Kommentierte Version
"4. Daß aber Christus seinen Vater einen himmlischen Vater nennet, damit meinet er, daß seines Vaters Glanz und Kraft ganz lauter, hell und rein im Himmel erscheine und daß über dem Zirk oder Schluß, den wir da mit unsern Augen sehen, das wir Himmel heißen, erscheine die ganze triumphierende Hl. Dreifaltigkeit, Vater, Sohn, Hl. Geist.
[Böhme meint damit nicht die Vorstellung, welche im 16.ten Jahrhundert noch vorherrschend war, dass der liebe Gott über den Sternen stzt. Von dieser Vorstellung hat er sich an einer anderen Textpassage distanziert. Er meint damit, Transzendenz im modernen Sinne. Der dreieinige Gott ist Transzendent.]
5. Auch so unterscheidet Christus hiemit seinen himmlischen Vater von dem Vater der Natur, welcher ist die Sterne und Elementa.
[Die Natur, das ist die Physikalische Welt. Der Vater der Natur ist der Schöpfer oder Erzeuger der Physikalischen Welt, des Kosmos wie wir ihn heute definieren]
Dieselben sind unser natürlicher Vater, daraus wir gemacht sind und in dessen Trieb wir allhie in dieser Welt leben und von welchem wir unsere Speise und Nahrung nehmen.
[Aus dem Kosmos - Sterne und Elemente - ist die Erde entstanden und im laufe der Evolution, der Mensch. Also ist der uns umgebende Kosmos unser Vater. Das wissen heute alle Astronomen. Aber Böhme spricht auch von Elementa im astrologischen Sinn, was eine Erweiterung unseres physikalischen Weltbildes ist. Denn die astrologischen Sterne und Elemente sind die Seele oder der feinstoffliche Teil des physikalischen Kosmos.]
6. Er ist aber darum unser himmlischer Vater, daß unsere Seele sich stets nach ihm sehnet und ihn begehret. Ja, sie dürstet und hungert stets nach ihm.
[ Der himmliche Vater ist Geist. Dazu könnte ich duzende Zitate bringen, was ich mit hier ersparen möchte. Dieser Geist hat ebenso wie der physikalische Kosmos den Menschen erschaffen. Dieser Mensch ist das Bild Gottes. Es ist der höhere Teil unserer Seele. Wir würden es eher als Geist bezeichnen. Es ist das was uns dazu treibt Gott zu suchen...Durch Bücher lesen, Meditation usw. usw.]
Der Leib hungert und dürstet nach dem Vater der Natur, welches sind die Sterne und Elementa, und derselbe Vater speiset und tränket ihn auch.
[Also nochmal. Aus dem Kosmos entstand die Erde.
(Unser Planetensystem ist das Ergebnis einer Supernova, eines Sterns, der explodierte und aus dessen Asche entstand die Sonne und die Erde)
Im laufe der Evolution entstand der physische Mensch und dieser ernährt sich von Brot, welches letztlich aus der besagten Supernova entstand, also aus dem Kosmos...
Kurzum wir müssen essen, trinken, schlafen oder wir ziehen die Stoffe für unseren Körper sonst irgendwie aus der Umgebung.]
Die Seele aber dürstet und hungert stets nach dem himmlischen heiligen Vater, und er speiset und tränket sie auch mit seinem Hl. Geist und Freudenquell.
[Dieser andere Mensch, der geistige oder das Bild gottes lebt nicht vom Brot allein. Er ist ständig auf der Suche nach der Wahrheit und sehnt sich nach Gott, weil es seine Natur ist. Der geistige Mensch braucht geistige Nahrung]
- Nun aber haben wir nicht zwei Väter, sondern nur einen: der Himmel ist aus seiner Kraft gemacht und die Sterne aus seiner Weisheit, die in ihm ist, die von ihm ausgehet. "
[Gott ist aber dennoch ein Gott und nicht zwei, denn der Physische Kosmos ist letztlich aus Geist entstanden]