Gefühle in sozialen Interaktionen und Verantwortung für die eigenen Gefühle

Hallo Fynn,

Um´s mal kurz zu formulieren:

Hauptsächlich ist der Sender einer Botschaft dafür verantwortlich, wie die Botschaft beim Empfänger ankommt ...

Wer sich als Sender wie die Axt im Walde aufführt, braucht sich nicht zu wundern, wenn er dann eine entsprechende Reaktion vom Empfänger erntet ...


Das Gesetz lautet: Wie du gibst - so empfängst du! ;)



Liebe Grüße :)


dies beschreibe ich ja auf der ersten Stufe. Was sagst du dann zu den beiden folgenden Stufen?

Merci.

Liebe Grüße,
Energeia
 
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Liebe Jogurette,

Es ist sicherlich beides. Das ist es auch, was der Eingangsthread anspricht. Es geht dort ja auch um Kommunikationsformen und Gefühlen in Interaktionen - vor allem im 3. und 4. Punkt.
Zu Beginn, in PHase 1, sind wir mit den Rollen meist fast vollkommen identifiziert, in die wir hier hineinwachsen. WEnn wir dann langsam Distanz zu uns selbst und zur Gesellschaft und ihren Normen gewinnen, dann lernen wir immer mehr "mit" der Rolle zu spielen. Wir kennen ihre Grenzen, was mit ihr möglich ist und wie wir sie einsetzen können. Wir geraten auch außerhalb der Familie immer wieder in Rollenkonflikte, so dass wir mehrere Rollen gleichzeitig spielen müssen, die eventuell nicht wirklich zusammen passen können.
Die Frage ist dann, wie sehr wir uns von den Rollen lösen können, ohne dass wir uns dabei selbst verlieren - zu Beginn sind wir ja mit ihr voll identifiziert.
Je mehr wir uns von der Rolle lösen, desto offener werden wir auch für andere Menschen. Wenn ein Mensch z.b. einen Konflikt mit dem anderen Geschlecht hat und diesem intellektuell konkurieren und sich ständig als Oberlehrer und wissender Mensch behaupten muss, weil das Selbtwertgefühl so angeknackst wurde, dann ist dieser Mensch mit seiner Oberlehrer-Rolle vollkommen identiziert, kann unter Umständen zwar sehr viel Wissen, intellektuell argumentieren und ist doch Sklave dieser Rolle: es besteht dann überhaupt keine Offenheit für den anderen Menschen und ständig muss die Rolle und das Selbstwertgefühl aufrecht erhalten bleiben. Auf diese Weise ist die Kommunikation kein buntes Festival, sondern sie ist leer, sachlich, auf Perfektion und Triumph reduziert. Individualität kann dann nur in diesem engen Raum der Rolle ausgelebt werden.
Das ist natürlich ein Extrembeispiel, aber es kann sicherlich vorkommen.
Die Frage scheint mir zu sein, wie sehr sich im Laufe der Sozialisation eine spirituelle Individualität aus den gesellschaflich konventionell vorgegebenen Rollen zu emanzipieren vermag.

Liebe Grüße,
Energeia

Lieber Energeia,

Ich denke, der letzte Absatz ist wohl die wichtigste Frage und Antwort zugleich: Sich aus der vorgegebenen Rolle zu emanzipieren.

Das ist ein großer Lernprozeß!! Wir übernehmen viele Rollen einfach ungefragt, weil wir es so vorgelebt bekommen haben. Erst im Laufe der Jahre hinterfragen wir meist und fangen an uns daraus zu löse und zu emanzipieren. Könnte einen Roman davon schreiben. :) Mit offenem Ende wahrscheinlich.
 
Fynn
Wer sich als Sender wie die Axt im Walde aufführt, braucht sich nicht zu wundern, wenn er dann eine entsprechende Reaktion vom Empfänger erntet .
das heißt also der Sender ist der bewusste - der Empfänger ist dem gesendeten ausgeliefert und kann nur im Sinne des Senders agieren???


Zu Rollenspielen identifikation und zur Projektion und Spiegelung:
Identifikation, Rollen, Glaubensmuster etc etc ist etwas was mit mir zu tun hat, da arbeite ich in mir selbst. Aber hier geht es um "Gefühle in sozialen Interaktionen" welches Projektion und Spiegeln betrifft was ist sonst denn noch an interaktiven Gefühls-Aktionen zu benennen? Ich habs gerade noch mal durchgelesen Rollenspiele sind natürlich auch Interaktionen.

Die Arbeit mit und in sich ist Voraussetzung für eine "Interaktion" für die Auseinandersetzung mit der Umwelt. Dies wieder wirkt auf mich zurück und lässt mich wieder in mir Dinge erkennen und dran arbeiten.


