Mahabharata

Mahabharata 3. Buch

Kapitel 251 – Duryodhana bei den Danavas - Asura, böse Götter 4


Duryodhana war nun überzeugt, dass Karna (sein Unterstützer und unbekannte Sohn des Sonnengottes) und die Samsaptaka Armee völlig fähig und entschlossen waren, Arjuna (der Beste seiner Widersacher - die Pandavas) zu vernichten. So stärkte sich wieder die Hoffnung des niedriggesinnten Sohnes Dhritarashtras, die Pandavas trotz allem zu besiegen, doch er erzählte niemandem davon.

Zur selben Zeit beschloss Karna, vom Daitya Naraka besessen, auf grimmigste Weise Arjuna zu töten. Dasselbe widerfuhr den von Rakshasas besessenen Samsaptakas
unter dem Einfluss der Eigenschaften von Leidenschaft und Dunkelheit
(Zwei der primären Eigenschaften
des Falschen Egos
mit denen die Seelen in der materiellen Welten ausgestattet sein können).
Nur Bhishma, Drona und die anderen neigten sich unter dem Einfluss der Rakshasas nicht gegen die Pandavas.
 
Werbung:

Mahabharata 3. Buch

Kapitel 251 – Duryodhana bei den Danavas - Asura, böse Götter 5

Nachdem die Nacht vorüber war, bat Karna (der unbekannte Sohn des Sonnengottes) noch einmal sanft, weise und mit gefalteten Händen seinen König:
Oh Duryodhana, noch nie hat ein toter Mann seine Feinde besiegt. Nur der Lebende kann für sein Wohl sorgen. Was ist das Gute an einem toten Menschen, und wo ist der Sieg? Es ist niemals die Zeit für Sorge, Angst oder Tod.

Dann umarmte er den Mächtigen und sprach weiter:
Erhebe dich, oh König, warum liegst du darnieder? Worum bekümmerst du dich? Du hast deine Feinde bereits mit deiner Macht getroffen, warum wünschst du dir den Tod? Hat dich vielleicht Furcht ergriffen, als du Zeuge von Arjunas Heldenmut wurdest? Oh ich schwöre dir aufrichtig, dass ich Arjuna in der Schlacht schlagen werde. Ich gelobe bei meinen Waffen, oh Herr der Menschen, dass ich die Söhne Prithas (die Pandava) unter deine Herrschaft bringen werde, wenn die dreizehn Jahre (ihrer Verbannung) vorüber sind.

Und Duryodhana erhob sich bei den Worten Karnas, denn er erinnerte sich gut an die Rede der Daityas und die Bitten seiner Brüder. Mit festem Entschluss im Herzen gab er seiner Armee das Kommando zum Aufbruch. Und sein Heer wimmelte nur so von weißen Schirmen, bunten Fahnen, weißen Chamaras (Wedeln), Streitwagen, Elefanten, Pferden und Fußsoldaten, die sich wie die Wasser der Ganga bewegten, und so schön wie das Firmament waren, wenn sich am frühen Herbsthimmel die Wolken zerstreuen.

An vorderster Front ritt Duryodhana mit Karna und Shakuni, von den besten Brahmanen wie ein großer Monarch gelobt und mit Sieg gesegnet, und alle Ehren von zahlreich gefalteten Händen strahlend entgegennehmend. Ihm, diesem Tiger unter den Königen, folgten all seine Brüder mit Dushasana, Bhurisravas, Somadatta und dem mächtigen König Bahika nach, die auf prächtigen Wagen, edlen Rossen und den besten Elefanten ritten. Und in kürzester Zeit ritten die Kurus mit allem Prunk in die Hauptstadt ein.
 

Mahabharata 3. Buch

Kapitel 252 – Bhimas Rüge

Janamejaya fragte:
Was taten die im Walde lebenden Söhne der Pritha (die Pandavas) als nächstes? Und womit beschäftigen sich Karna (der unbekannte) Sohn des Sonnengottes, der gewaltige Shakuni, Bhishma, Drona und Kripa? Oh erzähl mir davon.

