Klassische und moderne Lehren der Magie:

Ja, ich sehe das so wie du, das Magiersein ist Menschsein und es beinhaltet die Verantwortung für sich selbst und Unmündigkeit aufzugeben. Letzteres schließt jedoch für mich auch ein, daß ich an keine "Schöpfung" glaube. "Schöpfung" impliziert nämlich wieder Unmündigkeit, Abhängigkeit, Unfreiheit, weil es ja einen Schöpfer, etwas "ober" mir gibt und ich dann "unter" diesem bin.

Aber Du selbst bist doch der Schöpfer, bzw der Gottesfunken, Du dich selbst reflektierendes Bewußtsein.
 
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Liebe Anna,

Gartner: Für mich ist Magie ursprünglich zu verstehen: gr. mageía für Zauberei, Gaukelei, Blendwerk...

mageia ist ursprünglich die Bezeichnung von dem, was ein magos (Magier) macht. Dabei werden durch die Zeiten hindurch vier verschiedene Bedeutungen immer wieder belegt:

1. Magos als Angehöriger der persischen Priesterkaste, nach Herodot (I,101,1) einer der sechs Stämme der Meder. Ganz ähnlich - nur im Vergleich kurz eingeschoben - übrigens die Leviten, einer der 12 Stämme Israels. Auch sie waren kultisch mit speziellen priesterlichen Aufgaben betraut.
Herodot erzählt ein bißchen von den Magiern, dass sie bei jedem Opfer mitwirken als Sprecher heiliger Worte (I,132) und als Deuter besonderer Vorzeichen (VII,37).
Strabo (XV 3,15) berichtet von ihrem Feuerkult.
In einem dem Heraklit von Ephesos zugeschriebenen Fragment (fr 14, 1,154) werden den Magoi Mysterien zugeschrieben, die sie auf eine Stufe mit den Dionysosanhängern stellen, womit er sie klar als Vertreter einer Religion einordnet.
Nur nebenbei bemerkt ordnet Frater v.D. Heraklit von Ephesos wiederum als "embrionisch chaoischen" Nemesis-Magier ein mit dekonstruktivistischem Touch.
Ein dem Protagoras zugeschriebenes Fragment (fr 2) und bei dem Pseudoplatoniker Alcibiades I (122a) treten die magoi auch als Erzieher auf, und in diesem Kontext wird mageia als "theon therapeia", also als Gottes-Dienst definiert.
Der Pseudoplatoniker Axiochus (371a) hat genausowenig Berührungsängste, Sokrates einen Mythos (logos) erzählen zu lassen, die er von einem Magier erhalten habe wie Aristoteles, der die Magier als "älter als die Ägypter" ansieht und sein Schüler Klearchos meint, dass auch die indischen Weisen Abkömmlinge der Magier sind (wovon übrigens auch die diachrone Linguistik wissen könnte). Dazu bemerkt Eudemos, ein anderer Schüler von Aristoteles, dass die Grundlehren der Magier aus dem "arischen Geschlecht" kommen ("arion genos").

Exkurs:
"arisches Geschlecht", in heutiger Lesart natürlich mit anderen Bedeutugen konfundiert, bezeichnet ursprünglich das Wort "Arier" (arioi) genauso wie das hebräische "or" oder das sanskrit Ayur-veda (Licht-Wissen) eine Verbundenheit mit dem Urwissen der Menschheit. Ein Arier ist in diesem Sinne kein Mensch spezieller Rasse, sondern jemand, der sich seiner Ur-sprünge bewusst ist, übrigens eben genauso wie ein Jude (abgeleitet von "hod", Ehre) auch kein Mensch spezieller Rasse ist, sondern einer der eben zur Ehre Gottes lebt. Nur als Randbemerkung zwecks Vermeidung gewisser fast unvermeidlicher Irritationen.

