Liebe Malve,
du antwortest für mein Gefühl sehr authentisch und persönlich, weshalb ich auch noch einmal sagen möchte, dass ich dich mit meinem vorherigen Beitrag nicht irgendwie persönlich kritisieren wollte; es ging mir dort eher um die Frage, wie es beim Mensch, quasi als "homo sapiens" der Fall ist.
Aber ich finde es dennoch schön, dass du derart authentisch antwortest.
Ich sehe das halt so, wenn wir alle miteinander verbunden sind, weshalb sollten wir uns dann nicht auch ein Stück weit verantwortlich füreinander fühlen?
Also wenn du so fragst, dann würde ich immer sagen, wie du das oben schon beschrieben hast, dass man die Verantwortung für sich selbst nicht aus den Augen verlieren sollte. Und ein Mensch, der vielleicht zu sehr die Verantwortung für die anderen übernimmt, verliert die Verantwortung für sich selbst vielleicht aus den Augen - das muss nicht sein, kann aber sein, und ich glaube, dass es schon einer großen Reife bedarf, wenn man beiden Seiten verantwortlich gerecht werden möchte und vor allem: wirklich kann.
Dies jetzt mal in einem übergeordneten Sinn.
Auf der persönlichen Ebene kann zuviel Verantwortung andern gegenüber natürlich ein Problem sein. Ich spreche da aus Erfahrung und kann in dieser Hinsicht bestimmt auch noch Einiges lernen.
Nun, vielleicht ist das Internet wirklich ein ideales Übungsfeld für mich in Sachen Verantwortung. Es sind hier nämlich alles Menschen, aber die persönliche Komponente in den Interaktionen ist doch sehr eingeschränkt. Ich glaube das kommt meiner Wassermannbetonung mit den vier Planeten darin schon sehr entgegen. Ich denke, auch wenn Nähe bis zu einem gewissen Grad möglich ist, so kann ich eben doch dem Logos eigentlich gerechter werden als dem Bedürfnis nach menschlicher Nähe.
Das, was du hier ansprichst, das ist ja eine Fähigkeit, die ich auch beschrieben habe, die aber nicht allen Menschen eigen ist; viele müssen sie erst entwickeln.
Um zu dem Punkt 2 zu kommen: Ich fühle mich insofern also eher verantwortlich für den Dialog an sich und wie er verlaufen könnte, als für einzelne Personen. Und um das Bild mit der Axt nochmals zu gebrauchen: ich komme möglichst nicht mit der Axt daher auch wenn ich wütend bin.
Jetzt kann man natürlich sagen, das ist nicht authentisch, wenn man will. Ich bezeichne es einfach als meine Art oder Fähigkeit, mich auch distanzieren zu können. Das Wichtigste ist doch, dass ich meine Gefühle wahrnehme und anschaue.
Das sehe ich auch so.
In Punkt zwei bin ich einig mit dir. Ich kann immer falsch verstanden werden. Dies jedoch ob ich mich verantwortlich fühle oder nicht.
ja, um diese Unabhängigkeit von der Verantwortung ging es mir auch. Verantwortung ist die eine Sache, Kausalität über Interpretation eine andere.
Zu Punkt 3: Ja, es ist einem Kleinkind möglich, aber es geschieht natürlich unbewusst (das ist das sozusagen das Drama des begabten Kindes, wie es Alice Miller beschrieben hat)
aber vielleicht wirst du mir auch darin zustimmen, dass das "Drama", weil die Verantwortung des Kindes, welche es übernehmen soll, viel zu groß ist, auch wirklich ein Drama sein kann.
Sicherlich ist es möglich, auch wenn die Fähigkeiten eines Kindes andererseits auch begrenzt sind. Aber die Frage ist doch: wie sehr übernimmt das Kind, wenn es derart in die Verantwortung genommen wird, wirklich für sich liebevoll Verantwortung. Wo ist die Liebe für das Kind? Ist das letztlich eine "reife" Verantwortung? Ich glaube nicht: es ist eine auferzwungene.
Ist es nicht so, dass wir normalerweise erst ab einem bestimmten Alter, durch eine bestimmte Entwicklung, dazu fähig werden, für uns und für die anderen wirkliche Verantwortung zu übernehmen, wofür wir dann auch die Fähigkeiten besitzen? Und ist es nicht so, dass wir dann auch selbständig und unabhängig von vielem werden, wenn wir diese Reife und eine Fähigkeit der Distanzierung besitzen?
Mir ging es in meinem Einleitungsbeitrag um die Entwicklung dieser Fähigkeiten, die erst entwickelt werden müssen und in frühen Phasen nicht wirklich vorhanden sind.
Liebe Grüße,
Energeia