Selbstgeißelung
-- in sammelnder Vorbereitung --
In verschiedenen Kulten sind auf den Außenstehenden befremdlich wirkende Rituale feststellbar, bei denen sich der Gläubige selbst körperliche Qual zufügt, sei es durch freiwiligen Entzug von Nahrung, Licht oder Liebe (Askese) oder durch selbst beigebrachte Verbrennungen, Stich- und Schnittwunden oder Schläge.
Schon im frühem Christentum war die Ansicht verbreitet, zur Erlangung der ewigen Seeligkeit sei es dienlich, sich selbst Entbehrungen und körperliche Pein aufzuerlegen. Mancher zog darum in die Wüste und erduldete Einsamkeit und Hunger, andere ließen sich einmauern oder bestiegen als Stylit eine Säule. Später wurde die Selbstgeißelung mit der Rute gängigste Übung, denn auch Christus erlitt vor seiner Kreuzigung die Marter der Geißelung (MATTHÄUS 27,30, MARKUS; JOHANNES 19,1).
O. v. CORVIN zitiert dazu die Statuten mehrer Mönchskloster: Wenn die Mönche (...) die geißelung an sich selbst ausüben, so sollen sie sich an Christum, ihren liebenswürdigsten Herrn, erinnern, wie er an die Säule gebunden und gegeißelt ward, und sollen sich bemühen, wenigstens einige geringe von den unaussprechlichen Schmerzen und Leiden selbst zu erfahren, welche er erdulden mußte (Die Geißler, 69).
Neben dem Vorbild Christi galt die selbstauferlegte und vollzogene Strafe auch als tätige Reue für begangene Sünden und sollten den Zorn Gottes versöhnen und außerdem galt die Selbstgeißelung als sicheres Mittel gegen die Geilheit (ebd., 70).
Dagegen wird angeführt, die allerfrühesten Christen hätten von der Selbstgeißelung nichts gewußt und einer der Kirchenlehrer, der hl. Hieronymus, hätte einem Sünder allerlei Buße auferlegt, darunter aber nicht die Selbstgeißelung (ebd., 85). Dennoch wurden diese von den Mönchen Disziplinen genannten Prügel immer beliebter.
CORVIN führt eine ganze Reihe herausragend durch eigene Hand büßende Gestalten der Kirchengeschichte an. Ein Heiliger namens Petrus, der am Schwarzen Meer in der Einsiedelei lebte und dessen Lebensbeschreibung um das Jahr 400 aufgeschrieben wurde, drohte einmal von einer schönen Jungfer verführt zu werden und ließ sich durch deren Mutter geißeln (Die Geißler, 70). Aus der Zeit Karl Martells (um 737) wird vom hl. Pardulph berichtet, der sich zur Fastenzeit von seinen Schülern prügeln ließ (ebd., 70f.), etwas jünger sind der Abt Gualbertus (um 900) und sein Zeitgenosse Romulad, der nicht nur gegen sich, sondern auch gegen Mitbrüder und sogar den eigenen Vater streng die Rute führte (ebd., 71), andere sind Guido, Rudolphus (ebd., 74), Dominikus der Gepanzerte, der wütendste aller Geißler (ebd, 74), Brigitte von Schweden (ebd, 90) und ihre Tochter Katharina (ebd., 91), der heilige Andreas, Bischof von Fiesola, der Abt Poppo, Anthelm, König Ludwig der Heilige (ebd., 87) uva.