Fremdgehen beichten?

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Nein,

klaro kann eine Forendiskussion dem nie gerecht werden, ich meine die Vielfältigkeit.

Es sind für mich Puzzlestück-Einblicke, auch in die Wertvorstellungen der Mitmenschen.

Lg
Any
 
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Was mich persönlich hier stört ist diese Schwarz-Weiß-Denkweise vieler. So in der Art: wenn Beziehung so oder so ist, dann ist es logisch, dass dies oder jenes passiert. Oder wenn ich/der Mensch an jenem Entwicklungspunkt ist, dann ist er/sie immer so oder sonstwie.
Das ist doch alles extrem realitätsfern. Kein Mensch ist stets am optimalen Punkt der persönlichen Entwicklung, wir alle gehen durch Krisen, erfahren Erschütterungen und dann gerät alles gehörig durcheinander.
Dasselbe gilt für Beziehungen.
Es gibt somit die ideale Partnerschaft unter optimalen Bedingungen mit den perfekt ausbalancierten Beziehungsteilnehmenden nicht. Denn wir sind Menschen und entsprechend sind unsere Beziehungen - mal so und dann wieder ganz anders.
Warum also so tun, als müßte alles immer gleich sein, immer dasselbe gelten? Ich finde es wichtig, dass man sich wandelt, entwickelt, die Beziehung wird - je länger sie dauert - dieselben Umbrüche und Veränderungen erfahren. Am Anfang, wenn man zusammen ist, steht man an einem völlig anderen Punkt, als nach 20 Jahren.
Hier gibt es keine festgeschriebenen Gesetze. Dass man versucht einander mit Respekt zu behandeln und den anderen nicht verletzen, sondern liebevoll behandeln will, ist eh klar, aber wie wusste es schon Giacometti so treffend: zum Versuch gehört auch immer das Scheitern.
Ob das nun das Scheitern an sich, dem anderen, den Umständen ist, zählt nicht, es gibt keine menschliche Biographie ohne dieses Element. Darum erscheint mir die Schwarz-Weiß-Rhetorik hier komplett am Leben und der Liebe, den vielen verschiedenen Stadien, vorbei.
Man bemerkt mal wieder sehr gut den Unterschied zwischen Theorie und Praxis.

Natürlich ist man auch durch die Erziehung geprägt, für mich persönlich zählt aber letztlich die persönliche Erfahrung mehr.
Ich habe irgendwann bei mir bemerkt, dass ich gerne flirte, das gibt mir einen Kick und zudem lerne ich gerne neue Menschen kennen.
Ich habe mal einige Jahre ausprobiert, wie weit ich gehen kann und will. Das war eine lehrreiche Phase für mich, damals ging es mir nicht gut, weder mit mir, noch in meiner Partnerschaft, aber diese Zeit war auch irgendwann mal wieder vorbei und mit mir ging es bergauf und meine Beziehung war danach so innig und erfüllt wie davor noch nie.
Seitdem bin ich freiwillig und gerne monogam, es fühlt sich zu mir passend an, jetzt, wo ich derzeit bin, an diesem Punkt. Ich glaube aber nicht, dass man mit verkürzten Darstellungen der Vielfältigkeit gerecht wird - es gibt nicht nur "entweder oder" und wenn man sich umschaut, dann finde jedenfalls ich solche Betrachtungen auch meistens nur in Foren.
In jeder echten und realen und vieljährigen Beziehungen reden die Leute ganz anders und zwar aus gutem Grund. ;)
Darum finde ich solche theoretischen Abhandlungen auch immer ein bisserl...hm...naja, einerseits interessant, aber irgendwie auch witzig, weil sie so wenig mit dem zu tun haben, was man tagtäglich selbst erfährt und von anderen hört, die man persönlich kennt.

:thumbup:
Danke für deine tollen beiträge!
 
Große Weisheit von chaya aus Wien. Ich sehe das exakt wie du.


Was noch nicht angesprochen wurde:
Ich glaube ganz wichtig ist auch die Frage, ob das Fremdgehen "im Affekt" geschah oder geplant war. Wenn ein Partner schon über Wochen mit einer Person anbandelt und heimlich SMS schreibt und sich freut wenn sie ihn sieht und mit ihm Kaffee trinken geht und so weiter, und das dann nach einem Monat in (einmaligem) Sex gipfelt, ist all das vor dem Sex ein viel größerer Vertrauensbruch als der Sex selbst, finde ich. Sowas könnte ich nicht verzeihen. Wenn ein Partner nach einem Streit unglaublich wütend ist, mit Freundinnen weggeht, dann Drogen nimmt oder völlig betrunken ist und am nächsten Tag im Bett eines anderen aufwacht, wäre das - im Vergleich - ein deutlich geringerer Vertrauensbruch und viel eher verzeihbar, finde ich.
Was auch noch nicht angesprochen wurde ist, dass die eindeutige Täter-Opfer-Rollenverteilung so oft nicht stimmt. Der betrogene Partner ist fast immer auch (manchmal mehr, manchmal weniger) selbst mitschuld.

Jedenfalls ist die Beziehung durchs Fremdgehen nicht automatisch gescheitert, das wäre eine ziemlich naive Sicht. Eine starke Beziehung kann ja auch bedeuten, dass man über so ein Beziehungsdesaster gemeinsam hinwegkommt.

Was mich auch interessieren würde, und was noch nicht angesprochen wurde ist, ob die Leute hier ihrem Partner selbst verzeihen würden und unter welchen Umständen.
:thumbup:
Für mich wäre es auch wesentlich 'schlimmer', wenn mein Mann sein Herz an eine andere Frau verloren hat, als einmal mit ihr geschlafen zu haben.

Aber um auf die Frage des Threadtitels zurück zu kommen:

Ja, UNBEDINGT drüber reden.
 
:thumbup:
Für mich wäre es auch wesentlich 'schlimmer', wenn mein Mann sein Herz an eine andere Frau verloren hat, als einmal mit ihr geschlafen zu haben.

Im prinzip kommt man jetzt der sache wirklich näher, bzw. zum interessanten teil. Tatsächlich ist es doch sicher aber so, dass man sich durchaus auch verlieben kann und deshalb miteinander schlafen will, oder? Ich sehe so ne trennung nicht in jedem fall. Und ja klar, verlieben ist - wenn man sex und liebe trennt - natürlich gewichtiger, weil es halt u.u. tiefe gefühle ins spiel bringt, die sich nicht einfach wegwischen, vertreiben oder weg-fühlen lassen.
Andrerseits.....was wäre mein mann für ein mann, ginge er einfach mit einer frau ins bett, ohne sich verliebt zu haben? Ob ich so einen wollen würde? Ehrlich gesagt, dann lieber den mit herz.:)
 
Für dich vielleicht, für andere unter Umständen jedoch nicht. Wieso denkst du, dass deine Moralvorstellungen allgemeingültig sind?

R.

Wenn's in deinem Kopf hämmert!Muss mal raus! dann !Tu's doch! die passende Lektüre findest du in der Bücherrubrik.
Wobei -oder so eine Massendingsbumseinrichtung.:rolleyes:

Mein Moral bleibt stehen.;)
 
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