Ramar
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Lange war ich auch der Ansicht, man darf eine Religion und deren Lehren nicht aufgrund einiger Extremisten beurteilen. Nicht einmal aufgrund der Religionsgeschichte, obwohl mir seit meiner Kindheit die äußerst blutige und "gottlose" Vergangenheit der kath. Kirche immer wieder "aufstieß".Ja, ich weiß schon was Du meinst. Ich sehe es auch nicht wirklich anders. Es geht mir auch nicht darum, zu behaupten das gewisse Suren nicht äußere Regeln vorgeben und zu Gewalt aufrufen. Ich kenne mich mit dem Koran gar nicht genug aus, um da eine wirklich klar zu sehen. Was ich zu formulieren versuchte, war lediglich meine Meinung, das gerade weil religiöse Texte oft in alle Richtungen gedeutet werden können, ich genau darin ihren Sinn vermute. Der Koran ist offensichtlich wiedersprüchlich, ruft an manchen Stellen zu Gewalt auf, an anderen wiederum zu Frieden, manches ist ganz klar auf das "äußere Leben", manches auf das "Innere" (Psyche, Bewusstsein... etc.) bezogen. Die Bibel ist auf eine andere Art und Weise ähnlich, wie auch sehr viele andere religiöse Texte, etwa die Bhagavad Gita oder das Liber Al vel Legis. Der Sinn eines solchen Textes liegt in der Fähigkeit des Lesers ihm Sinn zu geben. Die Frage der Bedeutsamkeit ist nicht objektiv beantwortbar, keine Frage einer "objektiven Qualität", sondern ob eine religiöse Schrift Bedeutung hat. Ich setze also eine gewisse Bedeutsamkeit und Qualität des Koran voraus, weil ganz offensichtlich genau das sehr viele Menschen darin sehen.
Als ich mir den Koran zum Erstenmal genauer angesehen habe, war das eigentlich um diesen zu verteidigen, da er so verteufelt wurde. Damals in der Annahme, die z.B. extrem frauenfeindlichen und kriegerischen Aussagen sind dort wohl aus Metaphern falsch oder hart interpretiert worden. Natürlich bin ich auch weit entfernt davon, ein Koranexperte zu sein, jedoch machte ich mir die Mühe, ihn weitgehend zu lesen. Logischerweise auch nur in verschiedenen Übersetzungen.
Einen Widerspruch fand ich keinen im Koran - er ruft ohne Einschränkungen zu Gewalt und Tod auf, was Ungläubige anbetrifft - Frieden gibt es nur unter den Gläubigen - da ist dies Gebot. Abgesehen davon, daß unfolgsame Frauen mit verschiedener Gewalt gezüchtigt werden (müssen). Ich erinnere mich auch gelesen zu haben - ich such' das jetzt nicht heraus - daß Moslems, welche die Religion wechseln, zu töten sind, da dies als besonders verwerflich gewertet wird.
Die Bibel ist viel früher entstanden und aufgeschrieben worden und x-mal bearbeitet und widerspricht sich oder ist vielfältig zu deuten. Ich möchte die Bibel außen vor lassen, wobei ich auch von der Bibel nicht gerade viel halte, im Gegenteil.Das ändert aber nichts daran, das ich mir eine persönliche Meinung bilde, den Text mit Sicherheit anders deute als ein Fanatiker es tut. Für mich geht es ja gerade darum: Es gibt keine objektiv-richtige Deutung. Meiner Meinung nach ist das ein offensichtlicher Verweis auf einen selbst, sozusagen der Aufruf dazu die Sicht zu hinterfragen die man selbst hat. Denn man liest ja einen Text nicht, ohne sich im selben Moment eine Meinung darüber zu bilden die auf dem basiert, was "schon da ist", den Überzeugungen die man schon hat. Wenn es nun offensichtlich ist, das ein religiöser Text einen ziemlich im Stich läßt was das "richtig" und "falsch" angeht, weil er wiedersprüchlich ist, gibt es meiner Meinung nach nur zwei Arten damit umzugehen (wenn man es denn tut): Man sucht sich heraus was die eigenen schon bestehenden Überzeugungen unterstützt, egal ob man z.B. den Koran ablehnt oder an ihn glaubt, oder man hinterfragt diese Überzeugungen. Ersteres ist in gewisser Weise ein "äußerer Weg" und der Koran wie auch die Bibel geben dort keine klare Richtung vor... oder/und jede... und daher keine. Die eigenen Überzeugungen zu hinterfragen, einen Text absolut persönlich zu deuten, ist eine Art "innerer Weg".
