Sanjayas Trost für König Dhritarashtra
Sauti sprach:
Während er so klagte, wie eine Schlange hart seufzte und ab und an in Ohnmacht fiel, da sprach der weise Sohn von Gavalgana, Sanjaya, zum verstörten Herrn der Erde mit tiefgründigen Worten: Du hast gehört, oh König, wie Vyasa und der weise Narada von höchst mächtigen Männern erzählten, welche große Taten vollbrachten.
Männer, die in großen Königsfamilien geboren waren, Männer voller trefflicher Qualitäten, die hervorragend in der Kunst der Handhabung himmlischer Waffen waren und in ihrer Herrlichkeit Wahrzeichen von Indra. Männer, welche die Welt eroberten durch Gerechtigkeit, Kampf und die Ausübung vieler Opfer mit den passenden Gaben, gewannen Ruhm in dieser Welt und erlagen schließlich doch der Herrschaft von Zeit und Tod.
So ging es Saivya, dem heldenmütigen Maharatha, dem mutigen Wagenkrieger Srinjaya, dem großen Eroberer Suhotra, Rantideva und Kakshivanta, dem ruhmreichen Valhika, Damana, Saryati, Ajita und Nala, Vishvamitra, dem Feindezerstörer, Ambarisha, dem Starken, Marutta, Manu, Ikshvaku, Gaya und Bharata, Rama der Sohn des Dasaratha, Parasurama, Sasabindu und Bhagiratha, Kritavirya, den Glücklichen, auch Janamejaya und Yayati mit den guten Taten. Sie opferten und die Himmlischen selbst halfen ihnen dabei.
Von ihren Altären und Opferpfählen ist diese Erde gekennzeichnet sowohl in den bewohnten als auch unbewohnten Gegenden. Von diesen vierundzwanzig Rajas sprach Narada, der göttliche Weise, dem Saivya, als er schwer unter dem Verlust seiner Kinder litt. Doch außer diesen gab es noch viele andere Könige, welche große Wagenkrieger und noch viel stärker waren, mit edlem Geist und voller vorzüglicher Eigenschaften. Und auch sie wurden vom Tod ergriffen.
Denke nur an Puru, Kuru, Yadu, Sura und Viswasrawa von großem Glanze, Anuha, Yuvanaswu, Kakutstha, Vikrami und Raghu; Vijaya, Virihorta, Anga, Bhava, Sveta und Vripadguru; Usinara, Sataratha, Kanka, Duliduha und Druma; Dambhodbhava, Para, Vena, Sagara, Sankriti und Nimi; Ajeya, Parasu, Pundra, Sambhu und den heiligen Devavridha; Devahuya, Supratika und Vrihadratha; Mahatsaha, Vinitatma, Sukratu und Nala, den König der Nishadas; Satyavrata, Santabhaya, Sumitra und den Anführer Saubala; Janujangha, Anaranya, Arka, Priyabhritya, Chuchivrata, Balabandhu, Nirmardda, Ketusringa und Brhidbala; Dhristaketu, Brihatketu, Driptaketu und Niramaya; Abikshit, Chapala, Dhurta, Kritbandhu und Dridheshudhi; Maha-purana-sambhavya, Pratyanga, Paraha und Sruti.
Diese Könige und noch viele hunderte und tausende mehr, die äußerst machtvoll und weise waren, trafen schließlich den Tod und verließen immense Reichtümer und Vergnügungen, genau wie es deinen Söhnen geschah. Auch diese Männer, die über edle Tugenden verfügten und deren himmlische Taten, Großzügigkeit, Großmut, Treue, Wahrhaftigkeit, Reinheit, Bescheidenheit und Barmherzigkeit von den heiligen Barden von großer Gelehrsamkeit in den Puranas besungen werden, gaben ihr Leben auf.
Deine Söhne waren bösartig, neidisch, habgierig, von leidenschaftlichem Temperament und mit einem Hang zur Brutalität. Du bist wohl bewandert in den Shastren (offenbarte Schriften), klug und weise. Die Menschen, deren Verständnis den Anweisungen in den Shastren folgt, erliegen nie Trauer oder Unglück.
Du kennst, oh König, die Strenge und die Leichtfertigkeit des Schicksals. Du weißt, deine Sorge um die Sicherheit deiner Söhne ist unpassend. Es ist nicht recht von dir, um etwas zu trauern, was geschehen muß. Denn wer kann durch seine Weisheit die Beschlüsse des Schicksals abwenden?
Niemand kann sich jenseits des Pfades stellen, den die Vorsehung für ihn ausgesucht hat. Existenz und Nichtexistenz, Freude und Leiden - sie alle haben ihre Wurzel in der Zeit. Die Zeit erschafft alle Dinge und zerstört sie alle. Es ist die Zeit, welche die Wesen verbrennt und das Feuer tilgt. Alle Zustände in den drei Welten, ob gut oder böse, werden von der Zeit verursacht. Die Zeit vernichtet alle Dinge und erschafft sie wieder.
