Lehrerstreik

Kira

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7. Januar 2007
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428
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Wien
Hallo!

Wundert mich, dass es noch keinen Thread darüber gibt. :)

Da sowieso in den Medien darüber berichtet wird, werde ich hier nicht näher auf die Schlagzeilen eingehen, sondern meine persönliche Meinung Kund tun.

Schauen wir uns die Situation mal rechnerisch an:

52 Wochen hat das ganze Jahr, davon haben Lehrer folgende Wochen frei:

9 Wochen Sommerferien
1 Woche Osterferien
1 Woche Semesterferien
2 Wochen Weihnachtsferien

13 Wochen freie Wochen im Jahr, hinzu kommen Schulautonome Tage.

Ich habe eine Bekannte (ca. 28 Jahre alt), welche Volkschullehrerin ist, die Schuhlzeit beginnt um 8 Uhr Früh und nach den Verbesserungen der Hausaufgaben, Tests und Schularbeiten endet ihr Arbeitstag ca. zwischen 15 und 16 Uhr. Also würde man mit der gesetzlich vorgeschriebenen Mittagspause nach 6 Stunden von einer halben Stunde auf ca. 6,5 bis 7,5 Stunden Arbeitszeit am Tag kommen. Schulkonferenzen finden während der Schulzeit statt, Kinder werden früher entlassen. Lehrer müssen sich auch weiter bilden, was in ihrer Freizeit statt findet. Pro Semester gibt es einen Elternsprechtag. Verdienst für ein komplettes Kalenderjahr ca. 1.550,00 netto monatlich zuzüglich Urlaubs- und Weihnachtsgeld. Eine Woche vor dem Ende der Sommerpause muss sie für das neue Schuljahr vorbereiten, ist jedoch kein großer Aufwand im Laufe der Jahre, weil dann schon einiges vorgefertigt ist.

Im Vergleich eine normal arbeitende Person arbeitet täglich ca. 8 Stunden, hat 5 Wochen Urlaub im Jahr, Weiterbildung findet auch in der Freizeit statt und von einem Lehrergehalt ist der Großteil weit entfernt. Wenn man schulpflichtige Kinder hat und oft keine Unterstützung (zB keine Familienangehörigen), dann steht man schön blöd da, was macht man bei 13 Wochen schulfrei mit Kindern, wenn man selbst nur 5 Wochen anspruch auf Urlaub hat?

Mit der Reform sollen Lehrer 2 Stunden pro Woche länger unterrichten. Rechnerisch stellt sich das wie folgt dar:

52 Wochen - 13 Wochen = 39 Wochen x 2 Stunden = 78 Stunden / 8 Stunden tägl. Arbeitszeit = 9,75 Arbeitstage, aufgerundet 10 Arbeitstage, bei einer 5 Tageswoche sind das rechnerisch nur noch 11 freie Wochen im Jahr

Hm, was soll man dazu noch sagen? Ich hätte Lehrer werden sollen!

LG
Kira
 
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Nachtrag:

Durch die Reform sollen keine Stellen gestrichen werden, Zusage der Regierung. Wie sieht das mit Zusicherungen in der Privatwirtschaft aus?
 
Nachtrag:

Durch die Reform sollen keine Stellen gestrichen werden, Zusage der Regierung. Wie sieht das mit Zusicherungen in der Privatwirtschaft aus?

in der Privatwirtschaft wird auch niemand gefragt, ob er Kurzarbeit machen will.
Habt ihr da schon jemand streiken sehen?
Da sind alle froh, dass sie trotzdem noch Arbeit haben.:schmoll:

Ich möchte kein Lehrer sein, denn ich könnte jetzt nicht mit gutem Gewissen schlafen.
 
Hm, was soll man dazu noch sagen? Ich hätte Lehrer werden sollen!

Ich auch...hab' aber zu Beginn des Studiums falsch angekreuzt.

In beiden Fälllen: Selber schuld!

Aber eigentlich hätte ich Millionär werden sollen.

