaufstellungen beschäftigt. Ich wollte Euch gerne um Hilfe bzw. Information bitten.
following situation, a bisserl complicated:
wie man ja nun zunehmende weiß und seinem ureigenen bemerken vertraut ist Krankheit an die Entwicklung eines bestimmten Verhaltens gekoppelt. Gerade so chronische Familiengeschichten hangeln sich ja über Verhaltensweisen durch die Generationen.
So und ich bin hier in diesem Körper in diesem Leben irgendwie der Kulminationspunkt für alle Unmöglichkeiten, die in meiner Familie so aufgetreten sind. Bei uns ist das traditionell so: die väterlichen Väter sterben bevor sie 40 sind. Und die mütterlichen Väter sind nicht anwesend, weil sie dan ganzen Tag arbeiten. Arbeiterklasse (Mutter) trifft Intellektuelle/Akademiker (Vater). Und was dann passiert ist folgendes: die kreative Energie dier kreativsten Männer wird blockert durch sehr (f)rigide weibliche Verhaltensweisen, die aus die Angst vor dem eigenen Vater im Schichtdienst locker zurück geführt werden können. Denn ein Mensch im Schichtdienst ist nicht so gut drauf, wenn die Woche 50 oder 60 Stunden hat. Und da muß man als Kind kuschen. Und genau so war das in meinem Elternhaus auch. Kusch.
In der neueren, meiner Generation (2 Schwestern, die 2 und 3 Jahre älter sind, ich selber bin jetzt ein 36-jähriger grosser Junge) läßt man sich scheiden und die Männer drehen dann echt psychisch ab. Aber total. Schlimm.
Ich will da jetzt nicht die Ursache bei den Frauen suchen- nene. Es ist nur so, daß mir die mütterliche Seite eben durch Geschischten etc. besser zugänglich ist, weil man Vater starb, als ich 7 war. Wer tot ist, der kann nichts erzählen, der ist eben einfach nur "da". So habe ich das immer empfunden als Kind: er ist im Himmel und paßt auf mich auf. Seit er tot ist spüre ich sein Auge über mir. Sinngemäß. Und von daher bin ich gar nicht so "bitter".
Jetzt war das Problem folgendes: diese chronischen Erkrankungen, die ich da als Männlein dieser Familie durchs Leben getragen habe bisher sind eben an ein Kommunikationsverhalten in sich selber und natürlich auch mit der Familie (besonders natürlich Mutter, Vater ist ja tot) gebunden. Und jetzt ist leider folgendes geschehen: ich bin so krank geworden vor ein paar Jahren, daß ich diese Kommunikations- und (Denk-)Verhaltensweisen ablegen mußte.
Nun ist folgende, wirklich saublöde Situation, die mir aktuell zu schaffen macht: ich kann mit meiner Mutter nicht mehr kommunizieren. Bzw.: das haben wir vom Grundsatz her noch nie getan, immer nur wenn ich mal heulend zu ihr kam und sagen mußte: ich brauche jetzt mal Hilfe von meiner Mutter als junger Mensch. Jetzt bin ich erwachsen und benötige diese Hilfe nicht und ich habe eigentlich auch die Tränen alle geweint, die man weinen muß, um sich wirklich innerlich von der Familie zu lösen.
Meine Familienaufstellungen sind quasi jetzt "real". Ich erlebe sie heute z.B. folgendermaßen bei der Kommunion meines ebenfalls an der gleichen Erkrankung erkrankten Neffen, des Sohnes meiner Schwester mit den Scheidungsgeschichten:
ich stehe vor eine Kirche. Die Kirche bei uns zuhause im Dorf. Meine Mutter kommt und fasst mich mit beiden Händen an beiden Handgelenken. Sie blickt mir in die Augen mit ihrem Blick, den ich als kranker Sohn in ihr erkenne. Das ist der Blick mit der "Energie", die mir selber meine "Chronik" beschert. Es ist ein Blick der mich "klein" macht dadurch, daß sie sich vor mir klein macht.
Sie hat Angst vor mir mittlerweile, weil sie mich nicht mehr als ihren Sohn erkennt. Ich habe wirklich mein Verhalten, das ich hatte, vollständig innerlich wie äußerlich abgelegt und habe auch gar nicht mehr die Möglichkeit, da wieder hinein zu schlüpfen. Auch körperlich nicht, ich bin tatsächlich ein ganz anderer Mensch als noch vor 4 oder 5 Jahren, als wir noch sporadisch über was machst Du etc. Kontakt hatten. Aber "wie geht es Dir"- diese Frage habe ich ihr so gut wie nie ernsthaft beantwortet, weil diese Frage nach dem Tod meines Vaters eh aus dem Befindens-Wortschatz gestorben war in unserer Familie. Es stand fest: es geht schlecht. Aber es muß weitergehen und daher müssen wir nicht bemerken, wie es uns geht. Alles was man weiß ist im Grunde nur: man hat kein Geld. Und keinen Vater. Und jetzt muß es weitergehen.
