Bei deinem abwertenden Tonfall mir gegenüber ist mir schon fast die Lust vergangen, dir zu antworten. Dafür ist mir meine Zeit eigentlich zu schade.

Vor allem dann, wenn ich auch noch Sätze formulieren muss wie "Du schriebst, dass..."; Ich schrieb daraufhin, dass" *mit den Zähnen knirscht* Ich mag keine Gesprächspartner, die nicht in der Lage sind, den roten Faden im Auge zu behalten.
Zudem schätze ich Gesprächspartner, die wissen, wie man wertschätzend kommuniziert. In einem Austausch, bei dem man verschiedene Positionen durchbuchstabieren könnte, ist das eine unerlässliche Eigenschaft, um sich nicht in einem unnötigen und zeitraubenden Schattenkampf zu verheddern.
Und, was soll das nun konkret widerlegen?
Ich habe dich in meinem ersten Post gefragt, wie du korrekte Eindrücke von der Gesellschaft erhalten möchtest, wenn du nicht wirklich ein Teil von ihr bist.
Du hast darauf geantwortet, dass es möglich sei, etwas zu beobachten. Dem vorangestellt hast du die - in meinen Augen überflüssige - Bemerkung gemacht, dass du deinen Post, auf den ich mich bezog, mit persönlichen Erfahrungen ausgestattet habest. Auf deine Erfahrungen bin ich nicht eingegangen, um dir nicht zu nahe zu treten. Ich wäre mir wie ein Elefant im Porzellanladen vorgekommen, wenn ich sie zerpflückt hätte.
Zudem sind es keine aktuellen Erfahrungen, sondern - nach eigener Aussage - Erfahrungen, die ein halbes Leben zurückliegen.
(Als sozial integrierter erwachsener Mensch würdest du heute vielleicht ganz andere Erfahrungen machen.)
Ich schrieb daraufhin, dass ...ach komm, ich zitiere mich mal im Ganzen. *nerv*
Im Anschluss an das Selbstzitat werde ich versuchen zu verdeutlichen, was die Kernaussage dieser Zeilen ist:
Jede Beobachtung wird von subjektiven Prägungen überlagert. Man wird sich daher nie völlig auf seine eigene Beobachtung verlassen können. Lass' gleichzeitig hundert Menschen eine Situation beobachten und du wirst hundert verschiedene Aussagen erhalten, was da beobachtet wurde.
Zu sagen, es sei möglich etwas zu beobachten, ist also kein wirklich guter Einwand, um zu rechtfertigen, dass man auch quasi von außen ein komplexes Gebilde allein durch Beobachtung durchschauen könne. Zudem ist die Gesellschaft - als ein soziales Gebilde - durchdrungen von vielschichtigen Prozessen, die nicht einmal völlig von jenen durchschaut werden, die sich innerhalb des Gebildes bewegen.
Damit wollte ich zum Ausdruck bringen, dass du als Außenseiter durch Beobachtung nur Eindrücke gewinnen kannst, die mit größerer Wahrscheinlichkeit unzuverlässig sind, als jemand, der sich innerhalb des sozialen Gebildes bewegt. Des Weiteren habe ich darauf hingewiesen, dass selbst jemand, der sich innerhalb dieses sozialen Gebildes bewegt, auch nicht wirklich verlässliche Eindrücke gewinnen kann, aber zumindest Eindrücke gewinnt, die man als - bis zu einem gewissen Grad - zuverlässiger ansehen könnte, als deine.
Ergänzend möchte ich noch hinzufügen, dass du dir auch zufällig etwas auf der Grundlage deiner Beobachtungen von außen zusammenkonstruieren kannst, was mit den Beobachtungen eines Menschen, der etwas selbst erlebt, Überschneidungen haben könnte.
Das würde dann aber nicht heißen, dass du von außen etwas gut einschätzen oder beurteilen könntest, denn es wäre lediglich ein auf Zufall basierender Treffer.
Des Weiteren habe ich dann deine Analogie kritisiert. Bevor ich das auch noch einmal zitiere und mit einem erklärenden Kommentar versehe, möchte ich dir zustimmen, dass ich deine Analogie falsch formuliert wiedergegeben habe. Du hast zurecht darauf hingewiesen, dass es heißen muss "Ein Zoologe muss kein Löwe sein, um etwas über Löwen zu sagen."
