Im schmerz ertrinken

Wenn jemandem Leid widerfährt, dann ist das nicht Dein Leid, es ist das Schicksal dieses anderen.

sie spürt es aber... hm...
smilie_denk_10.gif
 
Werbung:
Ja, über eine beschreibung würde ich mich auch sehr freuen. Ist es einfach ein sich-bewusstes-losstrampeln, um nicht zu sehr in den schmerz hinein zu gehen und dadurch handlungs-fähig zu bleiben?
Wie geht das?



Guten Morgen Mipa,

nun, das wäre wohl Verdrängung. Ich möchte dir etwas anderes vorschlagen, wir sprachen bei Wahrnehmung & Interpretation bereits darüber. Intellektualisiere vielleicht etwas weniger (und lass auch weniger hier an dich heran interpretieren), bleib beim Gefühl und beobachte es. Atme.

Es ist unwichtig, wo sie herkommen, erfahre diese Gefühle und beobachte sie. Lasse dich darauf ein, denn vielleicht ist es sogar ein Geschenk. Dann schau, was daraus wird.

:morgen:
 
Liebe Mipa!

Ich kenne das auch - und bei mir kommt das aus meiner Herkunftsfamilie.

In meinen Ahnenreihen gab es genau diese Situation schonmal und hatte (in meinen Augen) unendlich viel Leid ausgelöst. Meine Großeltern starben beide in jungen Jahren und ließen drei hilflose Kinder (darunter meine Mutter) alleine zurück, in einem fremden Land, ohne irgendeine Hilfe von Verwandten.

Und nun, wenn eine ähnliche Situation in meinem Umfeld entsteht, fühle ich diesen Schmerz.

Meine Erklärung dazu ist, dass sich diese Gefühle in einem morphischen Feld befinden, in die die nachfolgenden Generationen hineinwachsen. Und das ist spürbar, wahr-nehmbar, was in diesem Feld ist.

Eine Art "Erinnerung", die nicht von mir selbst kommt, klingt jetzt vielleicht wirr, aber trifft das am ehesten, was ich sagen möchte.

Nun meine Frage an Dich: Gab es bei Deinen Vorfahren einmal so eine Tragödie? Entweder dass Kinder ihre Mutter verloren hatten oder Menschen durch Unfälle/Katastrophen sterben mussten und die Zurückbleibenden damit in große Probleme gestürzt wurden? Oder ähnliches, das in Dir bei Unfällen eine Art "Erinnerung an eine Emotion" auslösen könnte?

Liebe Grüße
Suena
 
Zitat Mipa: "Mit-leiden übersetze ich für mich mit einer austauschbarkeit der rollen, mit-fühlen als ein anteil nehmen, ohne involviert zu sein. Du hast recht, theoretisch klappt das, aber meine eigenen gefühle werfen mir immer alles über den haufen."

Im Mitgefühl bin ich sehr wohl involviert. Ich trage es im Herzen, und das Herz ist fähig es zu tragen. Es äussert sich in Trauer, die mal stärker, mal schwächer ausfallen kann.
>Im Mitgefühl gibts also eine Form, die ich annehme, in der ich mich befinde und diese ist elastisch und lässt mich am Leben. Das Bild ist hier: ich fühle.

Mitleid ist hingegen etwas, was einen wegschwemmt. Eine Emotion, über die man weder Kontrolle noch Einhalt gebieten kann. Sie bestimmt die Lage und macht mit einem, was sie will.
>Im Mitleid fehlt diese Form gänzlich. Man erstarrt entweder zu Beton oder zerfliesst wie Quecksilber. Das Bild hierzu ist: ich werde gefühlt.
 
Liebe Mipa!

Ich kenne das auch - und bei mir kommt das aus meiner Herkunftsfamilie.

In meinen Ahnenreihen gab es genau diese Situation schonmal und hatte (in meinen Augen) unendlich viel Leid ausgelöst. Meine Großeltern starben beide in jungen Jahren und ließen drei hilflose Kinder (darunter meine Mutter) alleine zurück, in einem fremden Land, ohne irgendeine Hilfe von Verwandten.

Und nun, wenn eine ähnliche Situation in meinem Umfeld entsteht, fühle ich diesen Schmerz.

Meine Erklärung dazu ist, dass sich diese Gefühle in einem morphischen Feld befinden, in die die nachfolgenden Generationen hineinwachsen. Und das ist spürbar, wahr-nehmbar, was in diesem Feld ist.

Eine Art "Erinnerung", die nicht von mir selbst kommt, klingt jetzt vielleicht wirr, aber trifft das am ehesten, was ich sagen möchte.

