Gibt es eine atheistische Spiritualität?

Masochisten sehen in einer Bestrafung eine Belohnung. Da ich aber kein Masochist bin, möchte ich mir auch keinen ewigen Kreislauf an Wiedergeburten verdienen.
Angenommen - aber echt nur angenommen - du hättest dir durch ein schlechtes voriges Leben ein schweres Karma aufgebürdet, das du genau jetzt in diesem Leben abarbeiten müsstest.

Aber, und das ist es: Du hast nicht einmal eine blasse Ahnung, was du im vorigen Leben angestellt hast und wofür du jetzt gerade stehen musst. Und nicht nur das: Du musst dich jetzt schon wieder in Acht nehmen, dass dein "Karma" nicht anwächst.
 
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Ich bin jetzt doch recht neugierig geworden, wie ein Atheist Spiritualität empfindet. Ich würde da eher im Gespräch von Philosophie reden. Ist es wirklich so, dass Atheisten den Begriff Spiritualität mögen? Wundert mich. Philosophie passt da mehr. Aber ich würde gerne die Gemeinsamkeiten herausfinden. Deshalb werd ich noch nachlesen.
 
...ich habe das z.B. so erlebt und mich in den früheren Leben als seelische Persönlichkeit immer gefunden. Letzten Endes ist mir aber bewusst geworden dass das was man als seelische Persönlichkeit bezeichnen kann nichts anderes als Bewusstsein ist.
Ist es nicht so, dass Wesenszüge und gewisse Lebenserfahrungen auf der genetischen Ebene von Generation von Generation weitergeben werden?

Nein,SO ist es nicht!
Ich kenne diese These mit der genetischen Vererblichkeit.Sie dient aber nur dazu etwas (scheinbar) Unerklärliches zu erklären.

Diese Lebenserfahrungen werden aber nicht in epischer Form weitergereicht, sondern als Gefühle und Stimmungen. Diese Dinge trägst Du also in dir, ob Du dir dessen bewusst bist oder nicht.

Die Lebenserfahrungen werden als Gefühl oder Stimmung nicht genetisch weitergereicht.Die Genetik verändert sich,wenn,dann evolutionär auf die Materie bezogen aber nicht auf geistiges wie Gefühl oder Stimmung.
Gefühl und Stimmung ist seelisch/geistig und eben nicht materiell/genetisch.


Aus der Bewusstwerdung nun zu schließen, dass die Seele mit dem Bewusstsein einhergeht, halte ich für einen Trugschluss. Ein Postbote ist ja auch nicht der Verfasser eines Briefes.

Du bist immer noch in der Trennung! So trennst du den den sogenannten "Verfasser des Briefes" zwischem dem der die Botschaft verfasst und dem der sie überbringt.Aber wo spielt in deiner Trennung der noch eine Rolle der "den Brief" empfängt?

Dennoch gibt es eine Art von Trennnung.Beschrieben hatte ich sie mit der Medaille die zwei Seiten hat in meinem Beitrag 146:
"Die Medaille heisst Existenz.Auf der einen Seite der Medaille Existenz ist die Energie in Materie (Körper) transformiert worden (durch Reinkarnation),auf der anderen Seite der Medaille Existent ist die Energie des Bewusstseins immer die Selbe."

Das heisst: Der Verfasser des von dir so genannten Briefes ist geistig und nicht materiell-genetisch, ist also Bewusstsein und der Überbringer ist mit dem Verfasser und dem Empfänger des von dir sogenannten Briefes,also der Botschaft,geistig identisch.
Das ist eben die (zweite) Seite der Medille Existenz wärend die andere (erste) Seite auf der Genetik beruht.
 
Ich bin jetzt doch recht neugierig geworden, wie ein Atheist Spiritualität empfindet. Ich würde da eher im Gespräch von Philosophie reden. Ist es wirklich so, dass Atheisten den Begriff Spiritualität mögen? Wundert mich. Philosophie passt da mehr. Aber ich würde gerne die Gemeinsamkeiten herausfinden. Deshalb werd ich noch nachlesen.

Ist es denn so dass der monotheistische Gott für sich selbst den Alleinanspruch besitzt über das was Spiritualität ist und was nicht zu herrschen?
Nun,dogmatische Gläubige würden das sicher bejahen.
Wer ist es denn überhaupt der den Unterschied zwischen Spiritualität und Philosofie fest legt?
 
