Okay... Zwischen Osmose, Diffusion, Genetik, Mikroskop und Zellteilung (halbes Medizinstudium, aber es lag mir am Herzen, Biologie als Leistungsfach zu nehmen. Ich liebe es, aber mir raucht der Kopf), muss mal was für‘s Herz her.
Ich mag meine lieben Käferchen...
An einem stürmischen Tag im Januar, an dem es unaufhörlich regnete, genauer gesagt war es der 28. Januar 2021, hatte der schlaue Rabe Lust, dem kleinen bunten Käfer, mal wieder einen Besuch abzustatten.
Dieser beharrliche Käfer... Die Lektion über seinen ganz persönlichen Sinn des Wartens, ging ihm nicht aus dem Kopf. Was sollte er nur davon halten? Hatte er es hier mit grenzenloser Dummheit oder bewundernswerter Treue zu tun?
„Kraaaaah... Dachte ich es mir doch! Da sitzt ihr immer noch auf euren Blättern und schaut euch an.“
Tatsächlich vermochte auch der Besuch des schlauen Rabens nicht, den Blickkontakt der kleinen Seelen zu trennen. Der kleine bunte, Käfer, hatte den Raben sehr wohl bemerkt. Doch antworte er nur mit Blick auf das gegenüberliegende, grüne Blatt.
„Hallo Rabe. Ich habe mir schon gedacht, dass du nicht locker lässt. Willst du dir noch eine Lektion über die wahre Liebe und das Warten abholen?“
Ein bisschen beleidigt entgegnete der Rabe:
„Für‘s erste, wäre es mal freundlich. Wenn du deinen erlesenen Gast anschauen würdest. So etwas nennt man Respekt!“
Der kleine bunte Käfer, blieb aber komplett unbeeindruckt, vom verletzten Ego des Erhabenen Rabens.
„Das geht nicht. Ich könnte den Moment des Windes verpassen. Keine, wertvolle Gelegenheit, möchte ich verpassen, um ihn aufzufangen.“
Der kleine, bunte Käfer seufzte so laut und deutlich, dass es dem Raben fast das Herz brach. Wenn er es zugelassen hätte.
„Ich bin aber durchaus gastfreundlich. Da hinten findest du Tau, da vorne einen angelegten Vorrat an Blattläusen. Ich bin ja durchaus fleißig, aber meinen Blick kann ich in diesem Augenblick, einfach nicht abwenden! Siehst du den Sturm?“
Fassungslos murmelte der Rabe so etwas, wie „rettungslos verloren“ und „naive Idioten“ und „psychologischer Vollknall“.
„Das sehe ich! Ich beobachte dein emsiges Tun, schon die ganze Zeit. Aber trotzdem sitzt ihr zwei jetzt, jeder auf seiner Pflanze und starrt euch nur an. Und das auch noch bei dem Wetter? Hast du gar keine Angst, von deinem Blatt zu fallen? Oder das er herunter fällt?“
Ärgerlich, versuchte der gar nicht mehr gelassene Rabe jetzt immer wieder, den Käfer herum zu schieben. Vorsichtig, mit seinem großen Schnabel. Doch der Käfer drehte sich immer wieder stur um und hoffte auf den passenden Wind. Das Spielchen, machte den genervten Raben, vollkommen verrückt.
„So Gott es will, fallen wir oder fallen wir eben nicht. Und wenn Gott es so vorgesehen hat, schickt er den richtigen Windstoß!“
Jetzt wurde der Rabe richtig wütend!
„Aber ihr sitzt da und riskiert euer Leben. Bei dem Wetter! Wenn du springst, bin ich dir auf ewig böse! Also mal ehrlich...“
Ohne den Blick abzuwenden, sprach der kleine, bunte Käfer...
„Niemand springt und fällt herunter. Wir vertrauen auf den Wind. Liebe, egal in welcher Form, findet immer Gelegenheit. Sie findet sich. Es braucht nur Mut. Und Liebe... Liebe... Viel Liebe und Geduld! Und bis der richtige Wind kommt, schauen wir uns einfach nur an. Tag für Tag für Tag...“
Wild schlug der Rabe mit seinen weiten Flügeln und riskierte damit noch viel mehr, die all zu hohe Fallhöhe, dieses kleinen, liebenden Käfers.
„Kraaaaaaaaaaah! Bullshit! Ihr riskiert euer Leben!“
Doch der kleine bunte Käfer blieb erneut gelassen.
„Wirklich? Wie kann ich das tun, wenn er bereits mein Leben ist? Wir können nur gewinnen. Sie her: Vertrauen, Geduld und Liebe, sind niemals Verschwendung, wenn da drüben, auf der anderen Seite der Gral deines Lebens sitzt.
Fragt der Regen, ob er auch den Boden erreicht?
Fragt die Sonne, ob ihre Strahlen ankommen?
Sie tun es einfach, ohne zu wissen, ob sie ihrer Aufgabe jemals gerecht werden können. Unabhängig davon, wo ihre Liebe am Ende landet.
So etwas nennt sich Gottvertrauen.
Und nun geh wieder... Ich warte auf den richtigen Wind!“
„Und wenn der Sturm vorbei ist und nix ist passiert, bist du enttäuscht, kleiner Käfer!“
Mit fester Stimme antwortete der Käfer:
„Nein! Dann warte ich auf den nächsten Wind, der mich zu ihm bringt“