Nun meine Frage an Dich: Gab es bei Deinen Vorfahren einmal so eine Tragödie? Entweder dass Kinder ihre Mutter verloren hatten oder Menschen durch Unfälle/Katastrophen sterben mussten und die Zurückbleibenden damit in große Probleme gestürzt wurden? Oder ähnliches, das in Dir bei Unfällen eine Art "Erinnerung an eine Emotion" auslösen könnte?

Liebe Grüße
Suena

Hallo Suena,
schön,dass hier zu lesen,denke ich auch schon lange darüber nach,
wieso sich alles wiederholt,erlebt meine Mutter dasselbe,wie deren Mutter,
fühlten sie auch gleich,sehr früh hab ich das beobachtet,genauso,der "Fluch",den mein Vater weitergab,so erlebte es seine Mutter,der Urgroßvater,
schau an,meine Geschwister "erwischte" es auch,nahm ich mir vor,nein,möchte ich weder,wie meine Mutter leben,noch ihr Schicksal selbst durchleben,auch das meines Vaters nicht,wusste ich sehr früh,dass jeder
Mensch seine Lebensaufgabe hat,
versuchte dem zu folgen,ja,alles anders zu machen und als nach einer Ewigkeit,die,die ich mich gegen all das wehrte,anders war,durch bestimmte Gaben,auch die Emphatie,endlich zur Ruhe kommen durfte,fiel mir auf,ja,ich hatte alle Kreislaufe geändert,in meiner eigenen Blutsfamilie dieses gelang,nur,mir wurde bewußt,
musste ich dafür,von beiden Seiten,all das Dunkel selbst durchleben,es sah aus,als ob ich durch ein Fenster betrachtet hätte,
trotzdem alles anders gemacht,
erlebte alles und dachte,wenn es geschah-ja,kennste doch,ist nicht schlimm-jetzt,zürückblickend
unglaublich und doch nur schaffen gewesen,mit der Liebe,des Lichts in mir,
all das,was mir aus dem Licht geschickt wurde,Helfer,dieser fast unlösbaren Aufgabe zu meistern,
im April diesen Jahres,ich dieselbe Diagnose,exakt genau,auf den Tag genau,was Zeitpunkt,Alter ect.angeht,wie meine Mutter,deren Mutter,deren Mutter bekam,
nur 1Beispiel von Vielen,aber mit einem wissenden Bewußtsein,es doch alles anders erlebt,
komme ich da manchmal durcheinander,heißt es,Aufgaben aus dem Vorleben,oder seine Lebensaufgabe,die jeder eine andere hat.....
lg.madma
 
ja, es klingt sehr vernünftig und stimmig, und ich verstehe es auch, nur auf einer anderen ebene. ich habe eher versucht, dies aus einem zustand heraus zu betrachten, den Mipa in ihrem eingangspost beschrieben hat. diese andere, “mentale” schicht, die du ansprichst - ob es sich lohnt, ob es jemandem nützt oder nicht - hat ja von dort aus gesehen kaum gewicht.

natürlich kann man versuchen sich alles gute einzureden, was in diesem moment gar nicht stimmt: in diesem moment ist ja nur der schmerz; vielleicht hilft es der Mipa oder jemandem anderem auch, ich weiß es nicht… ich selbst könnte mich damit nicht überzeugen.

stell dir vor, es wäre nicht ein seelischer schmerz, sondern z.b. bauchweh, migräne, was auch immer.. durch dein wissen, daß er eigentlich keinem nützt, daß er ja genauso nur kollektives leid vergrößert, wird dieser schmerz auch nicht gelindert, oder?

So gesehen hast Du natürlich Recht. Ich habe die persönliche Situation von Mipa überhaupt nicht berücksichtigt, meine Gedanken waren allgemeiner Natur. Ich habe - ehrlich gesagt - überhaupt keine Ahnung, wie man aus so einem tiefen Mit-Leiden zu positiveren Gefühlen wechseln könnte.


geteiltes leid ist halbes leid. geteiltes, nicht getröstetes. warum?
....wäre ich selbst eins von dieser kinder, so würde ich den schmerz und verlust viel leichter ertragen, wenn jemand anderer mit mir zusammen leiden würde, z.b. andere geschwister oder vater, - jemand, der ebenfalls betroffen ist, und nicht wenn ich alleine einem „von der anderen seite“ erschienenem trostspender (der ja mit „meinen“ schmerz gar nichts zu tun hat) gegenüberstehe. spürst du den unterschied?

