Thorsten Göttel schrieb:
Hallo Kvatar,
vielleicht kannst Du mir weiter helfen? Bin erst vor kurzem mit dem Thema "Erwachen" in Berührung gekommen... davor hab ich mich, wie wahrscheinlich fast jeder hier, mit Techniken, Konzepten, Vorstellungen und Glaube zu FRIEDEN gegeben.
Hast Du schon von der Nicht-Lehre Advaita Vedanta gehört? Wenn ich es richtig verstanden habe machst Du ZEN... Ich glaube der Unterschied ist nicht so groß?
Bei beiden geht es darum zu erkennen wer wir in Wahrheit sind, ohne unsere Konditionen, Vorstellungen, Glaubensansätze...
Wie kann ich es schaffen diese "Nicht-Lehre" weniger mit dem Verstand wahrzunehmen? Ich ertappe mich immer wieder wie ich Zen oder Erwachen zu einem Konzept vergewaltige, obwohl ich das nicht will....
Liebe Grüße
Thorsten
Juhuu - da bin ich!

Auch wenn es unverantwortlich klingt: Du kennst und kannst Zen.
Immer dann, wenn Du völlig in einer Sache aufgehst praktizierst Du Zen. Mein Lieblingsbeispiel ist das Schweissen mit dem Schweisstrafo (kannst Du schweissen?): Beim Schweissen ist alle Aufmerksamkeit auf den Lichtbogen gerichtet, und es gibt nichts anderes als den Lichtbogen. Das Eisen kocht und brodelt, und in jener Millisekunde, in dem das Eisen zu einer Schuppe verläuft, wandert die Schweiss-Elektrode 'wie von alleine' ein Stück weiter. Man schweisst eigentlich gar nicht selbst. Man wird nur Zeuge des Schweissens. Die Schweissnaht wird umso besser, je mehr man das Schweissen auf diese Weise meditiert. Man schweisst sozusagen seinen Geisteszustand in die Schweissnaht mit hinein. Oder besser gesagt: im Ergebnis der Tat wird der Zen-Geist erkennbar - das ist der Sinn bei den Zen-Künsten. Der Zen-Bogenschütze schliesst die Augen, wenn er zielt. Wie sollte er sonst die Scheibe im Schwarzen treffen können?
Eine schlechte Naht sieht so aus:
http://www.biw.fhd.edu/alumni/2002/baumann/schraubverbindungen/bilder/schweissnaht.jpg
Eine gute sieht zb so aus:
http://www.haeberle-laser.de/img/gal/schweiss/3/16_kl.jpg
Die hier ist aber auch schon ganz gut:
http://www.ziemen-bikes.de/Seiten/Produktion/N%E4hteOPT.jpg
Zen ist in allen Tätigkeiten enthalten.
Manchmal fällt es uns leicht, dies zu bemerken, manchmal ist es schwer.
Ich zB habe große Probleme beim Zen-Geschirrspülen.
Es geht natürlich nicht darum, eine Künstlerkarriere zu starten. Aber diese Übungen katalysieren jenen Zustand, der sich idealerweise als Nibbana verfestigen wird. Im Zen nennt man das Satori, aber gemeint ist das Gleiche. Zazen ist Meditieren ohne Schweisstrafo, denn die Achtsamkeit ist die Gleiche.
Beobachte Dich mal beim Autofahren und denke dabei an den Ausruf des Hakuin:
Wenn ich über den Kwai-Fluss gehe, stehe ich und die Brücke fliesst.