Hallo kaffeeheferl,
entgegen einiger Behauptungen hier hab ich persönlich die Erfahrung gemacht, dass es leicht, ja oft sogar spielerisch ist, Muster loszulassen. Für mich waren es zwei Erkenntnisse, die mich dazu gebracht haben:
Erstens wärs fein, das Muster loszulassen, dass überhaupt irgendetwas in unserem Leben langwierig, hart oder schwer sein muss (wurde hier schon mal als "belief" angeführt und geht auch auf die unten beschriebene Art und Weise). Und zweitens brauch ich dazu keinerlei Bilder, Erinnerungen oder verstandesmäßige Erklärungen, also keine warums und weshalbs. Das möcht ich näher erklären:
Alles, was wir je erlebt und erfahren haben, was wir je über unsere fünf Sinne aufgenomen haben UND alles, mit dem wir selbst (damals) darauf re-agiert haben, also unser eigenes Denken und FÜHLEN in der entsprechenden Situation ist in unserem System abgespeichert. Es ist also da - und WIRKT - in jeder Sekunde unseres Lebens.
Ein Beispiel zur Veranschaulichung: Mein Vater, der damals doppelt so groß war wie ich, hat mich angeschrien und mir gedroht, mich zu verprügeln, als ich 5 Jahre alt war = Geschehnis im Außen. Ich habe gedacht: "Hilfe, ich sterbe, er prügelt mich tot!" und habe im nächsten Augenblick aus mir heraus folgende Handlungs-Strategie entwickelt: "Wenn ich mich jetzt totstelle, dann hört er auf damit". Und das hat funktioniert, er hat aufgehört und ich habe überlebt. Das waren damals meine Gedanken und die daraus folgenden Handlungen. Da gabs aber auch noch meine GEFÜHLE: Ich fühlte mich absolut hilflos und ausgeliefert, völlig ohnmächtig und als einzigen Ausweg sah ich damals als 5jährige, die sich nicht wehren konnte, die Möglichkeit, mich totzustellen. Diese Situation gabs aber nicht nur einmal, sondern sehr häufig und immer waren da die gleichen Gedanken und Gefühle und immer hat die gleiche Strategie geholfen - daraus ist nun ein Muster entstanden, was heute noch "wirkt".
Jedesmal wenn mich wer anschreit und mir mit irgendetwas droht, FÜHLE ich mich genau wie damals, mir kommt es vor, als wäre dieser Mensch doppelt so groß wie ich und ich fürchte um mein Leben und FÜHLE mich ohnmächtig und ausgeliefert (obwohl ich das heute ja gar nicht notwendig hätte, denn als Erwachsene bin ich ja in der Lage völlig anders zu re-agieren). Meine Gedanken, die auch die gleichen sind wie damals nehm ich nicht mehr wahr, es geht alles viel zu schnell und auch meine Gefühle kann ich nicht mehr im Detail wahrnehmen, ich weiß nur, dass ich mich schrecklich fühle und kenne einen (leider nur einen einzigen) Weg, wie ich da rauskomme......mich totstellen.
Ich habe heute als Erwachsene in ähnlichen Situationen wie damals immer noch die gleichen Gedanken und Gefühle wie damals, in der Fachsprache heisst das "regretieren", also ich denke und fühle, als wäre ich 5 Jahre alt. Und das meinte ich damit, dass die damaligen Erlebnisse mit allen dazugehörigen Gedanken und Gefühlen heute noch "wirken".
OK, nun könnte ich langmächtig danach suchen, warum und weshalb ich dieses Muster habe, könnte meinen Vater beschuldigen und ihm dann wieder verzeihen lernen, könnte Rückführungen machen, Erklärungen suchen, mir das Hirn zermartern, mein Verhalten umlernen und vieles andere mehr. Diesen Weg bin ich über etliche Jahre gegangen und es war hart und schwer.
Ich kann aber auch ganz einfach das GEFÜHL, das jeweils im Hier und Jetzt in mir ist, was ja dasselbe ist wie damals, zulassen, voll und ganz fühlen, damit integrieren und auflösen. Und das wars. Denn wenn dieses Gefühl nicht mehr in mir entsteht, wenn mich wer anschreit, dann brauch ich mich auch nicht mehr totstellen, um dem zu entgehen, und kann dann völlig gelassen ganz anders reagieren - wie auch immer es die Situation erfordert.
Das einzige, was es dazu bedarf, ist MUT, der Mut, sich meinen "negativen" Gefühlen zu stellen, sie wirklich fühlen zu wollen. Das Muster ist nämlich das, was ich mir damals in der Kindheit konstruiert habe, damit ich diese Gefühle nicht fühlen muss, weil sie mir damals als lebensbedrohend erschienen sind.
Sobald ich mich also dazu entscheiden kann, ALLE meine Gefühle haben zu wollen und sie zu fühlen, "verschwindet" ein Muster nach dem anderen, weils ja immer nur dazu "dient" ein negatives Gefühl nicht fühlen zu müssen.
Klar ist das jetzt nicht der einzig seligmachende Weg und es können auch da einige Stolpersteine drauf liegen, denn auch das Fühlen braucht ein bißchen Übung, aber seit ich das durchschaut habe und konsequent in jeder Minute in meinem Alltag anwende, gibts keine Fragen nach dem Woher oder Warum mehr. Ich bin ständig mit mir selbst in Kontakt, ich fühle alle meine Re-Aktionen auf Dinge im Außen, meine negativen Gefühle und Muster werden von Tag zu Tag weniger, mein Verhalten ändert sich damit ganz automatisch und mein Glück und meine Freiheit von Tag zu Tag größer. Und das, was ich mit den ganzen Warums und Weshalbs in 10 Jahren nicht über die Bühne gebracht habe, geht heute in einem Jahr - und meistens völlig mühelos
Liebe Grüße,
Love is Freedom