Mahabharata

Mahabharata 3. Buch

Kapitel 262 – Die Belobigung Krishnas

Vaisampayana fuhr fort: Und eines Tages, nachdem er sicher war, dass bei den Pandavas alle gegessen und sich zur Ruhe begeben hatten, zog Durvasa mit seinen tausend Schülern zu Yudhishthir in seine Waldesheimat. Der ruhmreiche und aufrechte König Yudhishthir ging ihm mit seinen Brüdern entgegen, faltete seine Hände zum Gruß, bot dem Rishi den besten Platz an und hieß ihn herzlich und respektvoll willkommen.

Dann sprach der König zu ihm: Oh verehrter Herr, kehre nach deinen täglichen Waschungen und Gebeten schnell wieder zu uns (zum Essen) zurück.

Da dachte der sündenlose Muni: „Wie wird uns der König bewirten wollen?“, und ging mit seinen Schülern zum Fluss, um dort mit gezügeltem Geist die Waschungen auszuführen. Draupadi (die Frau der Pandavas) jedoch war in großer Sorge wegen des Essens. Nach reiflicher Überlegung, kam sie zu dem Entschluss, dass sie kein Mittel wusste, all die Munis mit Essen zu versorgen, und so betete die vorzügliche und ihren Gatten ergebene Prinzessin zu Krishna, dem Vernichter von Kaṁsa.

Sie flehte im Stillen: Krishna, oh Krishna mit den mächtigen Waffen, oh Sohn von Devaki,
deine Macht ist unerschöpflich, oh Vasudeva, oh Herr des Universums,
du vertreibst die Sorgen derer, die sich vor dir verneigen.

Du bist die Seele, der Schöpfer und der Vernichter des Universums.
Du, oh Herr, bist unermesslich und der Retter der Geplagten.
Du bist der Bewahrer des Universums und aller erschaffenen Wesen.
Du bist der Höchste der Höchsten und die Quelle aller geistigen Wahrnehmungen namens Akuti und Chiti (Wissen und Moral).

Oh höchstes und grenzenloses Wesen, du Geber alles Guten, du bist die Zuflucht der Hilflosen.
Oh ursprüngliches Wesen, du kannst nicht durch die Seele oder die Gedanken begriffen werden,
du bist der Herrscher aller und der Herr Brahmās (das erste durch das Falsche Ego bedingte Lebewesen in einem Universum).

Ich flehe um deine Hilfe. Oh Gottheit, du bist immer denen gnädig gestimmt, die in dir Zuflucht nehmen.
Oh sei mir freundlich zugeneigt. Oh du mit dem dunklen Angesicht wie der blaue Lotus, mit den Augen so rot wie die Blüte der Lilie, mit den gelben Kleidern und dem hellen Kaustubha Juwel an deiner Brust, du bist der Anfang und das Ende der Schöpfung und die große Zuflucht.

Du bist das transzendentale Licht und die Essenz des Universums. Dein Gesicht ist nach allen Seiten gewandt. Sie nennen dich das höchste Juwel und die Kammer aller Schätze. Unter deinem Schutz, oh Herr der Götter, verliert alles Böse sein Grauen. Bitte errette mich aus dieser Schwierigkeit, wie du mich damals vor Dushasana beschützt hast.
 
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Kapitel 262 – Krishna stillte den Hunger der Rishis

Vaisampayana fuhr fort: Kesava (der Schlachter vom bösen Asura Keśi - Krishna), welcher sich geheimnisvoll bewegte,
dieser immer Freundliche und große Herrscher über Götter und Erde,
hörte Draupadis Verehrung und ihr Flehen, verließ sein Ruhebett,
wo Rukmini an seiner Seite schlief, und erschien vor Draupadi.
In großer Freude verbeugte sich Draupadi vor Krishna und erzählte ihm von der Ankunft der Rishis und ihrer Sorge.

