Hallo Simi,
Simi schrieb:
Nee, eben nicht. Liebe ist kein Gefühl, sondern ein Seins-Zustand. Und darum ist Liebe auch nicht etwas, was einem von einer anderen Person entgegengebracht werden kann.
Vielleicht meinen wir verschiedene Dinge? Ich verstehe Dich im Sinne der neptunischen All-Liebe. Ich meine die romantische Liebe zwischen zwei Menschen, aber nicht ohne den Blick auf das alltägliche Miteinander, auf die praktische Umsetzbarkeit der schönen Theorien. Auch nicht losgelöst von einer anderen Person, denn es sind ja nunmal zwei Menschen, die sich zusammentun.
Diese Liebe ist für mich ein Gefühl, das ich einem anderen entgegenbringe...bisweilen auch ein Seins-Zustand, wenn ganz davon durchdrungen, der aber von einem anderen entzündet wird. Brennt die Flamme aber einmal, kann es ein Seins-Zustand werden, ja..ein ziemlich abstrahlender...ist es das, was Du meinst? Romantische Liebe (oder welche auch immer) induziert All-Liebe, und eigentlich braucht man den anderen dann gar nicht mehr? Denke jetzt einfach mal laut nach...
Simi schrieb:
Was du in Wirklichkeit versuchst, ist, keine Erwartungen an einen anderen Mensch zu stellen, in der Hoffnung, dass er dich dann liebt, eben weil du es nicht erwartet hast. Jaja, das kenne ich, das hab' ich auch versucht.

Das kann nicht klappen. Weil immer noch die Erwartung da ist, Liebe von einem anderen Menschen zu kriegen. Man will sie sich verdienen, indem man Erwartungslosigkeit vortäuscht. Damit täuscht man aber nur sich selber.
Nein, Simi, das ist es ja! Ich erlebe es eben so, ich würde nichts schreiben, was ich nicht für mich verifiziert habe. Ich habe früher all die schlauen Bücher gelesen, Loslassen, keine Hoffnungen haben, keine Erwartungen und Ansprüche stellen etc. Und dachte nur, ist ja alles wunderschön, aber ohne Konsum illegaler Substanzen nicht machbar

Und jetzt fügt es sich von selbst so, ohne Bemühung. Das war nicht auf Anhieb so, sondern stellte sich mehr und mehr ein.
Im Ernst, wenn Du mich jetzt fragen würdest, was ich von meinem Partner erwarte oder mir erhoffe, ich könnte es Dir nicht beantworten. D.h., doch, die naheliegendste Antwort, die in mir aufsteigt, würde lauten: nichts. Auch wenn mir mein Verstand sagt, das kann doch irgendwie nicht sein. Dieser Zustand ist für mich völlig neu. Hat fast etwas buddhistisches. Im Grunde ist es ein bindungs-loser Zustand, so paradox sich das anhört.
Und jetzt sitze ich hier und überlege, warum das so ist. Eine mögliche Antwort wäre, weil er alle potentiellen Erwartungen übererfüllt. Dann gucke ich hin und sehe, nein, eigentlich nicht, man könnte hier und da was verbessern. Nur: ich will zum ersten Mal überhaupt nichts verbessern. Ich empfinde es als genauso passend und stimmig, wie alles ist. Ich lasse einfach geschehen. Und was, wenn dann nichts geschehen würde. Ist es dann vielleicht nicht der passende Partner? Vielleicht sind Erwartungen in einer Beziehung gar nicht falsch, sondern auch einfach nur einen ernstzunehmenden Mangel an, Mangel im Sinne von, das passt nicht zusammen, oder Mangel in der inneren Einheit? Ich hab keine Ahnung...
Ob das so ist, weil er für mich einfach richtig ist, oder ob ich gelernt habe, bei mir zu bleiben - das weiß ich auf Anhieb nicht. Müßte ich mal genauer hingucken. Vielleicht ist es, weil er mich heil und ganz macht, irgendwie, nicht durch etwas, was er sagt oder tut, sondern weil es ihn in meinem Leben gibt. Obwohl ich vorher nicht "kaputt" war. Und vielleicht kann man es sich dann erlauben, ganz bei sich bleiben? Weil die Bedrohung weg ist, nämlich die Verletzbarkeit der persönlichen Integrität, wenn der andere nicht so will wie ich?
Was ich unter "Erwartungen" verstehe: die Hoffnung, mein Partner möge meine Bedürfnisse erfüllen und sich nach meinen Regeln richten, oder meinen Idealbildern entsprechen. Der Witz ist, läßt man diesen Wust einmal wahrhaft los, wahrhaft im Sinne einer fehlenden Hoffnung, dass der Partner einen dann deswegen liebt, sondern aus dem Grund, dass man nichts annehmen möchte, was der andere nur wegen meiner Erwartung tut - dann entsteht ein großer Raum, der wahres Empfangen erst möglich macht.
Ich meine damit natürlich nicht, sich schlecht behandeln zu lassen und gleichmütig drüber weg zu lächeln. Das gilt aber wiederum für jeden Menschen in meiner Umgebung, je nach persönlichem Standard, und ist keine beziehungsspezifische Erwartung.
Es fühlt sich zumindest sehr gut an, dieses Maß an Gelassenheit einmal zu erleben. Keine Ahnung, ob sich sowas über einen langen Zeitraum erhalten läßt. Vielleicht spätestens dann nicht mehr, wenn Neptun von meinem Merkur wieder runtergestiegen is
Simi schrieb:
Selbstliebe, hehe, was ein überstrapaziertes Wort. Es bedeutet, wie Gabriella zB sagte, kein Pluto im 5. Haus Drama mehr aufzuführen. Weil einem das nicht gut tut. Es bedeutet, gar nix mehr zu tun, was einem nicht gut tut, egal, was andere Menschen davon halten könnten. Und das ist nicht unspektakulär oder bescheiden, im Gegenteil, das ist revolutionär und man hat gegen die Angst anzugehen, es könnte egoistisch sein. So ungewohnt ist es, sich selbst etwas Gutes und Richtiges zu tun.
Ja, das klingt herrlich. Mit unspektakulär meinte ich, ich hab jetzt keine Lust mich zu daten, mir nen Rosengarten zu pflanzen und ein Hochzeitskleid zu kaufen - das hatte ich mir irgendwie aufregender vorgestellt
Liebe Grüße