Mahabharata

Mahabharata 3. Buch

Kapitel 239 – Das Vergnügen des bösen Duryodhanas

Auch begann der Prinz mit seinem Gefolge Hyänen, Büffel, Rehe, Bären, Wildrinder und Wildschweine zu jagen. Zu Tausenden durchbohrten seine Pfeile das Wild im tiefen Wald, so daß die Rehe in alle Teile des Waldes davonliefen. Er trank frische Milch, kostete erfrischende Früchte, genoß auf seinen Wanderungen schöne Haine mit schwärmenden Bienen, duftendem Honig und singenden Vögeln, und kam schließlich an den heiligen See Dwaitavana.

Eichelhäher mit blauer Kehle empfingen ihn an dieser malerischen Stelle im Schatten von Saptacchadas, Punnagas und Vakulas. Dabei reiste Duryodhana so prachtvoll wie Indra (der Führer der "Himmlischen") selbst. Zu dieser Zeit führte der kluge und gerechte Yudhishthira ganz in der Nähe mit seiner Gattin Draupadi das tägliche Opfer namens Rajarshi aus, welches gemäß der Tradition für Himmlische und Menschen, die in der Wildnis leben, bestimmt ist. Als Duryodhana am schönen See angekommen war, befahl er seinen Männern, sogleich Lustschlösser zu bauen. Um seinem Befehl Folge zu leisten, gingen seine Soldaten zum Ufer des Sees.
 
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Kapitel 239 Das Treffen mit den Gandarvas


Doch als sie weiter vordringen wollten, erschienen Gandharvas und verwehrten ihnen den Zugang. Ihr König war eben aus dem Reich Kuveras (Schatzmeister der Sura Götter) mit großem Gefolge, einigen Göttersöhnen und vielen Apsaras (Kompaniedamen der Götter) eingetroffen, hatte sich den Ort zum eigenen Vergnügen erwählt und wollte nicht gestört werden.

So kehrten die Soldaten von Duryodhana wieder um, und berichteten ihrem Herrn davon. Doch nun schickte Duryodhana eine Reihe schwer bewaffneter und schlachterprobter Krieger und befahl ihnen, die Gandharvas fortzujagen. Diese Vorhut des Kuru Heeres rückte zum See vor und sprach zu den Gandharvas:
Der mächtige König Duryodhana, Sohn des Dhritarashtra, kam zu seinem Vergnügen her. Geht beiseite!

Die Gandharvas lachten nur und erwiderten grob:
Euer dreister König Suyodhana muß den Verstand verloren haben. Wie könnte er sonst den Bewohnern des Himmels Befehle erteilen wollen, als ob sie seine Diener wären? Und ihr habt auch nicht nachgedacht! Ihr Narren wagt es tatsächlich, uns diese Botschaft zu überbringen, drum steht ihr bereits an der Schwelle des Todes. Kehrt nur schnell wieder um und geht zurück zu eurem Kuru König, sonst lernt ihr das Reich Yamas (Richter über die Verstorbenen) kennen.

Nach diesen Worten rannte die ausgeschickte Vorhut des königlichen Heeres zurück zu Duryodhana.
 

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Kapitel 240 – Kampf mit den Gandharvas

Ihr Bericht erfüllte den energiegeladenen Duryodhana mit Wut, denn für ihn war es unerhört, dass seine Soldaten aufgehalten worden waren. So sprach er zu seinem Heer:
Straft diese Lumpen, die meinen Willen blockieren wollen, und wenn sie auch nur zum Vergnügen herkamen und von allen Himmlischen nebst Indra begleitet werden!

So bewaffneten sich seine Brüder, Begleiter, Offiziere und Krieger zu tausenden und waren bereit zur Schlacht. Sie erfüllten mit ihrem Kriegsgebrüll alle Richtungen und zermalmten die Gandharvas, welche in der ersten Reihe standen. Doch im Wald erschienen sofort andere Gandharvas und erneuerten das Verbot. Diese sprachen freundlich, doch die Soldaten missachteten sie und stürmten weiter in den Wald hinein.

