ich find die ganzen diskussionen auf theoretisch ebene ziemlich interessant, aber mir ist heute nochmal aufgefallen, dass es total sinnlos ist (für mich) sich damit zu beschäftigen, solange ich mich in meinem leben nicht genau so verhalte wie ich es mir vorstelle, d.h. mein charakter & gewohnheiten nach meinen wünschen ausgebildet sind. ich hab ein genaues bild eines "soll" zustandes in mir, der aber noch ziemlich vom "ist" zustand abweicht.
müsste das alles nicht schon längst für einen abgeschlossen sein, wenn man daran denkt, so etwas wie kundalini-erweckungen zu haben - oder auch nur haben zu wollen?
und für diejenigen hier, die solche kundalini-bewegungen haben: seid ihr innerlich so vollkommen, wie ihr euch das wünscht, oder nicht?
Lieber raterZ,
Vollkommen? Nein...bin zumindest ich nicht...
Um es in Deinen Worten zu sagen: Auch "ich" bin noch weit weg von jenem "Ist"- Zustand, der "Ich" einmal sein möchte.
Doch ich kann Dir auch sagen, daß dieser sog. "Ist" Zustand auch immer noch ein Ziel der großen Meister bleibt. Denn man kann durchaus Meister sein und noch nicht alles in sich verwirklicht haben, was sein muß. Deshalb "kämpft" auch ein Meister hier in der physischen Materie immer noch mit seinem Aufstieg - wenn auch auf einer höheren Ebene.
Solange die Kunda-Energie nicht erwacht ist und es "nur" zu solchen Prana-Strömen (egal wie heftig diese sein mögen) kommt, solange "tobt" sich auch noch das EGO voll aus. Man ist da vielleicht
noch mehr entfernt von einer "Selbst-Vollkommenheit" als nach jener Kunda-Erweckung.
Maria 45 hat dies weiter oben perfekt geschildert:
Wobei lustigerweise die obige Aussage zur Zerstörung der Seele durch die Kundalini noch ein Körnchen Wahrheit enthält. Im Herzen ist auch das Ego zuhause, und in dem Moment, wo die Kundalini durchs Herz brennt, verbrennt der wichtigste Teil des Ego. Dieser Seelenanteil wird dabei zerstört, doch er ersteht wieder auf wie der Phönix aus der Asche. Ein neues "ego" wird geboren, das "ego eimi", das Ich bin.
Anstatt des Begriffes "Ich bin" verwende ich in meinen Begriffen immer das "Höhere SELBST". Deshalb auch ein leichter Umkehrschluß - wer nur in "Ich" und "meins" denkt und sich mit höheren Dingen selbst prüstet, der ist noch weit weg von der Erweckung jener Kunda-Energie! Was für den Betreffenden auch gut so ist.
Durch Yogiraj (der es von einem seiner Lehrer hat) habe ich gestern einen Spruch vernommen, der trifft es im Kern:
Die Kundalini-Energie ist wie eine Schlange. jetzt stelle Dir vor, Du weckst Sie auf und sie frägt Dich :"Bist Du auch wach?" . Dann solltest du ganz schnell eine Antwort haben, sonst beißt sie Dich.
Deshalb hast Du auch vollkommen Recht: So interressant diese Schilderungen sein mögen, so wichtig ist es, daß man vorab selbstbewußt (also
seiner SELBST
b e w u ß t wird.
Je mehr von jenem gefährlich kleinen EGO vorab schon zerstört ist, desto geringer fallen die Auswirkungen dieser Kunda Energie später ins Gewicht.
Wann wird man seiner Selbst bewußt?
Durch Aufmerksamkeit! Das beginnt beim Lesen!
Nimm z.B. den Satz:
Nichts ist beständiger als der Wandel. Wie kann man ihn verstehen?
Einfach mal so, daß eben
nur der Wandel an sich beständig ist.
Oder aber, daß
das Nichts beständiger als der Wandel ist. "Nichts" ist hier in Form des Daos oder des Buddhistischen Nirwana zu verstehen. Also das dieses "Nichts" im Gegensatz zu den sich wandelnden Welten einzig Bestand hat.
Deshalb auch immer hier in den Erklärungen der Hinweis, daß man diesen Text
wörtlich verstehen kann. Jede Unterstreichung, jeder Fettdruck und jeder in Bindestrichen eigefügte Teil hat seine eigene Bedeutung, welche den Satz so verstehen läßt, wie ihn der bewußte Sucher verstehen soll.
Die unbewußten Sucher müssen sich zuerst bewußt werden, was Bewußtsein ( also bewußt Sein) heißt. Darum jene gar nicht so spaßig gemeinte Medi am Schluß.
Und je nach Stand des Lesers versteht jeder jetzt den Text unterschiedlich:
Im EGO verhaftete verstehen ihn als Werbung für irgendeinen Weg; als Herausforderung sich selbst am Schreiber messen zu wollen (was völliger Blödsinn ist, denn der gibt ja schon zu, ein Narr zu sein); zerlegen ihn in Begriffe; weil diese nicht mit ihren Begriffen übereinstimmen (verlieren sich im Wort); verstehen den Text als Missionierung; usw....
Erkennende Sucher begreifen ihn als Auflistung bestimmter Begebenheiten -nicht unbedingt in allen Punkten für sie stimmig; nicht unbedingt in allem nachvollziehbar; erkennen eigene Begebenheiten darin punktuell oder satzweise; nehmen es als Anreiz, vorsichtiger zu sein; erkennen, daß sie auf dem /einem richtigen Weg sind; fühlen sich bestärkt darin, da es viel mehr Menschen mit ähnlichen Symptomen gibt und alle ihren Weg gehen; usw...
Dann gibt es die Erwachenden auf dem Weg zum Verwirklichten (nach dieser Definition) - irgendwo darauf...dazwischen...mittendrin...
Sie erkennen, daß der Weg noch weit ist, verstehen den Text als eine von einer Quelle unabhängige Wegbeschreibung und wissen, was als nächstes Ziel erfolgen sollte. Sie brüsten sich nicht als Meister, ihren Weg nicht als allein seeligmachende Wahrheit - denn sie sind demütig und bescheiden.
Sie haben ihr EGO schon fast oder gar schon vollständig überwunden.
Diese sind es, die auf dem richtigen Weg sind, mein lieber raterZ..
Und weil es in manchen Kreisen schick ist, ein Jesus-Zitat zu gebrauchen,
mache ich dies doch auch mal:
"Die Ersten werden die Letzten sein und die Letzten werden die Ersten sein."
Heißt hier: Die voller Demut und zugleich Liebe im Herzen sind, nicht ihr EGO befriedigen - diese sind vielleicht für die nicht erkennenden Menschen die Letzten - doch in Wirklichkeit weit vorn. Die von sich behaupten, die Ersten zu sein und vor den Menschen sich brüsten - sind in Wirklichkeit die Letzten.
Also mein lieber raterZ....gehe Deinen Weg weiter...ich meine, Du bist goldrichtig dabei...
Liebe Grüße
Woherwig