Vaisampayana sprach: In Hastinapura sprach Bhishma zum Sohn Dhritarashtra (der Vater der Cousins der Pandavas, die die Pandavas hassten): Oh Kind, als du deine Absicht kundgetan hast, zur Einsiedelei der Pandavas zu gehen, habe ich dir gesagt, dass mir diese Reise nicht behagt. Du bist trotzdem gegangen. Das Resultat war deine gewaltsame Gefangennahme mit der anschließenden Befreiung durch die Pandavas. Und du schämst dich nicht einmal!

Vor deinen Augen und denen Shakunis floh Karna panisch mitsamt deiner Armee vor der Schlacht mit den Gandharvas davon. Oh bester König, du hast also selbst den Heldenmut von Karna und den der Pandavas vergleichen können, während du in Not warst. Du weißt nun, oh Starkarmiger, daß Karna nicht ein Viertel der Waffenkunst der Pandavas beherrscht, und auch nicht an ihren Heldentum und ihre Moral heranreicht. Und so meine ich, daß es für das Wohl unseres Geschlechts unabdingbar ist, mit den hochbeseelten Pandavas Frieden zu schließen.

Doch (Duryodhana) der Sohn des Königs (Dhritarashtra) lachte nur laut auf und verließ unverzüglich mit Shakuni den Versammlungsraum. Als Karna und Dushasana davon erfuhren, folgten sie Duryodhana mit noch anderen Kriegern. Dies sah Bhishma (Großvater Duryodhanas und der Pandavas), ließ traurig seinen Kopf hängen und ging heim. Und Duryodhana fragte seine Ratgeber: Was ist nun gut für mich? Was bleibt uns zu tun? Wie könnten wir schnell erfolgreich sein? Das sollten wir besprechen!
 

Mahabharata 3. Buch

Kapitel 252 – Karnas Vorschlag

Karna (der unbekannte Sohn des Sonnengottes) sprach: Oh Duryodhana, neige dein Herz meinen Worten zu. Bhishma (der Großvater der Pandavas und Kauravas) rügt uns immer und lobt die Pandavas. Und weil er dich nicht leiden mag, haßt er mich auch. In deiner Gegenwart redet er immer schlecht von mir. Ich sollte es nicht dulden, wenn Bhishma die Pandavas mit solchen Worten vor dir rühmt und dich tadelt.

Oh Feindebezwinger, verbünde dich mit mir nebst Armeen, Dienern und Wagen: Ich werde die Erde erobern mit all ihren Bergen, Wäldern und Seen. Die Pandavas haben die Erde zu viert erobert, ich werde dies für dich allein erledigen. Möge der gemeine Lump Bhishma es nur sehen; er, der immer die verleumdet, die keinen Tadel verdienen, und diejenigen preist, die nicht gelobt werden sollten. Oh möge er nur schon heute Zeuge meiner Macht werden und sich damit blamieren. Befiehl mir, oh König. Der Sieg wird dir durch meine Waffen sicher sein, das schwöre ich dir.

Duryodhana antwortete ihm höchst erfreut: "Ich bin gesegnet und begünstigt, denn du Starker bist immer meinem Wohle geneigt. Heute hat mein Leben Früchte getragen. Wenn du die Absicht hast, meine Feinde zu erobern, so geh, oh Held. Möge es dir gelingen! Und sag mir, was ich dabei tun kann."

Nach dieser Zustimmung ließ Karna alles Nötig vorbereiten. An einem glücksverheißenden Tag, zu einer günstigen Stunde, unter dem Einfluss eines Sterns, der unter der Herrschaft einer glücksverheißenden Gottheit stand, brach dieser mächtige Bogenschütze auf, nachdem ihn die Brahmanen gesegnet hatten und er in heiliges Wasser eingetaucht war. Und das Geratter seiner Wagenräder erfüllte die drei Welten mit ihren belebten und unbelebten Geschöpfen.
 

Mahabharata 3. Buch

Kapitel 253 – Karnas Eroberungsfeldzug

So zog der mächtige Bogenkrieger Karna (der unbekannte Sohn des Sonnengottes) als erstes zur schönen Stadt von Drupada und brachte nach hartem Kampf den König eine Niederlage bei. Er ließ Drupada Gold, Silber und Juwelen als Tribut zahlen ebenso wie die Söhne Drupadas. Danach wandte er sich nach Norden und unterwarf die Könige dieser Region. Nachdem er Bhagadatta unterworfen hatte, bestieg er den hohen Himavat, immer mit seinen Feinden kämpfend.

