reinwiel
Sehr aktives Mitglied
Gut, im Vergleich zu dir bin ich ein alter Opa. Aber aus meiner Erfahrung kann ich dir sagen, dass man keinesfalls von der Welt abhebt oder sich von den notwendigen Beschäftigungen und all dem anderen entfernt, wenn man gläubig ist, vor allem auch was das Leben nach den Tod angeht.Vielleicht bin ich ja noch zu jung, um mir ein Leben nach dem Tod zu wünschen, jedenfalls lege ich zur Zeit keinen Wert darauf, im Gegenteil sehe ich darin die Gefahr, dass all die Menschen, die das irdische Dasein als unvollkommen betrachten und eine Volkommenheit erst im Jenseits in Aussicht stellen, das Hier und Jetzt vernachlässigen.
Nein, man steht auch mit diesem Glauben immer voll im Leben, man gibt sich allen Freuden hin, man tanzt, lacht, betreibt Sport, man pflegt seine Freundesrunde, man sorgt für die Familie, man hat mit seiner Frau Sex, man liebt die Kinder und erzieht sie.
Nein, all das versinkt nicht. Es kann nur sein, dass du das alles eventuell mit mehr Tiefe und gleichzeitig mit erhöhter Dankbarkeit erlebst. Mal mehr, mal gar nicht.
Es darf im Leben auch gar nicht so sehr darauf ankommen, sich in die Nöte der Welt hinein zu steigern - da verliert man noch in viel gefährlicherer Weise den Boden unter den Füßen. Man soll tun, was man kann - aber nur das. Wenn man sich nicht als Armenhelfer, Sozialarbeiter oder als hingebungsvoller Seelen-Pfarrer berufen fühlt, dann hat man vom Schicksal auch nicht die Aufgabe, sich völlig für das Wohl der Welt und der Mitmenschen zu verausgaben.
Es gilt immer: Man soll nur tun, wozu man in der Lage ist. Nicht mehr. Und das bedeutet auch schon, voll und ganz im Leben stehen.
Aber eines ist schon der Fall, wenn man glaubt: Man findet leichter zu innerem Frieden. Eben auch nur leichter. Manche finden auch mit einem Glauben keinen Frieden, werden fanatisch in irgendeiner Art.
Aber so wie es aussieht, geschieht das kaum bei Menschen, die das Herz am rechten Fleck haben.