2. Magoi als Inhaber und Ausüber eines übernatürlichen Wissens und Könnens.

3. Magoi als "Zauberer", im Gegensatz zum Göttlichen stehend. So etwa im Martyrium des Matthäus (22) in der Frage an den Missionar: "magos" oder "theos" (magisch oder göttlich). Bei dieser Bedeutung von "magisch" wird ein (dämonischer) Zwang unterstellt, während "göttlich" eine geschenkte Gabe bezeichnet wird.
So las ich einmal ein Buch mit dem Titel "Die schwarze Magie" neugierhalber, lustigerweise vertrat allerdings der Autor diese dritte Bedeutungsvariante und unterstellte grundsätzlich aller Magie etwas "schwarzes", das Buch handelte also allgemein von Magie und ihren "schwarzen" Eigenschaften.
Diachron linguistisch natürlich interessant, weil modern als die "schwarze Kunst" die Buchdruckerei bezeichnet wird, andererseits aber Thoth als schlechthin der ägyptische Gott der Magie bezeichnet wird, indem er den Menschen auch die Schrift beibrachte. Damit sind wir natürlich nebenbei bemerkt ganz on topic im Sinne der klassischen Lehren der Magie, die sich mit der übernatürlichen Wirkung von "Zeichen" befasst.
Noch pikanter ist allerdings, dass bei den manchmal unheimlichen Erfolgen von neuen Religionen im Sammeln ihrer Anhänger ihren Missionaren unterstellt wurde, dass sie "mageia" angewandt hätten (also magischen Zwang), weil man sich anders nicht erklären konnte, wie so viele Menschen in so kurzer Zeit ihre Glaubensvorstellungen umwerten konnten (Thomasakten 101).

4. Magoi als Betrüger, Verführer. In dieser Bedeutung taucht das Wort sowohl bei demjenigen auf, der zwischem echtem Zauber und vorgeblichem unterscheidet als auch bei demjenigen, der aufklärerisch Zauber nicht als wirkliche Macht anerkennt, sondern generell als betrügerisch denunziert.
Auch diese vierte Bedeutungsvariante taucht übrigens schon früh auf (wenn auch selten), z.b. bei Platos Respublica (IX 572e), und wird natürlich in aufklärerisch angehauchtem Zeitgeist zunehmend häufiger.
 
Liebe Anna,

Gartner: Für mich ist Magie ursprünglich zu verstehen: gr. mageía für Zauberei, Gaukelei, Blendwerk...

mageia ist ursprünglich die Bezeichnung von dem, was ein magos (Magier) macht. Dabei werden durch die Zeiten hindurch vier verschiedene Bedeutungen immer wieder belegt:

1. Magos als Angehöriger der persischen Priesterkaste, nach Herodot (I,101,1) einer der sechs Stämme der Meder. Ganz ähnlich - nur im Vergleich kurz eingeschoben - übrigens die Leviten, einer der 12 Stämme Israels. Auch sie waren kultisch mit speziellen priesterlichen Aufgaben betraut.
Herodot erzählt ein bißchen von den Magiern, dass sie bei jedem Opfer mitwirken als Sprecher heiliger Worte (I,132) und als Deuter besonderer Vorzeichen (VII,37).
Strabo (XV 3,15) berichtet von ihrem Feuerkult.
In einem dem Heraklit von Ephesos zugeschriebenen Fragment (fr 14, 1,154) werden den Magoi Mysterien zugeschrieben, die sie auf eine Stufe mit den Dionysosanhängern stellen, womit er sie klar als Vertreter einer Religion einordnet.
Nur nebenbei bemerkt ordnet Frater v.D. Heraklit von Ephesos wiederum als "embrionisch chaoischen" Nemesis-Magier ein mit dekonstruktivistischem Touch.
Ein dem Protagoras zugeschriebenes Fragment (fr 2) und bei dem Pseudoplatoniker Alcibiades I (122a) treten die magoi auch als Erzieher auf, und in diesem Kontext wird mageia als "theon therapeia", also als Gottes-Dienst definiert.
Der Pseudoplatoniker Axiochus (371a) hat genausowenig Berührungsängste, Sokrates einen Mythos (logos) erzählen zu lassen, die er von einem Magier erhalten habe wie Aristoteles, der die Magier als "älter als die Ägypter" ansieht und sein Schüler Klearchos meint, dass auch die indischen Weisen Abkömmlinge der Magier sind (wovon übrigens auch die diachrone Linguistik wissen könnte). Dazu bemerkt Eudemos, ein anderer Schüler von Aristoteles, dass die Grundlehren der Magier aus dem "arischen Geschlecht" kommen ("arion genos").

