Hausaufgaben bringen nichts

Hausaufgaben geben dem Lehrer ein feedback, wie der Unterrichtsstoff verstanden wurde. Demnach wäre es völlig unzulässig, sie zu streichen.

Bedauerlicherweise stimmt das nicht ganz. Hausaufgaben geben dem Lehrer ein Feedback, inwieweit ein Schüler genau die im Unterricht und Schulbuch vorgegebenen Wege zur Lösung einer Aufgabe nachzugehen imstande ist. Das kann ein Lehrer aber bereits in der Schulstunde sehen. Daß z.B. ein Schüler so wie mein Sohn auf Grund seiner Denkstrukturen, die im Fachjargon als Legasthenie bezeichnet werden, Zehnerüberschreitende Additionen nicht erlernen konnte, indem er einen Rechenvorgang in zwei ihm völlig unbegreifbare Schritte zerteilte. Das war bereits in der Unterrichtseinheit vollkommen klar, darüber hatten wir in der Sprechstunde gesprochen, ich hatte ide Frau beschworen, lassen sie den Kleinen bitte in Ruhe, wichtig ist doch, daß er zum richtigen Ergebnis kommt, oder? Nein. Weit gefehlt. Die lückenlose Erfüllung der von der Unterrichtsbehörde vorgegebenen Lernschritte war wichtig, nicht das Verständnis des Schülers.

Hausaufgaben dienen einzig und allein dazu, Familientragödien altgriechischen Ausmaßes heraufzubeschwören, :weihna1 die es ohne sie nicht gäbe. Schüler, deren Denken so funktioniert, wie die Schulbücher es verlangen, erfassen den Kram soundso auf Anhieb und die Hausaufgaben sind lästige Zeitverschwendung. Schüler, deren Denken nicht so funktioniert, wie die Schulbücher es gerne hätten, erfassen den Kram auch beim hundertsten Wiederkäuen nicht und die Hausaufgaben sind lästige Zeitverschwendung.
 
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"Angst"-Lehrer gab´s nicht für mich, die waren eher ne Herausforderung, ihnen ihre Erbärmlichkeit gaaaaaanz deutlich unter die Nase zu reiben.
Mathe und Latein konnte ich knicken, mit oder ohne pauken, gab´s da ne Eiskunstlauftraumnote...
Alles andere flog mir zu, also brauchte ich da auch nix zu tun. Und daran habe ich mich gehalten. Hausaufgaben hab ich nicht gemacht, dafür lieber vom Leben gelernt.
Gute Lehrer wurden vom "Kollegium" weggegrault, übrig blieben fast ausschließlich die alten von 14/18....
Schule hatte nur eins gebracht, ich lernte TTV (tarnen, täuschen, verp*****)aus dem ff.




Sage
 
Der Unterricht sollte so gestaltet werden, dass die Schüler von allein drauf kommen, sich über die Lehrstunde hinaus mit dem Stoff zu beschäftigen. Das können sie aber nur, wenn sie einen individuellen Sinn darin erkennen. Diesen zu vermitteln, wäre die eigentliche Aufgabe des Lehrers.

Allerdings scheitert dieser Ansatz zumeist schon am Stoff selbst oder aber an der formellen Art und Weise der Stoffvermittlung.
 
Allerdings scheitert dieser Ansatz zumeist schon am Stoff selbst oder aber an der formellen Art und Weise der Stoffvermittlung.
Und - das muß gerechtigkeitshalber gesagt werden, weil Lehrer eben nicht die Sündenböcke für alles sind - es liegt auch an dem Schulsystem, das rettungslos hinter allem nachhatscht, was die Zeit verändert hat. Es hilft nichts. In unseren Kindern und Jugendlichen IST auf Grund der veränderten Welt, in der sie groß werden, eben ein wesentlich höheres Aggressionspotential als es noch in uns war. Das ist so und es hat doch keine Sinn, ewig so zu tun, als wäre es nicht so. Wie soll denn ein Lehrer (ich sehs ja in der Privat-Hauptschule meines Jüngsten) Wissen anregend vermitteln, wenn er vollkommen überfordert vor einer wildgewordenen Horde von 20 Burschen und Mädchen steht, die zum Teil die primitivsten Regeln des zwischenmenschlichen Miteinander nicht erlernt haben...

Es gehören längst - seit Jahren, wenn nicht seit Jahrzehnten - kleine Lerngruppen von maximal 12 Individuen her. Und ein Unterricht, der hinausgeht aus der Schule. Der in Museen, Freilichtmuseen, in Exkursionen zu realen Arbeitsstätten, in praktischer Übung dessen, was vermittelt werden soll, tatsächlich Inhalte begreifbar macht anstatt Buchstabenschlangen zum Auswendiglernen vorzusetzen.
 
In der Realschule hab ich Hausaufgaben, wenn überhaupt, in den Schulpausen erledigt. Meine kostbare Freizeit wollte ich doch nicht mit "sowas" verbringen!

