Ich habe mir vor einiger Zeit, Erdlings angetan.
Ich wollte es wissen.
Ich wollte nicht weg schauen.
So sah ich es mir Teil für Teil an.
Die Wirklichkeit ist noch viel schlimmer.
Hatte vor vielen Jahren das zweifelhafte Vergnügen, das an 3 Tagen aus nächster Nähe zu erleben. Am ersten Tag kommst du aus dem Kotzen fast nicht raus.
Am zweiten Tag schaltet was ein wenig um. Und das dritte Mal ist es beinahe normal. Zumindest sind dann die eigenen Filter schon so darauf vorbereitet, dass sie vieles effektiv "runterdrosseln".
Die Erfahrung schockierte mich damals wohl noch mehr als das, was da real passierte.
Vermutlich ergeht es Soldaten in einem Kriegsgebiet genau so. Menschen scheinen innerhalb kürzester Zeit sofort abzustumpfen. Scheint eine Art Selbstschutz zu sein.
Aber er macht eben nicht blind, die Wahrnehmung ist ja da, wenn auch gefiltert.
Live ergeben sich noch andere "Nebenwirkungen".
Da wäre zunächst diese seltsam unheimliche Energie des Todes über allem. So lange alles "sauber" abläuft und die wartenden Tiere wenig mitbekommen von dem was sie erwartet, ist es erträglich, aber wenn was schiefgeht und die das mitkriegen, also ein paar hundert Tiere in kollektive Todesangst und Panik verfallen, wird's arg.
Und die kriegen das dann mit, die wissen, was sie erwartet. Ist zwar nicht erwünscht, da die dadurch entstehende Hormonausschüttung die Fleischqualität und den Geschmack wesentlich beeinträchtigt, aber doch kaum in diesem industriellen Rahmen vermeidbar. Im übrigen ist es im kleinen Rahmen auch kaum besser, wenn bei uns am Nachbarbauernhof ein Schwein geschlachtet wurde hörte man auch ziemlich lange die Angst- und Todesschreie durch das ganze Dorf.
Hinzu kommen, je nach Land, ziemlich brutale Transportmethoden, soll heißen, manchmal kommen die Tiere schon schwer verletzt an, können selbst nicht mehr gehen, stehen usw. Dafür gibt es dann spezielle Fließbänder.
Ebenso schlimm sind die Gerüche, allen voran der allgegenwärtige, klebrig-süße Blutgeruch, dicht gefolgt vom ekligen, Brechreiz verursachenden Geruch der Innereien.
Den Blutgeruch bekommt man, da der sich in der ganzen Luft verteilt, so gut wie kaum mehr aus der Kleidung oder von der Haut runter. Auch nach Jahren muss ich heute noch, sobald ich wo Blut rieche, raus. Sonst kippe ich um oder kotze einfach. Ist wohl ein damals entstandenes Trauma.
Unlängst hörte ich wo, dass im Laufe des gesamtes Prozesses für nur 1kg Fleisch, das beim Endverbraucher landet, ca. 15.000 Liter
(!) Wasser benötigt werden. Wenn man das in Relation zu einer einigermaßen nachhaltigen Bewässerung von Obst, Gemüse und Getreide setzt, ist Fleisch wirklich ein Luxusartikel.
Als Kind bin ich auf eine Gruppe Jungen gestoßen, die dabei waren Frösche mit Strohhalmen auf zu blasen und so zu töten.
Sie haben sich amüsiert und ich stand da und dachte mir knipst jemand die Lichter aus.
Ich habe geweint und das wurde auch komisch gefunden.
In Angesicht meiner Tränen, wurden sie nur um so schlimmer.
Das Schlimme an dem was du hier schilderst, ist ja nicht der einzelne Vorfall. Sondern der Umstand, dass das eben nicht, wie so oft behauptet, Ausnahmen sind. Als Kind erlebte ich auch mitunter solche "Mutproben" oder einfach die Macht von Gruppen, die entweder andere dazu bringen, dabei mitzumachen, oder in Kauf nehmen, als "Anderer", als "nicht dazu Gehöriger" selbst schikaniert und gequält zu werden, auch ähnlich.
Aber die Verantwortung und Schuld nur auf das familiäre und erzieherische Umfeld zu schieben, obwohl es durchaus mitspielt, halte ich doch für zu stark vereinfacht.