Jeder, jeder einzelne in meiner Familie hat Unglück zu tragen. Aber es gibt eben auch Freude. Ich will nicht leugnen, daß ich es noch immer schwer habe, die in mir zu entwickeln, das liegt an der Krankheit und dem Stand der Bewältigung, in der ich eben bin. Ich nenne das mittlerweile auch einfach "Leben"- bei chronischen Krankheiten macht das Sinn. Sogar den Einen immer Gesuchten.
Und das weiß ich eben. Und ich will ihr auch nicht nehmen, dann vor der Kirche das zu erleben, wofür ich mich heute fürchterlich schäme: ich kann es nicht schreiben, es tut mir leid.
Ich kann nur vielleicht heute fragen: was ist das, wenn jemand so nah da steht und einen an den Handgelenken festhält und man das nicht ertragen kann, weil man selber es eben energetisch erlebt. Weil man eben leider, leider Geist ist und nicht mehr der Mensch der man mal war. Mit was für einer Trauer das verbunden ist, trotzdem zu leben, obwohl der schon tot ist, der geboren wurde und in einer Familie so leben konnte, wie die Familie ihm das gezeigt hat, das kann ich gar nicht beschreiben. Einen lebenden Menschen wie die eigene Mutter sterben zu lassen in sich drin und diese Verbindung wirklich zu trennen- weil man eben sonst sterben würde- das ist ein Scheißgefühl.
Ich hab jetzt- ich weiß nicht- 5 oder 10 mal angefangen mal nach Worten zu suchen, die ich ihr gerne sagen würde. Und da ist nichts.
Und ich heule hier deshalb wie ein Schloßhund, weil da nichts ist, was ich meiner eigenen Mutter zu sagen hätte. Es ist wirklich kaum zu ertragen für mich. Vielleicht könnte ihr mir ja etwas helfen.
following situation, a bisserl complicated:
wie man ja nun zunehmende weiß und seinem ureigenen bemerken vertraut ist Krankheit an die Entwicklung eines bestimmten Verhaltens gekoppelt. Gerade so chronische Familiengeschichten hangeln sich ja über Verhaltensweisen durch die Generationen.
So und ich bin hier in diesem Körper in diesem Leben irgendwie der Kulminationspunkt für alle Unmöglichkeiten, die in meiner Familie so aufgetreten sind. Bei uns ist das traditionell so: die väterlichen Väter sterben bevor sie 40 sind. Und die mütterlichen Väter sind nicht anwesend, weil sie dan ganzen Tag arbeiten. Arbeiterklasse (Mutter) trifft Intellektuelle/Akademiker (Vater). Und was dann passiert ist folgendes: die kreative Energie dier kreativsten Männer wird blockert durch sehr (f)rigide weibliche Verhaltensweisen, die aus die Angst vor dem eigenen Vater im Schichtdienst locker zurück geführt werden können. Denn ein Mensch im Schichtdienst ist nicht so gut drauf, wenn die Woche 50 oder 60 Stunden hat. Und da muß man als Kind kuschen. Und genau so war das in meinem Elternhaus auch. Kusch.
In der neueren, meiner Generation (2 Schwestern, die 2 und 3 Jahre älter sind, ich selber bin jetzt ein 36-jähriger grosser Junge) läßt man sich scheiden und die Männer drehen dann echt psychisch ab. Aber total. Schlimm.
Ich will da jetzt nicht die Ursache bei den Frauen suchen- nene. Es ist nur so, daß mir die mütterliche Seite eben durch Geschischten etc. besser zugänglich ist, weil man Vater starb, als ich 7 war. Wer tot ist, der kann nichts erzählen, der ist eben einfach nur "da". So habe ich das immer empfunden als Kind: er ist im Himmel und paßt auf mich auf. Seit er tot ist spüre ich sein Auge über mir. Sinngemäß. Und von daher bin ich gar nicht so "bitter".
