Zum Thema Emanzipation aus den heutigen Yahoo-Nachrichten:
AP - Dienstag, 25. März, 14:38 UhrBerlin (AP) Angela Merkel ist schuld - ein bisschen wenigstens. Denn dass die jungen Frauen von heute es für selbstverständlich halten, auf eigenen Beinen zu stehen, hat auch mit den Vorbildern zu tun, meint die Soziologin Jutta Allmendinger. Mehr noch als die Kanzlerin haben aber ihre Mütter den jungen Frauen vorgelebt, dass es möglich ist, sich auch im Beruf zu profilieren. Die 17- bis 30-Jährigen wollen nun ganz selbstverständlich alles: Beruf, Partner, Kinder und gesellschaftliche Verantwortung.
ANZEIGE
Auf einen «ganz neuen Typ Frau» muss sich die Gesellschaft einstellen: Das ergab die am Dienstag veröffentlichte «Brigitte»- Studie «Frauen auf dem Sprung» unter der wissenschaftlichen Leitung von Allmendinger.
Die Frauenzeitschrift befragte in Zusammenarbeit mit dem Wissenschaftszentrum Berlin und dem Institut für angewandte Sozialwissenschaft (infas) über 1.000 Frauen im Alter von 17 bis 19 und von 27 bis 29 Jahren nach ihren Hoffnungen und Plänen. Zentrales Ergebnis: «Die Frauen von morgen sind selbstbewusst, stark und lassen sich nicht mehr manipulieren. «Ich weiß, dass ich gut bin», sagen 99 Prozent der Befragten laut Studie.
«Wir haben einen Effekt von Angela Merkel», sagt Allmendinger. Die jungen Frauen von heute wachsen mit anderen Vorbildern auf als die Generation davor, meint sie. Sie sähen an ihren berufstätigen Müttern, dass es geht, Familie und Beruf zu vereinbaren - wenn auch mangels Krippenplätzen und Ganztagsschulen unter Schwierigkeiten. «Was der politische Feminismus vor 20 Jahren gefordert hat, wird heute von jeder Frau geteilt», betont «Brigitte»-Chefredakteur Andreas Lebert.
Zeit des Entweder-Oder vorbei
Abhängigkeit vom Partner oder von Vater Staat lehnen die jungen Frauen ab. Dass sie zu über 90 Prozent «auf eigenen Beinen stehen» wollen, entspringt allerdings nicht nur dem eigenen Willen. Die Studie ermittelt auch, dass den Frauen unter den gegebenen demographischen Umständen nichts anderes übrig bleibt. Denn dem Arbeitsmarkt fehlen sonst qualifizierte Fachkräfte - und qualifizierter denn je sind die Frauen. Es gibt einen «enormen Druck auf die Frauen, erwerbstätig zu sein», sagt Allmendinger.
Ein Wahl zwischen Beruf und Familie, wie sie für die meisten Frauen laut der letzten «Brigitte»-Studie von 1982 noch selbstverständlich war, akzeptiert die neue Generation allerdings nicht mehr. «Die Zeit des Entweder-Oder ist vorbei. Jetzt zählt das Und», sagt Allmendinger. «Im Dreiklang von Beruf, Partnerschaften und Kindern ist ihnen alles gleichermaßen wichtig: eine feste Beziehung für 77 Prozent, der Beruf für 74 Prozent, eine Familie mit Kindern für 68 Prozent der Frauen», heißt es in der Studie.
«Kein Haufen kleiner und großer Egoistinnen»
Allerdings erwarten die Frauen von ihrem Beruf mehr, als sie bekommen: Nur 64 Prozent sind damit zufrieden. Das liegt zum einen am unangemessenen Gehalt, zum anderen an der mangelnden Vereinbarkeit von Beruf und Kindern.
«Die Wirtschaft kommt ohne diese Frauen nicht aus. Sie muss sich darauf einstellen, indem sie andere Lebensentwürfe lebbar macht», fordert Allmendinger und nennt als Beispiel Unterbrechungen für die Erziehung von Kindern und die Pflege der Eltern. Dass sich Frauen nicht in jedes Arbeitsverhältnis fügen, das ihnen missfällt, zeigt etwa ihre hohe Bereitschaft zum Umzug, auch ins Ausland.
Frauen wollen in ihrem Beruf auch Verantwortung übernehmen, ergab die Befragung. Mehr als ein Drittel der Frauen sieht sich später im Chefsessel statt im Vorzimmer.
Völlig daneben liegen insofern die Männer mit ihren Vorstellungen von dem, was Frauen wollen. Junge Männer unterschätzen den Wunsch ihrer Altersgenossinnen nach Autonomie, aber sie überschätzen deren Wunsch nach gutem Aussehen, Kindern und Heirat.
Aber auch um die Gesellschaft wollen sich die neuen Frauen kümmern, wollen etwas bewegen. «Es ist kein Haufen kleiner und großer Egoistinnen, die hier nachwachsen und die Gesellschaft prägen, sondern es sind Generationen selbstbewusster junger Frauen, die bereit sind, Verantwortung für das Ganze zu tragen», heißt es in der Studie. Dabei streben sie auch nach Macht und Einfluss. Angela Merkel lässt grüßen.
http://de.news.yahoo.com/ap/20080325/r_t_ap_wl_other/twl-der-angela-merkel-effekt-1be00ca_1.html
LG
Urajup