Ja, aber ich merk sowieso, dass da dann beide Sachen mir im Kopf rumgehen. Sobald ich mich von meiner Arbeit wegbewege, ist sie ja nicht verschwunden, und sie hebt sich noch deutlicher hervor. Es ist echt schwer, beiden Sachen den gleichen Raum zuzugestehen, sonst gehts immer so:
Übrigens les ich grad ein Buch von Wolfgang Schmidbauer über die Destruktivität von Idealen und da hats sofort am Anfang einen wunderbaren Part. Ich setz ihn mal rein.
(...)
Ich hab mich sofort in diesen Beschreibungen wiedererkannt. Da hat endlich mal einer in Worte gefasst, was mich tagein, tagaus quält, und mir sozusagen ne "Reflektionsvorlage" geliefert.
Oh ja... Ich glaube, dass kennt jeder. Und das ist etwas, dass ich auch durch meine familiäre Geschichte immer an mir verdammt habe. In meiner Familie ist es ehrenhafter ein hart arbeitender Mafiosi zu sein, als ein fauler Heiliger.

Aber ernsthaft... Ich glaube, dass diese Muster auch deshalb solche Kraft haben weil man sie an sich selbst so verurteilt. Gleichzeitig denke ich mittlerweile, dass es tatsächlich eine Art Mechanismus im Bewusstsein gibt, der sabotiert.
Nur mal rein theoretisch: Ein glasklares Bewusstsein, dadurch ein wissendes Bewusstsein, dadurch auch ein sehr machtvolles Bewusstsein... spielt jetzt mal Mensch in dieser Welt. Das könnte sogar langweilig sein. Wo bleibt der Reiz? Alles viel zu simpel.

Alleine das große Selbstbewusstsein dieses Zustands würde die Dinge wie von magischer Hand in die positiven Bahnen lenken. Im Grunde braucht dieses Spiel in der Dualität einen "Gegner". Und wenn es nur ein Bewusstsein grundlegend gibt, dann muss es ihn selbst erzeugen. Und der hängt dann gleich mal in der eigenen Psyche und sagt auch noch "ICH".
Aber es ist nicht weit hergeholt. Mir ist mehrmals aufgefallen, wenn ich sehr darauf geachtet habe, dass man auf jede innere Absicht ("Ich will .....") eine innere Reaktion erfährt. Das kennen alle... aber diese Reaktion ist immer genau entgegengesetzt zum Willen. Wenn ich über solche Dinge nachdenke und eine Schlußfolgerung ziehe, wo ich im ersten Moment denke.. "das könnte stimmen" bekomme ich die unmittelbare Reaktion von Unsicherheit und Zweifeln. (mein Wille mit "es könnte stimmen" ist Sicherheit). Egal in welche Richtung die Intention geht, es ist wie ein negativer Spiegel, der einem "Das ist es nicht"....."Ich kann nicht"......"Es funktioniert so nicht"...usw. zurückspiegelt. Wenn man sich das mal bewusst macht, ist das wirklich seltsam.. Es ist so alltäglich das es uns nicht mehr auffällt, aber wenn man mal darüber nachdenkt ist es eigentlich bescheuert, wie man sich auf so eine Art selbst ständig das Leben schwer macht. Denn es ist ja kein wohlüberlegtes Zweifeln, um nicht zu voreiligen Schlüssen zu kommen. Das sind sehr subtile Vorgänge, die genau das sabotieren, was man will und wovon man sicher ist das es eigentlich gut wäre.
Im Übrigen glaube ich daher auch nicht mehr an Faulheit. Faulheit ist so ein Selbstsabotage-Muster. Und je mehr man sich dafür hasst, desto krasser wird es. Daher sind genau die Menschen, die sowieso schon von allen verurteilt werden weil sie nichts hinbekommen wirklich die ärmsten Schweine überhaupt, denn dieses Problem, im Grunde nicht weniger ernst als eine physische Krankheit, ist absolut nicht erkannt. Es gibt z.B. wirklich nicht so wenige Hartz4-Empfänger, die genau damit dann zu kämpfen haben. Gleichzeitig ist es eben nicht "Lebens-Einstellung" oder eine Frage von Intelligenz. Es braucht nicht so viel damit ein Mensch sich in diesen Negativ-Mustern verwickelt. Jemand verliert seinen Job und damit einen nicht kleinen Teil seiner Selbstachtun, er macht ein paar mal die Erfahrung zu Scheitern, es werden immer mehr negative Muster betont (Aufmerksamkeit darauf) und dann geht es sehr schnell, das jemand nur noch vor dem Fernseher hängt und "faul" ist. Und weil kein Mensch wirklich weiß was da überhaupt abläuft, haben sie weder Verständnis von Außen zu erwarten, noch von sich selbst natürlich und irgendeine Möglichkeit herauszukommen... wüsste ich auch keine die schnell funktioniert. Denn da ist es ja dasselbe... Wann ist man bereit sich mit Dingen intensiv zu beschäftigen wie diesen hier... Psychologie-Eso-Philosophie. ? Und das Blöde dabei ist auch noch: Man kann sehr viel verändern wenn man es als Experiment betrachtet. Aber wenn man MUSS, wenn es darum geht einen Zustand zu beenden unter dem man leidet, wird es ungleich schwerer.
Was m.A.n. ein Fakt ist: Das was man verurteilt stärkt man. Und dann ist absolut klar, dass solche Tendenzen gestärkt werden. Es wird kaum jemanden geben der Inkonsequenz nicht an sich verurteilt. Ich selbst kenne eine Situation, wo ich dass was ich gerne machte, Stundenlang am Tag oft, auf einmal mied als ich musste... dabei wollte ich es eigentlich. Ich wurde mir selbst zum größten Rätsel überhaupt, denn ich riskierte mit dem Verhalten genau das was ich mir wünschte und ich sah absolut keinen Grund dafür. Heute weiß ich ansatzweise was damals ablief und auch in anderen Situationen (Lernen für die Schule kennt wohl jeder). Aber gerade weil es so verrückt zu sein scheint, fehlt natürlich das Verständnis und die Reaktion ist Verurteilen... Stärken... weiter in der Schiene.