Hab mich mal wieder verliebt und habe immer nur das Gefühl verarscht und belogen zu werden. Trotz des Gefühls von Liebe und des Vermissens.
Ich beende es immer wieder und nehme wieder Kontakt auf. Ich beleidige und tue weh... und damit mache ich alles kaputt, es tut mir dann unendlich Leid, dann kommt aber wieder das Gefühl, dass ich keine Beziehung will... wegen den ganzen blöden Nebenwirkungen... ich rede mir dann vieles ein, warum es nicht funktionieren kann... warum es besser ist alleine zu bleiben...
wo bekomme ich das Vertrauen her, nach den vielen Malen des Verarschtwerdens?
Soll ja alles in der Kindheit ihren Ursprung haben; weder mein Vater noch meine Mutter waren zuverlässig und stark genug den Kindern beizustehen... ich war mir immer die Nächste und konnte mich nur auf mich selbst verlassen. Ich begegne aber nur unzuverlässigen Menschen, die nur labern, aber nichts umsetzen.
Das erinnert mich an das Thema Urvertrauen. Es gibt eine Art von Vertrauen, die liegt vor oder als Basis unter allen anderen Arten von Vertrauen: das Urvertrauen. Es ist quasi die Gesamtheit aller Vertrauensformen zusammen +1. Du verstehst? Eine Ganzheit. Ein Gefühl.
Gefühle fühlen kann man lernen, ja.
Wenn ich mal von der Emotion weg und in den Geist hinein denke, dann höre ich in diesem zum Einen meine Gedanken. Das ist das, was ich denke, zum Beispiel höre ich im Moment schreibend diese Worte hier, die ich simultan auftippe.
Ein anderer Teil meines Denkens ist nicht kommunikativ, sondern emotional motiviert. Es sind meine Emotionen, die aufsteigen und mir Gedanken verursachen. Meine Unsicherheit, zurückzuführen auf mein mangelndes Urvertrauen und meine Angst vor der Begegnung (letztlich vor mir selber), hält mich davon ab, einen klaren Geist zu behalten und selber denken zu können. Stattdessen "denkt mich mein Gefühl". Ich grübele, finde Probleme, beginne diese erdachten Probleme zu leben und schon habe ich das von Dir beschriebene Dilemma.
Je nachdem wie alt Du bist, kannst Du dein Problem also geistig lösen, indem Du überprüfst, ob Deine Gedanken emotional motiviert sind, oder "ob Du selber denkst". Du selber wäre derjenige oder diejenige, der oder die diesen gesamten Mumpitz in Beziehungen eigentlich nicht anrichten müßte. Diesen Teil wird es ja geben, es ist der "heilere" Teil in Dir, könnte man sagen. Dieser Teil hat das Urvertrauen, daß Dir wohl offensichtlich genauso fehlt wie wohl auch mir.
(Wenn Du diesen Teil von Dir, der sich mit Dir selber befaßt, nicht kennst, dann empfehle ich Dir die Sitzmeditation. Da kannst Du deinen Gedanken zuhören und irgendwann wirst Du erleben, daß Du sie bewußt abbrichst, weil Du sie nicht mehr hören kannst. Da ist dann eine Lücke. Und in dieser Lücke bist Du, Du kannst in ihr denken, in ihr schreiben oder sogar leben, in Deinem sogenannten Zentrum. Das ist so wie das Urvertrauen die Basis all der Bewegungen, die man erlebt. Im Geiste, im Körper, in der Seele - egal. Beobachten kann man das in der Meditation.)
Weißt Du es ist doch so: warum sich damit befassen, was Andere denken oder fühlen? Das tuen wir doch laufend, ja oder? Und daraus spinnen wir dann unsere eigenen Gedanken, und es entwickelt sich daraus dann ein Verhalten, das wir nicht mehr gut steuern können. Und es kommt zu sozialen Katastrophen.
Viel wichtiger ist das, wahrzunehmen, was man selber fühlt und zu lernen, diese Gefühle 1:1 zu äussern, ohne andere zu verletzen. Das ist wohl die eigentliche Kunst. Sich selber wahrzunehmen und das auch zu leben. Ohne diese Authentizität kann man auch den Anderen nicht wahrnehmen und daher kommt es dann immer zu Problemen. Man ist's so gesehen auch selber schuld, aber solange man erkennt, daß man da ein Defizit hat, ist doch alles guter Hoffnung. Denn das kann man durch Lernprozesse beheben wie sie z.B. in der Meditation entstehen, bei der Beobachtung der Bewegungen des Geistes.
Also in diesem Sinne bis dann!
lg,
Trixi