Es gibt ja kaum Persönlichkeiten, die eine gewisse Eigenschaft stramm und geradlinig ihr ganzes Leben lang durchziehen. Die Persönlichkeiten entwickeln sich im Laufe eines Lebens weiter; und manchmal regredieren sie oder fallen in alte (überwunden geglaubte) Angewohnheiten zurück.
Deshalb ist ein Radix auch nicht in einer geraden Linie, sondern als Kreis dargestellt.
Das ist mit schon klar, und auch, dass damit die Deutung kompliziert werden kann.
Bei einer statistischen Auswertung müsste man alle temporären astrologischen Einflüsse auch noch dazu nehmen.
(Ich habe grundsätzlich kein Interesse an einer statistischen Auswertung der Astrologie. Das wäre mir viel zu mühsam und zeitaufwändig.)
Es gibt einige Möglichkeiten einer statistichen Auswertung, und bei einigen davon wäre es das geringste Problem, dass die Horoskope komplex zu erstellen sind. Zum Beipsiel, wenn es darum geht, dass man Deutungen oder Geburtsdaten zu Menschen zuordnen soll und so ermitteln, ob die richtige Zuordnung signifikant häufiger getroffen wird, als würe man zufällig ziehen.
Wenn Du kein Interesse an einer statistischen Auswertung hast, ist das natürlich vollkommen ok. Wer aber der Astrologie den Status einer Wissenschaft geben will - damit meine ich nicht Dich - der sollte sich um solche Überprüfung/auswertung bemühen, denn das ist die Arbeitsweise, die Naturwissenschaften ausmacht, ja mittlerweile beinahe definiert - und das aus sehr guten Gründen. Die Psychologie versteht sich mittlerweile selbst als Naturwissenschaft, und deswegen ist ein großer Anteil der Psychologie-Studiums mittlerweile auch damit gepflastert, statistische Auswertungsmethoden zu lernen und wieso z.B. Verblindung bei der Datenerhebung sinnvoll bis notwendig ist, um einen systematischen Bias zu vermeiden.
Menschen sind in sich widersprüchlich. Deshalb widersprechen manche astrologischen Aspekte einander. Es gibt ja auch Leute, die innerlich richtig zerrissen sind. Die haben auch besonders viele einander widersprechende Aspekte im Radix, was eigentlich auf den ersten Blick ins Auge sticht.
Ich habe viele Aspekte in meinem Horoskop, die für ein stark zurückgezogenes Leben sprechen. Und einige Aspekte, die für ein äußerst extrovertiertes Wesen sprechen, das sich gern in großen Gesellschaften aufhält.
Ich lebe Beides. Das sind Phasen, die einander abwechseln. Ob ich mich gerade in einer introvertierten oder extrovertierten Phase befinde, wird immer sehr schön in den Transiten angezeigt.
Ja, und mir wurde hier im Thread auch schon erklärt, dass Astrologen bei solchen widersprüchlichen Aspekten irgendwie gewichten oder auswählen können.
Zum Beispiel hier:
Nachsatz lieber Joey Die Deutungshoheit welche Aspekte bevorzugt werden kommt über das astrologische Würdensystem. Es ist uralt und funktioniert perfekt.
Jemand anderes schrieb hier soweit ich mich erinnere (ich finde den Post gerade nicht auf die Schnelle), dass Astrologen eh nur dann Aussagen treffen, wenn sie im Radix an mindestens drei Merkmalen erkennbar sind.
Falls sowas nicht geht, wird die Sache äußerst unspeziefisch, und man würde sich Treffer züchten, weil einer der sich widerprechenden Aspekte/Merkmale ja immer stimmt. Dann hieße es bei mir: "Klar, da erkennt man die Venus im 2. Haus.", wenn ich mal Geld für was Schönes ausgebe, und: "Klar, Aszendent Steinbock und Saturn in 7. Die sind sparsam bis geizig", wenn ich mal die Münzen mehrfach umdrehe, ehe ich sie ausgebe. (Ich bin da übrigens auch beides - hängt davon ab, wie groß das jeweils aktuelle Einkommen ist).
Ein Horoskop ist nicht statisch, wird immer wieder modifiziert, unterliegt Abwandlungen (wird durch Transite, Direktionen, Solar- und Lunarhoroskope beeinflusst). Manchmal wird der eine Aspekt betont, dann wieder der andere.
Natürlich gibt es Wesenszüge, die sich von Geburt an bei dem einen mehr zeigen als bei dem anderen. Trotzdem stechen die nicht zu jeder Zeit gleich stark hervor.
Ok, Du deutest aber an, dass sich auch das prospektiv ablesen lässt, oder? Also ein Astrologe sollte erkennen können, wann welcher Wesenszug wie stark hervor- oder zurücktritt, oder? Ansonsten wird es auch wieder sehr unspeziefisch.
Wenn jemand ein für ihn gedeutetes Horoskop liest, spielt auch der Unterschied zwischen Eigen- und Fremdwahrnehmung eine wesentliche Rolle. Man kann eine gewisse Selbstdefinition haben - erscheint anderen aber ganz anders. Da kann es sein, dass jemand denkt: "Aber das stimmt doch gar nicht! So bin ich wirklich nicht!" - während eine Bezugsperson der Ansicht ist, dass der Betreffende perfekt beschrieben ist.
Ja, darum brauch z.B. die Zuordnung zwischen Horoskop und Person nicht unbedingt vom (Test-)Klienten selbst gemacht werden, sondern kann auch von einer anderen Person oder dem Astrologen im Gespräch erfolgen.
Das läuft/liefe dann beispielsweise so ab, dass der Astrologe zu jedem teilnehmenden Test-Klienten eine Auswahl an plausiblen Geburtsdaten bekommt (muss halt zum Alter, Aussehen und Sprach-Akzent halbwegs passen) und dann im Gespräch irruieren muss, welches der gegebenen Daten das richtige ist.