Entwicklung und persönliche Reife
Viele Experten sind sich einig darüber, dass Kinder und Jugendliche Cannabis auf jeden Fall meiden sollten. Insbesondere in dieser wichtigen Entwicklungsphase eines Menschen besteht die Gefahr, die Persönlichkeit durch Cannabiskonsum empfindlich zu stören (Lit.: Kleiber, Kovar, 1997).
Dies geht einher mit der Annahme, dass der Grad der persönlichen Reife ein wichtiger Faktor beim Cannabiskonsum ist. Wer sich selbstständig im Leben bewegt und die Wirrungen der Übergangszeit vom Jugendlichen zum Erwachsenen vollzogen hat, habe voraussichtlich weniger Probleme mit Cannabis zu erwarten als unreife Persönlichkeiten mit ungefestigtem Leben. Dieser Prozess dauere häufig bis weit in die zweite Hälfte der "zwanziger Lebensjahre" Diese Angaben beziehen sich auch auf das Einstiegsalter, (Lit.: Schmidbauer, vom Scheidt, 2004). Wer also früh anfängt mit dem Konsum, läuft nach diesen Angaben Gefahr, seine Persönlichkeitsentwicklung dauerhaft zu gefährden, wenn der Konsum beibehalten wird.
Menschen, die in ihrer Persönlichkeit gefestigt sind, sind in der Mehrzahl weniger für eine Schädigung anfällig.
Einige Vertreter der Wissenschaft führen an, dass der Dauerkonsum zum Motivationsverlust-Syndrom führen könne, gekennzeichnet durch Antriebslosigkeit und Interessenverlust sowie eine Stagnation der Persönlichkeitsentwicklung. Andere wiederum verneinen dies oder führen an, dass eine gewisse Motivationslosigkeit bereits ein entscheidendes Motiv für fortgesetzten Cannabiskonsum sein kann. drugcom, ein Projekt der BZgA, vertritt folgende Meinung: Nach dem derzeitigen Kenntnisstand geht man nicht davon aus, dass der Konsum von Cannabis einen dauerhaften und nicht mehr umkehrbaren demotivierten Zustand erzeugt.
Auswirkungen auf das Gehirn
Aufgrund der Wirkung des THC auf das Gehirn wurde es auf mögliche bleibende Veränderungen in Struktur oder Funktion untersucht. Dabei wurden keine (etwa durch Computertomographie sichtbaren) Veränderungen erkannt. Allerdings hat eine Untersuchung ergeben, dass der Konsum durch Jugendliche einen Einfluss auf die Entwicklung des Gehirns haben kann; es wurde bei Menschen, die vor einem Alter von 17 Jahren Cannabis konsumieren, ein verringertes Hirnvolumen sowie ein erhöhtes Verhältnis von weißer zu grauer Hirnmasse festgestellt. (W. Wilson et al., Journal of Addictive Diseases, 19, 1-22 (2000)). Solche Effekte sind aber vermutlich stark von der Frühzeitigkeit und vor allem der Intensität des Konsums im Jugendalter abhängig. Gleiches gilt für den negativen Einfluss von Cannabiskonsum auf die Entwicklung (was im Übrigen weniger auf hirnphysiologische Veränderungen zurückzuführen ist).
Daneben ergab eine Studie, dass die Großhirnrinde von Langzeitkonsumenten schlechter durchblutet ist (Volkow et al., Psychatry Research: Neuroimaging, 67, 29-38 (1996); Block et al., NeuroReport, 11, 749-753 (2000)). Kritiker behaupten, diese Studie würde weniger die Schädlichkeit der Cannabinoide beweisen, sondern vielmehr die schädliche Wirkung des Einatmens von Verbrennungsgasen. Für die Wirkung von Cannabis und Haschischprodukten sind hauptsächlich folgende 3 Hauptkomponenten verantwortlich (Grotenhermen 2003/IACM, Köln) :
1.) [THC] (Delta-9-Tetrahydrocannabinol), welches zu 90% für den psychoaktiven Effekt beim Cannabiskonsum sorgt.