Und die Qulität einer religiösen Schrift liegt meiner Ansicht nach darin, das sie in jedem Fall auf das "Innere" verweist, da sie auch im Fall einer Deutung die auf das "Äußere" abzielt eine Art extreme Wirkung entfaltet. Damit meine ich durchaus Leid und das mag zynisch klingen und ich würde nicht sagen, das ich das "gut" finde. Aber ich glaube, das darin der Sinn liegt. Denn im Äußeren ist es immer Leid das auf das "Innere" verweist und wer nicht direkt lernt, lernt indirekt und indirekt läuft solange auf Leid und Extrem zu, bis es zu direkt wird.
Meines Erachtens machst Du jetzt mit DEINER Moral und Ethik AUS KLAREN AUSSAGEN spirituelle Höhenflüge, wo keineswegs Fehlinterpretationen möglich sind, ja nicht einmal denkbar. Wir hatten das schon einmal, alles, was DENKBAR ist, ist auch MÖGLICH und kann Realität werden, ja wird irgendwann Realität, wenn wir es denken.
Nehmen wir ein einsames Beispiel: Sure 4, Vers 89: „Sie wünschen, dass ihr ungläubig werdet, wie sie ungläubig sind, und dass ihr ihnen gleich seid. Nehmet aber keinen von ihnen zum Freund, ehe sie nicht auswanderten in Allahs Weg. Und so sie den Rücken kehren, so ergreifet sie und schlagt sie tot, wo immer ihr sie findet; und nehmet keinen von ihnen zum Freund oder Helfer.“
Soviel Verrenkungen schaffe ich nicht, die klare Anweisung Ungläubige zu erschlagen irgendwie zu vergeistigen oder zu verinnerlichen. Wen, die inneren Ungläubigen ? Soll ich in meinem Inneren nach jemandem suchen, welchen ich nicht als Freund oder Helfer nehme, sondern ergreife und erschlage ?
Da braucht es schon weit mehr als guten Willen, zumindest Ignoranz, um hier nicht den klaren Aufruf zur Gewalt zu erkennen.
Über 200mal verurteilt der Koran die Ungläubigen, die sich Allah nicht unterwerfen wollen, als "Feinde Allahs": "Die Ungläubigen sind eure eindeutigen Feinde" (4,101). "Kämpft mit der Waffe gegen sie, bis es keine Versuchung (zum Abfall vom Islam) mehr gibt und die Religion Allahs allein überall herrscht" (2,193).
Ich würde das so sehen. Humane, moderne Muslems kämpfen entgegen den Anweisungen ihres Korans unblutig, mit modernen Waffen wie den Medien usw., weniger intelligente nehmen den Koran wörtlicher und kämpfen wie jeher mit dem Schwert und anderen blutigen Mitteln.
Jedoch ein Moslem, der den Kampf nicht unterstützt, den Kampf um die Weltherrschaft der Muslime, ist kein Moslem, verstößt gegen grundlegende Glaubensgrundsätze.
