DUCKFACE schrieb:
Tut mir leid, aber das bezweifle ich. Du identifzierst Dein bewusstes Selbst also auch auf intuitiver Ebene mit Deinem Gehirn? Ich vermute, dass sich Deine Meinung bezüglich der Struktur des Bewusstseins eher am aktuellen neurowissenschaftlichen Konsens orientiert.
Intuition ist eine feine Sache, aber auch eine höchst persönliche. Jedenfalls taugt sie nicht als Argument in einer Diskussion, da man die Intuition eines Menschen schwerlich gegen die eines anderen abwägen kann. Ich würde auch niemandem vorwerfen, seine Intuition sei vom Wunsch nach Unsterblichkeit überlagert.
Der "aktuelle Neurowissenschaftliche Konsens" trägt tatsächlich zu meiner Meinungsbildung bei. Warum sollte ich das außer Acht lassen, was Menschen denken, die sich wirklich mit dem Thema auskennen? Dabei ist nicht entscheidend, dass es die Mehrheit ist, die diese Ansichten teilt. Das materialistische Erklärungsmodell erscheint mir einfach als das schlüssigste, das mir bisher untergekommen ist. Schon weil es ohne Zauberteilchen wie Psychonen auskommt.
Dass die Wissenschaft noch nicht alles erklären kann, z.B. wie Bewusstsein entsteht, finde ich dabei eher beruhigend. Und es ist für mich Ausdruck dafür, dass auch die materielle Welt voller unerklärlicher Wunder ist.
DUCKFACE schrieb:
Gewiss sind viele Aspekte des Lebens determiniert und abhängig von diversen Faktoren. Trotzdem billigt der interaktionistische Substanzdualismus dem Menschen zumindest noch ein gewisses Maß an Entscheidungsfreiheit zu, welche der materialistisch-reduktionistische Monismus - also Deine philosophische Position - gänzlich negiert. Wenn der bewusste Wille neuronal prädisponiert ist - z. B. aufgrund unbewusster Hirnaktivitäten-, kann ich mich kaum entscheidungs- und handlungsfrei wähnen!
Den freien Willen halte ich tatsächlich für eine Illusion, für Wunschdenken. Aber ist das wirklich so wichtig? Um es mit Helmut Kohl zu sagen: "wichtig ist, was hinten rauskommt". Also unsere Handlungen. Wer mag schon sagen, was genau dazu führt? Wer wollte bewerten, welchen Anteil an einer Entscheidung frühere Erfahrungen, ererbte Hirnstrukturen oder was auch immer haben und zu wieviel Prozent sie "frei" getroffen wurde? Und würde "frei" dann nicht einfach "zufällig" bedeuten? Losgelöst von allem, was uns ausmacht, also von eben diesen Erfahrungen und Hirnstrukturen?
Für mich sind unsere Handlungen Ausdruck unserer Persönlichkeit. Ob diese nun in den Verschaltungen von Neuronen repräsentiert ist, oder in einer Psychonenwolke, spielt dabei gar keine Rolle. Ich sehe nicht, wie und warum einem das eine Modell mehr oder weniger Freiheit ermöglichen soll, als das andere.
DUCKFACE schrieb:
Zufällige Exozytosen sind jedoch keineswegs hinreichend, um eine Impulsinduktion in Pyramidenzellen herbeizuführen. Das dafür nötige Überschreiten des Schwellenwertes wäre durch stochastische Exozytosen niemals möglich.
Da waren wir aber schon mal weiter...
Gewiss ist diese Erklärung möglich, aber keineswegs zwingend. Sie ist halt materialistisch. Das Faktum, dass eine Exozytose nur mit einer 25%igen Wahrscheinlichkeit von einem Aktionspotenzial evoziert wird, lässt aber auch eine interaktionistische Interpretation im Sinne des Substanzdualismus zu. Es sind eben zwei unterschiedliche Modelle.
Materialisten postulieren eine Aufsummierung von Aktionspotenzialen im Axonterminal der betroffenen Neuronen, während ich als Dualistin davon ausgehe, dass eine Wahrscheinlichkeitsmodifikation die Öffnung der vesikulären Membranbläschen provoziert. Ich halte beide Ansätze für möglich.
Womit wir wieder bei Spaghettimonster und Rasiermesser wären. Möglich ist natürlich alles irgendwie.
DUCKFACE schrieb:
Nein, als Materialist musst Du einen neuronalen Determinismus postulieren, selbst wenn (noch) nicht alle involvierten Determinanten identifiziert wurden. Die zerebrale Maschinerie bliebe ungeachtet dessen ja ein deterministisches System, was ich persönlich dementiere. Beim Gehirn handelt es sich vielmehr um ein quantenmechanisches System, das über die Wahrscheinlichkeitsfelder der Quantenphysik mit der mentalen Sphäre der Existenz verbunden ist.
Mir als Materialist bleibt das Hintertürchen das Zufallselements in der Quantenphysik. Außerdem halte ich den Begriff Determinismus in diesem Zusammenhang für von eher theoretisch-philosophischer Natur. Klar, würde ich den Zustand aller Teilchen im Universum und alle Naturgesetze kennen, könnte ich die Zukunft der Welt bis ins Kleinste und bis ans Ende der Zeit vorhersagen. Aber das ist in der Wirklichkeit nicht möglich. Die Handlungsweise eines Menschen aus dem Zustand seines Gehirns abzuleiten, dürfte ähnlich schwierig sein. Macht es da noch Sinn, von Vorherbestimmtheit zu reden?
Was macht dich eigentlich so sicher, dass diese "mentale Sphäre" kein "deterministisches System" ist?
DUCKFACE schrieb:
Welchen konkret? Den (scheinbaren) Konflikt mit dem Energieerhaltungssatz löste ich bereits mehrfach auf! Psychonen sind in der Tat masse-, energie- und ladungslos. Daher sind sie physikalischen Messgeräten nicht direkt zugänglich.
U.a. den, warum die Psychonen nur mit lebenden, menschlichen Gehirnen in Kontakt treten. Warum die Wahrscheinlichkeitsänderungen sich nicht auf andere, quantenmechanische Vorgänge auswirken, z.B. auf welche in einem Messgerät.
Bei der Frage, wie die Evolution ein Gehirn hervorbringen konnte, das perfekt auf Psychonenkontakt abgestimmt ist, obwohl die materielle Welt ja erst durch das fertige Organ von der geistigen Parallelwelt wissen konnte, hast du dich auf einen allmächtigen Schöpfer zurückgezogen.
Einfach ein Teilchen oder ein Wesen zu erfinden, das die gewünschten Eigenschaften hat, löst doch keine Konflikte auf. Demnächst bieten die Arbeitgeber bei Tarifverhandlungen an, dass ein rosa Einhorn mit einer Einmalzahlung bei den Arbeitnehmern vorbeikommt.
Gruß
McCoy