Eltern - und andere Lebensgefahren

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Mein Vater hat mich ja "nur" auf mein Zimmer geschickt mit der Bemerkung, ich solle darüber nachdenken und erst wieder kommen, wenn ich mich entschuldigen will.
Da sass ich nun, allein und grübelte, weshalb ich mich entschuldigen sollte. Das Problem war, mir fiel überhaupt nichts ein. Naja, dass ich es dennoch irgendwann tat, ist logisch (für mich), einfach eben, um nicht länger eingesperrt zu sein. Wie sehr ich mich selbst damit einsperrte, war mir als Kind doch nicht klar.
Ja, das kenn ich. Ohja. Irgendwas findet man dann schon, was man falsch gemacht haben könnte, gell? Das verdoppelt die Grausamkeit, daß man sich selbst zerfleischen muß, um noch irgendwas zu finden, was man falsch gemacht haben könnte. - Oh und falls irgendwer beim Mitlesen jetzt denkt, oh Gott, das kenn ich doch - das macht doch mein Partner genauso mit mir - ja dann ist die Mitlesende am springenden Punkt :)

Meine Mutter brüstete sich noch mit ihren Erziehungsmethoden. Sie hatte dafür Worte wie "dieses Kind braucht man überhaupt nicht schlagen, die *hört* auch so... fängt ja sofort an zu heulen (Lachen ihrerseits)". Das klang in meinen Ohren wie ein Lob...

*drück* - der Wahnsinn hatte Methode, gell. Daß man schlimmsten Hohn auch noch als Lob erlebt hat - allen Ernstes, ich weiß, mir gings genauso - das hat gewährleistet, die Wahrnehmung so richtig zu verdrehen, und zwar für so richtig lange Zeit.


Ich will jetzt übrigens als nächstes herausfinden, was in mir mich dazu veranlaßt hat, 49 Jahre und 7 Monate zu brauchen, bis ich endlich die Kerkermauern in die Luft zu sprengen begonnen habe... damit ich nicht versehentlich wieder neue Kerkerverliese zu bauen anfange ;)
 
*Fingerheb* Ich sag ja auch schon nix mehr. :D

(und geniesse es...:))

*joohl* :D - den Typen hatte ich aber in 3D vor mir, weißte, direkt vor der Nase. Und bis vor wenigen Tagen wäre mir überhaupt nicht zu Bewußtsein gekommen, daß er mit dem, was er da tut, massiv eine Grenze verletzt. Ich wär mir noch zickig vorgekommen - anstatt zu empfinden, da gehört ein Punkt gemacht. Jö hat der blöd geschaut. *gagger*
 
Irgendwas findet man dann schon, was man falsch gemacht haben könnte, gell?

Nein, das erlebte ich nicht so. Ich blieb stur innerlich und fühlte mich aufgrund dessen allerdings einsam.
Irgendwann zog ich es deshalb in Erwägung lieber zu sterben und bekam mit 11 Jahren Krebs... doch ich stand innerlich wieder auf und *gönnte* diesen Triumpf niemandem.
Nun erst recht, und irgend etwas in mir fing damals an zu kämpfen...
Sayalla :)
 
*drück* - der Wahnsinn hatte Methode, gell. Daß man schlimmsten Hohn auch noch als Lob erlebt hat - allen Ernstes, ich weiß, mir gings genauso - das hat gewährleistet, die Wahrnehmung so richtig zu verdrehen, und zwar für so richtig lange Zeit.