Wer ist es denn überhaupt der den Unterschied zwischen Spiritualität und Philosofie fest legt?

Ich weiß es nicht, nur wenn ich mit Atheisten oder Agnostikern über solche Themen spreche, höre ich immer nur den Begriff Philosophie und niemals Spiritualität. Aber ich werde hier noch nachlesen. Ich persönlich finde es interessant, zum Ursprung der menschlichen Seele zurückzukehren, von allem unnötigen Ballast, den die Religionen angehäuft haben, befreit. Deshalb könnte die atheistische Spiritualität meinem Intuitionsgedanken nahekommen und mich inspirieren.
 
So, nachdem ich den ganzen Thread aufmerksam und interessiert las, habe ich allgemein eher den Eindruck von einem Atheismus, der dafür, dass er sich als Atheismus outet, erstaunlich viel "glaubt". Ich wusste nicht, dass Buddhisten sich als Atheisten sehen. Bisher zählte ich den Buddhismus zu den Religionen. Wenn ich meine bisherigen Diskussionen mit Atheisten anschaue, würden diese buddhistische Atheisten dann immer noch als Religiöse sehen.

Wenn ich bedenke, mit wie vielen unterschiedlichen Religionen ich bisher in Kontakt kam, eine sehr spannende Sache, diese Gespräche, dann denke ich mir am Ende immer, dass trotz der unterschiedlichen Begrifflichkeiten und Definitionen es im Grunde um gemeinsame Axiome einer dahinterliegenden Metaebene geht, für die eben unterschiedliche Beschreibungssysteme gefunden wurden. Und wenn ich dabei noch an jeden Einzelnen mit wieder eigenen Definitionen denke, dann führt es mich auf die subjektive Sicht des Einzelnen zurück, der eben diese dahinterliegenden Axiome auf individuelle Weise für sich zu beschreiben sucht, so wie das Kind in seinem Sprachraum in elterlicher Fürsorge heranwächst und seine Muttersprache lernt und auf erstaunliche Weise in kurzer Zeit das Sprechen und Gehen entwickelt. Auf die gleiche Weise entwickelt sich seine intuitive Wahrnehmung, beeinflusst von seinen psychologisch vorgeprägten Mustern. Ein besonders gefühlsbetonter Mensch in der Gestik der erlebten Sprache wird sich anders zu seiner Spiritualität und Transzendenz äußern als jemand mit sachlich-intellektuellen Erklärungsbedürfnissen. Dann kommt das soziale, kulturelle und religiöse Umfeld als Faktor dazu. Trotz der Unterschiede gibt es ähnliche Grundstrukturen in den Modellen, deshalb glaube ich persönlich, dass das alles schon im Menschen angelegt ist.

Prediger 3,11 fasst es meiner Ansicht nach gut zusammen (man kann hier Gott als unbekannten Faktor sehen): "Er hat alles schön gemacht zu seiner Zeit, auch die Ewigkeit hat er in ihr Herz gelegt, da sonst der Mensch das Werk, welches Gott getan hat, nicht von Anfang bis zu Ende herausfinden könnte." (Schlachter Bibel 1951)

Dazu möchte ich noch die Geschichte vom Unbekannten Gott in Apostelgeschichte 17,22-29 zitieren, wo Paulus dieses in jedem vorhandene intuitive Grundempfinden gut auf den Punkt brachte (wobei die unterschiedlichen Religionen als die unterschiedlichen Wahrnehmungen dieser dahinterliegenden Axiome bzw. Grundstrukturen verstanden werden können), auch wenn er dann wieder seine Sicht als die einzig Richtige darstellte im Anschluss (auch das scheint selbst wiederum typisch strukturbedingt in der menschlichen Psyche angelegt zu sein, das Eigene als das einzig Richtige definieren zu müssen):

