Guter Satz! Der, der sich wandelt, muss sogar zicken und anecken. Anders geht es nicht. Und das meine ich wirklich ernst.
War von mir auch eine ernst gemeinte Äußerung bezüglich Annies Verhalten, Venus-Pluto. Wenn man beginnt, seine Konditionierungen zu erkennen und versucht, sie aufzulösen zu durchbrechen oder aktuell passendere zu ersetzen, bleibt es nicht aus, dass man mit anderen zusammenrauscht. Das halte ich dann für einen wichtigen Entwicklungsschritt, wenn Anteile in einem emotional jungen Alten hängen geblieben sind. Kleinkinder haben ja auch ihre Trotzphase, in der sie entdecken, dass sie mehr oder weniger eigenständig sind und ihren Willen und anderes erproben. Ihr ständiges "Nein" oder "Will ich nicht" ist ein wichtiger Schritt zur Autonomie. Manchen Menschen müssen eben diese Phase nachholen oder erneut durchleben, aus welchen Gründen auch immer. Denn die Formung der Person ist Voraussetzung für das, was etwa Richard Moss das "Zweite Wunder" nennt. Die "Bedingung" für dieses Zweite Wunder ist das Erste Wunder - nämlich die Formung eines starken Ich. Das Bewusstsein des Ersten Wunders ist Zeuge für den Prozess des Zweiten Wunders. Verkürzt ausgedrückt ist das Zweite Wunder die radikale Hingabe an das Leben selbst, an den Moment.
Moss bringt in seinen Büchern einige Beispiele von Menschen, die in das Bewusstsein des "Zweiten Wunders" eintraten - ihr Verhältnis zu ihren Mitmenschen oder Angehörigen veränderte sich stark, zum Teil verloren sie ihre Familien oder ihren Freundeskreis. Etwas ähnliches kann man auch bei Menschen beobachten, die sich etwa aufgrund einer schweren Erkrankung in ihrer Lebensweise umstellen: Weil sie nicht mehr "funktionieren" wie gewohnt, ecken sie an, ziehen den Zorn anderer auf sich, die ihre bisherigen Sicht- oder Verhaltensweisen in Frage gestellt sehen.
Du hast das erlebt, ich auch, viele andere ebenfalls. Und trotzdem möchte ich niemals zurück in den Zustand vorher. Ich war vielleicht "handzahmer", sozialverträglicher, aber es ging mir beschissen, was ich eben auch an meiner "Umwelt" ausgelassen habe, nur mühsam verdeckt durch das Einhalten bestimmter Konventionen.
Heute muss ich nicht mehr "herumzicken", es war aber ein wichtiger Schritt des Weges.
venus-pluto schrieb:
Ich weiß jedenfalls, dass ich nur angepisst reagiere, wenn mich was persönlich betrifft. Dann denke ich entweder leise drüber nach oder antworte wie mir grad der Schnabel gewachsen ist. Doch großartig persönlich betroffen fühle ich mich nicht, wenn ich mit der Retourkusche übers Ziel hinausgeschossen bin. Überhaupt nicht. Ich registriere meine Grenzüberschreitung...ungeschehen kann ich sie eh nicht machen...warum also großartig dran rummümmeln? Das hinzukriegen, war ein langer Prozess.
Yep.
Liebe Grüße
Rita