Nach allen Seiten schwärmte er aus, besiegte die Könige der Berge und ließ sie Tribut zahlen. Dann stieg er wieder in die Ebene hinab und eilte nach Süden. Er ließ die Angas bluten, auch die Bangas, Kalingas, Mandikas, Mithilas, Magadhas, Karkakhandas, und mit ihnen die Avashiras, Yodhyas und Ahikshatras.

Nach der Eroberung des östlichen Teils trat Karna vor Batsa-bhumi, welche er einnahm, dann Kevali, Mrittikavati, Mohana, Pattana, Tripura und Kosala – und alle Herrscher auf seinem Weg ließ er Tribut zahlen. Als nächstes besiegte er die mächtigen Wagenkrieger des Südens, und in Dakshinatya begann er einen Kampf mit Rukmi.
Nachdem die beiden ganz fürchterlich gefochten hatten, sprach Rukmi zu Karna, dem Sohn des Suta:
Oh bester Monarch, deine Macht und dein Heldenmut haben mich sehr erfreut. Ich bin dir nicht feindlich gesinnt. Ich habe nur die Pflicht der Kshatriyas erfüllt. Gern gebe ich dir nun so viele Goldmünzen, wie du wünschst.
 

Mahabharata 3. Buch

Kapitel 252 – Karnas Eroberungsfeldzug 2

Dann wandte sich Karna nach Pandya und dem Berg Sri. Im Kampf zwang er Karala, König Nila, Venudaris Sohn und andere vorzügliche Könige zum Zahlen von Tribut. Auch Sisupalas Sohn wurde besiegt und alle benachbarten Herrscher. Er eroberte die Avantis und handelte einen Frieden mit ihnen aus. Dann traf er auf die Vrishnis und unterwarf den Westen.

In der Region Varunas unterwarf er die Javana und Varvara Könige und zwang sie zu Tribut. Ohne weitere Umstände brachte er die Völker der Mlechas unter seine Kontrolle, auch die Bergvölker, Bhadras, Rohitakas, Agneyas und Malavas. Er bezwang die mächtigen Wagenkämpfer, die von Nagnajitas angeführt wurden, und anschließend die Sashakas und Yavana. So eroberte Karna die ganze Welt, Norden, Süden, Osten, Westen, und kam schließlich nach Hastinapura zurück.

Duryodhana, dieser Herrscher der Menschen, kam mit seinem Vater, den Brüdern und Freunden und hieß den mit Schlachterfolg gekrönten Karna in allen Ehren willkommen. Und Duryodhana würdigte seine Taten und sprach:
Was wir von dir bekamen, haben uns weder Bhishma, Drona, Kripa noch Valhika geben können. Möge dir Gutes widerfahren. Doch ist es nötig, lange Reden zu halten? Höre meine Worte, oh Karna. In dir, oh Herr der Menschen, nehme ich meine Zuflucht, du mit den mächtigen Waffen. Oh Tiger unter den Männern, zweifellos reichen die Pandavas und alle anderen berühmten Könige nicht an ein Sechzehntel von dir heran. Oh mächtiger Bogenkrieger, oh Karna, tritt vor König Dhritarashtra, und schau die ruhmreiche Gandhari, wie Indra, der Träger des Donners (Führer der Sura-Götter), einst Aditi (die Mutter der Sura-Götter) schaute.

Da erhob sich ein lautes Getöse in Hastinapura mit „Oh!“ und „Ach!“. Manche priesen Karna, manche tadelten ihn und wieder andere schwiegen. So hatte Karna in kürzester Zeit die ganze Erde erobert mit ihren Flüssen, Bergen, Wäldern, Feldern und Ozeanen, mit hohen Ebenen und niedrigen Tälern, mit Städten, Imperien und Inseln gefüllt. Dabei hatte er viele Monarchen unterworfen und unvergänglichen Reichtum gewonnen, den er nun vor Dhritarashtra und Gandhari präsentierte. Der Held berührte die Füße des Königs wie ein Sohn, wurde von Dhritarashtra voller Zuneigung umarmt, und in allen Ehren entlassen. Und seit dieser Zeit waren Duryodhana und Shakuni vollkommen davon überzeugt, daß Prithas Söhne (die Pandavas) von Karna schon in der Schlacht besiegt waren.
 