Als die Gandharvas erkannten, dass weder König noch Krieger mit Worten aufzuhalten waren, erstatteten sie ihrem König Chitrasena Bericht. Empört befahl Chitrasena, der König der Gandharvas, die frechen Kurus mit dem unerhörten Betragen zu bestrafen. Nun griffen auch die Gandharvas zu den Waffen und stürmten gegen die Reihen der Kuru Armee. Überstürzt flohen da die meisten Krieger vor Duryodhanas Augen in alle Richtungen davon und kehrten dem Schlachtfeld den Rücken. Nur der heldenhafte Karna (Sohn des Sonnengottes) blieb und stoppte den Sturm der Gandharvas mit einem perfekten Hagel von Pfeilen.

Mit leichter Hand warf er hunderte Gandharvas mit Kshurapras, Pfeilen, Bhallas und anderen Geschossen aus Eisen oder Knochen gemacht zu Boden. Viele Köpfe rollten in kurzer Zeit und ließen die Reihen der Gandharvas qualvoll aufschreien. Doch obwohl der kluge Karna viele, viele Gandharvas tötete, kamen immer mehr zum Kampf. Die ganze Erde bedeckten die zur Schlacht eilenden Krieger Chitrasenas. Auch Duryodhana, Shakuni, Dushasana, Vikarna und die anderen Brüder wandten sich nun mit Karna an der Spitze und rasselnden Wagenrädern zum Kampf. Mit starken, dicht aufgestellten Pferden und vielen Wagen kämpften sie mit den Gandharvas, Seite an Seite mit Karna, bis sie die ganze Gandharva Armee gegen sich hatten.

Es war eine heftige Schlacht, die jedem Beobachter die Haare zu Berge stehen ließ. Auf einmal schien das Gandharva Heer von den Pfeilen der Kurus so gepeinigt und ängstlich zu sein, daß sie müde wirkten. Die Kauravas entließen daraufhin ein lautes Gebrüll, doch Chitrasena sprang von seinem Sitz auf und beschloß die Auslöschung der Kaurava Armee. Er kannte wirklich alle Arten der Kriegsführung und kämpfte mit jeglicher Art von Waffen und Illusion. Seine Täuschungen benebelten den Kuru Kriegern alle Sinne, so daß sie fielen und jeder glaubte, von zehn grimmigen Gandharva Kriegern umgeben zu sein.

Wer sein Leben liebte, rannte nun in Panik davon. Das ganze Heer Duryodhanas zerbrach und floh. Nur Karna, der Sohn des Sonnegottes, blieb standhaft und unbeweglich wie ein Berg. Seinem Beispiel folgten Duryodhana und Shakuni, und sie alle fochten entschlossen weiter, obwohl sie schon sehr verwundet waren.

Nun verschworen sich alle Gandharvas gegen Karna und griffen ihn von allen Seiten mit Schwertern, Streitäxten und Speeren gleichzeitig an. Einige zerbrachen die Deichsel seines Wagens, andere holten den Fahnenmast herunter, dann fielen seine Pferde und der Wagenlenker. Auch sein Schirm wurde zertrümmert und die Räder seines Wagens. Tausend Gandharvas stürzten sich auf Karna und zerbrachen seinen Wagen in winzige Stücke. Karna sprang ab, hielt Schwert und Schild bereit, erreichte Vikarnas Wagen und trieb die Pferde an, um sich zu retten.
 

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Kapitel 241 – Duryodhana wird gefangengenommen

Nachdem der große Krieger Karna (Sohn des Sonnengottes) von den Gandharvas in die Flucht geschlagen worden war, floh der Rest der Kaurava Armee direkt vor Duryodhana mutlos vom Schlachtfeld. Nur Duryodhana weigerte sich, dem Feind den Rücken zuzukehren. Er empfing die mächtigen Gandharva Heerscharen mit einem dichten Schauer von Pfeilen, doch das hielt die Gandharvas nicht auf.

