Laguz
Sehr aktives Mitglied
@Cayleigh
Ich hab jetzt den NZZ-Artikel gefunden, den Du meintest:
«Rassismus existiert, aber er erklärt nicht, was hier passiert»
Ein Ausschnitt aus dem Interview mit dem schwarzen «Nein-Sager» und Ökonom Glenn Loury:
Und noch ein zweiter, sehr wichtiger:
@Cayleigh, ich glaube, Du hast das Interview nur in Teilen gelesen !!!
Ich hab jetzt den NZZ-Artikel gefunden, den Du meintest:
«Rassismus existiert, aber er erklärt nicht, was hier passiert»
Ein Ausschnitt aus dem Interview mit dem schwarzen «Nein-Sager» und Ökonom Glenn Loury:
Der Vorfall in Minneapolis war aber schon aussergewöhnlich in seiner nonchalanten Brutalität?
Ich will hier nichts kleinreden: Der Fall ist schrecklich. Es ist schwierig, die Bilder anzuschauen. Da war nichts Gutes daran, schon gar nicht gute Polizeiarbeit. Aber man weiss noch nicht, was genau passiert ist. Dazu braucht es eine eingehende Untersuchung. Trotzdem haben Leute begonnen, das als Lynchjustiz zu bezeichnen – als etwas, das den Charakter der Rassenbeziehungen im heutigen Amerika spiegle. Es ist eine Art kollektiver Hysterie.
Ich bin mir bewusst, dass Millionen von Menschen entsetzt sind über systemischen Rassismus. Aber ich wiederhole: Ich warte auf den Abschluss der Untersuchung. Das gilt für alle solchen Vorfälle. Sie kommen vor, da gibt es nichts zu rütteln. Aber ich bestreite, dass diese Vorfälle stellvertretend sind für die alltägliche Erfahrung von Afroamerikanern.
Ich bin ein «Nein-Sager». Ich weigere mich, der Mehrheitsmeinung zu folgen, die zum jüngsten Aufruhr führte. Und ich bin auch überzeugt, dass es bei diesem Aufruhr um mehr geht als um das, was George Floyd widerfuhr.
Jenes Ereignis war ein Katalysator, und ich hoffe, wir können jetzt endlich über den grösseren Rahmen und die Umstände sprechen, in welchen der Vorwurf des Rassismus in den USA gemacht wird.
Und noch ein zweiter, sehr wichtiger:
Würden Sie aber zugestehen, dass es eine Korrelation gibt zwischen kulturellen Fehlanreizen und der sehr leidvollen Geschichte der Afroamerikaner?
Ich wäre töricht, wenn ich verleugnen würde, dass die Geschichte der Sklaverei und die lange Unterdrückung keinen Zusammenhang mit den aktuellen Wesenszügen der afroamerikanischen Gesellschaft haben. Wir sind alle in gewissem Mass Produkte unserer Geschichte.
Ich hoffe auch, dass ich nicht den Eindruck erwecke, ich wolle die Betroffenen anklagen in Bezug auf diese kulturellen Fragen. Ich sage nicht: Das ist eure eigene Schuld! Im Gegenteil, ich bestehe darauf, dass die gesamte Gesellschaft verantwortlich ist für die ungünstigen Verhaltensmuster in einigen schwarzen Gemeinschaften. Diese Gemeinschaften sind das Produkt der historischen Dynamik der amerikanischen Gesellschaft. Aber nochmals: Ich glaube nicht, dass das heute noch sehr relevant ist.
Wenn jemand die Geschichte des Rassismus als Schuldige verstehen will für das Versagen der modernen schwarzen Gesellschaft in den USA, dann soll er das meinetwegen tun. Ich selber aber bestehe darauf, dass wir Afroamerikaner trotz allem freie Akteure sind, die unser Leben nach unseren Vorstellungen gestalten können, und nicht nur das Produkt unserer historischen Benachteiligung. Diese war real und ist ein Hindernis, aber sie ist nicht unser Schicksal. Unser Schicksal ist nicht bestimmt von der Tatsache, dass unsere Vorfahren versklavt wurden. Unser Schicksal ist in unseren Händen. Aber das hindert mich in keiner Weise daran, anzuerkennen, dass das, was wir heute sehen, zum Teil das Produkt der Vergangenheit ist.
@Cayleigh, ich glaube, Du hast das Interview nur in Teilen gelesen !!!
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