"Da stellte sich Paulus mitten auf den Areopag und sprach: Ihr Männer von Athen, ich sehe an allem, daß ihr sehr religiöse Leute seid! Denn als ich umherging und eure Heiligtümer besichtigte, fand ich auch einen Altar, an welchem geschrieben stand: «Dem unbekannten Gott.» Was ihr nun verehret, ohne es zu kennen, das verkündige ich euch. Der Gott, der die Welt gemacht hat und alles, was darin ist, er, der Herr des Himmels und der Erde, wohnt nicht in Tempeln von Händen gemacht; ihm wird auch nicht von Menschenhänden gedient, als ob er etwas bedürfte, da er ja selbst allen Leben und Odem und alles gibt. Und er hat aus einem Blut das ganze Menschengeschlecht gemacht, daß es auf dem ganzen Erdboden wohne, und hat im voraus die Zeiten und die Grenzen ihres Wohnens bestimmt, daß sie den Herrn suchen sollten, ob sie ihn wohl spüren und finden möchten, da er ja nicht ferne ist von einem jeglichen unter uns; denn in ihm leben, weben und sind wir, wie auch einige von euren Dichtern gesagt haben: «Wir sind auch seines Geschlechts.» Da wir nun göttlichen Geschlechts sind, sollen wir nicht meinen, die Gottheit sei dem Golde oder Silber oder Stein, einem Gebilde menschlicher Kunst und Erfindung gleich.(Schlachter Bibel 1951)
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
-- nur wenn ich mit Atheisten oder Agnostikern über solche Themen spreche, höre ich immer nur den Begriff Philosophie und niemals Spiritualität. Aber ich werde hier noch nachlesen. Ich persönlich finde es interessant, zum Ursprung der menschlichen Seele zurückzukehren, von allem unnötigen Ballast, den die Religionen angehäuft haben, befreit. Deshalb könnte die atheistische Spiritualität meinem Intuitionsgedanken nahekommen und mich inspirieren.
Ja, Atheisten und Agnostiker sagen gerne von sich, dass sie ohne Glauben sind. In Wirklichkeit müssten sie sagen, dass sie ohne Religion sind.

Konfessionslos glauben sie ja mit aller Festigkeit daran, dass es keinen Gott und daraus folgend kein "ewiges" Leben gibt. Folglich geht der Mensch beim Tod in ein absolutes Nichts über. Daran halten sie auch dann fest, wenn so genannte Gottesbeweise aufgebaut werden.

Tatsache ist nun einmal: Gottes Existenz lässt sich ebenso wenig beweisen, wie seine Nicht-Existenz - mit allen Folgen. Es gibt nur zwei Möglichkeiten: Entweder gibt es keinen Gott, oder er existiert - und somit eine Ewigkeit, eine geistig-feinstoffliche Welt, eine Seele und deshalb ein Leben nach dem Tod. Zwischen diesen beiden Möglichkeiten steht es 50:50.

Aber: Wie schaut es mit der Wahrscheinlichkeit aus? Da ist die Wahrscheinlichkeit Seele allein schon hier auf der Erde ungemein hoch, denn wieso gibt es seelische Reaktionen, wieso sagt die Seele nein, wenn jemand sein Leben überstrapaziert (Burn Out) - und wieso wirkt Hypnose, Suggestion, Massen-Begeisterung (Fußballsiege) und Massen-Angst? Was ist da los? Die Leute bekommen da ja per Injektion kein chemisches Medikament verabreicht? Und es gibt auch noch Seelenwerte - etwa Liebe, Abneigung.

Und wenn es jetzt schon erlebbar eine bzw. die Seele gibt, dann ist es gleichzeitig doch auch sehr wahrscheinlich, dass es Gott und Ewigkeit gibt. Wenn ich also an Gott, Ewigkeit und Seele glaube - dann folge ich mehr der minder ohne Beweis dieser hohen Wahrscheinlichkeit. Und spätestens beim Tod erfahre ich, was zutrifft. Gehts es ins Nichts - dann bemerke ich eben auch gar nichts mehr. Aber im anderen, sehr wahrscheinlichen Fall, da geht es sozusagen "ungefesselt" weiter. Je nach der persönlichen Einstellung.
 