Mahabharata 3. Buch

Kapitel 254 – Duryodhana wünscht eine mächtige Opferzeremonie 1

Und eines Tages sprach Karna zu Duryodhana:
Oh Feindebezwinger, wäge meine Worte in deinem Herzen und handle angemessen, nachdem du mir zugehört hast. Oh Held, die Erde ist nun von Feinden befreit. Herrsche du nun über sie ohne alle Widersacher, wie der hochgesinnte Indra (Der Träger des Donnerkeils und Führer der Sura Götter, aber nicht der Schöpfer innerhalb eines Universums, welcher Brahmā ist) selbst.

Und Duryodhana antwortete:
Oh Bulle unter den Männern, was wäre demjenigen unerreichbar, der dich als Zuflucht hat, dem du verbunden bist und für dessen Wohl du sorgst. Ich habe einen Wunsch, höre mir aufmerksam zu. Wenn ich an das gewaltige Rajasuya Opfer der Pandavas denke, entsteht auch in mir der Wunsch nach einem solchen Opfer. Oh Sohn des Suta, erfüll mir dieses Begehren.

Und Karna stimmte zu: Nun, nachdem alle Könige der Erde unter deine Herrschaft gebracht wurden, ruf die hohen Brahmanen zusammen und laß alles Nötige für das Opfer herbeischaffen. Oh Feindebezwinger, mögen vedengelehrte Ritwijas dein Opfer gemäß der Tradition durchführen. Und möge dein großes Opfer mit reicher Nahrung und vielen Gaben beginnen.

So rief Duryodhana die Priester herbei und gebot ihnen: Zelebriert für mich auf achtsame Weise und in der rechten Reihenfolge das Rajasuya, dieses Beste aller Opfer, daß mit stattlichem Dakshina (Gaben) einhergeht.
 

Mahabharata 3. Buch

Kapitel 254 – Duryodhana wünscht eine mächtige Opferzeremonie 2

Die Brahmanen antworteten ihm:
Oh Bester der Kauravas (die Widersacher der Pandavas), solange Yudhishthira (Sohn des Gottes der Gerechtigkeit und Anführer der 5 Pandavas) lebt, kann dieses Opfer nicht noch einmal in deiner Familie stattfinden. Oh bester König, auch dein Vater Dhritarashtra lebt noch. Möge er mit einem langen Leben gesegnet sein! Darum kannst du dieses Opfer nicht ausführen. Doch es gibt ein anderes, großes Opfer, welches dem Rajasuya gleicht. Dies führe aus, und höre uns zu.

Die Könige, welche dir bereits tributpflichtig sind, haben dich mit allen Arten von Gold überschüttet. Forme aus diesem Gold den Opferpflug und pflüge damit den Platz für die Zeremonien um. An diesem Ort möge dann das große Opfer stattfinden mit allen Riten, Mantras und nötigen Artikeln und ohne alle Störungen. Der Name dieses für Tugendhafte würdigen Opfers ist Vaishnava. Niemand außer Vishnu (Form des Transzendentalen Herrn gebunden an dem materiellen Welt - bekannt als Spiel der Schöpfung) hat es je ausgeführt. Es ist mächtig und dem Rajasuya ebenbürtig. Uns ist es angenehm, und dir gereicht es zum Wohl. Und außerdem kann es ohne alle Störungen durchgeführt werden, womit dein Wunsch Erfüllung findet.

Da sprach Duryodhana zu Karna, Shakuni und seinen Brüdern:
Mir gefallen die Worte der Brahmanen sehr. Wenn sie auch euren Beifall finden, dann sagt es schnell.
Alle stimmten zu: So sei es.
Und Duryodhana bestimmte die Personen und die ihnen angemessenen Aufgaben, und befahl den Handwerkern und Künstlern den goldenen Pflug zu bauen. Alles wurde sorgfältig und nach Anweisung ausgeführt.
 

