Das Leben gab mir einen neuen Schubs

FreeAislin

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3. April 2015
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Hallo zusammen,

seit 2009 lebe ich in Mexiko, erst in im Norden, jetzt in der Nähe der Hauptstadt. Zur Zeit arbeite ich als Deutschlehrerin und gebe auch Nachhilfe . Vor der Schule geschah auch meine zweite NTE. In diesem Forum habe ich auch schon einige Nahtodberichte gelesen und ich möchte euch von meinen beiden Nahtod-Erlebnissen berichten. Noch heute kann ich mich an die meisten Details erinnern.

An meinen ersten NTE kann ich mich noch gut erinnern, als wäre es gestern. Sommer 1996. Die Sonne lachte mit mir um die Wette. Im Freibad hatte ich einen wunderbaren Tag. Mit Freunden kühlten wir uns bei der Hitzewelle in den Becken ab. Ich erinnere mich gut an diesen Tag, weil ich so sehr vor Selbstbewusstsein erfüllt und richtig glücklich war, nachdem ich ein halbes Jahr mit dem Tod meines Opas zu kämpfen hatte. Mit meiner Freundin alberte ich rum. Der Tag neigte sich seinem Ende zu. So gegen 17 Uhr spielten wir noch mit anderen Freunden Beachvolleyball auf Sand. Damals liebte ich körperliche Herausforderungen auszuprobieren und machte einen Hechtsprung, um den Ball noch schnell zu bekommen. Dabei landete ich so hart auf dem Bauch, dass ich kurz darauf bemerkte, dass ich keine Luft mehr bekam. Es war so, als hätte mir jemand hart in die Bauchmitte (Höhe Zwerchfell) geboxt. Alles verkampfte sich und ich rang wie eine Ertrinkende nach O2. Ich spürte, wie mein Körper schwächer wurde. Meine Freundin versuchte mich noch hochzuheben und sagte mir noch verzweifelt: Steh auf! Das waren die letzten Worte, die ich noch hörte, als es plötzlich schwarz war. Einfach schwarz! Dann war ich plötzlich in meinem Zimmer zu Hause, als wäre es ein ganz normaler Abend. Ich lag auf dem Bett und sah fern. Ich realisierte nicht, dass ich eigentlich auf dem Sand im Freibad lag. (Diese Erfahrung finde ich heute noch merkwürdig, dass ich noch einen Abstecher nach Hause gemacht habe.) Kurz darauf befand ich mich in einem sehr hellen Lichttunnel. Ich fühlte mich so geborgen, so geliebt. Dann hörte ich ganz schwach: "...,wach auf! Wach auf!" Nein, ich will nicht zurück! Mir floss eine Träne aus dem Auge. Dann zog mich etwas aus dem Tunnel. Nur langsam öffnete ich meine Augen. Verschwommen sah ich Gesichter mich anstarren. Was passierte hier? Ich realisierte nicht, wo ich war. Erst als ich das Netz erblickte und den Sand unter mir spürte, wurde mir bewusst, wo ich war. Ich befand mich noch im Freibad. Ich war total durcheinander. Aufgewühlt! Mein Kopf lag auf den Schenkeln einer Rettungsschwimmerin hinter mir und neben mir kniete eine andere Rettungsschwimmerin. Wieder bei Bewusstsein wurde ich ins Krankenzimmer gebracht. Ein Krankenwagen kam. Mein Blutdruck war bei 80/60. Meine Freundin stand in der Tür, umarmte ihren Freund und sagte immer wieder: "Ich dachte schon, sie ist tot." Das sagte sie mir auch am nächsten Tag. Was genau passierte, hatte sie mir nie erzählt. Mein Leben änderte sich komplett. Ich sagte ihr: "Ab jetzt genieße ich mein Leben in vollen Zügen. Ich will die Welt kennenlernen." Philosophische Fragen kamen hoch und suchte jahrelang nach Antworten. Ich fand einen Weg zum Buddhimus und zu spirituellen Themen. Jeden Tag vergrub ich meine Nase in Büchern, die sich mit Numerologie, Astrologie, usw. beschäftigten. Auch mit späteren Freunden konnte ich darüber sprechen und sie brachten mich auf neue Erkenntnisse. In Irland machte ich über 2 Jahre eine Reise zu mir selbst. Mehr und mehr beschäftigte ich mich mit dem Thema Wiedergeburt bis heute. In meinem Leben gab es sehr starke Aufs und Abs, die immer wieder mein Leben in eine neue Richtung lenkten.