Schon bald umringten sie seinen Wagen, und fingen an, alles in Stücke zu schlagen: erst die Deichsel, dann die Seiten, den Fahnenmast, die dreifache Bambusstange, und alle Ecken gingen zu Bruch. Auch Pferde und Wagenlenker überlebten die Attacke nicht. Duryodhana selbst wurde vom Wagen geschleudert und fiel zu Boden. Sofort war der starkarmige Chitrasena zur Stelle und packte Duryodhana so heftig, daß man meinte, er würde das Leben lassen.

Auch Dushasana und die anderen Brüder, wie Vivinsati, Chitra, Vinda und Anuvinda, wurden aus ihren Wagen geholt und gefangengenommen. Einige Gandharvas packten sogar die Damen des königlichen Haushalts, während die geflohenen Krieger zu Yudhishthir (der Cousin des ihm feindlichen Duryodhana) eilten und ihn um Hilfe anflehten. Sie hatten Wagen, Fuhrwerke, Ausrüstung und Reit- und Zugtiere gerettet und übergaben alles den Pandavas.

Die in die Flucht geschlagenen Soldaten klagten:
"Der schöne und starke Sohn Dhritarashtras wurde von den Gandharvas gefangengenommen! Ihr Söhne der Pritha, folgt ihnen! Alle wurden fortgeführt: Dushasana, Durvisaha, Durmukha und Durjaya liegen in Ketten und sogar die königlichen Damen!"

Weinend und jammernd knieten die Gefolgsleute Duryodhanas vor Yudhishthira und wünschten sich sehnlichst die Befreiung ihres Herrn. Doch Bhima (Sohn des Windgottes und Bruder Yudhishthiras) antwortete ihnen:
"Nun haben die Gandharvas das getan, was wir schon lange hätten tun sollen: Uns in Schlachtlinien aufstellen und mit Waffen, Elefanten und Pferden verstärken. Zwar kamen sie zu einem anderen Zwecke her, doch nun hat sie ein Schicksal ereilt, was sie nicht vorhergesehen haben. Endlich überkommt sie das Ergebnis der üblen Ratschläge eines Königs, der betrügerischem Spiel hingegeben ist. Schon oft haben wir es vernommen, daß der Feind eines Schwachen von anderen gezüchtigt wurde.

Auf wunderbare Weise haben die Gandharvas vor unseren Augen die Wahrheit dieses Spruches gezeigt. Es scheint, es gibt immer jemanden in dieser Welt, der uns Gutes tun will. Er nahm unsere Last auf seine Schultern, während wir hier faul herumsitzen. Der Lump Duryodhana kam nur hierher, um uns anzuglotzen – er im Luxus und wir in Armut und ausgemergelt von Buße, Wind und Wetter. Und wer dem Verhalten dieses sündigen und gemeinen Lumpen gefolgt ist, kann nun seine Schande mit ansehen. Wer Duryodhana dazu geraten hat, hat sicherlich ebenfalls sündig gehandelt. So sage ich es vor euch allen: die Söhne der Kunti sind nie hinterhältig und sündig."
 

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Kapitel 242 – Yudhishthira überzeugt seine Brüder

Daraufhin mahnte Yudhishthir (Sohn des Gottes Yama - Richter der Verstorbenen) seinen Bruder Bhima:
Oh Kind, warum sprichst du auf solche Weise zu denen, die sich fürchten, in Not sind und uns um Hilfe anflehen? Oh Bhima, Uneinigkeit und Streit finden nun einmal auch unter Blutsverwandten statt. Feindschaften wie diese, wird es immer geben. Doch die Familienehre sollte dabei niemals geopfert werden. Die Rechtschaffenen sollten es nicht dulden, wenn ein Fremder die Ehre der Familie schänden will.

