Joey
Sehr aktives Mitglied
Sieh mal... ich weiß wie ich denke und handle. Und ich denke und handle und kommuniziere sehr selten auf der Basis von Pauschalisierungen. Das bedeutet definitiv nicht, dass ich in konkreten Fällen zu neutral oder zu unneutral oder ungerecht handle. Ich versuche angemessen zu handeln und dazu gehört, sich von Oberflächlichkeiten und vorschnellen Schlüssen abzuhalten. Das ist auch eine Frage der Effektivität.
Doch. Du handelst extrem viel auf der Basis von Pauschalisierungen. Du bist es doch, der hier dauernd auf großen Unterschieden rumreitet, die aber irrelevant klein sind, wenn sich die Vertzeilungsfunktionen deutlich überlappenj. Du bist es, der hier die Statistik/Mathematik dahinter nicht versteht. Das hatten wir schon bei den Läufern und der Hautfarbe und ebenfalls bei den Diskussionen Frau vs. Mann. Wie auch die Zahlen, auf denen Du dann rumreitest, zu verstehen sind, habe ich auch schon genau beschrieben - mathematisch korrekt.
D.h. die Unterschiede, die Du siehst, und nach denen Du handelst, sind Pauschalisierungen. Da sind Unterschiede da - bestreitet niemand, und sie können auch gerne untersucht werden. Es wäre aber beispielsweise falsch deswegen hellhäutige Läufer automatisch wegen ihrer Hautfarbe abzuqualifizieren. Alles, was da zählt, ist die Zeit, in der 100m zurück gelegt werden. Da mag einem dann auffallen: "Oh, da sin ziemlich viele dunkelhäutige bei. Lass uns mal schauen, woran das liegen mag." Aber alle haben die gleichen Chancen.
Rassismus ist es, wenn man aufgrund solcher (irrelevanten) Unterschiede Vorurteile schürt und Urteile fällt. Und das geschieht oftmals sehr subtil.
Frauen-Unterdrückung ist es, wenn man aufgrund des Geschlechts und eines Geschlechtsklischees - z.B.: "Frauen können kein Mathe"; und das Vorurteil herrscht immernoch in vielen Köpfen - Jobs mit Männern besetzt, auch, wenn sich viele qualifizierte Frauen drauf beworben haben. Und auch sowas geschieht oft subtil.
Was Du als Rassismus deklarierst, ist für mich "Rücksicht" und sehr weit von einem Rassismus entfernt. Wenn ich zu einem Ausländer langsam spreche, ist das Rücksicht. Und ich war jedem Italiener beispielsweise dankbar, wenn er das mit mir tat, als ich in Italien weilte.
Ich habe schonmal von einem Kollegen von mir erzählt, der dunkelhäutig war, und zu dem ich reflexartig Englisch gesprochen habe, obwohl er fließend Deutsch sprach (neben 7 weiteren Sprachen), was ich auch wusste. Das war keine Rücksicht von mir, sondern der reflexartige Vorurteil - wider besseren Wissens - dass Ausländer nicht gut Deutsch sprechen. Es ist natürlich rücksichtsvoll mit jemandem langsam zu sprechen, der die entsprechende Sprache nicht gut beherscht. Aber woran macht man das fest? Normal ist es, wenn man anhand der Reaktion des gegenübers merkt, dass er/sie nicht mitkommt. Unnormal ist der Trugschluss "Ausländer => schlechte Deutschkenntnisse". In meinem Fall lief das noch halbwegs undramatisch, weil der Kollege dadurch keine Nachteile erfuhr (hoffentlich). Aber nehmen wir an, da ist ein Personalchef, der Menschen mit guten Deutsch-Kenntnissen anstellen soll. Wenn der den Vorurteilen nachgibt, denen ich reflexartig auch nachgegeben habe (bis der Kollege mich mal drauf angesprochen hat), hätte mein Sprach-Genie-Kollege weniger Chancen auf den Job, obwohl er qualifiziert wäre.