Kapitel 255 – Duryodhanas Vaishnava Opfer​

Es kam der Tag, als alle Künstler, Berater und auch Vidura (Bruder von Dhritarashtra - Vater Duryodhanas) zu Duryodhana sprachen: Alle Vorbereitungen für das hervorragende Opfer sind getroffen, und auch die Zeit ist günstig, oh König. Der vortreffliche goldene Pflug steht ebenfalls bereit.

So gab Duryodhana den Befehl, das Opfer zu beginnen. Alles Nötige stand bereit, es gab genug Speisen, die Mantras heiligten die Zeremonie und Duryodhana wurde gemäß der Tradition initiiert. Dhritarashtra, Vidura, Bhishma, Drona, Kripa, Karna und die gefeierte Gandhari (die Frau Dhritarashtras) freuten sich außerordentlich. Auch entsandte Duryodhana schnelle Boten und lud Prinzen und Brahmanen ein, die auf schnellen Gefährten aus allen Richtungen herbeikamen. Dushasana gebot einem der Boten, in den Dwaita Wald zu gehen und die dortigen Brahmanen nebst der armseligen Pandavas ebenfalls einzuladen. Der Bote eilte flugs, wie ihm geheißen, verbeugte sich vor den Pandavas und sprach:

Nachdem er immense Schätze durch seinen ureigenen Heldenmut gewann, zelebriert der Beste und Erste der Kurus, Duryodhana, ein Opfer. Es kommen schon die Brahmanen und Könige aus allen Ländern zu ihm. Oh König, ich wurde vom hochbeseelten Sohn Dhritarashtras gesandt, euch einzuladen. Es ziemt sich für euch, dem wunderbaren Opfer des Monarchen beizuwohnen.

Der königliche Yudhishthira (welcher mit seinen Brüder, die Pandavas, im von Duryodhana für 13 Jahren im Wald verbannt war) antwortete dem Boten: Welch großes Glück, daß Duryodhana den Ruhm seiner Ahnen vermehrt und dieses hervorragende Opfer durchführt. Es wäre gut, hinzugehen, doch wir können nicht, denn bis zum dreizehnten Jahr müssen wir unseren Eid befolgen.

Und Bhima (einer der Pandava Brüder) fügte hinzu: König Yudhishthira wird zum Opfer gehen, wenn er Duryodhana in das entzündete Feuer unserer Waffen wirft. Richte Duryodhana aus: Wenn nach dem dreizehnten Jahr der Herr der Menschen, Yudhishthira, im Opfer der Schlacht die geklärte Butter seines Zorns auf den Sohn Dhritarashtras ausschütten wird, dann werde auch ich an diesem Opfer teilnehmen.

Die anderen Brüder schwiegen unangenehm berührt. Der Bote kehrte zurück und berichtete wortgetreu alles. Dennoch kamen viele hochgeborene Männer nach Hastinapura und höchst tugendhafte Brahmanen. Sie alle wurden angemessen willkommen geheißen und erfreuten sich sehr. In höchstem Jubel sprach König Dhritarashtra zu Vidura:
Oh Khatta, eile und versorge alle Menschen auf dem Opferplatz mit Essen, damit sie erfrischt und gesättigt sind.

Dies tat der gelehrte und moralische Vidura mit großer Freude und sorgte für genügend Getränke, Essen, Blumengirlanden und verschiedenste Kleider. In schön erbauten Pavillons wurden sowohl die königlichen Gäste als auch die Brahmanen zu Tausenden aufs Beste versorgt und mit Reichtum überschüttet. Zu aller Zufriedenheit verabschiedete der heldenhafte Duryodhana schließlich alle seine Gäste wieder und zog zurück in den Palast von Hastinapura von seinen Brüdern, Karna und Shakuni begleitet.
 
