In der Realschule hab ich Hausaufgaben, wenn überhaupt, in den Schulpausen erledigt. Meine kostbare Freizeit wollte ich doch nicht mit "sowas" verbringen!
Mit einer Englischlehrerin hatte ich ein ähnliches Problem wie Ahorn mit ihrer Mathelehrerin. Der Dame war es einfach ein Dorn im Auge, daß ich im Grunde gar nicht pauken mußte, sondern den Stoff quasi "im Vorübergehen" aufnahm. Um mir eins auszuwischen, ließ sie dann ein halbes Jahr lang nur Nacherzählungen und Inhaltsangaben schreiben und drückte meine Note so von einer 1 auf eine 3, weil das, was ich da zusammenschrieb, zwar sprachlich in Ordnung war, aber mit dem Stoff aus dem Buch nur noch wenig zu tun hatte.
In Biologie konnte ich mich nach einem Lehrerwechsel von einer 5 auf eine 2 verbessern: der erste Lehrer war einer, der sehr auf Hausaufgaben und eine ordentlich geführte Mappe achtete (Mappe, was ist das? Ich hatte irgendwann nur noch ein Ringbuch, in dem ich mir zu allen Fächern die wichtigsten Notizen machte...), der andere Lehrer prüfte nur mündlich, ob man sich zusätzlich eine Mappe anlegte, war den Schülern selbst überlassen.
Ich denke, Übungsaufgaben sind schon sinnvoll, aber sie müssen nicht zuhause gemacht werden. Ich glaube, wenn die Schüler in der Schule zusammen ihre Aufgaben machen, ist auch das Gemeinschaftsgefühl förderlich. Zuhause denken doch die meisten Schüler daran, wann kann ich endlich raus, mich mit meinen Freund(inn)en treffen - in der Schule sitzen diese Freunde vielleicht am Nebentisch oder im Nebenzimmer und sind ebenfalls mit den Aufgaben beschäftigt.
Und dann ist es natürlich auch ein Thema, WIE ein Lehrstoff vermittelt wird. Ich habe z. B. Mathe gehaßt, v. a. Algebra und Geometrie. Das war mir alles zu abstrakt und zu trocken. Habe dann später als Buchhändlerin mal ein Geometriebuch für Waldorfschulen gesehen, mit schönen bunten Mandalas drin... und dachte gleich, hätte man mir damals die Geometrie SO zu vermitteln versucht, hätte das sogar eines meiner Lieblingsfächer werden können, da ich immer schon gern gemalt und gezeichnet habe.
Es gibt nun mal verschiedene Orientierungen: sprachlich-geistig, mathematisch-naturwissenschaftlich oder künstlerisch/musisch. Bei den meisten Schülern überwiegen eine oder zwei, nur selten sind alle drei gleich stark ausgeprägt. Bei mir war es immer schon das Sprachlich/Geistige und das Musische, mit Zahlen hatte ich es nie sonderlich (und doch hab ich mich eines Tages dran gemacht, mein Horoskop zu berechnen - weil mich der psychologische Hintergrund so brennend interessiert hat!).
Ich denke, daß sich in der Grundschule schon abzeichnet, zu welchem Typus man neigt, und daß sich spätere Unterrichtsformen daran orientieren könnten. Es ist nicht so, daß ein überwiegend musisch oder sprachlich begabter Mensch in Mathe eine Null sein muß, er braucht nur eine andere Methode, mit der er Zugang zur Mathematik finden kann.