Satori, das Erwachen, die Erleuchtung, stellt sich bei einem unerwarteten Erlebnis, einem Zufall ein vorausgesetzt, der Geist ist bereit dazu und der Mensch, wenn auch nur für einen Augenblick: egolos.
So studierte eine Nonne Tag um Tag die Lehren des Zen, und das seit dreiunddreissig Jahren. Sie empfand darum keine Bitterkeit. Sie gab sich den täglichen Verrichtungen mit Geduld und Gleichmut hin. Sie bereitete Reis und geröstete Hirse zu, morgens und abends ging sie zum hundert Meter entfernten Brunnen, um Wasser zu holen. Manchmal überfiel die ein Anflug von Melancholie, aber den vertrieb sie schnell. Sie praktizierte Zen, meditierte und studierte die Schriften der grossen Meister der Vergangenheit. Aber sie hatte bislang kein Satori erfahren, sie hatte nie diesen unvorstellbaren Frieden erlebt, der unerwartet überflutet; sie war nie in dieses grosse Lachen des Erwachens ausgebrochen.
Eines Abends, als es schon dunkel wurde, kam sie vom Brunnen zurück. Gedankenlos betrachtete sie den Widerschein des Mondes auf dem Wasser in ihrem Eimer. Es war ein alter Eimer, dessen Boden sie mit geflochtenem Bambus repariert hatte. Plötzlich gab der Boden nach und das Wasser ergoss sich auf den Boden. Mit dem Wasser war auch der Mond verschwunden. In diesem Augenblick erlebte sie ihr Satori. Sie war frei.