Da sprach Krishna zu ihr: Ich bin sehr hungrig, oh gib mir schnell etwas zu essen, und dann kannst du deiner Aufgabe nachkommen.
Völlig verwirrt antwortete Draupadi: Der Kessel, den uns die Sonne gab, bleibt nur solange gefüllt, bis ich gegessen habe. Doch heute habe ich schon mein Mahl beendet, und so haben wir nichts zu essen.

Da meinte der lotusäugige und verehrungswürdige Krishna: Dies ist keine Zeit für Scherze, oh Draupadi, mich quält der Hunger wirklich sehr. Geh schnell und hole den Kessel. Ich will ihn sehen.

Als er so hartnäckig drauf bestand, wurde der Kessel geholt. Krishna blickte hinein und entdeckte ein Krümelchen Reis und etwas Gemüse, was noch am Rand klebte. Dies schluckte er hinunter und sprach:
Möge es Gott Hari (ein Avatar des Transzendentalen Herrn), diese Seele des Universums zufriedenstellen.
Und möge die Gottheit, die an allen Opfern teilnimmt, davon gesättigt sein.

Dann wandte sich der langarmige Krishna, der Besänftiger allen Elends, an Bhima (einer der fünf Pandavas) und sprach zu ihm: Nun lade schnell die Munis zum Essen ein.

Bhima tat, wie ihm geheißen, und eilte zum kühlen Strom. In dessen klaren Wassern hatten die Munis ihre Körper gereinigt, und als sie ihre Bäuche rieben, fühlten sie plötzlich alle, dass ihre Mägen gefüllt waren. Sie kamen alle ans Ufer und starrten sich gegenseitig an. Dann wandten sie sich an Durvasa:
Wir baten den König um Essen nach dem Bade. Doch wie können wir jetzt irgend etwas zu uns nehmen, oh Zweifachgeborener, wo wir bis zur Kehle voll sind? Das Essen wurde vergebens für uns gekocht. Was ist nun das Beste für uns zu tun?

Durvasa (der Führer der Rishis) erwiderte: Indem wir die Mahlzeit verdarben, haben wir schlecht an König Yudhishthir (der Führer der Pandava Brüder) gehandelt. Könnten uns die Pandavas nicht sogar vernichten, wenn sie uns mit ärgerlichen Augen ansehen? Ich weiß, dass der weise Yudhishthira große asketische Kraft hat. Ach ihr Brahmanen, ich weiß, was Menschen vermögen, die Hari hingegeben sind. Die hochbeseelten Pandavas sind dharmisch (folgen die Vorgeschriebene Pflichten gem. ihren Soziale & Sakrale Klasse), gelehrt, kriegserfahren, geduldig in asketischer Enthaltsamkeit und sakralen Gelübden, Vasudeva (Krishna) hingegeben und achten immer auf gutes Betragen. Wenn man sie reizt, können sie uns mit ihrem Zorn vernichten, wie Feuer einen Ballen Baumwolle. So lauft schnell weg, bevor sie uns entdecken.
 

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Kapitel 262 – der Plan Dhuryodanas für die Verwünschung der Pandavas wurde vereitelt

Ihrem Lehrer gehorsam flohen da alle Rishis angstvoll davon. Als Bhima (einer der 5 Pandavas und Sohn des Windgottes) ankam, sah er keine Munis mehr im heiligen Fluss baden und suchte sie am Ufer. Von anderen Asketen erfuhr er, dass sie alle eben davongerannt waren. So kehrte er um und informierte Yudhishthir. Eine Weile warteten die Pandavas mit gezügelten Sinnen, ob die Munis nicht doch noch kämen. Doch dann sprach Yudhishthir seufzend und zutiefst nachdenklich:
Der Rishi wird mitten in der Nacht kommen, um uns zu verwirren. Oh, wie können wir der Gefahr entgehen, in die uns das Schicksal brachte?

