Ich gebe dir vollkommen recht, liebe Manashkin, die beste Freundin meiner Mutter war so ein Vergewaltigungsopfer, die ihr Leben lang keinen Mann an sich ran ließ. Auch in unserem Dorf sind fürchterliche Dinge geschehen (meine Mutter konnte unfassbar gut erzählen), aber in unserer direkten Familie sind alle verschont geblieben. Bei meinem Vater war es etwas anders, er war aus Allenstein in Ostpreußen und hat alles verloren, sogar die einzigen Fotos sind in seinem Panzer verbrannt. Er war hinter feindlichen Linien allein und dann jahrelang in russischer Gefangenschaft, bis er wieder frei war und in der Eifel gelandet ist - nach Hause konnte er ja nicht mehr. A48ußer mit meiner Mutter hat er nie über den Krieg geredet, er war ein feinfühliger Mensch und muss fürchterlich unter dem Ganzen gelitten haben - und doch war er der liebevollste und sanfteste Vater, den man sich wünschen konnte.
Beide waren dann sehr engagiert, obwohl sie wirklich viel gearbeitet haben. Mein Vater hat unser Häuschen fast im Alleingang gebaut, den Sportverein in unserem Dorf wieder aufgebaut, sich sehr für die Jugend eingesetzt und sich als Betriebsratsvorsitzender total für die Mitarbeiter eingesetzt - neben seiner 48-Stunden Woche. Ich habe keine Ahnung, wie er das geschafft hat - aber er hat es geschafft.
Meine Mutter war morgens im Weinberg und hat mittags den Haushalt ohne Elektrogeräte geschmissen und jede freie Minute damit verbracht, mit uns zu spielen,, zu lachen und zu singen. Sie war der fröhliche und temperamentvolle Part und hat uns die Liebe zur Natur und den Tieren vermittelt.
Sie haben mit Sicherheit davon profitiert, dass sie bis zum letzten Tag ineinander verliebt waren, aber es lag auch in ihrer Natur - die Schwestern meiner Mutter waren anders, eine eher auf sich bezogen und die andere eher ein bisschen matronenhaft. Meine Mutter war die Rebellin, sie war z.B. die erste Frau, die in unserem Dorf Hosen getragen hat, später war sie Spielführerin in unserer Frauenmannschaft und überhaupt kaum zu bremsen - wo sie helfen konnte, hat sie geholfen.
Natürlich spielen auch familiäre Traumata eine Rolle, aber auch die Persönlichkeit eines Menschen tut das ihre dazu, das haben diese zwei Menschen uns vorgelebt. Die zwei waren einfach klasse, überaus klug und extrem dankbar für das, was sie (überlebt) hatten. Ich glaube, dass wir unfassbares Glück mit dieser kleinen Familie gehabt haben. Je älter ich werde, umso bewusster ist mir das.
Meine Mammi in jungen Jahren:
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Mit uns:
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Und Pappi mit uns:
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So - nu aber genug offtopic, sorry, ich konnte mal wieder nicht an mich halten