Wie du anhand meiner Erklärung gleich sehen wirst, hat dieser Flüchtigkeitsfehler jedoch keinen Einfluss auf meine Ausführung. Im Kopf hatte ich beim schreiben deinen ursprünglichen Wortlaut.
Deine Analogie, man müsse kein Zoologe sein, um etwas über Löwen sagen zu können, wirkt in diesem Zusammenhang schon etwas arg vermessen auf mich.
Ein Zoologe ist eine Person, die Biologie studiert und damit auch gelernt hat, wie man u.a. das Verhalten von Tieren beobachtet. Einfach nur hinschauen ist unzureichend. Es bedarf wissenschaftlicher Kriterien.
Deine Analogie würde einigermaßen im Kontext passend erscheinen, wenn du selbst Soziologe wärst. Dann könnte man zumindest davon ausgehen, dass du rein theoretisch gelernt hast, wie man das Verhalten sozialer Gebilde beobachtet. Ob dann deine Beobachtungen im Einzelnen einigermaßen aussagekräftig wären, sodass man tatsächlich verlässliche Rückschlüsse daraus ziehen könnte, steht wieder auf einem anderen Blatt.
Ein Zoologe muss kein Löwe sein, um etwas über Löwen zu sagen.
Ein Zoologe ist aber darin speziell ausgebildet, das Verhalten der Tiere nach wissenschaftlichen Kriterien zu beobachten. Daher kann man davon ausgehen, dass die Eindrücke eines Zoologen stichhaltiger sind, als die irgendeines Ottos. Die Beobachtung eines Zoologen unterscheidet sich daher massiv von der Beobachtung irgendeines Ottos, der mal ein bisschen von außen zuguckt, was die Löwen so treiben.
Genau so muss ein Soziologe nicht unbedingt immer Teil einer bestimmten Gruppe sein, um etwas über sie aussagen zu können, das einigermaßen Hand und Fuß hat. Die Ergebnisse eines Soziologen kann man sicher auch nicht als wasserdicht bezeichnen, aber sie haben meistens doch mehr Hand und Fuß als die eines Menschen, der keine Kritrien hat, nach denen er sich bei seiner Beobachtung richten kann und sich nicht mal innerhalb des sozialen Gebildes bewegt und nur von außen zuschaut. Soziologen begeben sich zudem auch mal selbst in den Prozess eines sozialen Gebildes, um danach mit Abstand ihre Beobachtungen auszuwerten. Aber selbst da ist es noch mal ein Unterschied, ob ich mit einer gewissen Intention in eine Gruppe hineinschaue und vorher schon viel über typische Prozesse, die ablaufen könnten, Bescheid weiß oder nicht.
In der empirischen Sozialforschung gibt es außerdem natürlich auch noch andere wissenschaftliche Methoden, um ein soziales Gebilde zu untersuchen.
Ich hoffe, dass sich meine Mühe gelohnt hat und du jetzt verstanden hast, was der Kern meiner Ausführungen ist.
Erfahrungen direkter Natur sind nämlich auch subjektiv. Teilweise erst recht subjektiv. Wenn jemand eine schlechte oder gute Erfahrung mit einer bestimmten Gruppe (wie die Gruppe der Lehrer als Beispiel) gemacht hat, ist das weniger relevant wie Statistiken, die sich auf die Gruppe insgesamt beziehen. Erstes ist nämlich nur eine Stichprobe quasi.
In meinem letzten Post an dich (und weiter oben auch in diesem) habe ich schon anklingen lassen, dass selbst Menschen, die sich innerhalb eines sozialen Gebildes bewegen, auch nicht unbedingt zuverlässige Aussagen über eben dieses treffen können, weil sie die komplexen Prozesse manchmal selbst nicht durchschauen. (Mit Ausnahme von Soziologen oder Psychologen, die schon von ihrer spezifischen Ausbildung her eine gewisse Sensibilisierung für solche Prozesse mitbringen. Wobei ich damit aber nicht behaupten will, dass sie unfehlbar sind.)