Über das nächste Ereignis zu schreiben, fällt meinem Verstand noch sehr schwer. Ich merke, wie er sich noch dagegen wehrt. Doch meine Seele will ihn damit konfrontieren, damit er es besser verarbeiten kann. Es ist wirklich ein großes Wunder, dass ich heute noch lebe.

Vor vier Wochen fuhr ich eines Morgens (gegen 10.30 Uhr) auf den Schulparkplatz. Ich parkte in der vierten Reihe von sechs Reihen. Normalerweise drehte ich nochmal eine Runde durch die ersten Reihen. Doch an dem Tag entschied ich mich gleich in die mittlere Reihe zu fahren. Vorher bermerkte ich eine Frau in dem übernächsten parkenden Auto. Das Auto parkte ich ein bisschen zu nah an den linksstehenden Auto. Zog die Handbremse und stieg aus. Dann wollte ich noch meine Tasche vom Beifahrersitz holen, bis ich merkte, dass das Auto nach vorn rollte. Schnell zog ich mich raus, bemerkte die brenzlige Lage eines bevorstehenden Unfalls mit zwei Autos, wollte wieder schnell reinspringen, um das Auto anzuhalten. Meine Hände klammerten sich am Lenkrad. Alles ging so schnell. Die Autotür berührte das Nachbarauto, während es weiterrollte und mich zwischen den Autos in der Tür einklemmte. Mein Glück, dass ich querstand. Ich versuchte, rauszukommen. Ging nicht, ich steckte fest. Die Tür presste noch mehr auf mich ein und ich realisierte, dass die Räder nach links zeigten. Ich versuchte, tief einzuatmen, um mich zu beruhigen. Dabei merkte ich, dass ich nur sehr schwer atmen konnte. Ich geriet in Panik. Ich hörte mich nur sagen: Nein, nein, nein, das kann nicht sein...Entweder kam ich hier lebend oder tot raus. Der Kampf ums Leben begann. Um diese Zeit war kein Mensch auf dem Parkplatz, aber mir fiel die Frau im Auto ein. Ich rief um Hilfe. Zum Glück konnte ich Spanisch. Es kam gepresst und eher leise raus. Ich dachte an meine Lehrerkollegen im Lehrerzimmer, nur 100 m hinter mir. Nichts passierte. Keiner kam. Dann rief ich: "Ich kann nicht mehr atmen!" Meine ganze linke Seite kämpfte gegen die Kraft von links an. Ich begriff, das war wohl mein letzter Tag hier. Doch ich wollte im Leben weitermachen. Das Auto rollte weiter nach vorn und ich ahnte schon, wie meine Rippen und andere Knochen brechen. Ich roch schon den Atem des Todes. Ich stand an der Grenze, die nur noch hauchdünn war. Endlich erschien eine Frau, die aus dem übernächsten Auto kam. Sie versuchte, das Auto hochzuschieben. Kein Erfolg! Sie rannte nach hinten. Ich sagte nur noch: Schnell! Ich merkte, den Druck, der meinen Körper immer mehr zusammenpresste. Ich hatte noch nie in meinem Leben so eine Todesangst gespürt. Ich geriet immer wieder in Panik. Jetzt sterbe ich hier und meine Träume dazu. Ich war noch nie in Asien, wo ich unbedingt mal hinwollte. Außerdem wollte ich in Irland sterben. Ich traute mich nicht zu bewegen. Ich sagte mir nur: Halt das Auto! Immer weiter bewegte es sich nach vorn. Mir wurde schon schummrig, als vier Leute erschienen, die das Auto gemeinsam hochschoben. Der Druck lockerte sich und ich konnte mich befreien. Unter Schock ließ ich mich einfach auf den Boden fallen und ich begriff nicht, was mir passiert ist. Die Frau sagte zu den Anderen: "Ich hörte jemanden rufen. Erst als sie sagte, sie kann nicht atmen, sah ich nach, was los war." Dieser Frau verdanke ich mein Leben. Die Männer überprüften, ob die Handbremse angezogen war. Das war sie. In dem Moment hat sie nur versagt. In der Schule fing mich die Schulpsychologin und andere Kollegen auf. Der Arzt stellte nachher keine inneren Verletzungen oder Brüche fest. Unglaublich, dass ich noch am Leben bin. Nur große Blutflecke übersäten mein linkes Bein und einige an meinen Rippen. Manchmal habe ich heute noch das Gefühl, nicht mehr atmen zu können und mich eingeengt zu fühlen.