Der König der Gandharvas weiß, dass wir hier für einige Zeit unser Lager aufgeschlagen haben. Doch er handelt übel, wenn er uns dies antut. Denn die Gewalt dieses Fremden gegen Duryodhana und sogar den Damen unseres Hauses beleidigt unsere Familienehre. So erhebt euch, ihr Tiger unter den Männern, bewaffnet euch und befreit ohne zu Zögern die Hilfesuchenden, damit unsere Familienehre gewahrt bleibt. Mögen Arjuna, die Zwillinge, (die andere 3 Brüder Yudhishtiras) du selbst und alle, die unverletzt blieben Duryodhana befreien, der eben als Gefangener verschleppt wurde.

Seht ihr Besten der Krieger, die goldenen Streitwagen und alle Arten von Waffen von Dhritarashtras Söhnen stehen bereit. Mögen Indrasena und die anderen fähigen Wagenlenker die Pferde führen und euch mit lautem Wagengerassel in den Kampf geleiten. Zeigt eure Kraft, eilt zur Tat und kämpft mit den Gandharvas, um Duryodhana zu befreien. Jeder gewöhnliche Kshatriya (die Klasse der Krieger) würde bis zum letzten seiner Kräfte den beschützen, der ihn um Hilfe bat.

Und das gilt noch viel mehr für dich, oh Bhima. Wo ist der Hochbeseelte, der bei den Worten „Oh eilet zu meiner Hilfe!“ nicht sogar seinem Feind Zuflucht gewährte, wenn er mit gefalteten Händen vor ihm stünde? Das Gewähren eines Segens, Herrschaft und die Geburt eines Sohnes sind Quellen für große Freude. Doch, meine Brüder, die Befreiung eines Feindes aus der Not ist so viel wert wie diese Drei zusammen.

Was könnte dir größere Freude sein, oh Bhima, wenn Duryodhana in Lebensgefahr nur von der Kraft deiner Arme abhinge? Ach, wenn mein Opfer nur schon vorüber wäre, dann würde ich selbst zu seiner Hilfe eilen. Bemühe dich erst mit allen Mitteln, Duryodhana mit Verhandlung zu befreien. Wenn der Gandharva König darauf nicht eingeht, dann versuch es mit leichtem Geplänkel. Und wenn er die Kuru Anführer auch dann nicht frei gibt, muß der Feind für ihre Befreiung mit allen Mitteln zerschmettert werden. Oh Bhima, soviel kann ich dir im Augenblick nur sagen, denn meine Opferzeremonie ist noch nicht vorüber.

Als Arjuna diese Worte von Yudhishthira hörte, versprach er die Kauravas zu befreien, denn er respektierte das Gebot seines älteren Bruders: Wenn die Gandharvas die Dhritarashtra Söhne nicht friedlich herausgeben, soll die Erde noch heute das Blut ihres Königs trinken.
Nach diesem Versprechen des wahrhaften Arjunas gewannen die geflohenen Kuru Krieger ihre tapfere Entschlossenheit wieder zurück.
 

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Kapitel 243 – Der Kampf mit den Gandharva-Götter beginnt

Mit vor Freude glühenden Gesichtern erhoben sich da diese Bullen unter den Männern und rüsteten sich für den Kampf, allen voran Bhima (der Sohn des Windgottes). Sie legten ihre undurchdringlichen, goldenen Rüstungen an und bewaffneten sich mit himmlischen Waffen. Dann bestiegen sie strahlend und energisch wie das lodernde Feuer die Streitwagen mit ihren Bannern, Bögen und Pfeilen. Von schnellen Pferden wurden sie flugs zum Ort des Geschehens gezogen, und die Kuru Armee ließ ihr Kampfgebrüll ertönen.