Da stimme ich schon grundsätzlich zu - wenn Du willst kannst Du lesen was Du willst und gewinnen. Natürlich kannst Du auch mit dem Auge der totalen Toleranz die Gewaltaufrufe im Koran überlesen, verniedlichen und das eine oder andere Positive finden. Wo findet man das nicht, wenn man sucht - mit solchartiger Toleranz liest sich auch "Mein Kampf" wie ein friedliches Jahrhundertwerk....Ja, natürlich geht es um tatsächliche Vorgänge. Und ich sehr darin auch ganz klar einen Unterschied. Aber es ist eben beides möglich: Ich kann den Koran nehmen und mich fragen, wie andere ihn deuten und was daraus folgt, kann mich fragen, ob ich das für richtig halte oder nicht. Und ich kann den Koran lesen und mich fragen, was er für mich selbst bedeutet und das kann ich auch dann, wenn ich ihn ablehne, mich z.B. fragen warum ich ihn ablehne etc. Und ich glaube, das es immer richtig ist, einen Text auf das eigene "Innere" hin zu deuten, weil einen nur das weiterbringt. Es bringt mir schlicht gar nichts, den Koran deshalb abzulehnen weil es Menschen gibt die ihn dazu benutzen, Handlungen zu rechtfertigen die ich für falsch halte. Ob ich ihn für besonders wertvoll halte ist auch wieder eine andere Frage, ich persönlich habe mich ja nie wirklich damit beschäftigt. Ich glaube aber, das er wertvoll für mich sein könnte, wenn ich das will.
Ich bin ziemlich vorurteilslos ans Lesen des Korans gegangen, rein aus Interesse und war völlig geschockt über dieses fürchterliche Machwerk.
Da würde ich mich schon sehr weigern, diese Aussagen hinsichtlich Gewalt oder Behandlung der Frauen, Wertigkeit der Frau usw. auf mein Inneres zu reflektieren.
Den Koran kann man nicht anders lesen, würde ich sagen - was willst Du da esoterisches hineininterpretieren wenn klar steht: "ergreife und erschlage die Ungläubigen" ? Vielleicht fehlt mir da die Phantasie ? Ich schaffe es nicht, aus hunderten derartiger Aussagen den Weltfrieden zu entnehmen. Keine Frage, daß solche Menschen die Gewalt schon in sich tragen - das Problem dabei ist einmal, daß die das tun und zum Zweiten, daß wir alle Gewalt in uns tragen. Mehr oder weniger vielleicht - aber sonst hätten wir etwa Krieg gar nicht einmal im Vokabular, geschweige denn gäbe es laufend kriegerische Auseinandersetzungen weltweit. Menschen sind gewaltbereite Wesen und es braucht ja nur einen einzigen wildgewordenen Politiker und schon rennt ein ganzer Staat zum Blutvergießen los.Ich schaue ja nicht weg. Das sehe ich durchaus auch alles. Ich glaube aber, das nicht der Koran die Ursache für Gewalt ist. Eine Person, die ihn als Aufruf zur Gewalt versteht, muss diese "Gewalt" schon in sich tragen. Wäre das nicht der Fall, würde sie den Koran anders lesen.
Eine Änderung sehe ich auch nicht, vielmehr sieht es danach aus, daß der Islam starke Zuwachsraten hat und irgendwann möglicherweise zur stärksten Religion der Welt wird. Wenn ich die Geschichte betrachte, mag ein "dagegen" oft nicht die gewünschten Erfolge gebracht haben, ein "dafür" oder "ignorieren" aber noch weniger.Ob Du ihn liest und darin die Ursache für Handlungen anderer siehst, die Du für falsch hälst und ihn daher ablehnst, oder ob ihn ein Fanatiker liest, ihn zum Aufruf zu Handlungen versteht, die er für richtig hält und ihn daher "anbetet", interessiert ja den Koran nicht. Und etwas für falsch halten, was andere tun oder lassen, führt ja auch nicht dazu, das sie sich ändern. Die eigene Einstellung ist für einen selbst von Interesse, was andere darin sehen ist ja wieder deren eigene Einstellung. Und wenn die Geschichte etwas lehrt, dann ja doch schon recht offensichtlich, das ein "dagegen" nie das gebracht hat was man sich wünschte, im Persönlichen wie auch Gesellschaftlichen.
Wobei wir ja gar nichts tun können - vielleicht resignieren und der Welt ihren Lauf lassen. Ob mich dann irgendwann anstelle von Kirchenglocken die Gebete vom Minarett aufwecken, macht auch nur eventuell einen qualitativen Unterschied.