2.) [CBN] (Cannabinol), ist vorrangig für die muskelrelaxierende (krampflösende) Wirkung verantwortlich.
3.) [CBD] (Cannabidiol), wirkt nach neuesten Studien dem THC-Effekt entgegen, schwächt damit dessen Wirkung und sorgt gleichzeitig für eine längere Wirkungsdauer des Gesamteffekts auf die körperlichen Prozesse. Ein hoher CBD-Anteil schwächt somit den allgemeinen psychoaktiven Effekt und führt zu einer, eher körperbetonten, sedierenden Wirkung, anstatt zu einer oftmals gewünschten bewusstseinserweiternden Erfahrung.
Zahlreiche andere Studien zeigten bei erwachsenen Konsumenten nämlich auch bei fortgesetztem Langzeitkonsum keinerlei Effekte auf das Gehirn (vgl. Zimmer/Morgan, s. u.).
Die meisten Drogen bremsen die Bildung neuer Nervenzellen im Gehirn. Welchen Effekt Marihuana auf die so genannte Neurogenese hat, war bisher unklar. In einer aktuellen Studie berichten Forscher, dass ein synthetisches Cannabinoid die Vermehrung der Neuronen stimuliert - zumindest im Gehirn von Mäusen (Xia Zhang et al. 2005).
Eine Metaanalyse der University of California, San Diego (UCSD) School of Medicine von 2003 fand bei schweren Cannabisrauchern "überraschend wenig" Hinweise für eine substanzielle Hirnschädigung, allenfalls eine geringe Einschränkung der Gedächtnisfunktion konnte beobachtet werden, deren praktische Relevanz jedoch unklar ist.
Suchtgefahr und Toxizität
Trotz des Nachweises von psychischer Abhängigkeit bei vielen Dauerkonsumenten ist THC (TetraHydroCannabinol), der psychoaktive Hauptbestandteil von Cannabis, nicht im eigentlichen Sinne giftig und körperlich nicht suchtauslösend. Weltweit ist kein Todesfall durch Überdosierung von Cannabis bekannt. Die Entstehung einer Suchterkrankung ist in der Regel von vielen Faktoren abhängig.
Die Kleiber-Kovar-Studie für das Bundesgesundheitsministerium 1997 kam zu dem Ergebnis, dass bis zu 20% der Konsumenten abhängig sind, innerhalb der untersuchten Probanden waren es ca. 8 %; von den reinen Cannabiskosumenten waren innerhalb der untersuchten Gruppe 2 % abhängig, die anderen Abhängigen in der Studie nahmen neben Cannabis noch andere Drogen. Es schätzten sich mehr Konsumenten selbst als süchtig ein, als dies nach psychiatrischen Erhebungsmethoden der Fall gewesen wäre. Abhängigkeit von Cannabis sei vor allem auf besondere persönliche Umstände zurückzuführen, beispielsweise spiele ein frühes Einstiegsalter eine große Rolle, so das Fazit dieser Studie.
Die Frage der Toleranzbildung bzw. Dosissteigerung bei wiederholtem Konsum ist bei Cannabis umstritten. Viele Experten verweisen darauf, dass die meisten Dauerkonsumenten wesentlich höhere Dosen benötigen als Gelegenheitskonsumenten. Laut anderen Quellen ist eine Dosissteigerung selten oder auszuschließen. Intensivkonsumenten konsumieren häufig mehrere Gramm täglich, insofern gibt es offenbar einen Toleranzeffekt.