LGInti
 
Liebe Jogurette,

Das ist ein großer Lernprozeß!! Wir übernehmen viele Rollen einfach ungefragt, weil wir es so vorgelebt bekommen haben. Erst im Laufe der Jahre hinterfragen wir meist und fangen an uns daraus zu löse und zu emanzipieren. Könnte einen Roman davon schreiben. :) Mit offenem Ende wahrscheinlich.

ja, das sehe ich auch so. Die Gefühle können hierdurch individualisiert werden, es entsteht eine spiezielle Nähe und Offenheit, mit den sozialen Rollen wird in Hinsicht auf die Individuen "gespielt" und die konventionellen Normen und Rollen werden abgestreift.
Das ist wahrlich ein großer Lernprozeß :)

Liebe Grüße,
Energeia
 
Hallo Inti,

Zu Rollenspielen identifikation und zur Projektion und Spiegelung:
Identifikation, Rollen, Glaubensmuster etc etc ist etwas was mit mir zu tun hat, da arbeite ich in mir selbst. Aber hier geht es um "Gefühle in sozialen Interaktionen" welches Projektion und Spiegeln betrifft was ist sonst denn noch an interaktiven Gefühls-Aktionen zu benennen?

das kommt meiner Ansicht nach darauf an, welche Ebene du ansprichst.
Auf allen drei Ebenen sind unterschiedliche Gefühle möglich.

Die Arbeit mit und in sich ist Voraussetzung für eine "Interaktion" für die Auseinandersetzung mit der Umwelt. Dies wieder wirkt auf mich zurück und lässt mich wieder in mir Dinge erkennen und dran arbeiten.

Das sehe ich genauso: es besteht hier eine Wechselwirkung, die jedoch nicht "kausal" ist, da sie auf den menschlichen Interpretationsleistungen beruht.

Liebe Grüße,
Energeia
 
Um´s mal kurz zu formulieren:

Hauptsächlich ist der Sender einer Botschaft dafür verantwortlich, wie die Botschaft beim Empfänger ankommt ...

Wer sich als Sender wie die Axt im Walde aufführt, braucht sich nicht zu wundern, wenn er dann eine entsprechende Reaktion vom Empfänger erntet ...

Das Gesetz lautet: Wie du gibst - so empfängst du! ;)...


Das sehe ich genau so wie du Fynn!

Und möchte da noch hinzufügen, dass es wie so oft ein sowohl als auch ist. Ich fühle mich verantwortlich, wie die Botschaft beim Empfänger ankommt, und ich fühle mich für die eigenen Gefühle in einer Interaktion verantwortlich.
 
Liebe Malve,

Das sehe ich genau so wie du Fynn!
Und möchte da noch hinzufügen, dass es wie so oft ein sowohl als auch ist. Ich fühle mich verantwortlich, wie die Botschaft beim Empfänger ankommt, und ich fühle mich für die eigenen Gefühle in einer Interaktion verantwortlich.

das ist wahrscheinlich bei einigen Menschen so, dass wir uns hierfür verantwortlich "fühlen".
Und dass wir uns für die anderen verantwortlich fühlen, das beginnt ja schon recht früh und wird durch unsere Gesellschaft in uns in einer psychischen Instanz verankert.

1. Die Frage ist doch dann aber, ob wir diese Verantwortung, die wir fühlen, auch wirklich praktisch in Handlungen einlösen können. Ein Mensch kann sich ja z.b. für einen anderen Menschen verantwortlich fühlen und in Wirklichkeit ist er es praktisch gar nicht, vielmehr wird sein Handeln aufgrund seines Gefühles als Störung und Fehlinterpretation empfunden.
Wenn ich "erkenne", dass ich liebevoll handeln müsste, um Verantwortung zu übernehmen und ich mich verantwortlich "fühle", dann bedeutet dies ja nicht, dass ich einfach liebevoll handeln kann - dies Bedarf mehr als der bloßen Erkenntnis der Notwendigkeit.

2. Und es stellt sich ja nicht nur die Frage nach der Verantwortung, sondern auch nach der Kausalität. Ich kann etwas sagen und ein anderer interpretiert es vielleicht vollkommen anders, vielleicht verhört er sich sogar und er versteht das, was ich sage, vor dem Hintergrund seiner Biographie, die nicht die meine ist. Worte sind ja keine Gegenstände, die wir einfach einem anderen Menschen geben können, sondern sind einfach Zeichen, welchen wir jeder selbst Sinn verleihen müssen.
Es stellt sich dann aber die Frage, wie und wann ein Mensch auf die Worte eines anderen Menschen interpretativ einzugehen vermag.

3. Schließlich stellt sich die Frage, welche Sozialisation uns bereitgestellt wird, um dieser Kausalität und Verantwortung gerecht zu werden. Ist es einem Kleinkind möglich, diese Verantwortung einzulösen? Wann ist es uns möglich?