Vom Gedanken an den Sieg erhitzt strebten die Söhne Pandus (in Wirklichkeit Söhne der Asura-Götter) ungestüm voran. Als die siegreichen Gandharvas die vier Krieger heranstürmen sahen, kehrten sie sich den strahlenden Pandavas zu, ihre Kampfeswut wurde erneut angestachelt, und sie formierten sich in Schlachtreihen. Den Worten des weisen Yudhishthiras (Sohn des Gottes Yama - Richter der Verstorbenen) folgend begannen die Pandavas vorerst nur leichte Händel. Doch Arjuna (Sohn von Indra - Anführer der Asura Götter) erkannte bald, daß die einfältigen Soldaten des Gandharva Königs nicht verstanden, daß mit dem Geplänkel nur Gutes für sie gemeint war, und so rief er ihnen zu: "Lasst meinen Bruder (Cousin) Duryodhana frei".

Die Antwort war nur lautes Gelächter mit den Worten:
Oh Kind, es gibt in der Welt nur einen, dessen Befehle wir befolgen, denn unter seiner Herrschaft verbringen wir unsere Tage in Glück. Oh Bharata, wir handeln nur nach dem Gebot dieses Himmlischen, und sonst kann uns niemand befehlen.

Arjuna erwiderte ihnen: "Diese Berührung der Frauen anderer und die feindliche Begegnung mit Menschen sind eines Gandharva Königs nicht würdig und äußerst tadelnswert. Daher laßt auf Geheiß des gerechten König Yudhishthira die entschlossenen Söhne Dhritarashtras und auch die Damen frei. Wenn ihr sie nicht friedlich entlaßt, werde ich Duryodhana mit all meiner Energie befreien."

Danach ließ Arjuna mit beiden Händen gleichermaßen einen Schauer von scharfen und spitzen Pfeilen auf die Gandharvas regnen. Die Wanderer der Lüfte antworteten ihm mit einem ähnlich dichten Geschoßhagel, und so begann ein heftiger Kampf zwischen den Pandavas und den agilen und flinken Gandharvas.
 

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Kapitel 244 – Kampf mit den Gandharvas

Von allen Seiten drangen die mit goldenen Girlanden geschmückten und himmlischen Waffen bestückten Gandharvas mit feurigen Pfeilen auf die Pandavas ein. Die Pandavas waren nur vier an der Zahl, ihre Gegner aber zählten tausend, und so wurde es eine außergewöhnliche Schlacht. Und wie die Gandharvas schon Karnas und Duryodhanas Wagen zuvor zerstückelt hatten, so versuchten sie es auch mit den Wagen der Helden. Doch sie wurden mit so dichten Pfeileschauern empfangen, daß sie nicht näher kommen konnten.

Arjunas (Sohn von Indra - Anführer der Sura Götter)
kämpferischer Zorn hatte sich erhoben, und er zielte mit himmlischen Waffen auf die grimmig anstürmenden Kämpfer. Mit der Agneya (des Feuergottes) Waffe sandte er hunderttausend Gandharvas ins Reich Yamas (Richter der Verstorbenen). Auch Bhima (der Sohn des Windgottes) tötete mit seinen spitzen Pfeilen hunderte Gandharvas, wobei ihm die energischen Zwillinge (Söhne der Ashwini Kumaras Götter die auch als Pandavas - Söhne Pandus galten) in nichts nachstanden.

Bei dieser heftigen Gegenwehr erhoben sich die Gandharvas in den Himmel und nahmen Duryodhana und die anderen mit sich. Arjuna umschloß sie sogleich mit einem weiten Netz aus Pfeilen, so daß sie wie Vögel im Käfig gefangen waren. Wütend entließen sie einen gräßlichen Hagel an Wurfkeulen, breiten Schwertern und Wurfpfeilen auf Arjuna, die er aber wirksam abwehren konnte. Und im Gegenzug zerstückelte Arjuna ihre Glieder mit halbmondförmigen Pfeilen.