Plötzlich erschien der ruhmreiche Krishna vor den Betrübten und sprach:
Ich wusste um die Gefahr des reizbaren Rishis, ihr Söhne der Pritha, und als Draupadi meine Hilfe erflehte, kam ich sogleich hierher. Ihr braucht nun keine Angst mehr vor Durvasa zu haben. Er ist bereits davongelaufen, denn er hatte selbst Angst vor euren asketischen Kräften. So überwinden tugendhafte Menschen das Leiden. Doch nun bitte ich um den Abschied, ich möchte nach Hause zurückkehren. Möget ihr immer wohl sein.

Da wurde den Pandavas und Draupadi wieder leicht ums Herz. Das Fieber der Angst gestillt, sprachen sie zu Krishna:
Wie Menschen den weiten Ozean mit einem Boot überqueren und das rettende Ufer erreichen, so sind wir mit deiner Hilfe einer ausweglosen Gefahr entronnen. Kehre in Frieden heim und möge es auch dir immer wohl ergehen.

So verschwand Krishna wieder, und die Pandavas wanderten frohgemut mit Draupadi durch die Wälder. So habe ich dir, oh König, die Geschichte erzählt, die du hören wolltest. Auf diese Weise wurde der Plan der gemeinen Söhne Dhritarashtras vereitelt.
 

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Kapitel 263 – Jayadratha erblickt Draupadi

Vaisampayana erzählte: Die großen Krieger des Bharata Geschlechts (die Pandavas) durchwanderten wie die Unsterblichen den Kamyaka Wald, gingen auf die Jagd und erfreuten sich an der schönen Gegend mit Hainen und weiten Ebenen voller Gras, in denen überall traumhafte Blumen blühten. So lebten sie für einige Zeit, ein jeder glich Indra (der Führer der Asura Götter in dem Himmlischen Bereich des Materiellen Universum bekannt als Svarga Loka) und war der Terror seiner Feinde.

Eines Tages begaben sich die fünf Brüder in alle Richtungen auf Jagd, um die Brahmanen mit Wildbret zu versorgen, und ließen mit dem Einverständnis von Dhaumya, ihrem spirituellen Führer, und dem großen und strahlenden Asketen Trinavindu Draupadi allein in der Einsiedelei zurück. Und es begab sich, dass am selben Tag Jayadratha, der ruhmreiche König der Sindhus und Sohn von Vriddha-kshatra, ins Königreich von Salwa reiste, denn er wollte heiraten.

Er war in seine besten Kleider gehüllt und von zahlreichen Prinzen umgeben. Im Kamyaka Wald ließ er halten, und entdeckte in einem abgelegenen Winkel die schöne Draupadi, die geliebte und gefeierte Gattin der Pandavas, wie sie an der Schwelle der Einsiedelei stand. Sie sah hinreißend aus mit ihrer prächtigen Gestalt, und ihre Schönheit ließ den Wald ringsum erstrahlen, wie Blitze dunkle Wolken erleuchten. Alle, die sie sahen, fragten sich:
Ist dies eine Apsara (Himmlische Dame), eine Tochter der Götter oder ein himmlisches Phantom?

Mit gefalteten Händen starrten sie die vollkommene und schöne Dame an. Auch König Jayadratha, der Sohn von Vriddha-kshatra, war ganz bezaubert von ihrer perfekten Schönheit und wurde von einer bösen Absicht gepackt. Ganz von Wollust und Begierde erfüllt fragte er den Prinzen Kotika:

Wer ist diese makellose Dame mit der begehrenswerten Figur? Ist sie ein Mensch? Wenn ich mir dieses schöne Wesen sichern kann, brauche ich nicht ins Königreich von Salwa reisen, um zu heiraten. Sie mit mir nehmend, kann ich nach Hause zurückkehren. Geh, oh Prinz, und frage sie, wer sie ist, woher sie kommt und warum diese Zarte im dornigen Walde lebt. Würde dieses Juwel der Frauen, diese schlankhüftige Dame von solcher Schönheit und mit hübschen Zähnen und großen Augen mich als ihren Gatten akzeptieren? Ich wäre wirklich erfolgreich und glücklich, wenn ich die Hand dieser Dame gewänne. Geh, Kotika, und erkundige dich, wer ihr Ehemann sein mag.