Mit einer Englischlehrerin hatte ich ein ähnliches Problem wie Ahorn mit ihrer Mathelehrerin. Der Dame war es einfach ein Dorn im Auge, daß ich im Grunde gar nicht pauken mußte, sondern den Stoff quasi "im Vorübergehen" aufnahm. Um mir eins auszuwischen, ließ sie dann ein halbes Jahr lang nur Nacherzählungen und Inhaltsangaben schreiben und drückte meine Note so von einer 1 auf eine 3, weil das, was ich da zusammenschrieb, zwar sprachlich in Ordnung war, aber mit dem Stoff aus dem Buch nur noch wenig zu tun hatte.
In Biologie konnte ich mich nach einem Lehrerwechsel von einer 5 auf eine 2 verbessern: der erste Lehrer war einer, der sehr auf Hausaufgaben und eine ordentlich geführte Mappe achtete (Mappe, was ist das? Ich hatte irgendwann nur noch ein Ringbuch, in dem ich mir zu allen Fächern die wichtigsten Notizen machte...), der andere Lehrer prüfte nur mündlich, ob man sich zusätzlich eine Mappe anlegte, war den Schülern selbst überlassen.

Ich denke, Übungsaufgaben sind schon sinnvoll, aber sie müssen nicht zuhause gemacht werden. Ich glaube, wenn die Schüler in der Schule zusammen ihre Aufgaben machen, ist auch das Gemeinschaftsgefühl förderlich. Zuhause denken doch die meisten Schüler daran, wann kann ich endlich raus, mich mit meinen Freund(inn)en treffen - in der Schule sitzen diese Freunde vielleicht am Nebentisch oder im Nebenzimmer und sind ebenfalls mit den Aufgaben beschäftigt.

Und dann ist es natürlich auch ein Thema, WIE ein Lehrstoff vermittelt wird. Ich habe z. B. Mathe gehaßt, v. a. Algebra und Geometrie. Das war mir alles zu abstrakt und zu trocken. Habe dann später als Buchhändlerin mal ein Geometriebuch für Waldorfschulen gesehen, mit schönen bunten Mandalas drin... und dachte gleich, hätte man mir damals die Geometrie SO zu vermitteln versucht, hätte das sogar eines meiner Lieblingsfächer werden können, da ich immer schon gern gemalt und gezeichnet habe.

Es gibt nun mal verschiedene Orientierungen: sprachlich-geistig, mathematisch-naturwissenschaftlich oder künstlerisch/musisch. Bei den meisten Schülern überwiegen eine oder zwei, nur selten sind alle drei gleich stark ausgeprägt. Bei mir war es immer schon das Sprachlich/Geistige und das Musische, mit Zahlen hatte ich es nie sonderlich (und doch hab ich mich eines Tages dran gemacht, mein Horoskop zu berechnen - weil mich der psychologische Hintergrund so brennend interessiert hat!).

Ich denke, daß sich in der Grundschule schon abzeichnet, zu welchem Typus man neigt, und daß sich spätere Unterrichtsformen daran orientieren könnten. Es ist nicht so, daß ein überwiegend musisch oder sprachlich begabter Mensch in Mathe eine Null sein muß, er braucht nur eine andere Methode, mit der er Zugang zur Mathematik finden kann.
 
Ich denke, Übungsaufgaben sind schon sinnvoll, aber sie müssen nicht zuhause gemacht werden.

Aber es gibt doch auch in der Schule in vielen Gegenständen 'Übungsstunden'. Der Unterricht besteht nicht nur aus neu vorgetragenem Stoff und Prüfungen bzw. Schularbeiten.
Zusätzlich sollte jeder Schüler auch zu Hause sich selber überprüfen, inwieweit er - und nur er alleine! - den Stoff verstanden hat.
Im übrigen ist es klar, dass nur in Ganztagsschulen Hausaufgaben auch in der Schule gemacht werden können.
In allen anderen Schultypen ist dies nicht nur fragwürdig, sondern völlig unmöglich.
Lg
 
Zusätzlich sollte jeder Schüler auch zu Hause sich selber überprüfen, inwieweit er - und nur er alleine! - den Stoff verstanden hat.
Das wäre ja durchaus sinnvoll - wenn da nicht die unsäglichen Hausaufgaben wären, die ihn genau daran hindern. Indem sie ihn immer wieder dazu zwingen, nichtverstandene Mechanismen zu wiederholen - anstatt eigene Wege zum Verständnis des zu Erlernenden zu finden.

Und wenn ers schon verstanden hat, braucht er keine Hausaufgaben mehr. Oder setzt sich irgendein Mensch hin und übt zuhause am Bildschirm Daten für Abrechnungen eingeben, wenn er schon weiß, wies geht?????????
 
Und wenn ers schon verstanden hat, braucht er keine Hausaufgaben mehr. Oder setzt sich irgendein Mensch hin und übt zuhause am Bildschirm Daten für Abrechnungen eingeben, wenn er schon weiß, wies geht?????????

