Diesen Schluss ziehe ich deswegen nicht, weil mein Horizont bei der Suche nach Erkenntnis sich über die weltliche Ebene hinaus erstreckt. Erkenntnis ist für mich Selbst- und Gotteserkenntnis. Seelenheil bedeutet für mich die Erlangung der Unio Mystica.
Was die Engel betrifft, glaube ich nicht, dass sie sich uns zeigen, um unsere Welt zu einem „schöneren“ Ort zu machen. Das wäre eine zu oberflächliche Auslegung der „englischen“ Phänomene. Emmanuel Swedenborg hat in seinem Buch „Über das Leben nach dem Tod“ das Thema Engel minutiös beschrieben: Wie Engel aussehen, wie sie mit den Menschen reden, welche Sprache sie verwenden oder wie den Seelen nach dem Tod dabei helfen, zu verstehen, welchen Weg sie wählen müssen. Sie sind aber auf keinen Fall da, um uns das Leben einfach schöner zu machen, sondern hauptsächlich, um uns zurück zu Gott zu führen. Sie sind zwar hilfreich, aber letztlich muss jede/r seine/ihre Aufgabe selbst stemmen.
In der persischen Heimat der Engel trat einmal die Weltseele vor den Schöpfergott Ahura Mazda und beklagte sich über das Leid, das ihr aufgeladen werde. Ahura überlegte einen Augenblick und rief dann seine sieben Engel, um sich mit ihnen zu beraten, wie man der Weltseele helfen könne. Sie beschlossen dann, dass Zarathustra der rechte Mann für diese Aufgabe sei. Also sandte er ihn und die sieben Engel als Sendboten des Guten und Reinen zu den Menschen aus.
Ich denke, dass damit klar wird, um welche Mission es da ging. Ich erinnere an den Garten Eden, der die ewige Sehnsucht der Menschen nach einer paradiesischen Welt verkörpert. Kann schon sein, dass die Menschen über die Zeit ihren Glauben an einen Garten Eden oder einem Himmelreich verloren haben und nun versuchen, diesen Ort ihn einer andere Welt zu verlegen. Wenn es uns schon nicht gelingt, die Weltseele zu retten, dann sollten wir zumindest versuchen unsere Seele zu retten, damit wenigstens unsere kleine Welt zu einem Paradies werden kann.
Auch wenn ich Platons Vorstellungen von der Seele nicht teile, so stimme ich seinem Gedanke zu, dass die Sorge um das Seelenheil die wichtigste Aufgabe für einen Menschen sei. Etwas, das aber nicht am Ende meines Daseins steht, sondern an jedem Tag aufs Neue, für das Hier und jetzt erfüllt werden möchte. So wie Du Dich also um Deine Erkenntnisse sorgst, so sorge ich mich um mein Seelenheil.
So halte ich es auch mit meinen Engeln. Mag also sein, dass auch die Engel Swedenborgs zu seinem Gott führen, meine sind jedenfalls das, was sie für mich schon immer waren: Sendboten des Guten. So wie sie sich mit mir um mein Seelenheil in diesem Leben sorgen, so vertraue ich ihnen einmal meine Seele an, damit sie sich auch in der Ewigkeit nicht verlieren kann.
Merlin