Schule ist nicht mehr wie in den 50ern. In der heutigen Zeit habe ich ehrlich gesagt keine große Lust aufs Lehramt...schon gar nicht in "Ballungszentren" etc.
 
Ach ja, habe ich ganz vergessen, die Schülerzahl pro Klasse soll von 35 Schüler auf 25 Schüler gesenkt werden!!! :danke:

Das wären dann pro Klasse 10 mal weniger Hausaufgaben, Tests und Schularbeiten zu korrigieren .................
 
Mein Vater, Schuldirektor und Chef der steirischen Lehrergewerkschaft, sagt dazu: "Berufswahl ist eine Intelligenzfrage - jeder, der meint, Lehrer hätten soviel Freizeit, hätte selber Lehrer werden sollen und DANN eine Meinung bilden können"
Ich arbeite in einem Schulsekretariat und kann auch als Tochter meines Vaters sagen: JA, Lehrer haben viel "Urlaub"

ABER: Enorm viel Arbeit lastet auf einem Lehrer, die er AUSSERHALB seiner Dienstzeiten vornehmen muss!
UND: Lehrer/innen-Arbeit ist ein saisoneller Job, vergleichbar mit dem "Stempeln gehen" eines Maurers im Winter!
Die Arbeit, die man an einem Lehrer bewertet ist die Spitze eines Eisbergs.... und der Großteil eines Eisbergs liegt wie man weiss, unter Wasser, demnach nicht sichtbar für Leien.

Ich finde es eine Frechheit, sich aufzuspielen, wenn man keine Ahnung und keinen Einblick hat.
Auch das hat etwas mit Intelligenz zutun und ein bisschen mit Neid.
Wer der Ansicht ist, dass Lehrer übervorteilt sind, der hätte doch selbst Lehramt studieren können!
 
Übrigens:

Ich habe als Schulsekretärin auch nur 5 Wochen Urlaub, sitze in Ferien nutzlos in der leeren Schule und schlage die Zeit tot.

Gott sei Dank haben die Kinder noch das Recht auf soviel Urlaub.
Gott sei Dank gibt es Menschen, die meine Kinder bilden und mir, als Erziehungsberechtigte eine
Heidenarbeit abnehmen!
Gut, dass diese Menschen die selbe Urlaubszeit haben, wie meine Kinder!
Es steht ihnen zu.
 
Beim Streik in Wien hat mein Vater ein treffendes Bild gezeigt, welches sich auch das restliche Volk einmal ansehen hätte sollen,leider finde ich es bei Google nicht:

Überschrift:
LEHRER/INNENARBEIT - EIN EISBERG

Man sieht den Eisberg, ÜBER der Wasseroberfläche, darin steht
"Unterricht in der Schule"
Darunter, unter Wasser, der Rest des Eisbergs, der tatsächlich 80% ausmacht,
darin stehen säuberlich aufgelistet an die 50 Punkte, die ein Lehrer an Arbeit verrichten muss.
AUSSERHALB der Dienstzeiten (siehe Spitze des Eisbergs "Unterricht in der Schule").
Wenn ich die Darstellung im Net finde, stelle ich sie herein.
 
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Bei Lehrern muss man aber auch beachten:

Der Job ist verdammt schwer. Vor allem psychologisch gesehen.
Und die offizielle Arbeitszeit wird (zum Teil extrem) überschritten. Wenn man z.B. die Korrektur einer Klausur nimmt... bei etwa 25 Schülern in einer Klasse sind das 25 Arbeiten. Für jede lediglich 10 Minuten gerechnet, wären das schon 250 Minuten, also etwas über 4 Stunden. Es sind aber oft mehrere Klassen, mehr Schüler, und die Korrekturzeit liegt oft deutlich über 10 Minuten. Dann noch die Vorbereitung des Unterrichts usw. Ein normaler Lehrer arbeitet deutlich mehr als die offizielle Schulzeit, ein guter Lehrer hat kaum Freizeit.

VG,
C.
 
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