Ja, damit haben *sie* mich dann doch klein bekommen... und das ohne dass ich es merkte. Ich war ihnen noch nicht gewachsen, verstand noch zu wenig... und wurde dann nochmal und nochmal und nochmal krank.
Heute bin ich übrigens (fast??? - schauen wir mal) gesund *freuuuuuuuuu.
:)
 
Nein, das erlebte ich nicht so. Ich blieb stur innerlich und fühlte mich aufgrund dessen allerdings einsam.
Irgendwann zog ich es deshalb in Erwägung lieber zu sterben und bekam mit 11 Jahren Krebs... doch ich stand innerlich wieder auf und *gönnte* diesen Triumpf niemandem.
Nun erst recht, und irgend etwas in mir fing damals an zu kämpfen...
Sayalla :)

das kenne ich auch sehr gut - das gefühl der einsamkeit, wenn man innerlich stur bleibt - kämpft und versucht sich unrecht nicht mehr antun zu lassen.
nach meiner erfahrung wird ein solcher mensch aber immer einsamer, wenn er das unrecht all über all immer besser erkennen lernt und sich eben nicht mehr abfindet damit.

einer der höhepunkte der erziehungsmethoden meiner mutter war mich zwingen zu wollen mit gefalteten händen vor ihr nieder zu knieen und sie um verzeihung zu bitten. mein vergehen bestand in der weigerung das gericht zu essen, das sie drei mal pro woche gekocht hat, weil sie wusste, dass ich es nicht mag. ich sollte dazu erzogen werden alles zu essen. an diesem tag hatte ich mich zwar wie immer gezwungen das zeug hinunterzuwürgen aber es postwendend wieder erbrochen.

ein teil in mir hat verzweifelt um sein überleben gekämpft, dagegen angekämpft sich unrecht unterzuordnen - der andere teil wollte nur noch den erlösenden tod. ich wollte mich aus dem fenster stürzen. in meinen träumen habe ich es getan, bin aber immer wie eine feder hinunter geschwebt. mein überlebenswille wurde so stark, dass ich das fenster bei nacht geschlossen habe aus angst ich könnte nachtwandeln...

ich habe mich all dem durch flucht entzogen sobald es möglich war.
einen anderen weg gab es damals nicht.
heute weiß ich, dass flucht nichts hilft.
der fluchthelfer hat mich nicht nur nicht darin unterstützt meine distanzierung von meiner mutter aufrecht zu erhalten - im gegenteil. er gehört zu den vertretern der auffassung, dass man einer mutter dankbar zu sein hat, unabhängig davon wie sie ist....

ich bin sehr froh, dass sich immer mehr menschen melden, die sich von dieser absurden auffassung trennen.
 
ich habe mich all dem durch flucht entzogen sobald es möglich war.
einen anderen weg gab es damals nicht.
heute weiß ich, dass flucht nichts hilft.
der fluchthelfer hat mich nicht nur nicht darin unterstützt meine distanzierung von meiner mutter aufrecht zu erhalten - im gegenteil. er gehört zu den vertretern der auffassung, dass man einer mutter dankbar zu sein hat, unabhängig davon wie sie ist....

Sehr irritierend. WO bist du zu finden?
Bist du die Flüchtende, die Fluchthelferin, die Stehen Bleibende, die Dankbare...?
Sayalla :)
 
Sehr irritierend. WO bist du zu finden?
Bist du die Flüchtende, die Fluchthelferin, die Stehen Bleibende, die Dankbare...?
Sayalla :)

die flüchtende war ich. der vermeintliche fluchthelfer mein mann.
ich hatte übersehen, dass er dem gleichen irrtum unterliegt wie meine mutter - und wie leider auch der großteil der gesellschaft -
dem irrtum, dass man in jedem fall dem menschen dankbar zu sein hat, der einem das leben geschenkt hat.
der irrtum besteht darin, dass ein geschenk eben ein geschenk ist, ohne verpflichtung zur gegenleistung.
echte dankbarkeit gibt es nur dort wo sie auf freiwilligkeit beruht und nicht erzwungen werden soll.
weil ich das alles so nicht verstehen konnte - unter dem druck der auffassung, dass kind schuld ist, wenn es sich von seiner mutter distanziert - habe ich sie wieder in mein leben gelassen.
ich habe mich 20 jahre lang zu einer heuchelei gezwungen, die mich depressiv und krank werden hat lassen bis mein sohn krank geworden ist.
damit war ich gezwungen die augen aufzumachen und mich auch von meinem mann zu distanzieren - von jedem zu distanzieren, der mir schuld zuweisen will -
ungeachtet der einsamkeit.

es zeigt sich ja in so manchen beiträgen hier, dass menschen die eine weniger belastete kindheit und jugend hatten, dieses glück offensichtlich als eigenen verdienst ansehen, ohne das unrecht erkennen zu können, das sie damit begehen.....
 