Bei Untersuchungen von Cannabisrauch wurde festgestellt, dass dessen Zusammensetzung dem von Tabakrauch bemerkenswert ähnlich ist, Cannabis enthält bis zu 5 mal soviel Teer wie Tabak, allerdings kein Nikotin, das nur im Tabakrauch enthalten ist, während THC nur in Cannabisrauch vorkommt. Teer enthält das krebserregende Benzpyren, Das Rauchen von Cannabis hat daher zusätzlich zu den Eigenschaften als Droge und den Gefahren für die Psyche auch negative Auswirkungen auf die Lunge. Diese Auswirkungen steigern sich, wenn Cannabis mit Tabak vermischt geraucht wird. Ob die Auswirkungen letztlich stärker oder schwächer als die bei Tabakrauchern sind, ist umstritten, da einerseits bei Joints meist tiefer und deutlich länger inhaliert wird, aber andererseits durchschnittliche Cannabiskosumenten deutlich seltener rauchen als durchschnittliche Tabakkonsumenten. Regelmäßige Cannabis- und Zigarettenraucher schädigen in besonders hohem Maße ihre Atemwege. Aber selbst für einen destruktiven Habitus hat die Industrie mittlerweile eine Lösung für eine weniger gesundheitsschädliche, wenngleich sehr elitäre Form der Applikation entwickelt, den Vaporisierer. Durch Verdampfung und gleichzeitiger Ausfilterung beinahe aller tabakspezifischen Giftstoffe mit absolutem Augenmerk auf die psychotropen Hauptsubstanzen ([Delta9-Tetrahydrocannabinol, Cannabinol, Cannabidiol]) die damit sozusagen pur inhaliert werden, wird auch eine selbstkritische, nichtrauchende Klientel angesprochen "es einmal zu probieren". Interessant in diesem Zusammenhang ist die Tatsache, dass o.g. Technologien eigentlich für völlig andere Zwecke (z.B. Luftauffrischung, Klimatikherstellung für Asthmapatienten) vorgesehen waren, wodurch das bonmot "der Zweck heiligt die Mittel" eine abartige Bedeutung bekommt.
British Lung Foundation: 4 Cannabiszigaretten entsprechen 20 Tabakzigaretten
Laut einer Studie der British Lung Foundation (siehe Weblinks) schädigen 4 Cannabiszigaretten die Lunge so stark wie 20 Tabakzigaretten. Die British Lung Foundation kam zu dem Ergebnis, dass durch das Inhalieren des Cannabisrauches bis zu 4 mal mehr Teer in den Lungen haften bleibt als beim Inhalieren von Tabakrauch. Durch den seit den 60er Jahren durch Züchtung gesteigerten THC-Gehalt (während der Teergehalt im wesentlichen unverändert blieb) haben Langzeitstudien aus den 60er und 70er Jahren über Langzeitfolgen nur noch bedingt eine Aussagekraft.
Robert Melamede von der University of Colorado, einer der führenden amerikanischen Cannabisexperten vertritt hingegen die Auffassung, Rauchen von Cannabis löse weniger wahrscheinlich eine Krebserkrankung aus als das Rauchen von Tabak. THC hätte sogar krebshemmende Eigenschaften. Insbesondere bei der Applikation von THC-ärmeren Varietäten (i.e.S. Sorten) wie der cannabis ruderalis "JANISCHEWSKI" (dem "Ur-Hanf" bezeichnet nach seinem lokalen Ursprung ruderalis = auf Geröll, respektive karstem Land wachsend und seinem Entdecker), die ursprünglich in der Mongolei und in Russland in der traditionellen Heilkunst als Anti-Depressivum in Form eines Tonikums Verwendung fand und auch heute noch findet (ROSENTHAL 2003). Der Ruderalhanf enthält in etwa die gleichen Cannabinoide wie seine Verwandten Cannabis sativa und indica. Dazu gehören vor allem die Hauptverbindungen Delta9-tetrahydrocannabinol (THC), CBD (Cannabidiol) und CBN (Cannabinol). [Nelson 2000; Rätsch 1998:144). Allerdings konnte in Cannabis ruderalis innerhalb der vorhandenen Cannabinoide ein THC-Anteil von höchstens 40% ermittelt werden und im Durchschnitt 15-20%. Zum Vergleich haben Analysen der Cannabis sativa einen Wert um etwa 70% bei reinrassiger Genetik zum Ergebnis (BEUTLER et DER MARDEROSIAN 1978: 390). Eine positive Korrelation zwischen einem sehr hohem THC-Gehalt und einem signifikanten Ansteigen an Lungenkrebserkrankungen konnte bisher nie verifiziert werden.