So fielen Köpfe, Arme und Beine aus dem Himmel herab und schlugen schwer wie Steine auf dem Boden auf. Bei diesem Anblick ergriff den Feind die Panik. Mit dichten Pfeileschauern versuchten sie Arjuna auf der Erde beizukommen, doch der mächtige Arjuna konnte ihre Geschosse alle abwehren und sie verwundend angreifen. Dann schoß Arjuna die wohlbekannten Waffen Sthunakarna, Indrajala, Saura, Agneya und Saumya ab.

Darunter litten die Gandharvas schwer, wie die Söhne der Diti (Asura Götter - dämonischer Natur) unter Indras (des Anführers der Sura Götter) Donnerkeil. Ob die Gandharvas von oben aus dem Himmel oder von allen Seiten auf der Erde angriffen, immer hielten sie Arjunas Pfeile auf. Als Chitrasena die Notlage seiner Krieger sah, griff er selbst Arjuna mit einer Keule an. Doch der flinke Arjuna zerschnitt die eiserne Keule ganz leicht in sieben Teile.

Dann besann sich Chitrasena seiner Künste, machte sich unsichtbar und kämpfte weiter. Doch nach wie vor wehrte Arjuna mit seinen himmlischen Waffen alle Angriffe des Gandharva Königs ab und griff den völlig Unsichtbaren sogar mit passenden Mantras an. Er nutzte die Waffe Sabda-veda, um seinen Angreifer sichtbar zu machen. Und damit zeigte sich Chitrasena, Arjunas lieber Freund und König der Gandharvas, und sprach zum ruhmreichen Arjuna:
"Schau, es ist dein Freund, der mit dir kämpft."

Als Arjuna seinen im Kampf ermatteten Freund erkannte, zog er alle Waffen zurück, was seine Brüder ihm gleichtaten. Dann setzten sich Bhima, Arjuna, die Zwillinge und Chitrasena gemeinsam nieder und ruhten sich plaudernd aus.
 

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Kapitel 245 – Duryodhana, Cousin und Widersacher der Pandavas, von diesen befreit

Und es sprach der glänzende Bogenkrieger Arjuna (Sohn von Indra - Anführer der Sura Götter - aber als Sohn Pandus angesehen) lächelnd zu Chitrasena inmitten der Gandharva Heere: "Zu welchem Zweck hast du die Kauravas so behandelt? Warum wurden Duryodhana und seine Frauen so bestraft, oh Held?"

Chitrasena antwortete: Oh Arjuna, ruhend in meiner Heimstatt erkannte ich den Grund, warum der hinterhältige Duryodhana mit Karna und den anderen herkam. Er wollte in allem Luxus erscheinen und sich an eurer Armut und eurem Leiden erfreuen, als ob ihr niemanden habt, der sich um euch sorgt. Sie wollten euch und die ruhmreiche Draupadi (die Frau der Pandavas) verspotten. Auch der Herr der Himmlischen wusste dies und sagte zu mir: „Geh und schlag Duryodhana und seine Vertrauten in Ketten. Arjuna und seine Brüder sollten immer von dir in der Schlacht beschützt werden, denn er ist dein teurer Freund und Schüler.“ Gehorsam folgte ich seinen Worten, und Duryodhana liegt in Ketten. Nun werde ich in die Regionen der Himmlischen zurückkehren und den hinterhältigen Lumpen vor Indra führen.

Arjuna meinte zu ihm: Oh Chitrasena, wenn ich dir lieb bin, dann lasse Duryodhana auf Geheiß Yudhishthiras (Sohn des Gottes Yama - Richter der Verstorbenen - aber als Sohn Pandus angesehen) frei, denn er ist unser Bruder.

Chitrasena widersprach: Dieser sündige Kerl ist voller Eitelkeit und verdient die Freilassung nicht. Er hat sowohl König Yudhishthira als auch Draupadi betrogen und gedemütigt. Yudhishthira weiß noch nicht, warum der Lump herkam. Möge der König entscheiden, wenn er alles erfahren hat.

