Das sind sehr heilsame Sätze, find ich.
Mir wird jetzt - mit der zweiten therapeutischen Hausaufgabe

(nämlich zu lernen, wie ich mich selbst gut behandeln kann) - langsam bewußt, wieviel es da erstmal zu lernen gibt. Denn... um mich selbst gut zu behandeln, muß ich mir ja auch ganz genau zuzuhören anfangen. Und mich wirklich völlig frei machen auch von dem Konzept "so wies meine Mutter gemacht hat, das hat nicht gut getan, also mach ichs jetzt ganz anders als meine Mutter und dann muß es gut sein". Das ist die fatale Version eines "Befreiungsversuchs" und führte mich ins komplette Chaos.
Zum ersten Mal erleb ich jetzt, es ist NICHT der Weg zum Heil, alles genau umgekehrt wie meine Mutter zu machen... und mit erleben mein ich eben, es spielt sich nicht rein intellektuell nur im Hirn ab, sondern ich erleb es eben in der ganzen Figur. Völlig unabhängig davon, wie es in meiner Vergangenheit wer gemacht hat, etwas so zu tun, daß es mir damit gut geht.
Das Problem ist ja: dieser Prozeß (ich machs genau andersrum als meine Peiniger) läuft ja zumeist unbewußt... es geht einem dann nicht gut damit und man weiß nicht warum... deshalb kommt mir vor, ich kann von etwas erst dann wirklich unabhängig werden, wenn ich es bewußt erkannt habe.
Ist jetzt vielleicht ein bissl ungeordnet, alles, aber das fällt mir dazu im Moment so ein.
Nur so zur info: ich benutze ja für meine eigene Selbstpflege das Lebensaktivitätenmodell von Monika Krohwinkel. Das ist zwar nicht explizit ein Modell zur Selbstpflege, aber man kann es dazu genauso gut anwenden. Es ist ein Teil Pflegetheorie von ihr, die in Deutschland bei der Pflege so ziemlich flächendeckend angewendet wird. Es ist recht neu, von 1993. Es gibt natürlich auch Neuere, das ist klar.
Die gute Frau Krohwinkel stellt mir alltäglich folgende Fragen:
1. Wie kannst Du kommunizieren?
Damit meint sie, ob meine Sinne funktionieren und wie (Sehen, Hören, Riechen und Schmecken, Tasten, Tiefensensibilität und Körperwahrnehmung), wie meine Bewußtseinsquantität ist, also ob ich schläfrig oder hellwach bin oder gar komatös, wie meine Bewußtseinsqualität ist, also ob ich zu mir selber und anderen Personen, zur Situation, in der ich mich befinde, zur Zeit und zum Ort orientiert bin und wie die Eigenschaften meines Denkens und Fühlens sind im Sinne ihrer ordnungsgemäßen, aber individuellen Funktionalität.
Sprich: erreiche ich durch Kommunikation meine Ziele? Wenn ja, dann ist Frau Krohwinkel zufrieden. Ach ja, die Fähigkeit zur verbalen und nonverbalen Kommunikation und zu Schreiben gehört natürlich auch noch zur Lebensaktivität "Kommunizieren können" dazu.
Und im Rahmen der Selbstpflege für die Psyche/Seele der Zusatz von Trixi Maus: wie kommuniziere ich mit mir selber? Habe ich Möglichkeiten, zu erfahren wie es mir geht und wer ich bin aus mir selbst heraus? Oder (miß-)brauche ich den Anderen, um mich zu bestätigen bzw. um mich so zu erfahren, wie ich mich "kenne".
Kann ich also Neues aus Kommunikation gewinnen? Lerne ich noch durch sie? Oder haue ich nur stupide meine Meinungen und Erfahrungen in die Tasten? Teile ich mich noch mit? Oder ist es ein Sermon, der mich und/oder Andere quält, den ich schreibe/spreche/denke?
Als zweites fragt mich Frau Krohwinkel täglich meine liebenswerte Zerbrechlichkeit:
Wie ist Deine Fähigkeit, Dich bewegen zu können?
In der Lebensaktivität 2 "Sich bewegen können" geht es für den normalen Gebrauch in der Pflege um die Fähigkeit zu Stehen, zu Gehen, zu Sitzen und zu Liegen. Bzw. all dies in einem selbstgewählten und gesundheitsförderlichen Rhythmus selbständig zu verändern.