Da sprang Kotika, welcher ein Kundala (prächtiger Ohrschmuck) trug, von seinem Wagen ab und näherte sich Draupadi, wie ein Schakal einer Tigerin, und sprach sie an.
 

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Kapitel 264 – Draupadi werden Jayadratha und sein Zug vorgestellt

Kotika sprach: Vorzügliche Dame, du bist hier ganz allein, lehnst dich in einer Einsiedelei an diesen Ast eines Kadamba Baumes und schaust so herrlich aus, wie das strahlende Feuer, welches der Wind anfacht. Wer bist du außerordentlich Schöne? Wie kann es sein, daß du keinerlei Furcht in diesem Dschungel verspürst? Ich meine, du mußt eine Göttin sein, oder eine Yaksha, Danavi oder eine der sinnlichen Apsaras.

Vielleicht bist du die Tochter eines Naga Königs, oder eine Rakshasi, die Gattin Varunas, Yamas, Somas oder Kuveras, die eine menschliche Gestalt angenommen hat? Oder stiegst du aus der Heimstatt von Dhatri, Vidhatri, Savitri, Vibhu oder Shakra herab? Du fragst uns nicht, wer wir sind, noch wissen wir, wer dich beschützt. So fragen wir dich voller Hochachtung, werte Dame, wer dein mächtiger Vater ist, und sag uns auch den Namen deines Ehemannes, deiner Familie und deiner Verwandten. Und was tust du hier?

Ich bin der Sohn von König Suratha, den Menschen als Kotika bekannt. Und dieser Mann dort mit den Augen wie Lotusblüten auf dem goldenen Wagen, wie das Feuer auf dem Altar, ist der Krieger namens Ksheman-kara, der König von Trigarta. Hinter ihm ist der berühmte Sohn von König Kulinda, der dich nur anstarren kann. Mit einem mächtigen Bogen bewaffnet, mit großen Augen und Blumenkränzen geschmückt lebt er am Rande der großen Berge. Und dieser dunkle, gutaussehende, junge Mann dort, diese Geißel seiner Feinde, der am Wasserbecken steht, ist der Sohn Suvalas aus dem Geschlecht des Ikshvaku.

Und wenn du jemals den Namen Jayadratha vernommen hast, oh vorzügliche Dame, König von Sauviras, das ist jener Held an der Spitze der sechstausend Streitwagen mit Pferden und Elefanten und Infanterie, und dem zwölf Sauvira Prinzen als Fahnenträger folgen. Sie heißen Angaraka, Kunjara, Guptaka, Satrunjaya, Srinjaya, Suprabiddha, Prabhankara, Bhramara, Ravi, Sura, Pratapa und Kuhana, und all ihre Wagen werden von kastanienbraunen Pferden gezogen und jeder von ihnen gleicht dem glänzenden Feuer auf dem Altar.

Auch die Brüder des Königs, nämlich die mächtigen Valahaka, Anika, Vidarana und all die anderen sind unter seinem Gefolge. Diese edlen Jünglinge mit den starken Gliedern sind die Besten aus dem Sauvira Stamm. Und so reist der König in der Gesellschaft seiner Freunde wie Indra von den Maruts umgeben. Oh Dame mit dem feinen Haar, so sag uns Unkundigen, wessen Gemahlin und Tochter du bist.
 

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Kapitel 265 – Draupadi lädt die Reisenden zum Bleiben ein

Nach diesen Worten vom Juwel aus Sivis Geschlecht, ließ Draupadi sanft ihre Blicke schweifen, und während sie sich langsam vom Kadamba Ast löste, zupfte sie ihre seidenen Kleider in Form. Dann sprach sie:
Ich bin mir wohl bewusst, oh Prinz, dass es für eine Frau wie mich nicht angemessen ist, mit dir zu sprechen. Doch da sich sonst weder Mann noch Frau hier befindet, welche dir antworten könnten, ich also gerade ganz allein bin, möge ich sprechen.

