Du stellst sehr interessante Fragen. Was meinst du, woher kommen die sexuellen Gedanken, die einem immer wieder durch den Kopf gehen? Ich glaube, ihr Frauen habt keine Vorstellung davon, wie sehr die Männer von diesen sexuellen Wünschen bedrängt werden.
Da hast du Recht, opti- Frauen haben keine Vorstellung davon, wie sehr Männer von diesen sexuellen Wünschen bedrängt werden. Männer allerdings haben keine Vorstellung davon, wie sehr sich Frauen bedrängt fühlen, ihren Mann/Freund/Partner zufriedenzustellen:
Sex dient der Gesundheit.
Vor allem beim Mann muss in regelmäßigen Abständen "entleert" werden.
Tja, aber hauptsächlich, damit er nicht grantelt, gggggg.......gibt es was schöneres als einen zufriedenen Mann?
Wenn das den Mann denn zufriedenstellen würde, wäre es ja gut- dem ist aber nicht so. Je mehr Sex er kriegt, desto mehr will er davon. Eine Frau weiss genau: entweder sie gibt ihm, was er will oder er wird stinkig. Oder er sucht sich ne andere, die ihm gibt, was er will.
Mit Liebe hat das nichts zu tun, nur mit gegenseitiger Abhängigkeit. Wer beginnt, dieses Spielchen zu durchschauen, verliert zunehmend die Lust daran.
opti schrieb:
Sie entstehen natürlich in erster Linie durch unsere Hormone. Wenn man häufig Sex hat, dann verändert sich die Hormonzusammensetzung und erzeugt geradezu eine Gier nach Sex. Lebt man dagegen enthaltsam, dann klingt diese Gier allmählich wieder ab, bis sie eines Tages vollkommen verschwindet. Auch unsere Ernährung spielt dabei eine wichtige Rolle, denn das Essen von Fleisch, Geflügel, Fisch, Kaffee und Schwarzem Tee fördert das sinnliche Begehren. Du täuscht dich allerdings, wenn du meinst, dieses Begehren kommt von außen. Wie soll das denn geschehen? Es entsteht natürlich in dir selber.
Als Frau kann ich nicht beurteilen, ob Ernährung beim sexuellen Trieb des Mannes eine Rolle spielt- der Trieb der Frau nach Zweisamkeit mit einem zufriedengestellten Mann hängt jedenfalls nicht von ihrer Ernährung ab, sondern von ihren Erkenntnissen zum Thema- also von ihrem Entwicklungsstand.
opti schrieb:
Ich denke, es sollte nicht darum gehen, alles so anzunehmen wie es kommt.
Das denke ich auch nicht. Versteh' mich nicht falsch, opti- ich hatte Sex, viel Sex sogar. Aber irgendwann kommt der Punkt im Leben, da muss man Bilanz ziehen. Was hatte es mir gebracht, den Mann an meiner Seite sexuell zufrieden stellen zu wollen? Nix! Meine Partnerschaften wurden dadurch nicht besser- ich fühlte mich nur ausgenutzt und kein bisschen geliebt. Wenn der Kerl mich wirklich geliebt hätte- egal welcher, sie unterschieden sich in dem Punkt nicht voneinander- dann hätte er mich nicht ständig sexuell belauert. Ich musste mich also meinen eigenen Trieb stellen, dem weiblichen Trieb- dem nach fester Zweisamkeit in Liebe. Und glaub' es mir: den aufzugeben ist genauso schwer.
opti schrieb:
Wenn es so wäre, dann könnte der Raucher und der Alkoholiker damit ebenfalls seine Sucht rechtfertigen und der sexuell Abhängige seine permanente sexuelle Befriedigung. Aber ich denke, du bist auf dem richtigen Weg, denn ich habe das Gefühl, du hast dir über diese Dinge so manche Gedanken gemacht. Ich meine, man sollte das, was in einem vorgeht, zunächst einmal beobachten. Dann sollte man sich die Frage nach den Ursachen für diese Empfindungen stellen. Warum tauchen selbst beim Beten erotische Empfindungen auf?
Genau meine Rede. Man muss lernen, sich selbst im Innern zu beobachten. Warum dachte ich selbst beim Beten an feste Zweisamkeit mit einem Mann, an Liebe also? Ich habe sogar meistens genau darum gebetet, lach. Das ist für eine Frau sowas von normal, das stellt sie nie in Frage- sowenig wie ein Mann den sexuellen Trieb in Frage stellt. Es erscheint einem völlig natürlich, so zu denken. Die Frau denkt an Liebe zu einem Mann, der Mann denkt an Sex- dazu braucht er die Frau. Aber keiner ist bereit, es in Frage zu stellen.