Für mich, in meinem Inneren, in dem ich mich mit dieser werten Dame mit dem Krähenwinkel-Namen denkend und nach Verstehen suchend auseinandersetzen muß, bedeutet das "Mich-Bewegen-Können" aber auch, daß ich selber wähle, wie ich mich bewege, wann ich mich bewege, wohin ich mich bewege und ob überhaupt etwas dazu in der Lage ist, mich in Bewegung zu bringen. Mich regt sozusagen nicht mehr alles auf, sondern nur noch ganz Bestimmtes, und das ist das, was meine Aufgabe ist. Von daher ist das schon okay, wenn ich dadurch in Bewegung gerate, und zwar ganzheitlich emotional, psychisch, geistig und körperlich. (Und ich beobachte immer häufiger, daß meine Umgebung sich mit mir mitbewegt, das ist recht angenehm.)
Sich bewegen können also. Für mich persönlich beinhaltete diese Lebensaktivität auch die Fähigkeit, jeden Tag nicht zu glauben, daß ich mich nur bis hier bewegen kann, sondern mich täglich über mich selber hinaus zu entwickeln und meinen eigenen Lebensweg unbeeinflusst von recht Vielem zu gehen, was Andere betrifft. Ich bin selbständig. Ich kann mich bewegen, sicher und frei. (that's the Ziel of this Lebensaktivitäterätätä.)
Dann kommt die gute Frau mir mit meinen vitalen Funktionen. Diese soll ich nämlich laut ihrer Professurgekrönten theoretischen Pflegearbeit "erhalten könnan". Ich soll meine vitalen Funktionen erhalten. Ja gute Frau, sie haben doch schon von Salutogenese gehört? (Vergelt's Gott, Frau Professor) Es reicht beileibe nicht, die vitalen Funktionen zu erhalten, man muß sie fördern und das täglich! In allen Bereichen, in denen sie liegen: der Herzkreislauf mit seiner Pumpe, dem Herzen und dem Gefäßsystem mit seinem Blutdruck, die gesamte Stoffwechselei rund um Ernährung und Atmung und alles, was eben die Vitalität radikal einschränkt, wenn es versiegt. Atmest Du nicht mehr, bist Du fast tot, hört das Herz auf zu schlagen und Du liegst nicht in der Kühlbox hast Du schlechte Karten. Das sind die vitalen Funktionen, so wie die Dame es meint.
Ich mein das anders, muß ich sagen. Dat reicht mir nicht, das Erhalten von die Vitalen Funktionen, ist nicht mehr aktuell. Aber was jetzt wichtiger ist: was ist die Vitalität meiner Psyche und meiner Seele und was ist die Vitalität meines Geistes? Wie kriege ich diese blöde Lebensaktivität "Vitalität" auf das spirituelle zum Beispiel angewendet? Nun, in der Entwicklungsfähigkeit. Ganz einfach. Vitalität muß sich laufend weiterentwickeln, sonst geht sie auf Dauer kaputt. Es gibt nicht den Status "gesund", Gesundheit und Krankheit sind ein Kontinuum und von daher geht's um Kreativität und Entwicklungsfähigkeit bei der eigenen Gesundheitsfürsorge und -bildung. Stichwort Salutogenese.
So. Das waren 3 von den wilden 13 Lebensaktivitäten aus einem Pflegemodell, mit dem ich mich herumschlagen muß und daß ich mir gefügig mache, indem ich es auf mich selber anwende. Das klappt wirklich ganz gut.
Die anderen AEDL heißen:
4. Sich pflegen können (was natürlich eine völlig hirnrissige Benennung ist des Komplexes, der sich in der Regel im Badezimmer vollzieht. Das ist "sich waschen können". Und Pflege findet im Rahmen von viel, viel mehr Lebensaktivitäten statt als dem Waschen, eben in dem Inhalt aller 13 "AEDL", was "Aktivitäten und Existentielle Erfahrungen des Lebens bedeutet.
So mach ich das. Ich schreibe das nur auf, weil ich das so mache, nicht weil das jemand Anderes auch so machen soll. Aber die Anregung ist die, sich mit Modellen zur Selbstpflege zu beschäftigen. Auch ein Blick in die gute alte Bedürfnispyramide von Maslow kann nicht schaden. Aber möglichst in eine aktuelle Version, hiermit könnte ich dienen. Dann kann man nochmal überprüfen, ob man eigentlich alle klassischen Bedürfnisse sich selber erfüllen kann, und ggf. den "Begriff" entdecken, an dem es hapern könnte. Mir ist das mit dem Ding schon mal gelungen.
Die anderen AEDL lauten
5. Essen und Trinken können (womit der praktische Vorgang gemeint ist und nicht die Auswahl der Nahrung und Getränke. Diese werden als für die Vitalität wichtige Bestandteile im Rahmen des Stoffwechsels mitbetrachtet, also: kann ich schon essen, was ich vertrage? Oder stopfe ich noch alles Mögliche in allen Mengen in mich hinein, wie ich es von zuhause her kenne?! (Wobei das natürlich auch wiederum die Rettung bei manchen Erkrankungen sei kann, daß man sich von Mama bekochen läßt mit den alten Rezepten...)
