Justin for all, der fundamentale Denkfehler (meiner Ansicht nach) liegt darin, nicht zu berücksichtigen, dass alles, was ein Mensch konsumiert, vorher von einem Menschen produziert werden muss. Und das ist völlig unabhängig davon, ob du ein Papiergeldsystem hast oder ein Warentauschsystem oder Zeittauschsystem; jedes Stück "Futter" (wie du so abwertend sagst), Kleidung, jeder Stuhl und jede Matratze, jedes Haus, jeder Bus und jede Lampe und die Energie für diese Lampe, jede Straße und jeder Kräutertee werden von Menschen hergestellt.
Ja, es stimmt, erzwungene Arbeit, bei der Menschen andere Menschen zwingen für sie zu arbeiten, ist Sklaverei. Wenn du diesen Begriff so weit fassen möchtest, dass die Natur an sich den Menschen versklavt, weil sie ihn eben mit einem biologischen Körper ausgestattet hat, um den man sich ständig kümmern muss, damit er nicht stirbt, naja, ich finde das ein bisschen kindisch, aber dies Klagelied singen ja viele Religionen und erhoffen dann ihr Heil im Jenseits, im Paradies, indem dann wohl die Engel für die Menschen arbeiten (in der Vorstellung mancher naiver Menschen).
Aber soweit gehen die Befürworter des BGE ja meist nicht
Also, das Grundeinkommen muss erarbeitet werden und es wird nicht so wirklich klar gesagt, wie das funktionieren soll. Einerseits soll der Mensch angeblich total egoistisch sein, andererseits sollen aber alle möglichen Leute freiwillig den Größten Teil ihrer Arbeit für andere leisten, die eben keine Lust haben, selber eine Arbeit zu verrichten, die nachgefragt wird. Aber die Nachfrage dieser Leute nach Gütern und "Teilhabe" soll befriedigt werden, denn sonst ist das ja Sklaverei? Mal scharf überlegen .. Leuten ungefähr 70% ihrer Lebenszeit für andere arbeiten zu lassen, ihnen das, was sie erarbeitet haben wegzunehmen und es anderen zu geben (nämlich den Verteilern selbst, ihren Angestellten und den Leuten, die vom Arbeitsmarkt ausgeschlossen sind), das ist
keine Sklaverei? Echt?
Ah und diese "Gruppe der Freiwilligen", man fragt sich, wo all diese Gutmenschen jetzt sind. Es gibt ja genug Arbeit, also ich könnte mir gut vorstellen, dass jemand gerne Gartenarbeit macht und mal bei mir vorbeikommt und meine Büsche richtig beschneidet, damit habe ich immer Schwierigkeiten. Vielleicht jemand, der schon ein Grundeinkommen vom Staat bezieht und Lust hat, mal was anderes zu tun. Komisch, ist noch keiner gekommen...
Aber, richtig, da ist ja noch dieser Satz, der früher oder später in Varianten immer auftaucht:
"In einer großen Gemeinschaft gilt vorrangig das Wohlergehen der Gesamtheit und nicht die Machtinteressen einiger narzisstisch kranker Menschen, die eher Therapie brauchen, statt Machtinteresse zu bekunden." Ja, da liegt nämlich der Hase im Pfeffer. Wir brauchen also dringend Herrscher, die bestimmen, was das "Wohl der Gemeinschaft" ist und welche Individuen der "Inquisition" ausgeliefert werden müssen. Da führst du eine erfrischend klare Sprache. Früher nannte man Menschen, die sich nicht der Sklaverei und den Machtinteressen der Herrscher beugen wollten "vom Teufel besessene Ketzer" und übergab die der Inquisition, dann nannte man sie "Klassenfeinde" und "Volksfeinde" und steckte sie in KZ und Gulag, jetzt nennt man sie "psychisch krank" und möchte sie therapieren in (schöner alter Ausdruck) "Heilanstalten".
Klar basiert unser jetziges System seit vielen Jahrhunderten auf Sklaverei, den meisten Menschen fällt das leider erst auf, wenn es solche Verschärfungen wie Hartz4 gibt, mit dem Hungerlohn fürs sich vom Amt überwachen lassen (bis in die Betten..) und dem Zwang zu 1-Euro Jobs (Subventionen für vom Staat lizensierte Unternehmer).
Wenn die Antwort der Sklaven dann ist, selber Sklavenhalter und Herrscher werden zu wollen und alle Ketten noch ein bisschen fester anzuziehen, ist das sehr traurig und, ich kanns mir nicht verkneifen, wahrhaft Satanisch. Denn das Wohl der Gemeinschaft gibt es nicht, es gibt nur Gemeinschaften, denen es wohl ergeht, weil es den Einzelnen Menschen wohl ergeht und nicht ein Einzelner versklavt wird und kein Friedfertiger mit Gewalt zu etwas gezwungen wird.
Aber Hej, ich habe eine gute Idee! Wie wäre es, wenn die Befürworter des BGE sich alle zusammentun und sich irgendwo ein großes Stück Land kaufen und da ihre eigene Gemeinschaft aufbauen! Ich bin absolut für das Recht auf Sezession! In diesem Paradies könnt ihr dann so leben, wie ihr das wollt! Und da das ja gut funktionieren würde (oder?), braucht ihr ja keinen zu zwingen, sich euch anzuschließen (ihr wollt ja die Ausbeutung beenden, da werdet ihr ja nicht andere, die das gar nicht wollen, ausbeuten und mit Gewalt versklaven .. oder?), aber da ihr ja beweisen werdet, wie wunderbar das alles sein wird, wird sich euer Gesellschaftsmodell dann ganz von allein ausweiten, weil sich alle Menschen euch anschließen werden. Na, wie wäre das?
lg