Weil heute so ein schäbiger Tag mit vielen Schwierigkeiten bei mir ist,
und ich mich irgendwie mit angenehmen Gedanken entspannen möchte, will ich Euch die Geschichte erzählen, wie ich einmal einen Engel sah.
Ich habe seit 9 Jahren eine Firma für Kunsthandwerk.
Na, und im vorletzten Jahr kam es wie es kommen musste, das Finanzamt meldete sich zu einer Beriebsprüfung an.
Jetzt wollt ich alles, nur das nicht! Mein Gewissen war auch nicht ganz rein: Ein Lizenznehmer von mir hatte Abschlagszahlungen mit 16 % Mehrwertsteuer an mich weitergeleitet ( wie ich zu recht vermutete) , ich wusste aber, dass der korrekte Steuersatz 7 % beträgt, und die Summen so meinem Finanzamt weitergegeben. Dadurch blieb mehr Umsatzsteuer bei mir hängen, als es eigentlich sein sollte.
Andererseits hatte ich keine Rechnungen geschrieben und die Summen des Lizenznehmers waren für diese Jahre pauschale Absprachen, so dass ich auch keine Berechnungsunterlagen hatte. Das Geld kam einfach rein, wie wir das in einem Vertrag vereinbart hatten, und seine Buchführung hatte bisher keine Belege von mir verlangt.
Klar wusste ich, dass ich das hätte klären müssen, aber wenn das Geld knapp ist, denkt man sich gern: Ach, das verschiebe ich doch lieber noch mal auf's nächste Jahr!
Also, meine einzige "Sünde" bestand im Prinzip darin, das ich eine Angelegenheit hab weiterlaufen lassen, anstatt die Umsatzsteuerverhältnisse mit dem Lizenznehmer auf Punkt und Komma zu besprechen.
So. Nun hatte sich also besagtes Amt angemeldet. Als erstes habe ich "Bestellungen beim Universum" bemüht und mir einen Prüfer bestellt, der mich überhaupt nicht prüfen will. Einen total lieben Prüfer habe ich mir bestellt.
Die Prüfung wurde dann auch zig mal verschoben, weil ich mir einen Bandscheibenvorfall geholt hatte, na, und dann kam sie, meine Prüferin.
Und wie sie in den Garten kam von der Straße, ein heiteres Lächeln im klaren, lieben Gesicht, wusste ich: Das wird super laufen!
Sie wollte die Unterlagen aber nicht bei mir prüfen, nahm sie lieber mit ins Amt, und nach zwei Wochen wurde ich zu einem Besprechungstermin eingeladen.
Und ich hatte Angst! Ich mein, im Nachhinein ist es klar, es gab ja nix wirklich Verwerfliches. Auf die Sache mit der möglicherweise verschieden eingestellten Umsatzsteuer hatte ich sie von vorn herein hingewiesen und ihr auch dazu alle Unterlagen zur Verfügung gestellt die ich hatte.
Nun, Angst hatte ich trotzdem.
Insbesonders, da sie bei ihrem Besuch bei mir gemeint hatte, es sei von mir aus vielleicht unkorrekt gewesen, die Dinge nur mit 7% zu versteuern.
So. Der Tag des Termines kam, ich war gut ausgeschlafen, die Sonne schien, hatte auch alle weiteren noch erforderlichen Unterlagen längst hinschickt, nun will ich aus dem Haus gehen und mach die Haustür auf.
Ich mein, ich red' ja mit meinen Engeln, wie ihr es auch tut.
Und indem ich die Haustür ( wie für jemand anderen) weit aufhalte, sag ich etwas was ich noch nie gesagt habe: " Engel, komm. WIR gehen."
Und dann sehe ich neben mir, in der Haustür, sich an meiner Seite vorbeibewegend, einen Schemen aus Licht.
Nur Umrisslinien. Etwas gelbgolden. Der Engel ging, ich sah wie sich seine Hand schemenhaft in der Fortbewegung abzeichnete, ich sah sein - etwas zerfliessendes - Profil. Keine Flügel.
Und das Irre ist: Das Ganze war mir so völlig selbstverständlich, dass ich nicht mal einen Gedanken darauf verschwendete!
Ich ging zum Auto, ließ es an und fuhr los. Erst als ich schon eine Weile fuhr, dachte ich auf einmal: Ja hallo, was war DAS denn?
Ich hatte plötzlich das gute Gefühl, der Engel sitzt hinter mir auf dem Rücksitz.
Na, aber Angst vor dem Termin hatte ich trotzdem.
Während ich vor einer Ampel wartete, dachte ich, ich mach jetzt ein Orakel: Der rote Wagen da vorn, wenn der mir gleich entgegenkommt und er eine ungrade Autonummer hat, dann wird alles gut.
Sofort mit dem nächsten Gedanken schalt ich mich, doch nicht so einen kompletten Blödsinn zu denken! Man soll solche dämlichen Orakel nicht machen! Und erst recht nicht daran glauben!
Naja, ich musste aber trotzdem auf die Autonummer gucken. Zu meiner Überraschung trug der Wagen das Kennzeichen: EN GL - und dann eine dreistellige Zahl.
Natürlich war der Termin im Finanzamt super. Es war korrekt, dass ich die Sache mit 7 % versteuert hatte. Klar musste ich meinem Lizenznehmer jetzt die zuviel überwiesene Steuer zurückzahlen, was aber durch eine hohe Zusatzüberweisung von ihm drei und vierfach gedeckt wurde.- Und alles war völlig problemlos.
Liebe Grüße,
Geli