Jetzt war das Problem folgendes: diese chronischen Erkrankungen, die ich da als Männlein dieser Familie durchs Leben getragen habe bisher sind eben an ein Kommunikationsverhalten in sich selber und natürlich auch mit der Familie (besonders natürlich Mutter, Vater ist ja tot) gebunden. Und jetzt ist leider folgendes geschehen: ich bin so krank geworden vor ein paar Jahren, daß ich diese Kommunikations- und (Denk-)Verhaltensweisen ablegen mußte.
Nun ist folgende, wirklich saublöde Situation, die mir aktuell zu schaffen macht: ich kann mit meiner Mutter nicht mehr kommunizieren. Bzw.: das haben wir vom Grundsatz her noch nie getan, immer nur wenn ich mal heulend zu ihr kam und sagen mußte: ich brauche jetzt mal Hilfe von meiner Mutter als junger Mensch. Jetzt bin ich erwachsen und benötige diese Hilfe nicht und ich habe eigentlich auch die Tränen alle geweint, die man weinen muß, um sich wirklich innerlich von der Familie zu lösen.
Meine Familienaufstellungen sind quasi jetzt "real". Ich erlebe sie heute z.B. folgendermaßen bei der Kommunion meines ebenfalls an der gleichen Erkrankung erkrankten Neffen, des Sohnes meiner Schwester mit den Scheidungsgeschichten:
ich stehe vor eine Kirche. Die Kirche bei uns zuhause im Dorf. Meine Mutter kommt und fasst mich mit beiden Händen an beiden Handgelenken. Sie blickt mir in die Augen mit ihrem Blick, den ich als kranker Sohn in ihr erkenne. Das ist der Blick mit der "Energie", die mir selber meine "Chronik" beschert. Es ist ein Blick der mich "klein" macht dadurch, daß sie sich vor mir klein macht.
Sie hat Angst vor mir mittlerweile, weil sie mich nicht mehr als ihren Sohn erkennt. Ich habe wirklich mein Verhalten, das ich hatte, vollständig innerlich wie äußerlich abgelegt und habe auch gar nicht mehr die Möglichkeit, da wieder hinein zu schlüpfen. Auch körperlich nicht, ich bin tatsächlich ein ganz anderer Mensch als noch vor 4 oder 5 Jahren, als wir noch sporadisch über was machst Du etc. Kontakt hatten. Aber "wie geht es Dir"- diese Frage habe ich ihr so gut wie nie ernsthaft beantwortet, weil diese Frage nach dem Tod meines Vaters eh aus dem Befindens-Wortschatz gestorben war in unserer Familie. Es stand fest: es geht schlecht. Aber es muß weitergehen und daher müssen wir nicht bemerken, wie es uns geht. Alles was man weiß ist im Grunde nur: man hat kein Geld. Und keinen Vater. Und jetzt muß es weitergehen.
Jeder, jeder einzelne in meiner Familie hat Unglück zu tragen. Aber es gibt eben auch Freude. Ich will nicht leugnen, daß ich es noch immer schwer habe, die in mir zu entwickeln, das liegt an der Krankheit und dem Stand der Bewältigung, in der ich eben bin. Ich nenne das mittlerweile auch einfach "Leben"- bei chronischen Krankheiten macht das Sinn. Sogar den Einen immer Gesuchten.
Und das weiß ich eben. Und ich will ihr auch nicht nehmen, dann vor der Kirche das zu erleben, wofür ich mich heute fürchterlich schäme: ich kann es nicht schreiben, es tut mir leid.
Ich kann nur vielleicht heute fragen: was ist das, wenn jemand so nah da steht und einen an den Handgelenken festhält und man das nicht ertragen kann, weil man selber es eben energetisch erlebt. Weil man eben leider, leider Geist ist und nicht mehr der Mensch der man mal war. Mit was für einer Trauer das verbunden ist, trotzdem zu leben, obwohl der schon tot ist, der geboren wurde und in einer Familie so leben konnte, wie die Familie ihm das gezeigt hat, das kann ich gar nicht beschreiben. Einen lebenden Menschen wie die eigene Mutter sterben zu lassen in sich drin und diese Verbindung wirklich zu trennen- weil man eben sonst sterben würde- das ist ein Scheißgefühl.
Ich hab jetzt- ich weiß nicht- 5 oder 10 mal angefangen mal nach Worten zu suchen, die ich ihr gerne sagen würde. Und da ist nichts.
Und ich heule hier deshalb wie ein Schloßhund, weil da nichts ist, was ich meiner eigenen Mutter zu sagen hätte. Es ist wirklich kaum zu ertragen für mich. Vielleicht könnte ihr mir ja etwas helfen.