Die Zeit allein ist wach, wenn alles schläft. Und wahrlich, es ist unmöglich, die Zeit zu besiegen. Ohne Hemmnis geht die Zeit durch alles hindurch. Wie du weißt, sind alle Geschehnisse der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft die Nachkommen der Zeit. Und daher gebührt es dir nicht, dich von deiner Vernunft zu trennen.
Und Sauti fuhr fort:
So beruhigte Gavalganas Sohn, Sanjaya, den von Kummer um seine Söhne überwältigten König Dhritarashtra und gab seinem Geist den Frieden wieder. Diese Fakten wählte Dwaipayana (Vyasa) zum Thema und dichtete die heilige Upanishad, welche in der Welt von den gelehrten und geheiligten Barden der Puranas verbreitet wird. Das Studium des Bharata ist ein Akt der Frömmigkeit. Wer mit verehrendem Vertrauen nur eine Zeile liest, hat sich von seinen Sünden vollständig gereinigt.
Im Bharata wird von Devas, Devarshis, unbefleckten Brahmanen mit guten Taten gesprochen, und auch von Yakshas (über mystischen Kräfte verfügbare Menschenfresser) und den großen Nagas (Schlangen). Es wird hier vom ewigen Vasudeva (Krishna) mit den sechs heiligen Eigenschaften erzählt. Er ist wahrhaft, gerecht, rein und heilig, der ewige Brahman, die höchste Seele, das wahre und beständige Licht, über dessen göttliche Taten die Weisen und Gelehrten erzählen, von dem das nicht-existente und existierend-nicht-existente Universum entsprang auf der Grundlage von Schöpfung und Entwicklung, Geburt, Tod und Wiedergeburt.
Es wird berichtet von Ihm, welcher Adhyatma (der alles regelnde Geist der Natur) genannt wird, der an den Eigenschaften der fünf Elemente teil hat. Es wird auch erzählt, wer der Purusha ist, auf den selbst solche Worte wie unmanifest nicht angewendet werden können.
Und auch von Ihm wird gesprochen, den die vom gewöhnlichen Schicksal befreiten und mit der Kraft von Meditation und Tapas begabten Yatis in ihrem Herzen bewahren als die Reflektion eines Bildes in einem Spiegel.
Der vertrauende Mensch, der immer der Frömmigkeit hingegeben ist und allseits Tugend übt, wird beim Lesen dieses Kapitels von Sünde befreit.
Der Vertrauende, welcher beständig dieses einleitende Kapitel des Bharata von Anfang an hört, wird in dieser Welt keinen Schwierigkeiten begegnen.
Der Mensch, welcher irgendeinen Teil des Anfangskapitels während der Dämmerung rezitiert, wird währenddessen von allen seinen Sünden befreit, die er am Tag oder in der Nacht ansammelte.
Im Körper des Bharata ist dieses Kapitel Wahrheit und Nektar, wie die Butter unter den Milchprodukten und die Brahmanen unter den Zweibeinern, wie Aranyaka unter den Veden und Nektar unter den Heilmitteln. Wie der Ozean hervorragend unter allen Gewässern ist und die Kuh unter allen Vierbeinern, so wird gesagt, ist das Bharata vorzüglich unter allen Geschichten.
Derjenige, welcher einen Brahmanen veranlaßt, nur eine Zeile davon zur Zeit des Sradha zu rezitieren, läßt seine Opfergaben an die Ahnen und Vorfahren damit unerschöpflich werden. Mithilfe der Geschichte und den Puranas werden die Veden hier erläutert, denn die Veden selbst fürchten sich vor jemandem mit wenig Verständnis, daß sie von ihm verletzt werden könnten.
Der gelehrte Mensch, welcher dieses Veda, das Bharata des Vyasa, anderen erzählt, gewinnt sich Verdienst. Sogar die Sünde des Mordes an einem Embryo wird zweifellos getilgt, wenn man dieses Kapitel mit Verehrung zu jedem Mondwechsel liest.
Ich denke, daß ganze Bharata ist gelesen, wenn man dieses Kapitel gelesen hat (ich habe hier nicht das ganze Kapitel wiedergeben). Der Mensch, welcher mit Verehrung diesen heiligen Worten täglich lauscht, gewinnt ein langes Leben, Ruhm und geht auf den himmlischen paradiesischen Planeten (nicht in der spirituellen Welt).
Vor langer Zeit trafen sich die Himmlischen und legten die vier Veden auf eine Waagschale und das Bharata auf die andere. Und das Bharata wog schwerer. Seit jener Zeit wird es Mahabharata (das große Bharata) genannt. Es wird als den Veden überlegen betrachtet, sowohl in der Größe als auch in der Schwere der Bedeutung.
Wer seine wahre Bedeutung erkennt, ist von allen Sünden befreit. Dieses Tapas (Austerität) ist unschuldig, dieses Studium ist harmlos, die Riten der Veden sind ohne Sünde, das Erlangen von Verdienst durch rechte Anstrengung ist harmlos. Doch wenn sie in ihrer Ausübung mißbraucht werden, dann werden sie eine Quelle des Übels.