Plissken
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Nein, das hast du falsch verstanden. Ich habe geschrieben, dass es viele Wege gibt. Die platonische und neoplatonische, aber auch andere Philosophien, sind nur ein (1) Weg von vielen. Ein Weg ist ein Weg, kein Startpunkt. Der Startpunkt ist die göttliche Quelle. Diese bedient sich vieler Wege, um das Herz der Menschen zu erreichen.Das bedeutet im Klartext, dass diese Offenbarungen, wie auch alle andere ihren Ursprung in der menschlichen Gedankenwelt zu suchen ist. Platons Gedanke von der Seele Logistikón lässt grüßen.
Einen solche Streit gibt es nicht. Der Demiurg ist kein Gott, sondern eine Kreatur, die Gott spielt. Sie ist für den unaussprechlichen Vater überhaupt kein Gegner. Du verwechselst vielleicht den Gnostizismus mit dem Manichäismus, wo Gott sich in einem ewigen Kampf mit dem Reich der Dunkelheit befindet. Es findet im Gnostizismus jedoch kein Kampf statt. Alles ist unter Kontrolle. Der Heilsplan stand bereits gleich nach dem Fall fest und die göttliche Vorsehung führt jede einzelne Stufe des Heilsplan planmäßig durch. Just take a seat and relax.Die Rede von dem übermächtigen Gottvater und dem Demiurgen Jahwe erinnert mich an meine Kindheit, in denen sich die Jungs auf der Straße darüber stritten, wer wohl den stärkeren Vater oder Bruder hätte. Im Prinzip hat sich auf diese Weise der Monotheismus schon längst wieder von selbst aufgelöst.

Die Frage ist vielmehr, ob die Anhänger anderer Religionen sich den Gnostikern gegenüber tolerant erweisen. Bis jetzt war es nicht der Fall, zumindest, was die Katholische Kirche betrifft.Jetzt müsste man nur noch so tolerant sein, auch die Götter der Andersgläubigen zu akzeptieren. Ich glaube nicht, dass die Juden, Christen und Muslime und eine Reihe andere Religionen diese Vorstellungen von einem ultimativen Über-Gott der Gnostiker teilen. Witzig finde ich, dass man auch bei den Gnostikern von einem unaussprechlichen Gott redet. Wie war das doch gleich bei den Juden?
Warum du es witzig findest, dass man auch bei den Gnostikern von einem unaussprechlichen Gott redet, kann ich nicht nachvollziehen. Der Gnostizismus ist nicht von Konkurrenzdenken geprägt. Gnostiker benötigen keine Bestätigung des eigenen Selbstwertes durch Ausstechen anderer Religionen. Im Gegenteil: sie freuen sich darüber, Spuren des Absoluten Geistes in allen Religionen zu finden. Das bestätigt Oshos Spruch: " "Eine Wahrheit, viele Wege" (siehe oben).
Du hast eine eigenartige Tendenz, die Bedeutung einer an sich hoffnungsvollen und positiv gemeinten Aussage in das Gegenteil umzuinterpretieren. Wenn der Aufstieg einer Seele in ein Reich des Lichtes für dich etwas Trostloses ist, ist es vielleicht nicht falsch, wenn deine Seele unzählige Male in einen materiellen Körper durchgeschleudert und am Ende in ein enges und finsteres Kammerlein ausgespuckt wird. Nichts für ungut.Wenn ich mir dann noch Deine Gedanken über die Menschen und ihre Seele nachdenke, verliert man wirklich die Lust zum Sterben. Ich möchte mir am Ende nicht vorstellen, wie meine Seele noch über weitere Äonen unzählige Male ausgelutscht und zur weiteren Verwendung weggesperrt wird. Irgendwie finde ich diesen Gedanken trost- und hoffnungslos. Aber gut, wer’s mag, soll meinetwegen daran glauben.