Exkurs:

2. Magoi als Inhaber und Ausüber eines übernatürlichen Wissens und Könnens.

3. Magoi als "Zauberer", im Gegensatz zum Göttlichen stehend. So etwa im Martyrium des Matthäus (22) in der Frage an den Missionar: "magos" oder "theos" (magisch oder göttlich). Bei dieser Bedeutung von "magisch" wird ein (dämonischer) Zwang unterstellt, während "göttlich" eine geschenkte Gabe bezeichnet wird.
So las ich einmal ein Buch mit dem Titel "Die schwarze Magie" neugierhalber, lustigerweise vertrat allerdings der Autor diese dritte Bedeutungsvariante und unterstellte grundsätzlich aller Magie etwas "schwarzes", das Buch handelte also allgemein von Magie und ihren "schwarzen" Eigenschaften.
Diachron linguistisch natürlich interessant, weil modern als die "schwarze Kunst" die Buchdruckerei bezeichnet wird, andererseits aber Thoth als schlechthin der ägyptische Gott der Magie bezeichnet wird, indem er den Menschen auch die Schrift beibrachte. Damit sind wir natürlich nebenbei bemerkt ganz on topic im Sinne der klassischen Lehren der Magie, die sich mit der übernatürlichen Wirkung von "Zeichen" befasst.
Noch pikanter ist allerdings, dass bei den manchmal unheimlichen Erfolgen von neuen Religionen im Sammeln ihrer Anhänger ihren Missionaren unterstellt wurde, dass sie "mageia" angewandt hätten (also magischen Zwang), weil man sich anders nicht erklären konnte, wie so viele Menschen in so kurzer Zeit ihre Glaubensvorstellungen umwerten konnten (Thomasakten 101).

4. Magoi als Betrüger, Verführer. In dieser Bedeutung taucht das Wort sowohl bei demjenigen auf, der zwischem echtem Zauber und vorgeblichem unterscheidet als auch bei demjenigen, der aufklärerisch Zauber nicht als wirkliche Macht anerkennt, sondern generell als betrügerisch denunziert.
Auch diese vierte Bedeutungsvariante taucht übrigens schon früh auf (wenn auch selten), z.b. bei Platos Respublica (IX 572e), und wird natürlich in aufklärerisch angehauchtem Zeitgeist zunehmend häufiger.

Hallo, liebe Maria! :umarmen:

Ich wollt's abkürzen und du hast dir wirklich die Mühe gemacht. Unglaublich. Da wird sich JimmyVoice freuen. Er wollte ja unbedingt eine Gegenüberstellung von einst und jetzt.

lg, Anna
 
a) Magie wäre erst lehrbar, wenn sie begriffen wäre.
b) Ist sie begriffen, wäre es keine Magie mehr (sondern naturwissenschaftliche Erkenntnis).

Das ist ein reiner Zirkelschluss, der sich zudem nur darauf bezieht, wie Du die Sache verstehst, damit kann er nicht richtig sein....

Oder?
 
Das ist ein reiner Zirkelschluss, der sich zudem nur darauf bezieht, wie Du die Sache verstehst, damit kann er nicht richtig sein....

Oder?

Ich kann erst etwas lehren, was begrifflich verstanden ist und wenn eine Methode entwickelt wurde. Ist diese Methode rational, muß sie begriffen sein und wäre lehrbar. Fraglich ist, ob Magie rational begrifflich erfassbar und in ein Methodenkorsett zwängbar ist (was ich nicht annehme). Wäre dagegen die Methode ein praktisches Tun, sind wir bei den Praktiken und das wäre nichts weiter als die schon angesprochenen Rituale (wo ich hin tendiere). Ist das ein Zirkelschluß?

