naglegt
Sehr aktives Mitglied
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- 25. September 2012
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"Intimität" liest sich für mich bisschen nach was anderem, als "seelische Nähe".
"Seelische Nähe" hat für mich was Poetisches, wo es um den Kern geht und sowas wie 'Gleichheit'?, ...
"Intimität" hat sowas normales menschlich Sexuelles ... find ich ...
Findste nicht? - Okay ...
Neee, gar nicht.
Ich kann Dir nur aus meinem Leben berichten.
Ich hab ja zwei Freunde und diese sind Frauen.
Warum ich Freunde sage, ist, weil wir alles miteinander teilen,
ausser Sex. Wenn Du einige Beiträge von mir gelesen hast, dann weist Du, dass ich zwischen Sex und Sexualität unterscheide, weil das Leben an sich sexuell ist, polar, und Sexualität ist das fließen zwischen diesen Polen - eigentlich läßt sich das nicht verhindern, doch wir tun es üblicherweise UND verdrehen es in ständige Flirts und Verbalsex (Sexismus), wo es nicht hingehört, meiner Erfahrung nach.
Nun, mit meinen zwei Freunden haben wir beschlossen, dass wir für die Möglichkeit einer Erkenntnis mal auf eine Fecette des Mensch-Seins eine Zeit lange verzichten, um uns auf andere zu konzentrieren. Der Verzicht betrifft Sex. Die Konzentration betrifft Freundschaft, Mensch-Sein, Ich Mensch, Du Mensch, "Wer bin ich?", "Was will meine Seele?", etc. ...
Und nun kommt die Überraschung:
(und es ist selbst für mich überraschend)
Wenn wir irgendwo gemeinsam auftauchen, so gehen wir ohne mit der Wimper zu zucken als Ehepaar oder als Beziehungspartner durch, weil wir - im vollkommen angezogenen Zustand - so intim sind und das leben. Intim zu sein heißt sich zu kennen, sich füreinander zu öffnen, sich seelisch nackt hinzustellen, sich mit seinen Bedürfnissen zu zeigen und in Kontakt miteinander zu sein - alles Dinge, die für unsere Gesellschaft anormal sind, weil wir es verlernt werden. Es wird uns ausgetrieben. Aber alle wollen wir es haben. Aber wir suchen nach Intimität am falschen Ort: im Bett, im Sex, im Körper ... Intimität der Körper ist die automatische Folge von Intimität der Seelen und Intimität der Seelen läßt sich nicht über Sex herstellen sondern nur über Freundschaft.
Dass wir Intimität der Seelen automatisch suchen, entnehme ich auch Deinem Wunsch, Deinem Bedürfnis - und ich finde es völlig normal. Seelische Verbundenheit ist das, was wir suchen, alle. Seelische Verbundenheit gibt es in tausenden von Facetten und Partnerschaft ist nur eine Facette davon.
Die alten Griechen kennen die Unterschiede auch und sagen dazu Eros, Philia und Agapi. Eros ist die Liebe der Körper. Philia ist die Liebe der Seelen. Und Agapi ist die Liebe des Geistes.
Was Du suchst, Mondblumen, ist Philia.
Und das finde ich gut. Doch suchst Du - meines Erachtens - am falschen Platz.
Kinder sind natürlich intim und fassen sich an. Das ist sexuell aber nicht sexistisch. Wir werden dann gelehrt sexistisch zu sein und nicht mehr sexuell, normale physische, emotionale und mentale Berührungen werden sanktioniert und durch die Romantik auf einen einzigen Partner als unerfüllbare Forderung projeziert, der hoffentlich nie auftaucht. Und in all dieser Zeit haben wir heillosen Sex ohne Kontakt zu uns selbst und zum anderen. Heillose Versuche wirklich intim, im Team, zu werden.
Der Weg zu seelischer Verbundenheit geht anders.
Alles Gute Dir auf Deinem Weg.