Doch wisse, oh würdiger Herr, dass ich nicht zu dir sprechen sollte, so allein im Walde, wie ich im Augenblick bin, und erinnere dich an die Gebote meines Geschlechts. Nun, ich habe von dir erfahren, daß du Kotika bist, der Sohn von Suratha. So werde ich dir nun meine Verwandtschaft und mein ruhmreiches Geschlecht verkünden. Ich bin die Tochter des Königs Drupada. Die Menschen kennen mich unter dem Namen Draupadi, und ich akzeptierte fünf Männer als meine Ehegatten, während sie in Khandavaprastha lebten, wovon du bestimmt gehört hast.

Diese edlen Männer, nämlich Yudhishthira, Bhima, Arjuna und die beiden Söhne der Madri, haben sich in alle Himmelsrichtungen auf die Jagd begeben. Der König nach Osten, Bhima nach Süden, Arjuna nach Westen und die Zwillinge nach Norden. Ich denke, diese hervorragenden Krieger werden sogleich heimkehren. So steigt herab und schickt eure Wagen davon, so daß ihr erst weiterreisen möget, wenn sie euch ein herzliches Willkommen dargebracht haben. Der hochbeseelte Sohn des Dharma (Sohn des Richters über den Toten) freut sich immer über Gäste und wird über euren Anblick höchst entzückt sein.

Und nach diesen Worten über die Gastfreundschaft ihrer Ehemänner, betrat die schöne Draupadi ihre geräumige Hütte.
 

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Kapitel 266 – Jayadratha bietet Draupadi die Ehe an

Kotika kam zu den wartenden Prinzen zurück und Jayadratha sprach:
Schon als ich ihrer Stimme lauschte, neigte sich mein Herz liebend zu dieser Perle der Weiblichkeit. Warum bist du umgekehrt? Ich sage dir aufrecht, oh du mit den starken Armen, nun, nachdem ich diese Dame gesehen haben, erscheinen mir alle anderen Frauen wie Affen. Sie hat mein Herz gefangen nach nur einem Blick auf sie. Oh sag mir, ist diese berauschende Dame von menschlichem Wesen?

Kotika antwortete: "Sie ist die berühmte Prinzessin Draupadi, die hochgeschätzte, keusche und geliebte Ehefrau der fünf Söhne des Pandu. Nimm sie zu dir und eile nach Sauvira."
Da sprach der übelgesinnte Jayadratha, König von Sindhu, Sauriva und vieler anderer Länder: "Ich muß sie sehen."

Und mit sechs anderen Männern betrat er die einsame Hütte wie ein Wolf die Höhle des Löwen betritt. Er sprach zu Draupadi: "Heil dir, vorzügliche Dame. Geht es deinen Gatten gut und allen, denen du Wohlergehen wünschst?"

Draupadi antwortete: Yudhishthira und seine Brüder sind wohlauf. Und wie steht es mit deinem Königreich, der Herrschaft, den Finanzen und der Armee? Regierst du als alleiniger Herrscher mit Gerechtigkeit die reichen Ländereien von Saivya, Sivi, Sindhu und die anderen, welche du unter deine Herrschaft brachtest? So nimm dies Wasser an zum Waschen deiner Füße, oh König. Und nimm bitte Platz. Ich verspreche dir fünfzig Tiere zum Frühstück für deinen Zug. Und König Yudhishthira wird dir noch vielerlei Wildbret geben, von Wildschweinen, Nanku Rehen, Antilopen, Geiß, Sarava und Samvara Hirschen, Hasen, Ruru Rehen, Bären, Büffeln und Wildrindern.