Ich konnte mir erst einmal was anhören über das finstere Kellerloch. Und dann standen zwei Situationen aus meiner Kindheit vor mir. Wo mein Vater mich wegen NICHTS und dann nocheinmal NICHTS verprügelt hatte. (In beiden Fällen Handlanger meiner Mutter, die ihn zu Hilfe gerufen hatte, weil ich so "frech" und "schlimm" gewesen war. MHM. Die Schlimmheit in dem einen Fall bestand darin, daß mir ein Glasl Saft ausgerutscht und zu Bruch gegangen war.)

Und ich war noch STOLZ auf meinen tollen Vater gewesen. Jahrelang. Wie toll er war, ich hätte sowas (ja WAS denn eigentlich ich hatte ja NICHTS verbrochen) nie wieder gemacht.

Liebe Kinny!

Ich versteh da jetzt was nicht, da müsstest Du mir auf die Sprünge helfen. Ich verstehe das, dass man aus Angst vor Bestrafung und Prügel oder so ein Verhalten vermeidet, das ist ja der gewünschte Effekt von dem, der prügelt.:rolleyes:

Ich verstehe jedoch nicht, warum Du in diesem Moment stolz auf Deinen Vater warst, da komm ich nicht mit.

Ich hab ihn z.B. in diesen Momenten verachtet, darum kann ich mich in diese Schiene nicht reinfühlen, welche Gedankengänge da das Gefühl von Stolz (auf ihn) auslösen könnten.

Liebe Grüße
Suena
 
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die flüchtende war ich. der vermeintliche fluchthelfer mein mann.
ich hatte übersehen, dass er dem gleichen irrtum unterliegt wie meine mutter - und wie leider auch der großteil der gesellschaft -
dem irrtum, dass man in jedem fall dem menschen dankbar zu sein hat, der einem das leben geschenkt hat.
der irrtum besteht darin, dass ein geschenk eben ein geschenk ist, ohne verpflichtung zur gegenleistung.
echte dankbarkeit gibt es nur dort wo sie auf freiwilligkeit beruht und nicht erzwungen werden soll.
weil ich das alles so nicht verstehen konnte - unter dem druck der auffassung, dass kind schuld ist, wenn es sich von seiner mutter distanziert - habe ich sie wieder in mein leben gelassen.
ich habe mich 20 jahre lang zu einer heuchelei gezwungen, die mich depressiv und krank werden hat lassen bis mein sohn krank geworden ist.
damit war ich gezwungen die augen aufzumachen und mich auch von meinem mann zu distanzieren - von jedem zu distanzieren, der mir schuld zuweisen will -
ungeachtet der einsamkeit.

es zeigt sich ja in so manchen beiträgen hier, dass menschen die eine weniger belastete kindheit und jugend hatten, dieses glück offensichtlich als eigenen verdienst ansehen, ohne das unrecht erkennen zu können, das sie damit begehen.....

Ja, nun kann ich das nachvollziehen. Danke für deine Offenheit.:kiss4:

Mit dem Unrecht, das ist so eine Sache, wo ich auch "dran zu knappsen" habe.
Es umfasst doch weite Teile unserer Gesellschaft. Meiner Ansicht nach hat es etwas mit Opfer / Täter- Gebaren zu tun.... vielleicht ist es ein Trost für dich, dass, wenn man etwas gebärt, ja auch etwas in Wandlung begriffen ist. Neues entsteht.
Sayalla :)
 
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