......Es handelt sich in dieser Beschreibung um eine Erscheinung, die wechselweise männliche und weibliche Funktionen erfüllt und nicht eindeutig einem Geschlecht zuzuordnen ist. Eine geschlechtlich undifferenzierte Gestalt also, die in sich alle oder keine (geschlechtlichen und andere) Möglichkeiten beinhaltet. Und weiter heißt es:
Zwei Sprößlinge gibt es unter allen Äonen, die weder Anfang noch Ende
haben, aus einer Wurzel stammend, welche ist Kraft, Schweigen, unsichtbar, unfaßbar, deren einer erscheint von oben her, welcher ist die große Kraft, der Allgeist, alles ordnend, männlich, der andere von unten her, der große Gedanke, weiblich gebärend. Von da einander entgegenarbeitend paaren sie sich und bringen den mittleren Raum, die nicht wahrnehmbare Luft, in die Erscheinung, die weder Anfang noch Ende hat.
In ihr aber ist der Vater, der alles, was Anfang und Ende hat, in Händen trägt und nährt. Das ist er, der da steht, stand und stehen wird, eine mann- weibliche Kraft, die weder Anfang noch Ende hat und in Einzigkeit besteht; denn aus dieser ging hervor der in Einzigkeit vorhandene Gedanke und wurde zwei.
Und auch jener ( der Vater) war eins; denn solange er ihn (den Gedanken) in sich selbst enthielt, war er einer, nicht jedoch der erste, obwohl er vorher da war; als er aber sich selbst aus sich selbst sichtbar geworden war, wurde er ein zweiter. Doch wurde er auch nicht Vater genannt, bis er ( der Gedanke) ihn Vater nannte. Wie er nun sich selbst aus sich selbst herausführte, brachte er sich selbst seinen eigenen Gedanken in Erscheinung, so schuf auch der in Erscheinung getretene Gedanke nicht, sondern schaute ihn an und verbarg den Vater in sich selbst, das heißt: die Kraft; und es waren vorhanden eine mann-weibliche Kraft und ihr Gedanke; von da an arbeiten sie einander entgegen - in
nichts aber ist die Kraft vom Gedanken unterschieden - und sind eins; man findet, wie aus den oberen Regionen die Kraft, aus den unteren der Gedanke wirkt. So beschaffen ist nun auch das, was von ihnen in Erscheinung tritt: obgleich es eins ist, wird es als zwei erfunden, ein Mannweibliches, das das Weibliche in sich enthält. So ist Geist in Gedanken, untrennbar sind sie voneinander; obgleich sie eins sind,
werden sie als zwei erfunden.“
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