Da sprach Jayadratha: "Es ist alles in Ordnung bei mir. Indem du mir Frühstück anbotest, hast du uns schon gespeist. Doch komm nun, fahre auf meinem Wagen und sei glücklich. Denn es ziemt sich nicht für dich, irgendeine Wertschätzung für die Söhne Prithas zu hegen, wo sie dich im Elend im Walde leben lassen. Ihre Energie ist versandet, ihr Königreich wurde ihnen abgenommen, und ihr Glück ist auf dem Tiefststand. Eine Frau von Verstand wie du heftet sich nicht an einen armseligen Mann. Sie sollte ihm folgen, wenn er wohlhabend und reich ist, doch ihn verlassen, wenn es nicht so ist. Die Söhne Pandus fielen von ihrem hohen Status ab, und ihr Reich ist für immer verloren. Du mußt nicht an ihrem Unglück teilhaben, weil du Rücksicht auf sie nimmst. Oh verlaß die Söhne Pandus, du mit den geschwungenen Hüften, werde meine Gattin und glücklich, und teile mit mir die Königreiche von Sindhu und Sauvira."

Bei diesen furchtbaren Worten schreckte Draupadi mit gerunzelter Stirn zurück. Und abweisend wies die schlankhüftige Dame des Königs Angebot heftig zurück: "Sprich solches nie wieder! Fühlst du keine Scham? Hüte dich lieber!"

Und mit untadeligem Charakter erwartete sie furchtsam die Rückkehr ihrer Ehemänner, während sie mit langen Reden Zeit gewinnen wollte.
 

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Kapitel 267 – Draupadi lehnt ab

Mit schönen, vor Zorn geröteten Wangen, flammenden Augen und erregt hochgezogenen Augenbrauen tadelte Draupadi den Herrscher der Suviras:
Schämst du dich denn gar nicht, solch beleidigende Worte über diese gefeierten und schrecklichen Krieger zu verlieren, von denen ein jeder dem Indra (dem Führer der Himmlischen aus dem Svarga Loka) gleicht, die alle ihren Pflichten hingegeben sind und niemals in der Schlacht schwanken, auch wenn es gegen Yakshas und Rakshasas geht? Oh Sauvira, gute Menschen sprechen niemals schlecht über gelehrte Personen, die sich Enthaltsamkeit und Studium widmen, ganz gleich, ob diese in der Wildnis leben oder im Palast.

Nur Schufte reden so niedrig wie du. Ich meine, dass es niemanden in der ganzen Runde der Kshatriyas gibt, der dich an der Hand halten und vor dem Fall in die Grube bewahren könnte, die du gerade unter deinen Füßen öffnest. Wenn du hoffst, König Yudhishthira (Sohn des Richters über die Verstorbenen), den Gerechten, zu überwältigen, dann hoffst du den Führer einer Elefantenherde mit nur einem Stäbchen von seinen Gefährten abzudrängen, während er so groß wie ein Berg und mit dem Saft seiner Stärke an den zerfurchten Schläfen durch die Täler des Himalaya zieht.

Mit kindlicher Torheit weckst du den schlafenden Löwen, weil du ihm ein Härchen aus dem Bart zupfen möchtest. Doch wenn du Bhima (Sohn des vehementen Windgottes) im Zorn erblickst, wirst du davonlaufen müssen! Du schäkerst mit einer Schlacht mit dem zornvollen Arjuna (Sohn von Indra, der Führer der Himmlischen)! Und wenn du den Kampf mit den beiden zornigen Jünglingen (die andere 2 Brüder: Nakula und Sahadev - Söhne der Ashwini Zwilling Götter) suchst, dann scheint mir das, als ob du mit Absicht auf dem Schwanz einer schwarzen Kobra mit gespaltener Zunge und tödlichem Gift herumtrampelst!