Ich glaube nicht, dass durch den Sachverhalt, dass wir uns verantwortlich "fühlen", die Frage wirklich geklärt ist. Damit scheint die Frage, nach der wirklichen Verantwortung und der Kausalität also noch nicht berührt zu sein.

Liebe Grüße,
Energeia
 
Liebe Malve,



das ist wahrscheinlich bei einigen Menschen so, dass wir uns hierfür verantwortlich "fühlen".
Und dass wir uns für die anderen verantwortlich fühlen, das beginnt ja schon recht früh und wird durch unsere Gesellschaft in uns in einer psychischen Instanz verankert.

1. Die Frage ist doch dann aber, ob wir diese Verantwortung, die wir fühlen, auch wirklich praktisch in Handlungen einlösen können. Ein Mensch kann sich ja z.b. für einen anderen Menschen verantwortlich fühlen und in Wirklichkeit ist er es praktisch gar nicht, vielmehr wird sein Handeln aufgrund seines Gefühles als Störung und Fehlinterpretation empfunden.
Wenn ich "erkenne", dass ich liebevoll handeln müsste, um Verantwortung zu übernehmen und ich mich verantwortlich "fühle", dann bedeutet dies ja nicht, dass ich einfach liebevoll handeln kann - dies Bedarf mehr als der bloßen Erkenntnis der Notwendigkeit.

2. Und es stellt sich ja nicht nur die Frage nach der Verantwortung, sondern auch nach der Kausalität. Ich kann etwas sagen und ein anderer interpretiert es vielleicht vollkommen anders, vielleicht verhört er sich sogar und er versteht das, was ich sage, vor dem Hintergrund seiner Biographie, die nicht die meine ist. Worte sind ja keine Gegenstände, die wir einfach einem anderen Menschen geben können, sondern sind einfach Zeichen, welchen wir jeder selbst Sinn verleihen müssen.
Es stellt sich dann aber die Frage, wie und wann ein Mensch auf die Worte eines anderen Menschen interpretativ einzugehen vermag.

3. Schließlich stellt sich die Frage, welche Sozialisation uns bereitgestellt wird, um dieser Kausalität und Verantwortung gerecht zu werden. Ist es einem Kleinkind möglich, diese Verantwortung einzulösen? Wann ist es uns möglich?

Ich glaube nicht, dass durch den Sachverhalt, dass wir uns verantwortlich "fühlen", die Frage wirklich geklärt ist. Damit scheint die Frage, nach der wirklichen Verantwortung und der Kausalität also noch nicht berührt zu sein.

Liebe Grüße,
Energeia

Lieber Energeia

Ich sehe das halt so, wenn wir alle miteinander verbunden sind, weshalb sollten wir uns dann nicht auch ein Stück weit verantwortlich füreinander fühlen?

Dies jetzt mal in einem übergeordneten Sinn.
Auf der persönlichen Ebene kann zuviel Verantwortung andern gegenüber natürlich ein Problem sein. Ich spreche da aus Erfahrung und kann in dieser Hinsicht bestimmt auch noch Einiges lernen.

Nun, vielleicht ist das Internet wirklich ein ideales Übungsfeld für mich in Sachen Verantwortung. Es sind hier nämlich alles Menschen, aber die persönliche Komponente in den Interaktionen ist doch sehr eingeschränkt. Ich glaube das kommt meiner Wassermannbetonung mit den vier Planeten darin schon sehr entgegen. Ich denke, auch wenn Nähe bis zu einem gewissen Grad möglich ist, so kann ich eben doch dem Logos eigentlich gerechter werden als dem Bedürfnis nach menschlicher Nähe.

Um zu dem Punkt 1 zu kommen: Ich fühle mich insofern also eher verantwortlich für den Dialog an sich und wie er verlaufen könnte, als für einzelne Personen. Und um das Bild mit der Axt nochmals zu gebrauchen: ich komme möglichst nicht mit der Axt daher auch wenn ich wütend bin.
Jetzt kann man natürlich sagen, das ist nicht authentisch, wenn man will. Ich bezeichne es einfach als meine Art oder Fähigkeit, mich auch distanzieren zu können. Das Wichtigste ist doch, dass ich meine Gefühle wahrnehme und anschaue.
Eigentlich habe ich schon das Gefühl, was mich selber anbelangt, dass ich gerade im Internet das Gefühl in Handlung einlösen kann. Und ich schreibe halt gerne aus meiner persönlichen Perspektive.

In Punkt zwei bin ich einig mit dir. Ich kann immer falsch verstanden werden. Dies jedoch ob ich mich verantwortlich fühle oder nicht.