Sage anstelle von Gott ganz einfach Natur. Ich denke, sich als ein kleines Wunderwerk der Natur zu betrachten, das wäre auch nicht schlecht, denn allein die fast milliardenfachen Verknüpfungen der Nervenzellen im Gehirn sind echt bewundernswert.

die natur zu nehmen statt gott, das ist ja eine neutrale sache. ist es nun ein zufall dass sie ein beispiel gewählt haben dessen ereignis mit blossem auge nicht zu sehen ist? und nur quasi technisch zugänglich?

wenn ich in den spiegel sehe, dann sehe ich erstmal natur, denn das ganze universum ist ja voll davon. wie ist das denn so mit der natur, wird die eigentlich weniger oder mehr? wie weit muss ich heute inzwischen gehen, um natur zu sehen oder reicht da doch gleich der spiegel im badezimmer aus?

wenn dieses alles schon so kompliziert ist, dann will ich nicht wissen wie kompliziert es sein muss, gott sehen zu können. ach ja, es ist ja auch noch anders herum, gott muss mich sehen können und ich muss mir diese perspektive auch noch einverleiben. nur so werde ich schliesslich zeuge des wunderwerks gottes.

ein recht langer weg bis zu einem künstler. bei mir in der gegend ist alles voller künstler. und lehrer übrigens auch. die meistens sind so gut wie arbeitslos.
 
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... Gefühl und Stimmung ist seelisch/geistig und eben nicht materiell/genetisch.
Schau dir dazu bitte einmal an, wie ein Gefühl entsteht und wie es überhaupt erst wahrgenommen werden kann. Gefühle entstehen durch die Ausschüttung verschiedene Botenstoffe. So zum Beispiel: Cortisol = Angst, Oxytocin = Nähe und Geborgenheit, Freude = Dopamin und Serotonin usw.

Erst vor kurzem habe ich etwas über das genetische Erbe geschrieben, dass Du nicht lange suchen musst, stelle ich dir das als Beispiel nochmals ein:

Wie Du sicherlich auch weißt, werden die Informationen zwischen den Nervenzellen über ein Netz ausgetauscht. Das geschieht durch eine Art langer Kabel (Axone), die mit ihren Endknöpfen (Synapsen) an die Dendriten (kleine Erhebungen) an anderer Axone andocken und somit einen Schaltkreis bilden. Damit nun der Schaltkreis an- und ausgeschaltet werden kann befindet sich zwischen den Synapsen und den Dendriten ein schmaler Spalt, in den chemische Neurotransmitter Serotonin ausgeschüttet werden, um das Signal weiterleiten zu können.

Solange sich also Serotonin in diesem Spalt befindet, wird zum Beispiel das Gefühl von Angst und Stress erzeugt. Es gibt nun eine Art kleine chemische Pumpe (Gen 5-HTT), mit dem nun das Serotonin wieder aus dem synaptischen Spalt zurückführt und damit die Erregung beendet wird. Auf die Leistung von 5-HTT hat im Wesentlichen eine Gensequenz Einfluß, die in zwei unterschiedlichen Längen vorkommt. In Untersuchungen an der Uni Würzburg hatte man festgestellt, dass die längeren Sequenzen zu einer leistungsfähigeren Version von 5-HTT führen, als die kürzere.

Es ist nun so, dass die Gehirnzellen mehr Serotonin freisetzen, als sie wieder aufnehmen können, deshalb entsteht bei der kürzeren Gensequenz ein chronischer Mangel an Serotonin. Das bedeutet, dass diese Menschen ängstlicher sind und Ängste weniger schnell überwinden können, als jene mit der längeren Gensequenz ...

Dieses Gen entscheidet also, ob aus diesem Säugling ein eher zurückhaltender und nachdenklicher Mensch wird oder mehr ein unbekümmerter Typ.

Es gibt dazu auch Studien, dass sich bestimmte Erfahrungen auf die Struktur der Gene auswirken können. Zudem befindet sich der Mensch während seines Lebens in einem ständigen evolutionären Zustand, das auch Einfluß auf die Gensequenzen hat. Anderseits tragen wir auch heute noch Verhaltensmuster aus ferner Vergangenheit in uns, ohne uns dies bewusst ist.

Ein Säugling kommt nicht als Neutrum auf die Welt, denn im Wesentlichen ist die Struktur des Gehirns mit seinen Neuronen bereits vorhanden. Das neuronale Netz muss nur noch durch Lernen weiter aufgebaut und optimiert werden. Mit dieser bereits vorhandenen Grundausstattung werden dann auch die Weichen zur Wesensbildung einer Persönlichkeit gestellt: Ein Wunder, das aus 100 Milliarden Nervenzellen mit 100 Billionen Verbindungen besteht.​

Nun ja, mit dem Postboten und dem Brief solltest Du nochmals nachdenken. Manche Tiere haben keinen Postboten und dennoch eine Seele.




Merlin​
 
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