Der Bambus, das Schilf und die Platane tragen Früchte, um dann nicht weiter zu wachsen, sondern zu vergehen. Und auch die Krabbe empfängt, um dann auf ihren Tod zu treffen. Und so wird es dir ergehen, wenn du Hand an mich legst, denn ich werde von diesen mächtigen Helden beschützt.

Jayadratha antwortete ihr:
All dies weiß ich, oh Draupadi, und ich kenne die Macht dieser Prinzen. Doch mit diesen Phrasen kannst du mich nicht in Schrecken versetzen. Auch wir gehören durch unsere Geburt zu den siebzehn hohen Familien und haben die sechs königlichen Eigenschaften (militärisches Geschick: Krieg, Frieden, Marschieren, Halten, Uneinigkeit säen, Schutz suchen). Und so schauen wir auf die Pandavas als Unterlegene herab. Komm, oh Tochter des Drupada, besteige diesen Elefanten oder jenen Wagen dort, denn mit deinen Worten kannst du mich nicht aufhalten. Zumindest, sprich weniger hochmütig, und bitte um den Schutz des König der Sauviras.
 

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Kapitel 267 – Draupadi wird entführt

Doch Draupadi erwiderte ihm:
Obwohl als Herrscher erfahren, warum erachtet der König von Sauvira mich als so schwach? Es ist wohlbekannt, daß ich mich auch aus Furcht vor Gewalt niemals so erniedrigen könnte. Nicht einmal Indra könnte der Frau Gewalt antun, die von Krishna und Arjuna gemeinsam im selben Streitwagen fahrend beschützt wird. Geschweige von einem schwachen, menschlichen Wesen. Wenn Arjuna wegen mir in deine Reihen einbricht, wird er alles um sich herum vernichten, wie das Feuer trockenes Heu im Sommer verschlingt.

Die kriegerischen Prinzen von Andhaka und Vrishni und die großen Bogenkämpfer der Kaikeya Stämme werden mir alle voller Glut folgen. Arjunas schreckliche Pfeile, von seinem starken Arm und Gandiva abgeschossen fliegen mit unheimlicher Kraft und dem Lärm von Gewitterwolken durch die Lüfte. Und spätestens wenn du Arjunas dichte Geschoßhagel wie Heuschreckenschwärme auf dich zukommen siehst, wirst du deine Torheit bitter bereuen. Stell dir lieber vor, wie du dich fühlen wirst, wenn der große Krieger mit Gandiva bewaffnet, sein Muschelhorn blasend und die Handschuhe tragend, welche die Rückschläge der Bogensehne dämpfen, deine Brust immer und immer wieder mit seinen Pfeilen durchbohrt.

Oh wenn Bhima auf dich mit seiner Keule in der Hand zukommt, und die Söhne der Madri nach allen Seiten das Gift ihres Zorns ausschütten, dann wirst du schlimme Schmerzen der Reue dulden müssen, die für immer anhalten werden. Ich war zu meinen würdigen Herren niemals falsch, und bei diesem Verdienst werde ich das Vergnügen haben, dich besiegt und von den Söhnen Prithas über den Boden geschleift zu sehen. So grausam wie du bist, kannst du mich doch nicht das Fürchten lehren, wenn du mich gewaltsam packst, denn schon bald werden mich meine kriegerischen Gatten erspähen und zurückbringen.

Noch einmal warnte Draupadi die raubgierigen Männer: Besudelt mich nicht mit eurer Berührung!

Und schrie dann laut nach Dhaumya, ihrem spirituellen Lehrer. Doch Jayadratha ergriff sie an ihrem Oberkleid, während Draupadi sich heftig wehrte und ihn von sich stieß. Der König war auf ihre Gegenwehr nicht gefaßt und fiel wie ein gefällter Baum zu Boden. Doch wieder packte und hielt er sie, doch diesmal so eng, daß Draupadi nach Atem ringen mußte. Jayadratha schleppte sie auf seinen Wagen, und Draupadi konnte nur noch Dhaumyas Füße ehren, der herbeigeeilt war.