Aber mich persönlich interessieren die Fanatiker und Vorbeter nicht. Ich bin der Meinung, das sie ohne den Koran etwas anderes finden würden, das sie für ihre Zwecke nutzen können, und das der Koran sehr viel tiefer gesehen werden kann, als er von den Fanatikern wie auch den "Gegnern" (des Koran) gesehen wird. Ich kann mich nur auf meine Sicht der Dinge "beschränken" und mich fragen, welche mir eher das bringt was ich wünsche. Es geht mir ja nicht mal darum "dafür" zu sein, also den Koran zu verteidigen. Nur darum, nicht "dagegen" zu sein. Wäre es so, das "gegen etwas sein" dazu führt das es sich ändert, wäre ich es. Für mich ist es ganz simpel eine Frage was "zielführend" ist und was ich will. Wenn es "Frieden" ist, dann ist es für meinen eigenen, sinnvoller diese Dinge philosophisch zu betrachten Damit bringe ich vielleicht anderen noch keinen Frieden, höchstens innerhalb meines engen Umfeldes, aber auch nicht das Gegenteil. Und genau das tut eben auch niemand der seinen eigenen Frieden von anderen stören läßt und der Meinung ist gegen sie ankämpfen zu müssen. Gegen Fanatismus zu sein, macht ja nicht gerade immun gegen den Angriff eines Fanatikers, und solange man gegen etwas ist, hat dieses "etwas" immer noch eine gewisse Macht über einen, selbst dann wenn gar kein äußerer Angriff stattfindet, fühlt man sich im Inneren angegriffen. Und genau das ist für mich der Punkt, weil ich glaube das man selbst einen Fehler macht, wenn man z.B. etwas liest wie den Koran und das auch nur in irgendeiner Weise ein "negatives Gefühl" in einem hervorruft. Der Weg den ich für richtig halte dreht sich darum, das "dagegen" zu erkennen und "aufzulösen". Das heißt nicht, das man dadurch "für etwas" wird. Aber das wogegen man war, betrifft einen nicht mehr, und meiner Meinung nach, ist das die einzige Einstellung die wirklich funktioniert, und damit meine ich nicht nur das "Innere", sondern auch das ganz alltägliche Leben. Man kann an diesem ganzen Thread sehr gut sehen, das es leicht ist, auf der vermeintlich richtigen Seite zu stehen und sie zu begründen, dabei ist es sogar egal auf welcher Seite man steht. "Recht haben" ist eher eine Frage des kreativen Umgangs mit Überzeugungen, als eine Frage dessen auf welcher Seite man wirklich steht. Will man aber persönlichen Frieden finden, geht es nur noch darum, was diesem Frieden dient und was ihm abträglich ist.
Mich interessieren Fanatiker und Vorbeter auch gar nicht, solange diese mir nicht in mein Leben pfuschen, oder das meiner Familie.
Mir ist es auch völlig egal, welcher Religion oder Subreligion oder auch nicht irgendjemand angehört - für mich zählte immer nur der Mensch und nicht was er glaubt oder darstellt.
Jeder soll nach seinem Gutdünken Leben können, wäre mein Ideal. Ob er Allah, Jesus, Buddha, Reptiloiden oder Goldhamster anbetet, bewegt mich nicht - solange er nicht seine Wahrheit mir aufzwängen will.
Und hier liegt das wirkliche Problem. Wir sprechen über eine Religion, die konkrete Anweisungen zur Weltherrschaft gibt, welche mit jeglicher Gewalt erzwungen werden muß. Die Ungläubigen haben nicht einmal eine Lebensberechtigung.
Ich gehe jede Wette ein, wenn ich all diese nach unserem Recht kriminellen Anweisungen aus dem Koran nehme und diese unabhängig ohne Hinweis auf den Koran als Pamphlet publiziere, wird dieses binnen Tagen verboten und ich lande blitzartig in Haft. Und ich würde sogar sagen, zurecht.
Das hat jedoch derzeit mit meinem persönlichen Frieden nichts zu tun - noch betrifft es mich nicht wirklich, außer daß mir lediglich Bekannte am 11. September umgekommen sind, zumindest nicht persönlich. Die Weltlage betrifft es natürlich schon und damit auch uns alle.
Es wird uns über kurz oder lang aber alle auch persönlich betreffen, so wie sich der Islam entwickelt.
Was ist dann mit meinem inneren Frieden und jenem meiner Lieben ?
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L.G.
Ramar