Lieber Valentius,
man sollte nicht alles gleich in Bausch und Bogen verurteilen, wenn man einem anderen Weltbild folgt. Ich verstehe mich auch nicht als Christ und dennoch kann ich die Botschaft Jesus unterstreichen, dass man durch Nächstenliebe und Umkehr im Denken und Tun eine bessere Welt herbeiführen kann.
Eine Saat, die im Kleinen ausgestreut wird und auch zu etwas Großem werden kann. Obwohl ich jetzt lieber das Wörtchen Nächstenliebe mit dem Guten austauschen möchte, bleibt unbestritten, dass diese Botschaft auf den rechten Weg führen kann. Dieser Gedanke, der schon lange vor dem Christentum gedacht wurde, zeigt doch auch, dass dieses Streben keine These verfolgt, sondern einen Fakt darstellt. Ich sehe im Neuen Testament viele Worte Jesus, die bemerkenswert sind – auch wenn ich ihn eher als einen charismatischen Menschen verstehe.
Ja, es gibt auch Gedanken im Christentum, die ich nicht teilen möchte und dazu zählt diese Schuldfrage und das Wie vom Kommen dieses Reiches Gottes (Passionsgeschichte, Offenbarung). Eventuell hilft es ja das Wesen des Christentums besser zu verstehen, wenn man sich einmal jene Christen betrachtet, die nicht nur vom Evangelium der Nächstenliebe geredet hatten, sondern dieses Evangelium mit ihrem Leben erfüllt und mit ihrem Tun vorgelebt hatten. Eventuell wäre das auch für Jesus ein besserer Weg gewesen, wenn er einfach all die Prophezeiungen aus dem Alten Testament hinter sich gelassen hätte und in seinem Evangelium der Nächstenliebe aufgegangen wäre.
Nein, das Christentum ist nicht per se schlecht und ungeeignet für eine bessere Welt, es wäre nur sinnvoll das ganze nochmals für das Hier und Jetzt zu überdenken. Es gibt dazu jedoch Hoffnung, denn neben den Klerikalen kann das Christentum auch brillante Denker vorweisen. Ich denke, man sollte seine Gedanken und seine ganze Aufmerksamkeit nicht für das Böse, den Teufel oder der Apokalypse verschwenden, sondern lieber diese Kraft dem Guten schenken.
„Gutes denken, Gutes reden und Gutes tun“, war schon das Evangelium Zarathustras, mit dem die kleine und die große Welt gerettet werden kann.
Merlin