Zu Punkt 3: Ja, es ist einem Kleinkind möglich, aber es geschieht natürlich unbewusst (das ist das sozusagen das Drama des begabten Kindes, wie es Alice Miller beschrieben hat)

Liebe Grüsse
Malve
 
Liebe Malve,

du antwortest für mein Gefühl sehr authentisch und persönlich, weshalb ich auch noch einmal sagen möchte, dass ich dich mit meinem vorherigen Beitrag nicht irgendwie persönlich kritisieren wollte; es ging mir dort eher um die Frage, wie es beim Mensch, quasi als "homo sapiens" der Fall ist.
Aber ich finde es dennoch schön, dass du derart authentisch antwortest.

Ich sehe das halt so, wenn wir alle miteinander verbunden sind, weshalb sollten wir uns dann nicht auch ein Stück weit verantwortlich füreinander fühlen?

Also wenn du so fragst, dann würde ich immer sagen, wie du das oben schon beschrieben hast, dass man die Verantwortung für sich selbst nicht aus den Augen verlieren sollte. Und ein Mensch, der vielleicht zu sehr die Verantwortung für die anderen übernimmt, verliert die Verantwortung für sich selbst vielleicht aus den Augen - das muss nicht sein, kann aber sein, und ich glaube, dass es schon einer großen Reife bedarf, wenn man beiden Seiten verantwortlich gerecht werden möchte und vor allem: wirklich kann.

Dies jetzt mal in einem übergeordneten Sinn.
Auf der persönlichen Ebene kann zuviel Verantwortung andern gegenüber natürlich ein Problem sein. Ich spreche da aus Erfahrung und kann in dieser Hinsicht bestimmt auch noch Einiges lernen.

Nun, vielleicht ist das Internet wirklich ein ideales Übungsfeld für mich in Sachen Verantwortung. Es sind hier nämlich alles Menschen, aber die persönliche Komponente in den Interaktionen ist doch sehr eingeschränkt. Ich glaube das kommt meiner Wassermannbetonung mit den vier Planeten darin schon sehr entgegen. Ich denke, auch wenn Nähe bis zu einem gewissen Grad möglich ist, so kann ich eben doch dem Logos eigentlich gerechter werden als dem Bedürfnis nach menschlicher Nähe.

Das, was du hier ansprichst, das ist ja eine Fähigkeit, die ich auch beschrieben habe, die aber nicht allen Menschen eigen ist; viele müssen sie erst entwickeln.

Um zu dem Punkt 2 zu kommen: Ich fühle mich insofern also eher verantwortlich für den Dialog an sich und wie er verlaufen könnte, als für einzelne Personen. Und um das Bild mit der Axt nochmals zu gebrauchen: ich komme möglichst nicht mit der Axt daher auch wenn ich wütend bin.
Jetzt kann man natürlich sagen, das ist nicht authentisch, wenn man will. Ich bezeichne es einfach als meine Art oder Fähigkeit, mich auch distanzieren zu können. Das Wichtigste ist doch, dass ich meine Gefühle wahrnehme und anschaue.

Das sehe ich auch so.

In Punkt zwei bin ich einig mit dir. Ich kann immer falsch verstanden werden. Dies jedoch ob ich mich verantwortlich fühle oder nicht.

ja, um diese Unabhängigkeit von der Verantwortung ging es mir auch. Verantwortung ist die eine Sache, Kausalität über Interpretation eine andere.

Zu Punkt 3: Ja, es ist einem Kleinkind möglich, aber es geschieht natürlich unbewusst (das ist das sozusagen das Drama des begabten Kindes, wie es Alice Miller beschrieben hat)

aber vielleicht wirst du mir auch darin zustimmen, dass das "Drama", weil die Verantwortung des Kindes, welche es übernehmen soll, viel zu groß ist, auch wirklich ein Drama sein kann.
Sicherlich ist es möglich, auch wenn die Fähigkeiten eines Kindes andererseits auch begrenzt sind. Aber die Frage ist doch: wie sehr übernimmt das Kind, wenn es derart in die Verantwortung genommen wird, wirklich für sich liebevoll Verantwortung. Wo ist die Liebe für das Kind? Ist das letztlich eine "reife" Verantwortung? Ich glaube nicht: es ist eine auferzwungene.

Ist es nicht so, dass wir normalerweise erst ab einem bestimmten Alter, durch eine bestimmte Entwicklung, dazu fähig werden, für uns und für die anderen wirkliche Verantwortung zu übernehmen, wofür wir dann auch die Fähigkeiten besitzen? Und ist es nicht so, dass wir dann auch selbständig und unabhängig von vielem werden, wenn wir diese Reife und eine Fähigkeit der Distanzierung besitzen?
Mir ging es in meinem Einleitungsbeitrag um die Entwicklung dieser Fähigkeiten, die erst entwickelt werden müssen und in frühen Phasen nicht wirklich vorhanden sind.

Liebe Grüße,
Energeia
 
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