6. Ausscheiden können
Ist natürlich die AEDL rund um Pipi und AA. Ausscheidung bedeutet für mich selber aber in der eigenen Anwendung auch die Reinigung von Verdorbenem oder Ausgelutschtem im Rahmen meiner Psychohygiene. Klar drehe ich mich wie alle anderen Menschen auch um mich selber. Aber ich stelle wenigstens seit Langem- eigentlich immer schon - fest, worin ich weitergekommen bin. Und wenn es Zeit ist, etwas los zu lassen, dann probiere ich das Loslassen geduldig solange, bis es immer wieder ein Stückchen mehr klappt. Und dann ist's fort, was mich belastete, und kehrt wieder in der Erinnerung mit einem neutralen Gefühl. Und später dann kommt ein Lächeln dazu, wenn es nicht gar zu arg war, was man erlebte. Ich bin nicht ein Freund der Idee, daß man alles verarbeiten könne, weil ich zuviele Frauen kennengelernt habe, die vergewaltigt wurden. Es gibt Dinge, die sind kein Lächeln wert, aber auch irgendwann keine Träne mehr.
7. Sich kleiden können
Die lasse ich immer so, diese AEDL, damit ist meine Kleidung gemeint. Ich muß ja waschen, bügeln und so weiter, daher beschäftigt mich diese AEDL "irdisch".
Spirituell jedoch kommt diese AEDL schon in Betracht, wenn ich mich mal schnell in eine weisse Säule hülle, wenn keiner in der Nähe ist. ;-)
8. Ruhen und Schlafen können
Diese AEDL meint natürlich den Schlaf-Wach-Rhythmus, der eine der Grundlagen eines gesunden Biorhythmus' ist. Schläft man regelmässig und ruht zwischen durch am Tag mehrmals aus (macht wirklich Pause...), dann hat man hier keine Probleme.
Aber wenn einen schon die Gedanken quälen oder die Gefühle, wenn man nachts so darliegt... und nicht schlafen kann....
... und wenn man tagsüber gar nicht zur Ruhe kommen kann und abschalten, dann ist Essig mit dieser AEDL. Dann wirst Du gepflegt, ob Du willst oder nicht mußt Du dich dann mit mir unterhalten, ob und warum die wieso Du nicht schläfst und was stattdessen geschieht. So als Pflegekraft, ne. Weil: da gibt's Trix.

z.B. der Waffenschrank.... mit den Spirituosen.
9. Sich beschäftigen, lernen und entwickeln können.
Kann man ja mal überlegen oder beobachten, wie das bei einem ist mit dem beschäftigen, lernen und entwickeln. Ob man da selbständig ist. Ich wüßt's von mir selbst nicht wirklich zu sagen. Ich beschäftige mich halt, und ich entwickele mich und lerne. Aber ob ich das gut oder schlecht mache, dat wees ick letztlich nich. Mit wem will man sich da auch wozu vergleichen, gell?
10. Soziale Bereiche des Lebens sichern und gestalten können.
Auch total interessant, mal die eigene Fähigkeit zur Gestaltung und Sicherung der sozialen Bereiche des Lebens zu beurteilen. Inwieweit ist man Opfer seiner sozialen Umwelt und inwieweit ist man in der Lage, sie selbständig nach den eigenen Wünschen zu gestalten?
Wie wir hier im Thread mal wieder lernen, gibt es da mehrere Ebenen, auf denen man aktiv sein kann.
11. Sich als Mann oder Frau fühlen und verhalten können
Tja, viel Spaß beim Erforschen dieser Lebensaktivität.
12. Für eine sichere und förderliche Umgebung sorgen können.
Auch interessant, dieser ganze Sicherheitsaspekt und die Frage, inwieweit eine Überbetonung einen von eigenen Wegen abgehalten hat. Inwieweit war das förderlich, daß man "den sicheren Weg" gewählt hat?
Und letztlich "the star":
13. Mit den existentiellen Erfahrungen des Lebens umgehen können.
Was unter Anderem "Eltern und andere Lebensgefahren" bedeutet. Aber eben auch die Erfahrung der eigenen Existenz, des Seins. Und den Konflikt, der sich daraus scheinbar ergibt.
Jou. So mach ich das.
Also: informiere Dich doch mal über Selbstpflegemodelle. So kann man systematisch vorgehen, um sich selbst zu beobachten in den eigenen Eigenschaften und ggf. "Maßnahmen" ergreifen.
Viel Glück!