Werbung:

Mahabharata 3. Buch

Kapitel 256 – Karnas Schwur

Bei Duryodhanas Einritt in die Stadt priesen ihn die Sänger als heldenhaften Bogenkrieger und besten König. Sie besprenkelten ihn mit Sandelpaste und streuten Reiskörner über ihm aus, und viele Bürger lobten ihn:
Welch wunderbares Schicksal, oh König, dass das Opfer ohne Störungen vollendet werden konnte.

Andere waren rücksichtsloser in ihren Worten und ließen verlauten, ohne weiter die Konsequenzen zu bedenken:
Dieses Opfer kann sich ganz sicher nicht mit Yudhishthiras Opfer vergleichen. Es erreicht gerade mal dessen sechzehnten Teil.

Doch Duryodhanas Freunde besänftigten ihn: Dein Opfer hat alle anderen übertroffen. Yayati, Nahusha, Mandhata und Bharata wurden geheiligt durch solches Opfer, und sie alle gingen in den Himmel ein.

So war Duryodhana höchst zufrieden, zog durch die Stadt und betrat schließlich den Palast. Dort ehrte er die Füße von Mutter und Vater, und auch von Bhishma (der Großvater), Drona, Kripa und dem weisen Vidura (Onkel von Duryodhan und Yudhishthir). Seine jüngeren Brüder ehrten ihn, und dann nahm Duryodhana inmitten von ihnen auf einem prächtigen Sitz Platz.

Karna (sder unbekannte Sohn des Sonnengottes) erhob sich und sprach: Welch Glück, oh Bharata, daß dein mächtiges Opfer vollendet wurde. Und wenn die Söhne der Pritha in der Schlacht geschlagen sind, wirst auch du das Rajasuya Opfer erfolgreich ausführen. Und dann werde ich dich erneut ehren, wie ich es eben tat.

Duryodhana antwortete ihm: Wahrhaft hast du gesprochen. Wenn die niedrig gesinnten Pandavas (seine Cousins) geschlagen sind, und das große Rajasuya vollendet ist, dann wirst du, oh bester Held, mich ehren.

Dann umarmte er Karna und schwelgte in Gedanken schon an der Rajasuya Opferzeremonie, während er zu den versammelten Kauravas sprach: Ja, nach dem Sieg über die Pandavas ist das Kostbarste und Beste aller Opfer, das Rajasuya, ganz für mich.

Und Karna sprach erneut: Höre meinen Schwur, oh stolzer Elefant unter den Königen: Bis ich Arjuna (der Sohn von Indra - der Führer der Sura Götter) getötet habe, werde ich niemandem erlauben, meine Füße zu waschen, und niemals mehr Fleisch essen. Ich werde bis dahin dem Asura-Gelübde folgen (möglicherweise keinen Wein zu trinken), und wer mich um etwas bittet, dem werde ich niemals antworten: „Das habe ich nicht.“

Nach diesen Worten jubelten die Söhne Dhritarashtras laut und überschwenglich und meinten, dass die Pandavas schon besiegt wären und Arjuna tot in der Schlacht. Und die Versammlung löste sich in Hochstimmung auf, ein jeder betrat seine Gemächer wie Kuvera (der Schatzmeister der Sura Götter) den Garten Chaitraratha.

In der Zwischenzeit wurden die mächtigen Bogenkrieger, die Pandavas, von Sorgen übermannt. Sie hatten die Einladung des Boten wohl verstanden und wussten durch Spione von Karnas Gelübde, Arjuna zu töten. Besonders bei Yudhishthira nistete sich die Traurigkeit ein, wenn er über Karnas wunderbare und undurchdringliche Rüstung und all ihr eigenes Leiden nachdachte, und er fand keinen Frieden mehr. So überlegte der Hochbeseelte, den wildreichen Dwaitavana Wald zu verlassen.

Und Duryodhana regierte mit seinen heldenhaften Brüdern nebst Bhishma, Drona und Kripa die Erde. Mit dem schlachtgekrönten Karna an seiner Seite sorgte Duryodhana für das Wohl der Könige der Erde, und er ehrte die Brahmanen mit Opfern und reichen Gaben. Der Held und Feindebezwinger tat seinen Brüdern immer Gutes und hatte in seinem Geist sicher erkannt, dass Geben und sich daran Erfreuen der einzige Sinn von Reichtum ist.
 
Zurück
Oben