Wohl kaum!

WENN er weiss, wie es geht, dann sind HÜ für ihn ja wohl kein Problem.

Aber hier geht es wohl um schwächere Schüler, die längere Zeit brauchen, um Neues eben durch Übungen zu er - üben, zu trainieren, dadurch langsam, aber doch, zu kapieren.
Im übrigen gibt es sehr wohl Hausaufgaben, die die Eigenständigkeit des Schülers fördern. Man denke dabei nur an Deutsch oder an die Sprachen.
In Mathematik oder Buchhaltung wird es wohl kaum möglich sein.

Das Problem hier bei diesem Thread ist sicher ein anderes. Jeder einzelne kann sowohl aus dem eigenen schulischen Erfahrungsschatz schöpfen als auch aus dem seiner Kinder, die derzeit eine Schule besuchen und dort vielleicht gerade frustriert sind. Entweder sie besuchen den falschen Schultyp, sind überfordert, oder es gibt einen oder mehrere Lehrer, die vielleicht lieber einen anderen Beruf hätten ergreifen sollen.

Daraus ergeben sich im aktuellen Alltag viele kleine Puzzles - meist negative - die aber nicht bis zur eigentlichen Problematik durchdringen.
Nämlich, dass das gesamte Schulsystem gründlich durchforstet und reformiert werden muß, indem man sämtlichen unnötigen Ballast herausnimmt und dadurch Platz für Neues, Innovatives, schafft.

Ich würde mich aber auch freuen, wenn es hier einige positive postings gäbe.
Lg
 
ein kurzer zusammenfassender auszug aus:
Pestalozzi - die abendstunde eines einsiedlers.
(nicht von mir)

Auf die gemeinschaft müsse rücksicht genommen werden bei der selbstentfaltung eines individuums.
deshalb liege der sinn des berufes nicht in ihm selber, sondern in seiner bedeutung für die ganze menschheit. der mensch müsse in seiner natürlichen umgebung verhaftet bleiben ansonsten werde er aus der erhabenen bahn der natur geworfen.
entschieden lehnte pestalozzi eine schulreform ab, die nur "allenthalben die ordnung der worte" lehre und "den menschen zu einem künstlichen schimmer" degradiere, um nur "den mangel innerer naturkraft" zu vertuschen.

nur im vermitteln des wissens sehe die schule ihre einzige aufgabe, so interpretierte pestalozzi, von sturem auswendiglernen bis zu irgendwelchen einseitigen prinzipien von ordnung.
die kinder seien nicht in der schule um zu lernen, sondern um belehrt zu werden.
und genau darin sieht pestalozzi das übel seiner zeit:
von anfang an werde das kind zu einem passiven aufnahmeobjekt gemacht, welches zwar das wissen besitze, es abre außerhalb der schule nirgendwo anwenden könne.


die grundlegende aufgabe der erziehung in der schule liege nach pestalozzi darin, den kindern in ihrer selbstwerdung und bei ihrer selbstgestaltung zu helfen ..., "und jede schulbildung, die nicht auf dieser grundlage der menschbildung gebaut ist, führt in die irre."
...und es scheint genau da sind wir heutzutage angelangt.
und haben nun einen hervorragender absatzmarkt für diverse pillen und pülverchen.

"der mensch muß zu innerer ruhe gebildet werden"
...sagt pestalozzi weiter.
und dafür verantwortlich ist: der fürst = vater staat.
anlässlich dieses prinzips der inneren ruhe sei der fürst verpflichtet für seine untertanen sicherheit zu gewährleisten, da laut pestalozzi der mensch ohne innere ruhe auf wilden wegen wallet.

denn die innere ruhe ist nicht unangefochten.
sie kann nur durch erziehung, wobei man hier auch von bildung sprechen kann, aus dem gleichgewicht herauszufallen.

ansonsten drohten dem menschen "nagende qualen und unsegen", indem er sich "auf wilde, schimmernde schaubühnen" dränge, um nur seinem wissen den spiegel vorzuhalten und seinen ehrgeiz zu streicheln.
aber fürst ist auch: jeder
nach pestalozzis meinung sind alle erzieher und väter des volkes.
"fürst, der segen der welt ist gebildete menschlichkeit, und nur durch sie wirket die kraft der erleuchtung und der weisheit und der innere segen aller gesetze"
 
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Wohl kaum!

WENN er weiss, wie es geht, dann sind HÜ für ihn ja wohl kein Problem.
Nein, dann sind sie schlicht und ergreifend ÜBERFLÜSSIG. Mehr als etwas können kann man nicht.

Und nochmal zum Mitschreiben, das einzige, was ein Schüler übt, wenn er eine Hausaufgabe zu einem Stoff macht, den er nicht erfaßt hat, ist, den Stoff nicht zu erfassen. Langsam, aber sicher. Und das ist genauso ÜBERFLÜSSIG.
 
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