Was du hier jetzt wieder ausklammerst, ist deine eigene Position. Die sieht nämlich noch magerer aus.
Du erwähnst Menschen, die "Erfahrungen direkter Natur" machen. Also Menschen, die innerhalb eines sozialen Gebildes agieren und nicht nur - so wie du - von außen auf dieses draufschauen. Dann ziehst du einem Vergleich mit Statistiken, wobei natürlich die Statistiken "relevantere" (zuverlässigere) Aussagen liefern, als die Erfahrungen von Menschen, die in den Prozessen eines sozialen Gebildes involviert sind.
Jo.
Von Beiden bekommt man aber immer noch zuverlässigere Einschätzungen als von jemanden, der sich selbst als Außenseiter bezeichnet, welcher nicht unmittelbar in die Prozesse eines sozialen Gebildes involviert ist.
==> Das ist der Kern!
Im Grunde widersprichst du mir noch nicht einmal, sondern bestätigst mich sogar. Es ist nämlich möglich etwas zu studieren, oder darüber etwas in Vorlesungen und mithilfe von Literatur usw. zu lernen. Und man stellt da auch Beobachtungen an in der Wissenschaft ohne deshalb gleich daran beteiligt zu sein. Ärzte müssen zum Beispiel nicht krank gewesen sein um über Krankheiten Wissen zu haben.
Du bist kein Wissenschaftler. Das ist der Punkt.
Du bist nicht dazu ausgebildet, nach bestimmten Kriterien Beobachtungen anzustellen und auf dieser Grundlage zu einigermaßen zuverlässigen Einschätzungen zu kommen. Du bist noch nicht einmal in das integriert, worüber du spekulierst und nur von außen betrachtest. Klar kannst DU etwas beobachten. Aber die Beobachtung eines Ottos lässt sich absolut überhaupt gar nicht mit der Beobachtung eines Fachmannes gleichsetzen.
Natürlich hat die eigene Erfahrung eine bestimmte Dimension, insofern man zum Beispiel besser wissen kann, wie Bier schmeckt, wenn man es auch wirklich selber getrunken hat. Aber selbstgemachte Erfahrungen sind nicht das non plus ultra. Ja, ich bin so "vermessen" einem Alkoholiker zu sagen, dass es gesundheitsschädlich ist, auch wenn er mir erzählt, dass er ja seit Jahren trinkt (anders als ich) und völlig gesund ist. Warum? Weil ich genug Informationen darüber habe, egal ob ich selber trinke oder eben nicht.
Die Information darüber, wie eine Substanz auf einen Organismus wirkt, ist nicht vergleichbar mit dem Erleben eines Prozesses innerhalb eines komplexen sozialen Gebildes.
Und zum zweiten Punkt: Von außen zu beobachten hat auch Vorteile, weil man dabei neutraler sein kann, weil man kein eigenes Pferd im Rennen hat quasi. Außerdem hat man einen besseren Überblick, so wie ein Trainer, der seine Mannschaft beobachtet, mehr im Blick hat wie ein Spieler, der ja viel mehr auf sich selber achten muss.
Wieder ein Vergleich, der total hinkt. Der Trainer ist jemand, der selbst auch mal Spieler in einer anderen Mannschaft war bzw. ist. Er kennt genau die Spielabläufe, ist mit dem Prozess des Spieles und dessen Dynamik bestens vertraut. In einem Punkt gebe ich dir recht: Der Trainer überblickt im Moment des Spieles die gesamte Mannschaft besser, als es ein einzelner Spieler könnte, der auf sich selbst achten muss.
Du beobachtest (nein, eigentlich guckst du nur) von außen auf etwas, in das du vor langer Zeit bzw. noch nie involviert warst. Du kannst dich also nicht mit einem Trainer vergleichen, der sehr wohl bestens vertraut ist mit den Prozessen, die innerhalb einer Mannschaft während eines Spieles ablaufen.
(Anmerkung: Menschen, die sich innerhalb einer Gruppe bewegt haben und sich dann entschließen Abstand zu ihr zu gewinnen, können von außen sicherlich eine zuverlässigere Einschätzung abgeben, als ein Otto, der nie innerhalb der Gruppe stand.)