Weiters konnten sich früher die Menschen das Naturgeschehen nicht so erklären, wie wir es heute mit unserer Physik, Mathematik, etc. können. Darum erschien ihnen die Welt mystisch und voller Magie. Sobald wir jedoch erkennen, daß es da keine zuständige Person gibt, um ein Beispiel zu nennen, die die Sonne jeden Tag aufgehen und untergehen lässt, die man mit Opfern milde stimmen muß, verliert die Welt an Zauber und somit an Magie.
 
Klare Frage, wo sind die Antworten?
Gehe meinen Weg und bist Du die Referenz?
lg
schlangenstab

Hier ist die Antwort (ich hätte es sonst nicht ausgehalten):

Es gibt nur eine Referenz, die bist Du selbst!!!!

Und die ist in diesem speziellen Fall eine weinerliche, damit selbstgerechte und selbstherrliche, Kreatur, die einen tief verborgenen Schmerz mit absoluter Selbstzentriertheit versucht auszuhalten.
 
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Ich zitiere da einfach mal:

Eine Frage bewegt mich schon seit Jahren, seit ich mit Evokationen experimentiert habe. Nämlich folgende: Wo wohnen die Dämonen?

Ja, wo wohnen sie denn nur? Nach einigen schlaflosen Nächten des Nägelkauens ist mir erst einmal aufgegangen, daß diese Frage gar nicht so merkwürdig, banal oder gar komisch ist, wie es zunächst scheint. Wahrscheinlich wollen Sie auf den alten Streit zwischen den Animisten und den Spiritisten hinaus, der ja noch heute die Gemüter beispielsweise der Parapsychologen erhitzt. Dabei meinen die Animisten, daß es sich bei Dämonen (wie überhaupt bei allen »transzendent erscheinenden Wesenheiten« tatsächlich um projizierte Inhalte der Psyche handelt, daß sie also aus dem eigenen Inneren des Magiers entstammen. Die Spiritisten dagegen behaupten, daß wir es dabei mit real existierenden, autarken Entitäten zu tun haben, die auch ohne uns existieren würden. Den Animisten zufolge hausen die schuppigen Gesellen also in Ihrer eigenen Seele, die Spiritisten bestehen darauf, daß sie im Astralreich (oder wo auch immer, die verschiedenen Ebenen-Systeme kann man ja mittlerweile kaum noch überblicken) hausen. Wissenschaftlich beweisen kann schlußendlich keiner seiner Position, ebensowenig kann er freilich die des anderen widerlegen. Es ist also einmal mehr eine Frage, wie man sein beobachterabhängiges Universum sehen (eben beobachten) will. Da der wahrhaft moderne Magier von heute den fliegenden Paradigmenwechsel ständig trainiert, spielt es gar keine solch große Rolle, wie es sich »in Wirklichkeit« verhält, zumal dieses Wort zunehmend seinen Sinn einbüßt. Wenn Sie jedoch pragmatisch vorgehen wollen, kann ich Ihnen folgendes empfehlen: Betrachten Sie die Dämonen außerhalb der praktischen Dämonenmagie als Inhalte Ihrer Seele, während der Evokation und vor alle während ihres Erscheinens, beispielsweise im Dreieck, als real existierende Wesenheiten. Das hat den Vorteil, daß Sie: a) außerhalb Ihrer rituellen Arbeit weitgehend vor den Schabernacken dieser Satansbraten geschützt sind; b) gewährleisten, daß die Dämonen sich während der rituellen Arbeit mit Kreis und Dreieck leichter manifestieren; c) flexibles Denken und den schnellen Wechsel von einem Paradigma ins andere schulen.

Aus: "Dokumente der Magie 2" von Frater, S. 16.
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Es gab früher die Spiritisten und die Animisten - zwei ganz verschiedene Positionen. Vor allem erst die moderne Magie-Lehre vereint diese beiden Positionen

es sind verschiedene sprachen, oder kommunikationsformen, erlernbar, und zwar,
weil sie alle den gemeinsamen nenner, den mensch, haben.
inwieweit geschick in diesem prozess eine rolle spielt, könnte jeder wissen.
 
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