Der Unfall erscheint weit weg, aber mein Leben hat wieder eine ganz neue Richtung eingeschlagen. Im Internet finde ich zwar etwas über Berichte solcher Erfahrungen, doch wenig über die Folgen. Die Folgen zeigen sich wieder extrem nach diesem Vorfall:

-Das Leben ist intensiver.
-Meine Hochsensibilität hat sich nochmal verstärkt.
-Oft kann ich die Energien anderer fühlen, was manchmal zu meinem Nachteil ist. Ich spüre intensiv, wo ich mich wohlfühle und welche Orte ich schnell verlassen möchte. Manchmal bin ich reizüberflutet.
-Innerlich bemerkte ich eine Stärke, einen Willen, etwas voranzutreiben.
- Oft bemerke ich, wie ich bei Liedern oder in anderen Situationen weine.
- Mittlerweile nehme ich Abstand von Horrorfilmen. Vorher mochte ich sie gerne sehen. Doch jetzt machen sie mir Angst.
- Meine Sinne sind offener denn je.
- Nach dem Unfall kam meine Katze tröstend auf mich zu und das verstand ich auch als Trost. Sie ist eine sehr furchtlose Katze. Zu ihr verspüre ich eine viel tiefere Bindung, was vorher nie der Fall war.
- Oft habe ich Visionen aus meinem vorigen Leben.
- Ich sehe die Zusammenhänge und die Zeichen besser.
- Ich fühle, ob ich auf dem richtigen Weg bin.
- Zeichen erhalte ich durch die Zahl fünf, die ich in einer anderen mexikanischen Stadt oft gesehen habe.
- Ich habe keine Lust mehr, mich zu verbiegen und eine Marionette zu spielen. Ich will mich zeigen.
- Mein Weg führt zurück zum Buddhismus.
- Ich habe angefangen, Yoga zu machen, was unterdrückte Gefühle an die Oberfläche bringt.
- Ich will mich kreativ ausdrücken und veröffentlichen.
- Ich widme mich wieder spirituellen Themen, die ich aus Arbeitsgründen vernachlässigt habe.
- Oft sehe ich Farbpunkte bei Menschen. Momentan nur ganz kurz.
- Meine Intuition macht sich häufiger bemerkbar.
- Nur kurze Zeit halte ich mich in engen Räumen auf.
- Ich verspüre wieder den Wunsch, die Welt kennenzulernen.
- Ich habe auch den Wunsch, das Leben zu vereinfachen, Dinge loszulassen und einfach nur mit einem 20 Kg Rucksack durch die Welt zu reisen.

Doch mein Verstand wehrt sich, kämpft mit Schuldgefühlen, weil fünf meiner Welpen an einem Virus gestorben sind und ich weiterleben kann. Doch für etwas lohnt es sich zu leben. Wofür lebe ich? Der Frage will ich auf den Grund gehen und ich denke, ich sehe mich auch hier öfter um und schreibe ein paar Artikel.

Mich würde auch interessieren und ich möchte mich auch gerne mit euch austauschen: Habt ihr auch solche Auswirkungen nach einem NTE? Wie stark hat sich für euch das Leben danach verändert?

Danke fürs Lesen.

Sonnige Grüße aus Mexiko

FreeAislin

FreeAislin
 
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