So begaben sich alle zu Yudhishthira, dem Gerechten, und berichteten ihm von Duryodhanas Betragen. Dieser befreite alle Kauravas und lobte die Gandharvas: Welch Glück für uns, dass ihr Starken die übelgesinnten Söhne Dhritarashtras mit ihrem Gefolge besiegt, aber nicht getötet habt! Damit habt ihr mir eine große Gunst erwiesen. Und die Ehre meiner Familie ist durch die Befreiung dieses üblen Wichtes auch gerettet. Ich bin sehr froh, euch alle zu sehen. Befehlt mir, was ich für euch tun kann. Und wenn sich alle eure Wünsche erfüllt haben, kehrt zufrieden wieder heim.

Diese klugen Worte gefielen den Gandharvas sehr und sie gingen mit den Apsaras ihrer Wege. Auch der Herr der Himmlischen stellte sich ein, und gab mit Tröpfchen von himmlischem Amrit den in der Schlacht gefallenen Gandharvas das Leben wieder. Auch die Pandavas waren hocherfreut über die schwierige und doch gelungene Befreiung ihrer Verwandten nebst allen Damen. Die Kurus mit ihren Söhnen und Frauen ehrten die ruhmreichen Helden, welche so hell strahlten wie das Opferfeuer.

Dann sprach Yudhishthira voller Zuneigung zum befreiten Duryodhana inmitten seiner Brüder:
Oh Kind, handle niemals wieder so vorschnell und unüberlegt. Ein voreiliger Jüngling wird niemals glücklich. Oh Sohn des Kuru Geschlechts, sei gesegnet mit all deinen Brüdern. Kehre nun nach Belieben in die Hauptstadt zurück und übergib dich nicht der Mutlosigkeit und dem Trübsinn.

Solcherart vom König entlassen grüßte ihn Duryodhana und reiste von Scham überwältigt, das Herz zerrissen und voller Melancholie wie ein Lebloser in die Stadt zurück. Nachdem Duryodhana gegangen war, ehrten die Brahmanen die Söhne des Pandu, und die Tage flossen in Gesellschaft der asketischen Brahmanen angenehm im Dwaita Walde dahin.
 

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Kapitel 246 – Karna (Sohn des Sonnengottes) kehrt zu Duryodhana zurück

Janamejaya sagte: Nach seiner Niederlage nebst Gefangennahme durch die Gandharvas und die anschließende Befreiung durch die Pandavas muss die Heimreise nach Hastinapura für den hochmütigen, gemeinen, prahlerischen, brutalen und dreisten Duryodhana sehr schwer gewesen sein, hat er doch sonst immer die Pandavas gedemütigt und sich seiner eigenen Überlegenheit gerühmt. Oh erzähl mir ganz genau die Heimkehr des von Scham überwältigten und von Kummer ganz geschwächten Prinzen und seine Ankunft in der Stadt.

Vaisampayana sprach: Mit schandvoll gebeugtem Haupt, niedergeschlagen und sehr, sehr langsam reiste Duryodhana heimwärts. Sein Herz war von Kummer zerrissen, und alle seine Gedanken drehten sich nur um seine Niederlage, obwohl er von seiner vierfachen Armee umgeben war. An einem schönen Ort voller Gras und Wasser stieg er von seinem Wagen ab und ließ das Lager für die Kavallerie, Infanterie, Elefanten und Pferde errichten. Er selbst ließ sich auf einem prächtigen, erhöhten Lager nieder und glich dem von einer Finsternis verdunkelten Mond. In den frühen Morgenstunden trat Karna zu ihm und sprach:

"Oh welches Glück, Sohn der Gandhari (Duryodhana), dass du am Leben bist! Und welch glückliches Schicksal, dass wir beide uns wiedersehen. Du Glücklicher hast also die Gandharvas besiegt (eine Lüge), die ihre Gestalt beliebig ändern können. Und welche Freude, daß ich deine Brüder hier sehe, und daß die mächtigen Krieger siegreich von der Schlacht wiederkamen. Ach, ich mußte vor deinen Augen fliehen und war nicht in der Lage, die sich zerstreuenden Truppen zu sammeln, denn der Angriff der Gandharvas war gar zu heftig. Mein Körper war von ihren Pfeilen schon ganz zerfleischt, und ich suchte mein Heil in der Flucht. Doch dich, deine Frauen, Truppen und alle Ausstattung hier sicher anzutreffen, ist mir ein großes Wunder nach dieser übermenschlichen Schlacht. Oh Bharata, es gibt niemanden in der Welt, der solches leisten kann, wie du es heute mit deinen Brüdern in der Schlacht geleistet hast.

Doch Duryodhana brach in Tränen aus und sprach mit erstickter Stimme zu Karna, dem Herrscher von Angas.
 
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Kapitel 247 – Duryodhana erzählt Karna, was geschehen ist

Duryodhana sprach: "Oh Karna (Sohn des Sonnengottes mit Kunti - Mutter der Pandavas), du weißt ja nicht, was wirklich geschehen ist, und so nehme ich dir deine Worte nicht übel. Du denkst, die feindlichen Gandharvas wurden von mir aus eigener Kraft besiegt. Oh du Starker, meine Brüder haben von mir angeführt für lange Zeit mit ihnen gekämpft, und das Schlachten war auf beiden Seiten groß.

Doch als die Gandharvas sich der Mächte der Illusion bedienten, in den Himmel stiegen und uns von dort bekämpften, hörte die Schlacht auf, ausgeglichen zu sein. Wir wurden besiegt und mit Gefolge, Beratern, Kindern, Frauen und Truppen gefangengenommen. Sie trugen uns Leidende bereits durch die Lüfte, als einige unserer Soldaten und tapferen Offiziere verzweifelt die Hilfe der Pandavas erflehten. Und diese Helden weisen niemals jemanden zurück, der ihre Unterstützung erbittet. Unsere Leute sprachen: "König Duryodhana wird eben jetzt mit seinem Gefolge von den Gandharvas als Gefangener durch die Lüfte abgeführt. Seid gesegnet! Befreit den König mit seinen edlen Gemahlinnen. Duldet nicht die Demütigung, welche den Damen des Kuru Geschlechts widerfährt."

Der älteste Sohn von Pandu beschwor dann mit tugendhafter Seele seine Brüder und gebot ihnen, uns zu befreien. Als die Pandavas die Gandharvas eingeholt hatten, versuchten sie unsere Entlassung erst mit freundlichen Worten herbeizuführen, obwohl sie voll und ganz in der Lage waren, uns Kraft ihrer Waffen zu befreien. Und erst, als die Gandharvas ihre sanften Worte abwiesen, begannen Arjuna, Bhima und die Zwillinge mit dichten Pfeileschauern und großer Energie zu kämpfen.

Die Gandharvas entflohen dem Kampf und stiegen mit uns Elenden freudig in den Himmel, doch Arjuna (der Sohn des Anführers der Sura-Götter mit Kunti) spannte ein Netz aus Pfeilen um uns herum und nutzte auch himmlische Waffen gegen den Feind. Als Arjuna alle vier Himmelsrichtungen mit scharfen Pfeilen angefüllt hatte, offenbarte sich sein Freund Chitrasena, der Anführer der Gandharva-Götter. Die beiden umarmten sich und grüßten sich freudig. Auch die anderen Söhne Pandus wurden von Chitrasena umarmt und erwiderten die Gesten und lieben Grußworte gern. Alle Gandharvas legten Waffen und Rüstungen nieder und verbündeten sich in freundschaftlichem Geist mit den Pandavas, während Chitrasena und Arjuna sich mit großer Achtung gegenseitig ehrten.
 
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