Nun sprach Dhaumya zum König: Beachte die uralten Regeln für Kshatriyas, oh Jayadratha. Du kannst sie nicht davontragen, bevor du die großen Krieger besiegt hast. Diese verabscheuungswürdige Tat wird dir schmerzhafte Früchte einbringen, denn sie führt zur Schlacht mit den heldenhaften Pandu Söhnen mit Yudhishthira, dem Gerechten, an ihrer Spitze.

Dann folgte Dhaumya der ruhmreichen Prinzessin inmitten von Jayadrathas Infanterie.
 
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Kapitel 268 – Die Pandavas erfahren über die Entführung


Vaisampayana erzählte weiter:
Mittlerweile hatten diese vorzüglichen Bogenschützen (die Pandavas) das Antlitz der Erde in alle Richtungen durchwandert, viele Hirsche und Büffel erlegt und sich wieder getroffen. Yudhishthira beobachtete den dichten Wald mit seinen wilden Tieren und ihren lauten und schrillen Schreien und sprach zu seinen Brüdern:
Alle Tiere sind höchst erregt in die Richtung unterwegs, die von der Sonne erleuchtet wird, und stoßen gar unheimliche Schreie aus. Das zeigt uns, dass im Wald eine große Armee unterwegs ist. Lasst uns sofort mit der Jagd aufhören, wir haben genug Wild erlegt. Mein Herz schmerzt und scheint zu brennen. Die Seele in meinem Körper überwältigt den Verstand und will ausfliegen. Der Wald von Kamyaka erscheint mir plötzlich wie ein See, den Garuda (der Träger Viṣṇus) seiner großen Schlange beraubt hat, wie ein von durstigen Menschen geleerter Topf oder wie ein Königreich ohne König und Wohlstand.

So eilten die Krieger auf großen, schönen Wagen heimwärts, die von sturmschnellen und gewandten Rossen der Saindhava Rasse gezogen wurden. Auf ihrem Rückweg sahen sie einen Schakal, wie er ganz scheußlich nach ihrer linken Seite heulte. Und wieder sprach Yudhishthira:
Der Schakal gehört zu einer niederen Spezies von Tieren. Er schleicht zu unserer Linken und spricht in einer Sprache, die ganz deutlich sagt, dass sündige Kurus uns missachten und Gewalt anwenden, um uns zu erniedrigen.

So kamen sie in die Einsiedelei mit ihrer Hütte und fanden Draupadis Dienerin Dhatreyika weinend und schluchzend. Indrasena sprang schnell vom Wagen ab, rannte zu ihr und fragte sie bestürzt:
Warum liegst du weinend auf dem Boden? Warum ist dein Gesicht so bekümmert und blass? Ich hoffe, dass keine grausigen Lumpen der Prinzessin Draupadi etwas angetan haben, die mit ihrer unvergleichlichen Schönheit und ihren großen Augen die zweite Hälfte eines jeden der Pandavas ist. Dharmas Sohn ist so besorgt um sie, dass er und seine Brüder sie überall suchen würden, und wäre auch die Prinzessin in die Eingeweide der Erde verschwunden, in den Himmel aufgestiegen oder bis zum Grund des Ozeans getaucht.

Welcher Narr würde dieses Juwel stehlen, was zu den mächtigen und immer siegreichen Helden gehört und das ihnen so lieb ist wie ihr eigenes Leben? Ich kann mir niemanden vorstellen, der nur daran denken würde bei den mächtigen Beschützern, welche die Prinzessin hat. Sie ist doch wie eine wandelnde Verkörperung ihrer Herzen! Wessen Brust werden noch heute gräßliche Pfeile durchbohren? Oh weine nicht um sie, ängstliches Mädchen, denn noch heute wird Draupadi wieder zu uns zurückkehren. Und die Söhne des Pandu werden wieder mit ihr vereint sein, nachdem sie die Feinde vernichtet haben.
 
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