Auch hier stimme ich Dir vollkommen und von vorn bis hinten zu. Du schreibst ja selbst, das Leiden sei leichter zu ertragen, wenn andere direkt Betroffene (also die Geschwister und der Vater) mit einem mitleiden. Ich glaube nicht, dass das Mitleiden eines Außenstehenden dieses Gefühl lindern kann. Es wird möglicherweise sogar als Einmischung empfunden, könnte ich mir vorstellen. Deshalb glaube ich auch, dass das Mitgefühl eines Außenstehenden hilfreicher sein könnte als das Mitleiden.

und dann noch ein gedanke, der jetzt noch weiter führt: wenn es möglich ist, das leid zu teilen, und Mipa auf irgendeine art einen teil dieses leides der verunglückten familie, der kinder mitbekommt, - auch ohne sie zu kennen – haben diese kinder vielleicht doch ein stück weniger zu tragen? könnte doch sein? davon glaube ich auch mal irgendwo gelesen zu haben..

Der Gedanke ist sehr interessant. Allerdings hat die Familie ja einen Kontakt zu Mipa freundlich aber bestimmt abgeblockt, also wollen diese Menschen in ihrem gemeinsamen Leid anscheinend lieber allein sein.

Prinzipiell gesehen bleibe ich irgendwie bei meiner Meinung, dass Mitgefühl hilfreicher ist. Wenn man selbst gefühlsmäßig zu tief verwickelt ist - wie soll man dann helfen? Aber wie Du so richtig sagst: das alles ist leider keine Hilfe für die arme Mipa!

:umarmen: Uriella2

@ sayalla: toll, wie Du den Unterschied dieser Gefühle auf den Punkt gebracht hast! :kiss4:
 
Hallo Mipa,

erstmal möchte ich Dir sagen, dass ich es gut finde, dass es immernoch Menschen gibt, die nicht mit einem Achselzucken über das Leider Anderer hinweggehen.
Ich kenne das von mir selbst und ich weiss so gut was Du meinst. Bei mir muss es nicht mal das Leid von Menschen in unmittelbarer Umgebung sein. Auch wenn ich im Fernsehen einen Beitrag über Menschen in Leid sehe, nimmt es mich schon sehr mit.
In meiner Zeit in der Türkei, war es jedesmal ein Hürdenlauf für mich, auf den Markt zu gehen. Bettelnde Kinder, alte Menschen in zerlumpten Klamotten, die für ein paar Cent Obst, Gemüse oder Nüsse verkaufen mussten.
Meiner Meinung nach gehören Kinder in die Schule oder in den Park zum spielen und alte Menschen hätten es verdient sich endlich zurückzulehnen und wenigstens im Alter ein wenig auszuruhen.
Nur ist es leider so, dass wir in einer Oberflächlichen Welt leben und Menschen wie Du und ich werden dann gerne mal mit "Melodramatisch" betitelt. Mein Mann hat mich verlassen, weil er eine gefunden hatte, die lieber in der Disco mit dem Hintern wackelt, als sich Gedanken über andere Menschen zu machen...

Nun ja, inzwischen bin ich aber zu der Überzeugung gekommen, dass stummes vor sich hinleiden nix bringt. Ich habe jetzt meine Weiterbildung in Angriff genommen und möchte dann irgendwas machen, womit ich anderen Menschen helfen kann. Was genau, weiss ich noch nicht. Aber ich mache eben einen Schritt nach dem Anderen. Und es fühlt sich gut an.
 
Für Lob bin ich grad sehr empfänglich. ;)

Sind wir nicht alle,auf den Weg dorthin,helfen zu wollen,ist es doch das,
was uns weitertreibt,spürt man die Liebe,alles dafür zu tun und niemals
wegzuschauen,da wo Leid ist,muss ich nicht lange nachdenken,woher,wieso,
warum,einfach tun,niemand ertrinkt in seinem Leid,sieht man darin kein Mitleid,auch kein Mitgefühl,
einfach handeln,gibt es keine Unterschiede und stellte ich mich erst hin,um zu
hinterfragen,warum leidet neben mir,der Mensch,das Tier,ist es "nur" ein
bischen,jede Kleinigkeit verdient größte Aufmerksamkeit,
fängt es schon dabei an,
dass man überhaupt jeden wahrnimmt,nicht einfach übergeht...was erzeugt
dieses Gefühl?
 
Werbung:
Nun ja, inzwischen bin ich aber zu der Überzeugung gekommen, dass stummes vor sich hinleiden nix bringt. Ich habe jetzt meine Weiterbildung in Angriff genommen und möchte dann irgendwas machen, womit ich anderen Menschen helfen kann. Was genau, weiss ich noch nicht. Aber ich mache eben einen Schritt nach dem Anderen. Und es fühlt sich gut an.

Hallo Eylem!

DAS finde ich gut. Denn Aktion heißt, auch aktiv zu sein, Energien freizusetzen und nicht mehr zu leiden, sondern etwas Positives daraus machen.

Liebe Grüße
Suena
 
Zurück
Oben