Solange keiner der beiden es in Frage stellt, erleben sie hin und wieder tatsächlich Momente des Glücks- die Frau ist frisch verliebt, sie hat gerne Sex mit ihrem Partner, er begehrt sie und sie hält sein Begehren für Liebe- ihr Trieb scheint erfüllt. Der Mann denkt, sie wäre wirklich geil auf ihn, das ist sie auch tatsächlich, weil sie verliebt ist- sein Trieb scheint erfüllt. Aber wie lange dauert Verliebtsein? Bei einem ONS nur Stunden, lach.
opti schrieb:
Bei mir tauchen sie nicht auf. Weder beim Beten, noch bei anderen Gelegenheiten. Das liegt einfach daran, dass bei jedem Mensch, der enthaltsam lebt, irgendwann jedes Interesse an der Sexualität verschwindet. Ich persönlich empfinde dies als eine große Befreiung.
Na, ob ich dir das glauben soll? Bei mir war es so, dass ich vor 13 Jahren besagte Bilanz gezogen habe- es bringt mir nix, einen Mann sexuell zufrieden stellen zu wollen. Es ist meinerseits keine Liebe, das zu versuchen, und es ist seinerseits keine Liebe, dies von mir zu erwarten- ich musste dazu allerdings meinem Wunsch nach Liebe zu einem Mann aufgeben. Das war ein harter Kampf mit mir selbst, das Universum stellte mir dazu eigens einen Mann zur Seite, der als meine letzte Versuchung fungierte. Natürlich bin ich der Versuchung erlegen.
Aber es war meine letzte. Seit 10 Jahren lebe ich ohne Sex- vor allem aber ohne den Wunsch nach Liebe zu einem Mann oder überhaupt zu irgendeiner Person. Paradoxerweiser ist aber vor 9 Jahren mein Freund und Wegbegleiter in mein Leben getreten- ein Schwuler, lach. Das musste so sein, weil er zum Zeitpunkt unseres Zusammentreffens noch ein sehr unbewusster Mensch war- er hatte bis dahin weder Sex gehabt, noch hatte er sich geoutet. Und genau das widerspricht deiner Theorie, opti. Mein Freund wurde sehr schnell ein bewusster Mensch, er erkannte sich selbst, er erkannte aber auch, dass er seinem sexuellen Trieb nachgeben muss, um zu erfahren, was Sex wirklich ist. Es reicht nicht aus, theoretisch davon zu hören, dass Sex nur Anhängigkeiten schafft und nichts mit Liebe zu tun hat, sondern reine Gier ist- man muss es erleben. Darum bin ich kein Freund von Enthaltsamkeit in dem Sinn, dass sich jemand was abklemmt.
Mein Freund outete sich also und hatte Sex mit einem Mann, seinem Freund. Er ist recht schnell dahintergekommen, was Sex wirklich ist- er hat also wie ich zuvor auch Bilanz gezogen und die wahre Liebe jenseits aller Triebe entdeckt: die Liebe, die sich selbst zutiefst versteht. Jetzt hat er keinen Sex mehr, aber nicht, weil er zuvor enthaltsam gelebt hätte, verstehst du, opti? Er lebt ohne Sex, weil er nun weiss, was Sex ist.
opti schrieb:
Wieso meinst du Askese sei Selbstquälerei? Ich empfinde die Keuschheit als etwas sehr Schönes. Und wieso sagst du, der Asket sei am stärksten unreinen Gedanken und Bildern ausgesetzt? Dies stimmt einfach nicht. Seit vielen Monaten habe ich nicht einen einzigen "unreinen" Gedanken. Sex interessiert mich einfach nicht mehr. Vielleicht solltest du einmal überlegen, ob deine Aussage wirklich richtig ist.
Das solltest du überprüfen- das meine ich sehr ernst. Leg' dir eine Freundin zu. Nicht irgendeine Tussi- nein, eine wirkliche Freundin. Eine, mit der du dich wirklich gut verstehst und austauschen kannst. Eine, die nicht darauf aus ist, dich zufriedenzustellen, weder durch Sex noch durch sonstwas, sondern eine bewusste Frau, die auf Verwirklichung aus ist. Und dann schau', was passiert. Das ist der nächste Schritt- der Praxistest. Tu' ihn, opti! Wenn es in deinem Umfeld keine solche Frau gibt, dann bete um sie. Das Universum wird dich erhören und deinem Wunsch entsprechen. Dasselbe gilt auch für Tyrael *winke.
