Hallo Jake!
JA über Heidegger lässt sich zu recht trefflich streiten. Das will ich aber gar nicht. Das von dir angeführte zitat beürfte näherer Überprüfung - keine Frage. Ich wollte der Gerechtigkeit halber nur bemerkt haben, dass das
Entbergen als erkenntnisprozess zuerst von Heidegger formuliert wurde. Und wie du gegenüber Hellinger darf ich wohl auch gegenüber Heidegger eine differenzierte Haltung einnehmen.
Dein Zitat Insa Sparrers ändert nichts an dem Eindruck, den der aktuellere Text ihrer Homepage und die dahinter sich zeigende Haltung sehr dem entspricht, was ich zuvor sagte: "Wir sind die besseren" und "Wir sind die Netten". Wohingegen Hellinger implizit verteufelt wird. Botschaft der HP bezüglich Hellinger ist, immer wiederholt: wir haben mit dem nichts zu tun.
Das nehme ich ernst. Und es ist zurzeit sehr en vogue unter Aufstellern, wenn Hellinger angegriffen wird von Leuten, die meinen, in ihm den Teufel entdeckt zu haben und ihr Süppchen darauf kochen wollen.
Der Verdienst ist ein Anderer, als von dir dargestellter. "Weiterentwicklung" impliziertmdass es einer solchen bedutfte. Und somit ist das Ursprüngliche als defizitär definiert. Das möcht ich anzweifeln. Der Verdienst ist, dass die beiden Aufstellungsmethodik für den konstruktivistischen Bereich übertragen haben. Und das führt dort - im Bereich der kognitiven Arbeit - zu neuen Ergebnissen. Das habe ich auch nicht in Frage gestellt.
Weißt du - meine Statements beziehen sich eben auf konkrete Erlebnisse, was die Tiefe und Wirkung der Arbeit angeht. Die kann ich leider nicht verleugnen...
Bezüglich Tiefe und Oberfläche bedarf es eines differenzierenden "Aber", denn die Oberfläche - z.B. des Ozeans - ist nicht die Tiefe. Ich habe einen Einwand gegen den "Alles-ist-das-Gleiche-Brei", den viele gerne rühren.
Das soll aber nicht heißen, dass beides in Bezug auf seine spezifische Umgebung nicht ebenbürtig wirkt. Wenn ein Problem aus dem Modell der Welt enstanden ist, dann ist Arbeit nach S+VvK sicher ebenso wirkungsvoll auf diesereben, wie Arbeit nach H ist auf der Ebene der Anerkenntnis von Tod und Leben sowie der schiksalsbildenden Faktoren ganzer Ethnien, wie sie auf den Einzelnen und seine Familie wirken.
Es macht für mich schon einen erheblichen Unterschied, wenn einer sich traut, das Offensichtliche zu benennen - z.B. zu einem offensichtlich Tod Geweihten: "Du bist am Ende, bereite dich auf deinen Tod vor und mach dir keine Illusionen mehr" oder wenn in so einem Fall einer sagt: "Ich lasse dir deine eigenen Interpretationen und arbeite mit dir dann daran."
Was achtet den Klienten mehr und was gibt ihm die Möglichkeit der Wirklichkeit ins Gesicht zu schauen?
Jene Schüler der konstruktivistischen Seite sind mir als Hasenfüße begegnet. Und die Aufstellungen waren allesamt irgendwie "flach" und "nett". Allerdings machte das die Betreffenden auch beliebt und ist wirtschaftlich erfolgreicher. es verkauft sich eben besser, wenn man den Leuten erzählt, was sie hören wollen bzw. sie das selbst erzählen lässt.
Ein Beispiel: K.P. Horn nach einem Vortrag auf einer Personalmesse über seine Art von Organisationsaufstellungen auf die Frage ob er dem Auftraggeber offen sage, wenn der derjeneige sei, der dem System schadet. "Nein, natürlich nicht." Statt dessen lässt er demjenigen die "subjektiven Deutungsmöglichkeiten" seines zerstörerischen Verhaltens und nimmt ihm jede Möglichkeit dieses zu verändern bzw. die Hintergründe zu klären und Verantwortung zu übernehmen zum Wohle des ganzen Systems.
Der Frager wars zufrieden und buchte sofort.
Ich habe selbst bei einer solchen Kollegin aufgestellt: ein Unternehmen, das ich wesentlich begründet hatte. Die entscheidende Bewegung meiner damaligen Firmanpartnerin in der ganzen Aufstellung wurde von selbiger als sie bemerkt war, schnell mit einem geschickten und vehementen Kommunikationsmanöver (einen Vorwurf gegen mich, der bestimmte Absichten von mir voraussetzte, die aber nicht da waren) umgedeutet. Die Leiterin sagte nicht, wie sie es wahrgenommen hatte, um "den Raum für eigene Deutungen zu lassen". Meine Wahrnehmung war eine andere, ich konnte die aber nicht mehr äußern, weil ich so baff war und mich den beiden so Einigen anschloss. Das war mein Fehler.
Ein Jahr später machte die Betreffende Person im richtigen Leben genau diese Bewegung als der Erfolg gerade vor der Türe stand. Und ich war der Gelackmeierte. Ich verlor die Früchte jahrelanger Arbeit. Sie hat sie jetzt. Und sie macht nichts draus. Das wäre abzusehen gewesen. Und wenn ich gewarnt gewesen wäre, hätte ich nicht noch ein Jahr an harter Arbeit investiert.
Hier hätte ein deutliches Wort, ein benennen, was da wahrnehmbar war, sehr geholfen.
Ich bleibe für mich dabei: ich sage, wenn der Kaiser nackt ist.
Viele Grüße
Christoph